Zwischen Schlacht und Schlucht

Hörstein, den 20. November 2020 – Unauffällig verbrämt sich der Alzenauer Stadtteil vor der leicht hügelige Landschaft des westlichen Spessarts. So vermutet man nicht, daß in dieser Gemarkung vor knapp 280 Jahren eine der gewaltigsten Schlachten auf europäischem Boden stattfand und hier die Eingangspforte zur längsten Schlucht im Spessart vorzufinden ist.

Gestartet wird am südlichen Ortsrand von Hörstein, um diese Tour zunächst mit einem kurzen Rundgang über den Hörsteiner Räuschberg einzuleiten, dort wo sich bereits vor mehr als 1.000 Jahren Seligenstädter Benediktinermönche mit Weinanbau beschäftigt hatten. Über den Häggraben schwenkt man zunächst ein in einen hier verlaufenden regionalen Europäischen Kulturwanderweg. Kurz hinter dem Karlsteiner Wasserwerk stößt man auf einen Gedenkstein, der an die Dettinger Schlacht erinnert, dort wo im Rahmen des Österreichischen Erbfolgekrieges 7.000 Opfer zu beklagen waren. Ein gewisser Georg Friedrich Händel verewigte zudem diese Schlacht durch sein Chorwerk Dettinger de deum.

Hinauf in die Hörsteiner Wingerte
Bildstöcke findet man häufig in dieser Region
Bei guten Sichtverhältnissen kann man von hier aus weitreichende Blicke über die Mainebene, Richtung Taunus und Odenwald genießen
Alle Schranken sind offen…….. ob industrielle
..oder natürliche
Der Rote Engänder: nach einer Sage soll hier jeweils um die Adventszeit ein Engländer, der hier einst eine Kriegskasse vergrub, mit einem Schlüssel umherirren
Ein mahnender Hinweis, der jedoch bis heute kein Gehör findet

Ein kurzes Stückchen folgt man dem Mainwanderweg, bevor man in die Rückersbacher Schlucht einsteigt. Auch wenn es sich um die längste Schlucht des Spessarts handelt, wer als Wanderer bereits die ein- oder andere Schluchterfahrung sammeln konnte – hier handelt es sich eher um ein Schlüchtchen, durchaus mit einer gewissen Romatik behaftet, einfach zu erschließen und sehr moderat im Anstieg. Gneis, Glimmerschiefer, sowie Phonolith sind hier vorzufinden. Ein kleiner Stichweg führt zum Phonolith-Geotop – sicherlich eine interessante Ecke für geologisch Interessierte – wandertechnisch nur als Sackgasse zu verbuchen.

Mainwanderweg trifft auf Europäischen Kulturweg
Auf angenehmen Wegen geht es durch den herbstlichen Mischwald
Phonolith ein 55 Mllionen Jahre altes Vulkangestein
“Imposante Felsformationen” prägen gemäß Kulturwegsflyer die Rückersbacher Schlucht. Die Aussage relativiert sich jedoch beim Gang durch das Areal

Dem Rückersbach folgend schraubt sich der Schluchtenweg moderat aufwärts. Vor den Höhenortschaft weitet sich die Landschaft und legt eine herrliche sanft hügelige Grünfläche frei. Eine idyllisch gelegener Rückzugsort im vorderen Winkel des Spessarts. Rückersbach links und Sternberg rechts liegend lassend, führt die Passage von der Hochebene abwärts in das versteckt liegende Reichenbach. Sehr angenehm gestaltet sich hier die Wegeführung. Eine ausladende Schleife führt über einen Höhenweg hinauf zum Haag, der als nördlicher Ausläufer den Weiler Rückersbach begrenzt, der erneut am anderen Ortsende erreicht ist.

Der kleine Rückersbach schlängelt sich durch die Schlucht
Rauhe Sitten im Spessart: 5. Mose 32:35…….
Gut gerüstet für einen harten Winter
Und unterwegs verhungert man im Spessart auch nicht
Reichenbach mit seiner bemerkenswerten Höhenkirche

Vom Haag führt ein gut ausgebauter Pfad zur Wegscheide “Auf den sieben Wegen”. Abwärts gehend folgt man den Pfaden hinab zu den Hörsteiner Weinbergslagen. Hier oben beeindrucken erneut die Weitsichten in die Mainebene. Die Hörsteiner Runde, eine aussichtsreiche historisch und geologisch geprägte 21 Kilometer lange Vormittagsrunde, die man zu passenden Gelegenheiten durchaus mit einem fränkischen Schoppen anreichern kann.

Gefahrenherd Wald
“Auf den sieben Wegen” – jedoch nur fünffach ausgeschildert
Oberhalb der Hörsteiner Weinlage

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