Crea(k)tivwandern 22

Frankfurt, den 1. Januar 2022 – Ungewöhnlich – aber spannend, so der diesjährige Start in das neue Wanderjahr 2022. 48 Stunden zuvor lag als Steilvorlage für diese Tour ein Zeitungsartikel über eine abendliche Lichtkunstveranstaltung im 22 Hektar großen Frankfurter Palmengarten auf dem Tisch. Der Rest – pure Fleißarbeit. Rasch war eine vorgeschaltete Wanderung durch die Mainmetropole Frankfurt zusammengestellt, der ein einziges Leitthema zugrunde lag: die Zahl 22 als Metapher für das neue Jahr und eine inspirierende Alternative um eine vertraute Umgebung unter einem neuen Blickwinkel aufzunehmen.

Neujahrtag 07:45 Uhr. Die Finanzmetropole liegt noch im Koma. Regelrecht ausgestorben sind die Straßenzüge der Stadt. Autoverkehr: Fehlanzeige, Hundegänger und Jogger: Fehlanzeige. Selbst die städtischen Reinigungsfahrzeuge sind nicht auf der Piste da mangels Feuerwerksböllerei besondere Reinigungseinsätze nicht erforderlich sind. So geht es vom Startpunkt, dem Stadtteil Bockenheim, zunächst Richtung Norden auf die Jagd nach der magischen Zahl 22, die in spirituellen Kreisen auch als Engelszahl bekannt ist und nach Einschätzung von Experten höchste Schwingungsenergien besitzt. So geht es eben mit morgendlichen Schwung auf eine Entdeckungswanderung der besonderen Art.

Frei parken ab 22.00 Uhr..
..dann wenn die Zapfhähne hochgeklappt werden
22 Millionen Euro soll die Fassadensanierung des Monumentalbaus, dem ehemaligen IG-Farbenhaus, der heutigen Universität, kosten. Sanierungsstart: 2022
22.02.2022 lassen es die Shanty-Barden aus dem hohen Norden in Frankfurt krachen
“Die Deutsche Bundesbank darf mit natürlichen und juristischen Personen im In- und Ausland Geschäfte betreiben”. So regelt es §22 des Gesetzes der Bundesbank, deren Fassade sich hier im Weiher der Miquelanlage spiegelt
Auf Kanal 22 werden im Multiplexverfahren fünf ZDF-Kanäle vom zweithöchsten Fernsehturm Deutschlands gesendet

Über die Kleingärtenanlagen die im Schatten des Europaturms liegen, geht es die A66 unterquerend in südlicher Richtung stadteinwärts. Dabei geben die markanten Hochhausboliden im neuen Europaviertel, allen voran der prägnante Messeturm, die Marschrichtung vor. So ist es grundsätzlich relativ einfach sich in Frankfurt zu orientieren.

22 U-Bahnwagen der neuesten Generation hat die Stadt Frankfurt dank steigender Fahrgastzahlen bestellt. Kostenpunkt 68 Millionen. Skurril der Eingang an der Station Bockenheimer Warte, dort wo ein U-Bahnwaggon förmlich in den Erdboden herunterrast
Vor der Senckenberganlage 22 steht die Skulptur Loveandhate. Wer das andere emotional beladene Wort lesen möchte stellt sich einfach auf die gegenüberliegende Seite
Zwei Jahre noch ist das Marriott das höchste Hotel Deutschlands. Auf 23 Etagen, beginnend in der 22. Etage erstrecken sich die aussichtsreichen Hotelzimmer
7/24/365 schwingt der Hammermann vor dem Messeturm seinen Hammer. Wer will kann jährlich im Skyrun 1.202 Stufen, die über 61 Etagen führen, 222 Höhenmeter absolvieren. Die Besten schaffen es in sechs Minuten.
Wer architektonisch interessiert ist findet in Frankfurt mehr als genug Futter. So blickt man in diesem Bildausschnitt auf exakt 22 Stockwerke des linken Hochhauses
Zweckorientierte kubistische Architektur prägt das neue Europaviertel. Wer die japanische Nudelbar besuchen möchte, der findet sie in der Europaallee 22
Hier verirren sich die Wenigsten. Quert man an der Galluswarte die Brücke der Camberger Straße so blickt man auf 2×22 Gleise die sich Richtung Hauptbahnhof auf insgesamt 25 Fernbahngleise einbündeln
Und wer nach Königstein im Taunus fahren möchte ist im Regelfall gut beraten Gleis 22 zu wählen

“Fixer konsumieren ihre Drogen auf offener Strasse, Hotels werden zu Puffs, und Restaurants brauchen private Sicherheitsdienste” schrieb Mitte letzten Jahres die NZZ. Auch wenn das Bahnhofsviertel in den letzten Jahren durch teure Eigentumswohnungen und hippe Szenenlokale partiell neu definiert wurde, rund um die Wasserstraßen (Elbstrasse, Moselstraße,Weserstra´ße) gehen die Frankfurter nicht wirklich gerne flanieren, auch wenn die Frankfurter Stadtevents versuchen durch sogenannte Schlüssellochtouren dem Ganzen einen abenteuerlichen Flair aufzusetzen. Besonders kontrastreich ist die Hauptstraße des Viertels, die Kaiserstraße. Vom Hauptbahnhof kommend startet die Kaiserstraße mit dem Kaisersack, ein Sammelbecken subversiver Gestalten und am anderen Ende wandelt sich die Straße in einen wertig sanierte Prachtboulevard. Frankfurt ist eben eine Stadt der Gegensätze – und das macht sie allemal spannend.

Seit 1974 bietet die Familie Ajmal pakistanische Gerichte in der Elbstraße 22 an. Wer das Gericht Nr. 22 bestellt, erhält für sieben Euro einen vegetarischen Samosateller
Und um die Ecke liegt ein Frankfurter Kultkiosk M22 an der Münchner Straße 22. Sympatisch der beschilderte Hinweis: “We do not have WIFI. Talk to each other!”
Steht man an der Eingangsfront des frisch sanierten Anwesens der Kaiserstraße 22 so blickt man auf die beste Stube der Stadt Frankfurt

Vom Bahnhofsviertel geht es in die Innenstadt Frankfurts, dort wo die geballte Finanzwelt ihre gebaute Omnipräsenz in beeindruckender Weise zur Schau stellt. Frankfurt hat sich sehr bewusst für eine metropolartige Hochhausentwicklung entschieden, die bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Vertiefende Urbanisierungsansätze lassen zudem eine proaktive Stadtentwicklung erkennen. Dies hat natürlich auch alles seinen Preis, wie man auch bei dieser Stadttour in Erfahrung bringen kann.

1822 gründete die Polytechnische Gesellschaft die Frankfurter Sparkasse um Geringverdienern und Handwerkern die Möglichkeit zu geben, ihre Ersparnisse sicher anzulegen
Und nebenan kann man im Eurotheum auf der 22. Etage die Sektkorken knallen lassen. An Wochenenden ist ein Mindestverzehr von 50 Euro pro Nase obligatorisch
Egal ob die Börse bullisch oder bärisch ist, seit Ende November kann man an der Frankfurter Börse Aktien und ETF,s bis 22 Uhr börsentäglich handeln
Eine der markantesten Fassaden der Stadt – die MyZeil-Galerie. Franz Marie Schweitzer, geboren im Jahr 1722, einer der reichsten Männner der Stadt ließ an dieser Stelle einst den Russischen Hof errichten. 1837 wurde der Palast an das Haus Thurn und Taxis verkauft, die hier ein Hauptpostamt errichteten. Heute kann man über die längste freitragende Rolltreppe Europas den Konsumtempel erschließen.
Wer auf den Gedanken kommt den Stellplatz A222 zu belegen, muss sich auf dynamische Parkpreise, die sich nach der Auslastung des Parkhauses MyZeil richten (Originalton der AGB,s) einstellen. Stundentarife von 5,40 Euro (welche großzügigerweise im Halbstundentakt abgerechnet werden ) sind zu Hauptgeschäftszeiten nicht unüblich. Wer gut zu Fuß ist kann seine Karre im 500 Meter entfernten Parkhaus Alte Oper zu 2,50/h günstiger abstellen
Ob Elektro-, Techno- oder Housefreaks – hinter dieser verranzten Fassade verbirgt sich nach Meinung von Szenekennern Frankfurts beste Musik- und Lichtanlage. Zu finden in der Heiligkreuzgasse 22, just neben dem Tigerpalast, ebenso eine feine Adresse jedoch für ein anderes Zielpublikum.

Raus aus der Innenstadt – und weiter in nordöstlicher Richtung, hinauf zum Hausberg der Frankfurter dem Lohrberg, dort wo sogar Wein angebaut wird, dort wo im MainÄppelhaus die Ebbelwoikultur hin- und ausreichend gepflegt wird, dort wo die Lohrbergschänke als beliebtes Ausflugsziel Ziel vieler Besucher aus der Region ist, und dort wo man allerbestens, sofern erlaubt, das Frankfurter Silvesterfeuerwerk genießen könnte. Zurück geht es im Anschluss durch den Stadtteil Seckbach, über die längste Einkaufsstraße der Stadt (nicht die Zeil) Richtung Osthafen.

2022 ist nach dem chinesischen Horoskop das Jahr des Tigers. 1985 errichteten sechszehn aus China eingeflogene Facharbeiter den Garten des Himmlischen Friedens, der zentral im Bethmannpark liegt. Die deutsche Bauindustrie ging dabei leer aus, denn 27 Container Baumaterialien wurden eigens auf dem Seeweg aus China herbeigeschafft
Es war der 22. November 1873 als aus diesem Wasserhäuschen erstmals Wasser aus der vom Vogelsberg gezogenen Fernwasserleitung sprudelte. Heute informiert ein Wasserparkour im Wasserpark über das feuchte Thema
Speisekartenlotterie: Wählt man das 22. Gericht auf der Hauptspeisekarte der Lohrberg-Schänke aus, dann bekommt man für €14.90 zarte Ochsenbrust mit Frankfurter Grüne Soße und Röstkartoffeln aufgetischt.
Mit 2,9 Kilometer ist die Berger Straße die längste Einkaufsstraße der Stadt. Schillernd und vielfältig wie der Hauseingang No. 222. Kosmopolitisches trifft hier auf Lokalkolorit. Alteingessene Ebbelwoikneipen auf Szenelokale. Kurzum es ist immer ein Abenteuer die Berger Straße zu besuchen.
Noch vor hundert Jahren, also 1922, wurden im Frankfurter Zoo sogenannte Völkerschauen aufgeführt. So belustigte ein gewisser John Hagenbeck, aus der Hamburger Zoodynastie stammend, auch in Frankfurt Zoo die Besucher mit einem jährlich wechselnden Menschenzoo aus allen Herren Ländern. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar und skandalös.
Sonnemannstraße 22, so lautet die offizielle Aufsichtsbehördenanschrift der Europäischen Zentralbank. Relativ unbekannt ist der 17 Meter hohe Bronze/Granitbaum betitelt mit dem Namen “Gravity and Growth” der vor der Großmarkthalle und dem wuchtigen EZB-Turm ein ein Gefühl von Stabilität sowie Wachstum verkörpern soll. Gefühle die mit der derzeitigen Zinspolitik dieses Hauses nicht unbedingt vermittelt werden

Von Hippdebach geht es nach Dribbdebach wie die Frankfurter zu sagen pflegen. Man wechselt das Mainufer von Norddeutschland kommend (hüben des Baches – hipp de Bach) und wechselt nach Süddeutschland dort wo sich ein Schleier des Apfelkeltergetränkes sich wie eine Dunstglocke über den Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen legt. Bunt das Viertel, immens das gastronomische Angebot. Nach einem Rundgang durch Sachsenhausen geht es zurück in die gute Stube Frankfurts, dem Römer, vorbei an historisch beladenen Stätten und weiterführend durch das Frankfurter Westend zum Palmengarten, dort wo das abendliche Event ansteht.

Steht man im Epizentrum von Sachsenhausen, in der Kleinen Rittergasse 22 just neben der Abfülltränke Oberbayern, blickt man auf den Struwwelpeter, dort wo man für 2,20 Euro einen 0,3l Ebbelwoischoppen bestellen kann
Am Römerberg findet man unter der passenden Hausnummer 20-22 den Römer-Bembel eine insbesondere von Touristen hochfrequentierte Apfelweinwirtschaft
Und nebenan am Hühnermarkt 22 , dort wo man das technische Rathaus abgerissen hatte kann man das neue Alt-Frankfurt, welches nach alten Vorlagen rekonstruiert wurde, besichtigen
Seit 1922 findet in eine der bedeutendsten Stätten der deutschen Geschichte, der Frankfurter Pauskirche, jährlich eine Verfassungsfeier statt
1822 verantwortete ein gewisser Carl Guhr als musikalischer Leiter und Hauptaktionär die Geschicke der Frankfurter Bühne. Er war bekannt für seine Geldvermehrungsstrategie. Bezahlte Claqueure sorgten dafür, dass für bestimmte Solisten lautstark gejubelt wurde. Denn bei bekannten Solisten erhöhte er regelmäßig die Ticketpreise

Nach dem ausgiebigen Stadtrundgang und Einbruch der Dunkelheit ist just in time der Frankfurter Palmengarten erreicht. Das 22 Hektar große Areal ist zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert. Regelmäßig zum Jahreswechsel wird zudem hier mittels aufwändiger Lichtobjekte, Klang- und Videoinstallationen der prachtvolle botanische Garten in ein buntes Spektakulum verwandelt.

Zwölf Kilometer Kabel wurden für die Lichtinszenierungen verlegt
Passend zum Gesamtambiente leuchtet in der Ferne der Europaturm im Magentarot
Der Haupteingang des Palmengartens
Spektakuläre mit Musik unterlegte Hologramminstallationen begeistern die Besucher
600 Scheinwerfer illuminieren den nächtlichen Palmengarten
Drehende Lichtscheiben die Bäume anstrahlen erzeugen außergewöhnliche Effekte
Insgesamt 300 Lichtobjekte wurden installiert
Und die nächtliche Skyline, wenn auch feiertagsbedingt heruntergefahren, bereichert die Szenerie
Magischer Lichtzauber
Glücksschweine am Palmenhaus
Eintauchen in eine andere Welt

Ein Jahresauftakt der besonderen Art. Außergewöhnlich, erlebnis- und erkenntnisreich. 45 prallgefüllte Wanderkilometer, belegt mit einem nicht alltäglichen Leitthema. Wandern nach Zahlen – in diesem Fall die diesjährige Jahreszahl. Die Kernbotschaft dieses Beitrages: Anreize und Anlässe die Welt zu Fuß zu entdecken gibt es mehr als genug. Abseits der markierten Wanderwege und ausgetreten Pfade ist es wohlweislich eine Bereicherung und wohltuend jenseits des Alltagstrottes neue Sichtweisen zu entdecken. Die Story hinter der Story, ein Blick hinter die Oberflächlichkeiten des Alltags. In Zeiten wie diesen kann man an der Gegenwart ersticken, oder crea(k)tiv die Welt entdecken. In diesem Sinne allen wanderinteressierten Leserinnen und Leser dieses Blogs ein spannendes, erfolg- und abwechslungsreiches Wanderjahr 2022.

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