Walking Special

In der Toskana des Sauerlands

21. September 2024 – Bella Italia im Sauerland? Die Indizien sprechen dafür, denn lagebedingt weist die Medebacher Bucht, die im Windschatten des Rothaargebirges liegt, mehr Sonnenstunden und weniger Regentage als der Rest von Nordrhein-Westfalen auf. So kann man den Marketingslogan der Medebacher Touristik-Gesellschaft durchaus nachvollziehen, der im Wanderflyer des 68 Kilometer langen Medebacher Bergweges mit dem Untertitel “Erlebe den Bergweg von seiner Sonnenseite” versehen ist. Zudem kann die sanfthügelige halboffenen Kulturlandschaft durchaus ein Toskana-Gefühl vermitteln, so die erhellende Botschaft der Touristikmanager. Für Genußwanderer und Langschläfer wird ein Wanderpaket, bestehend aus vier Wandertagen einschließlich Frühstück, Lunchpaket und Gepäcktransport offeriert. Kann man machen – jedoch für engagierte Landschaftsentdecker genügen zwei intensive Tagestouren um in die Wanderregion einzutauchen. Als Startort dieser Rundwanderung wurde der höchstgelegene Ortsteil von Medebach, das Höhendorf Küstelberg gewählt, um nach knapp vierzig Kilometern die Übernachtungsstation, das Brauhaus in Medebach anzusteuern. Vom 666 Meter hoch gelegenen Küstelberg wandert man zunächst auf den ersten acht Kilometern abwärts entlang der Heidenstraße einer bedeutenden historischen Handelsstraße, die einst Köln mit Leipzig verband und auch als Kölner, Kasseler bzw. Leipziger Straße bezeichnet wurde. Im Sauerland nannte man den hier vorbeiführenden Abschnitt Heidenstraße, benamt nach den hier anzutreffenden Hochheiden. Deifeld, Referinghausen, Titmatringhausen. Vorbei an den kommunalen Satelliten der Hansestadt Medebach schraubt sich sich der Medebacher Bergweg Stück für Stück unterhalb des Einzugsbereichs des Willinger Ettelsberg aufwärts durch das hessisch/nordrheinwestfälische Grenzgebiet. Die umliegenden Höhenzüge im Fokus habend führt die Passage zunächst zur Diemelquelle und weiterführend aufwärts zur Graf Stolberg-Hütte eine tolle und beliebte bewirtschaftete Hütte im [read more…]

Walking Special

1.000 Hügel und zwei Gebirge

22. August 2024 – Spessart – Odenwald – Kraichgau – so die räumliche Abfolge dieser Mittelgebirgspassage die längs durch Deutschland führt und Teilstück des Deutschen Mittelgebirgs-Trails (DMT) ist. Jedoch – so einfach ist es nicht wirklich, denn in der granularen Betrachtung gestaltet sich die regionale Zuordnung deutlich komplexer. Vom Hochspessart geht es in den Bayrischen Odenwald, von dort aus in die Naturparks Neckar-Odenwald und Bergstraße-Odenwald, wobei in der weiteren Detailbetrachtung zunächst der östliche Odenwald, der als Madonnenländchen bezeichnet wird, gequert wird, um im Anschluss in das sogenannte Bauland im südlichen Odenwald zu wechseln, bevor man das Land der 1.000 Hügel, den Kraichgau erreicht, der als niedrigschwellige Mittelgebirgsbrücke die Verbindung zwischen dem kleinen Odenwald und den nördlichen Ausläufern des Schwarzwaldes darstellt. Klingt komplex und ist es auch. Partenstein – Dammbach/Heppe Knackig in vielfältiger Hinsicht fällt diese Passage durch den Hochspessart aus. Mit insgesamt 58 Leistungskilometern, die kernige 1.200 Höhenmeter im Anstieg und 1.000 Höhenmeter im Abstieg beinhalten, geht es vom Bahnhof in Partenstein auf den ersten sieben Kilometern stetig aufwärts. Sichtlich wenig begangen ist der schmale Pfad, der hinauf zur Weickertshöhe führt – einzig frische Spuren größerer Wildschweinrotten, die hier im Spessart in der Nachtschicht unterwegs waren, dokumentieren eindrucksvoll dass man hier als Zweibeiner nur Gast ist. Von der Weickertshaus führt der Wanderpfad abwärts zum Forsthaus Lohrer Straße, der zwischen den Weilern Rothenbuch und Rechtenbach zu verorten ist. Von hier aus geht es strukturell abwärts, hinab zu einem geschichtsträchtigen Ort, dem Gasthaus im Hochspessart. Hier bereicherte ein gewisser Kurt Tucholsky vor [read more…]

Themenwanderung

Im Zentrum der Mittelgebirge

Rhön, 10. August 2024 – Halbzeit auf dem Deutschen Mittelgebirgstrail – ein Weg vom nördlichsten zum südlichsten Punkt der Deutschen Mittelgebirgsschwelle – vom Nordabhang des Deister bei Hannover bis zum Schwarzwald an der Schweizer Grenze. Gefühlt wechselt man hier auch von Mittel- nach Süddeutschland, was sicherlich auch von der raschen Abfolge des Bundesländerwechsels unterlegt wird. Gerade war man noch in Thüringen, dann betritt man den osthessischen Korridor, passiert bayrisches Gefilde, steht temporär wieder in Hessen und bewegt sich gen Dreiländereck, dort wo bereits das Baden-Württembergische Hoheitsgebiet liegt. Der Streckenfaden wird im hessischen Schwarzbach aufgenommen – Zielrichtung südlich aufwärts um den Hessen auf der Wasserkuppe auf das Dach zu steigen. Jedoch zunächst geht es moderat aber stetig hinauf zur Milseburg, eine außergewöhnlich markante Felskuppe, am langen Ende ein erkalteter Vulkanpfropf. Einst war hier eine Burg errichtet, heute prägen Blockhalden sowie eine markante Kreuzigungsgruppe und die Gangolfskapelle auf dem Plateau der Anhöhe die höchste Erhebung der Kuppenrhön. Von Schwarzbach nach Gersfeld Runter von der Milseburg folgt man der beschilderten Fährte zum höchsten Berg Hessens, der Wasserkuppe. Wobei der Anstieg über die Nordflanke nicht wirklich anstrengend ist, denn die Milseburg selbst streckt sich auf 835 Meter Höhe und Richtung Abtsrode ist gerade einmal ein Abstieg von einhundert Höhenmetern eingepreist, sodass der Anstieg zur 950 Meter hohen Wasserkuppe zum mittelgebirgstypischen Standardprogramm gehört. Hessens höchster Berg gilt einerseits als Wiege des Segelfluges und ist zudem wasserreich, denn nicht weniger als dreißig Gewässer, darunter die Fulda, haben hier ihren Ursprung. Von der Wasserkuppe geht es abwärts [read more…]

Themenwanderung

Auf dem DMT durch Thüringen

Eisenach, den 28. Juli 2024 – “Quer durch den Thüringer Wald”, so der Wanderauftrag im Rahmen des Deutschen Mittelgebirgs-Trails (DMT), einen Weg den es offiziell noch nicht gibt. Unterwegs auf bestehenden Pfaden, die in dieser Art und Weise noch nicht verknüpft und erstmals gebündelt wurden, unter der Überschrift “Deutscher Mittelgebirgs-Trail”. Entwickelt wurde diese spannende Idee von Frank Gerbert, seines Zeichens Geologe, Germanist, Journalist und Buchautor, der auf den bestechenden Gedanken kam eine Wanderroute quer durch Deutschland zu konzipieren, um die Deutschen Mittelgebirge unter die Wandersohle zu nehmen. In 2022 veröffentlichte Gerbert ein Buch mit dem Titel “Auf stillen Wegen vom Schwarzwald bis zum Harz – 1100 Kilometer durch eine alte Kulturlandschaft” – per se eine ideale Steilvorlage für alle Wanderbegeisterten die sich fernab der steigungslosen Ebenen für eine lebendige Streckentextur begeistern können. Absolviert wurden im vergangenen Jahr zwölf Trails mit insgesamt 400 Kilometer und 10.000 Höhenmetern, wobei am nördlichsten Punkt der Deutschen Mittelgebirgsschwelle im östlichen Weserbergland gestartet wurde. So geht es nun weiter am Endpunkt der letztjährigen Passage, am Rennsteig, der bei Eisenach einsetzt. Eisenach-Brottenrode In Eisenach gibt es wandertechnisch nur eine Perspektive: aufwärts. Aufwärts zur guten Stube der Stadt, die Wartburg, und weiterführend hinauf zur vielleicht markantesten Erhebung von Thüringen, dem Großen Inselberg, der seinen vulkanischen Ursprung nicht verleugnen kann. Vom Bahnhof in Eisenach steht man bereits nach drei Kilometern vor den Pforten der Wartburg. Knapp 500.000 Gäste besuchen alljährlich die Wirkungsstätte des bekanntesten christlichen Kirchenreformators. Wenn man sich allerdings um 06.30 Uhr vom Bahnhof aus auf dem Weg macht, [read more…] [read more…]

Walking Special

Die HORIZONTALE

Jena, den 11. April 2024 – Keine Frage, es ist ein Trail der Superlative und zwar in mehrfacher Hinsicht. Überwiegend naturnahe Wanderwege, aussichtsreiche Landmarken, außergewöhnliche Abschnitte entlang von Muschelkalk-Steilabhängen, bestechende Panoramen die sich um die Metropolregion Jena zentrieren, eine Heidefläche die einst Schauplatz einer der bedeutendsten historischen Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte war, sowie Burgruinen und Schlösser die über dem mittleren Saaletal thronen, versprechen ein Wandervergnügen der besonderen Art. Kein Wunder dass dieser Wanderweg vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifiziert ist; kein Wunder dass 2023 die Leserschaft des Wandermagazins diese Strecke als “Deutschlands schönsten Wanderweg 2023” gewählt haben, und kein Wunder dass einmal jährlich konditionsstarke Superwalker zur 24-Stunden-Wanderung “Rund um Jena” antreten. Wer wie ich, die Region Saale-Unstrut noch nicht kennt, und Jena nur als hässliches Plattenbaukonglomerat an der A4 verortet, ist bestens beraten sich aufzumachen, um einzutauchen in eine spannende Region in dessen Zentrum eine lebendige Stadt steht, die ein besonderes Flair ausstrahlt, was man in der oberflächlichen Betrachtung zunächst nicht wirklich vermutet. Die “Horizontale” heißt Horizontale, weil sie weniger auf Bergsteigen angelegt, sondern eher auf Laufen zentriert ist, und daher in Gänze eher horizontal als vertikal konzipiert wurde. Es ist einem gewissen Lothar Seifert aus Jena zu verdanken, der herausfand, dass, wenn man im Paradies, dem geografischen Mittelpunkt Jenas, zum nächstgelegen Berg wandert und einmal den äußeren Waldwegen folgt, neunzig Kilometer zurücklegen kann. Trail I von Jena-Lobeda nach Jena Zwätzen Gestartet wird am offiziellen Einstiegspunkt der ersten Etappe, in der Platanenstraße Lobeda West, die man bequem mit [read more…]

Qualitätswanderwege

Spessartweg 1

Aschaffenburg, den 20. März 2024 – Er ist ein Klassiker im Spessart. Als Qualitätswanderweg zertifiziert, in einer Region, die im Gesamten unter dem Signet “Räuberland” als “Qualitätswanderregion Wanderbares Deutschland” eingestuft wurde, in Gänze im Norden des bayerischen Spessarts eingebettet ist, und zudem mit seinen bis zu vierhundert Jahre alten Eichen und hundertachtzigjährigen Buchen zu den ältesten Wäldern Mitteleuropas zählt. Los geht es in Aschaffenburg, der größten Stadt in der Region Bayrischer Untermain. Offiziell startet der Spessartweg 1 in der Fasanerie der Stadt. Jedoch Mitte März lohnt es den Startpunkt in das Zentrum von Aschaffenburg vorzuverlagern, dort wo sich im Park Schöntal der größte Magnolienhain Bayerns befindet. Der Zeitpunkt ist ideal, die Magnolienbäume stehen in voller Blütenpracht. Vom Hofgarten geht es hinüber zur Großmutterwiese und weiterführend in die Fasanerie, dort wo offiziell der Spessartweg 1 einsetzt. Bereits hier zeigt sich – Aschaffenburg ist eine grüne Stadt. So kann man, wenn man möchte, die Mainmetropole auch im Rahmen einer ausgedehnten Parkwanderung entdecken – ein Thema worüber zu gegebener Zeit zu berichten sein wird. Der Spessartweg zieht eine Schleife durch die Fasanerie und führt hinauf zum Hausberg der Aschaffenburger, hinauf zum Godelsberg. Einst wurden hier die Hangflächen für Obst- und Weinbau genutzt, bevor der Hügel Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeforstet wurde. Von der “Teufelskanzel” aus kann meine seine Blicke nochmals über Aschaffenburg schweifen lassen, bevor es über schöne Wege ostwärts gen Haibach geht. Der Qualitätswanderweg firmiert zudem mit dem Untertitel “Von Fürsten, Fuhrleuten und Pilgern”. Zahlreiche Relikte entlang des Weges dokumentieren dabei den Bezug zu Adelssitzen, [read more…]

bis 35 km

In Teufels Küche

Ilbeshausen, den 28. Februar 2024 – Ob Teufelstisch, ob Teufelsspitze, Teufelsstein, Teufelskanzel oder Teufelsmühle – der Vogelsberg ist ein sagenreicher aber auch sagenhafter Naturraum, der schon von je her die menschliche Phantasie beflügelte. Und selbst der Name Vogelsberg hatte einen teuflischen Ursprung, so zumindest nach Überlieferung einer Sage. Wobei der Vogelsberg kein Berg, sondern aus geologischer Warte das größte vulkanische Gebirge Europas mit mehr als fünfzig Berge oberhalb der 500-Metermarke, ist. Kurzum ein Basaltriese mit heißer Vergangenheit, denn vor fünfzehn Millionen Jahren brodelte es hier noch mächtig. Heute kann man auf der erkalteten Vulkanplatte ohne Gefahr tanzen, beziehungsweise, wenn man sich einige Tage Zeit nimmt, die Region auf dem 120 Kilometer langen Vulkanring entdecken. Diese Exkursion, die als Tagestour zu teuflischen Ecken und den höchsten Gipfeln des Vogelsbergmassivs führt, startet in Ilbeshausen-Hochwaldhausen, einem perfekten Ausgangsort für Touren im Epizentrum des Vulkanmassivs. Ideal auch die Jahreszeit. Im noch laublosen Wald eröffnen sich immer wieder spannende Blickachsen im Oberwald. Schon zum Tourenstart wird mächtig aufgetischt. So geht es vorbei an den Uhuklippen, einem Alkalibasaltblock, der sich an der einstigen Erosionskante des Vulkans befindet. Zudem plätschert es an allen Ecken und Enden. Kein Wunder, denn mehr als hundert Quellen entspringen im Hohen Vogelsberg und vereinen sich zu wilden Bächen die talabwärts strömen. Der bekannteste Fluss ist dabei die Nidda und das beeindruckendste Gewässer ist der Schwarze Fluss den man auf dem Weg zu den höchsten Gipfeln der Gebirges begleitet. Am langen Ende waren es die zahlreichen Schmelzstätten, Schmieden und Köhlereien die dem Gewässer [read more…]

Walking Special

360° Walberla

Forchheim, den 22. Oktober 2023 – Außergewöhnlich die Form, mystisch der Name, magisch der Berg. Das Walberla – einer von drei heiligen Bergen der Franken. Wobei der landläufige und eingebürgerte Name nicht wirklich korrekt ist, den das Bergmassiv, unter Geologen als sogenannter Zeugenberg verortet, heißt offiziell Ehrenbürg, bestehend aus einer Doppelkuppe, dem 532 Meter hohen Rodenstein am südlichen Ende des Tafelberges und dem 513 Meter hohen Walberla gegenüber. Schon zu Keltenzeiten befand sich hier oben eine bedeutende Siedlung und heute gilt das Walberla als Tor zur Fränkischen Schweiz. Urkundlich belegt ist es, das bereits im 14. Jahrhundert das urigste fränkische Bergfest, das Walberlafest auf dem Bergplateau gefeiert wird – ursprünglich als Wallfahrt und Prozession zur Walburgiskapelle deklariert. Spätestens 1804, so nach den Aufzeichnungen einer Erlanger Studentenvereinigung, wich die wahre Andacht dem Drang nach der Deckung niederer menschlicher Bedürfnisse, denn für Studenten gehörte es zum Pflichtprogramm auf das Walberla zu pilgern, um dort ausgiebig und aussichtsreich zu zechen. Heute ist das Walberla ein beliebtes Wanderziel in der Fränkischen Schweiz, und im Rahmen einer dreitägigen einhundert Kilometer langen Passage, einschließlich einer marathontauglichen Strecke hat sich die Gelegenheit geboten, den außergewöhnlichen Berg zu erkunden, 360-Grad-Aussichten auf dem Tafelberg zu genießen und im Rahmen einer 360-Grad-Wanderung rund um den Gebirgszug einzutauchen in die vielfältigen Facetten dieser bemerkenswerten Region . Los geht es in Ebermannstadt, nördlich vom Walberla gelegen und ein ideale Ausgangsort um die Bergformation Ehrenbürg von ihrer vielleicht spannendsten Seite zu erkunden. Schon von je her war die Region wasserreich und zahlreiche Mühlen [read more…]

International

Vom Niksen zum Wandelen…

Texel im September 2023 – …Nein – es ist keine Gebirgstour und auch keine geografische Standortbestimmung, sondern Ausdruck einer Entschleunigung der besonderen Art. Was die Dänen als hygge bezeichnen hat sich in den Niederlanden seit einigen Jahren als niksen etabliert. Ein entspannter Lebensstil – kurzum “Nichtstun”. In Kombination mit genussvollen Wandertouren kann man entschleunigtes Wandern nach niederländischem Strickmuster auf der größten westfriesischen Insel vortrefflich vor Ort praktizieren. Die Voraussetzungen hierzu sind optimal. 140 Kilometer Wanderwege durch Dünenlandschaften, Heidegebiete, vogelreiche Biotope, Sumpfareale, UNESCO-Welterbe Wattenmeerabschnitte, Naturschutzgebiete, Mischwaldzonen und nicht zu vergessen – einen dreißig Kilometer langen Strandabschnitt – willkommen auf der niederländischen Wanderinsel. Seit zehn Jahren hat man in den Niederlanden ein Waddenwandelen-Netz aufgebaut, welches in Gänze aus einem Netz von Wanderwegen auf den niederländischen Watteninseln einschließlich der deutschen Insel Borkum besteht. Wattwanderungen sind damit nicht verbunden, sondern Touren auf festem Untergrund ohne besondere Überschwemmungsgefahren. Auf Texel selbst gibt es insgesamt sieben Watten-Wandelen-Pfade die sich jedoch teilweise überschneiden. Die hier vorgestellte Exkursion umfasst auf Basis der vorhandenen Infrastruktur eine komplette Inselumrundung über insgesamt 125 tiefenentspannte und faszinierende Kilometer nach der niederländischen Philosophie: niksen en wandelen. Los geht es in t,Horntje an der Fährstation Veerhaven, dort wo Festlandbewohner für schlappe 2,50 Euro (inclusive Rückfahrt) das Eilland in 20 Minuten im Stundentakt erreichen können. Von der Fährstation taucht man direkt ein in die ersten Naturschutzgebiete. Ob De Hors mit seiner Seenlandschaft, die langgestreckte Dünenlandschaft De Geul oder der Nationalpark Duinen Texel, der das Waldgebiet De Dennen umfasst, auf dem Weg gen De Koog ist [read more…]

Walking Special

GrenzWERTIGE Grenzgänge am DMT

Bad Sachsa, den 20. August 2023 – Grenzerfahrungen en masse kann man im Mittelgebirgsareal des Thüringer Beckens, dem Bindeglied zwischen Harz und dem Thüringer Wald sammeln. Unweit der Grenze zu Sachsen-Anhalt startet man in Bad Sachsa, am südlichsten Zipfel Niedersachsens, um in das Bundesland Thüringen einzuschwenken. Kurzabstecher nach Nordhessen, ein Gang über den Kolonnenweg, vorbei an Agentenschleusen, und Grenzgänge auf historischen Pfaden, dort wo sich die einstige Nahtstelle zwischen dem Königreich Preußen und dem Kurfürstentum Hessen befand. So fällt es ab und an schwer den Überblick zu behalten, auf welchem Hoheitsgebiet man sich aktuell befindet, in diesem Teilabschnitt des insgesamt 1.100 Kilometer langen Deutschen Mittelgebirgs-Trails (DMT) unterwegs ist, einem offiziell (noch) nicht existenten Wanderweg, der ausschließlich über deutsche Mittelgebirge führt. Gestartet wird am Bahnhof Bad Sachsa, dem Endpunkt des vorausgegangen Trails durch den Harz. Der Bahnhof liegt j.w.d., und wer glaubt die ÖVM-Anfahrt mit einer komfortablen Stadtbesichtigung von Bad Sachsa zu verbinden, der irrt. Vom Bahnhof geht es, einen Karstwanderweg folgend, vorbei an der Felswand des Sachsensteins, ein gipssteintragendes Relikt aus der Eiszeit. Bereits nach sieben Kilometern ist die Landesgrenze von Thüringen erreicht und man wandert entlang des Kolonnenweges, dort wo einst DDR-Grenzsoldaten Schicht schieben mussten. Bad Sachsa – Holungen Dünnbesiedelt und geschichtsbelastet strukturschwach nimmt man zunächst die Region wahr, jedoch zumindest augenscheinlich noch intakt die Areale im Mackenröder Wald und für Erholungssuchende ein idealer Rückzugsort. Einmal mehr bestätigt sich der Untertitel des Wegeentwicklers Frank Gerbert, der davon spricht auf stillen Wegen durch eine alte Kulturlandschaft unterwegs sein zu können. [read more…]

Walking Special

Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine…

Harz, 06. Juli 2023 – Angeblich soll der Schriftsteller Heinrich Heine, der just vor 199 Jahren im Brockenhaus übernachtete, einst diese Worte in das Brockenbuch geschrieben haben. Hatte er aber nicht. Von wem auch immer diese Bemerkung stammte, man kann diese Aussage jedoch durchaus dem höchsten Berg Norddeutschlands anheften. So stellte der Deutsche Wanderdienst einmal fest, dass lediglich an 50 bis 60 Tagen im Jahr auf dem Brocken freie Sicht herrscht. Der zweite Abschnitt der Nord-Süd-Pionierwanderung auf dem von Frank Gerbert entwickelten “Deutscher Mittelgebirgs-Trail” führt quer durch den Harz. Gestartet wird in Seesen, der nächsten Bahnstation des letzten Endpunktes Bad Gandersheim der vorhergehenden Tour durch das Leinebergerland. Wie bereits der Streckenentwickler feststellte, kann man sich die agrarisch geprägte Passage zwischen den beiden Orten schenken um Zeit und Kilometer eher in eine Streckenalternative zu investieren. Seesen – Goslar Seesen, ein Ort, der in mehrfacher Hinsicht über seine Grenzen hinaus bekannt ist. Hier wurde 1886 der umtriebige Harzklub gegründet, der sich schon damals der Erschließung von Wanderwegen, dem Schutz der Natur und der Förderung des Fremdenverkehrs widmete. Weiterhin trug ein Harzer Tischlermeister, ein gewisser Heinrich Steinweg, der sich in Seesen 1825 ansiedelte, sich auf den Bau von Klavieren spezialisierte und 25 Jahre später nach New York auswanderte, die Harzer Instrumentenbauertradition unter dem Namen “Steinway” in die Welt hinaus. Heute legt man für den teuersten Flügel der Edelfirma 190.000 Euro hin. So folge ich zunächst dem Steinway-Trail der dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet ist, und von seinem Geburtsort Wolfshagen nach Seesen führt. [read more…]

Walking Special

Premiere: Der Deutsche Mittelgebirgs-Trail

Bad Nenndorf, den 15. Juni 2023 – Selten hat man Gelegenheit eine spannende Scout-und Explorertour über längere Distanzen anzugehen. Keine Frage, das Wanderthema ist verlockend, und die Koordinaten beeindrucken. 1.116 Kilometer unterlegt mit insgesamt 26.500 Höhenmetern – mehr oder minder zusammenhängend über wesentliche Anhöhen der deutschen Mittelgebirgslandschaft. Ein Weg, den es noch nicht gibt, jedoch irgendwann geben könnte. Unterwegs auf bestehenden Pfaden, die in dieser Art und Weise noch nicht verknüpft und erstmals gebündelt wurden, unter der Überschrift “Deutscher Mittelgebirgs-Trail”. Entwickelt wurde diese spannende Idee von Frank Gerbert, seines Zeichens Geologe, Germanist, Journalist und Buchautor, der auf den bestechenden Gedanken kam eine Wanderroute quer durch Deutschland zu konzipieren, um die Deutschen Mittelgebirge unter die Wandersohle zu nehmen. In 2022 veröffentlichte Gerbert ein Buch mit dem Titel “Auf stillen Wegen vom Schwarzwald bis zum Harz – 1100 Kilometer durch eine alte Kulturlandschaft” – per se eine ideale Steilvorlage für alle Wanderbegeisterten die sich fernab der steigungslosen Ebenen für eine lebendige Streckentextur begeistern können. Grund genug den Faden aufzunehmen um im Rahmen eines neuen Wanderprojektes die konzipierte Route durch deutsche Mittelgebirgslandschaften unter die Wandersohle zu nehmen. Zwei Dinge zur Einstimmung: 1. In Deutschland gibt es insgesamt vierzig Mittelgebirge (wobei die Frage “Was ist eigentlich ein Mittelgebirge?”) noch zu beantworten ist. Frank Gerbert hatte für sich bestimmte Auflagen entwickelt. Es sollte der maximal südlichste Mittelgebirgspunkt mit dem maximal nördlichsten Mittelgebirgspunkt verbunden werden, wobei der Geologe grundsätzlich die deutschen Mittelgebirge als ein großes Gebirge betrachtet. So entwickelte der “Landkartentüftler” eine Route von Waldshut an [read more…]