Mullerthal Trail

Echternach (L), im September 2021 – Reizüberflutung – so die zusammenfassende Erkenntnis nach drei Wandertagen auf dem 112 Kilometer langen Mullerthal-Trail in der Kleinen Luxemburger Schweiz. Nicht umsonst ist der Mullerthal-Trail, der aus drei verschiedenen Rundtouren besteht, in der Champions League der Wanderszene vertreten.

Ausgezeichnet mit dem Europäischen Wandersiegel “Leading Quality Trails Best of Europa” ist der Mullerthal-Trail eine hochgradige Empfehlung für ambitionierte Langstreckenwanderer und sollte demnach auf keiner Bucket-Liste fehlen. Es gibt gute Gründe sich an die offizielle Reihenfolge der drei Mullerthal-Routen zu halten. Während die erste Route über 38 Kilometer eine leichte Exkursion durch die regionaltypischen Landschaftselemente ermöglicht, steigt man am zweiten Tag in einen spektakulären aber auch anspruchsvollen Felstrail ein. Zum gepflegten Auslauf rundet am dritten Tag eine Passage durch reizvolle Bachtäler vorbei an Burgen das ganze Wanderspektakel ab.

Mullerthal Trail Route 1

Wir starten mit der ersten Tour im luxemburgischen Grenzort Echternach, direkt am Ufer der Sauer, dessen Flussverlauf man zunächst in östlicher Richtung folgt, um nach zweieinhalb Kilometer in die Felsenwelt der Kleinen Luxemburger Schweiz einzutauchen. Noch heute kann man im Naturpark Mellerdall die Spuren der geologischen Zeitgeschichte entdecken. Dort wo vor 250 Millionen Jahren ein Meer die Region bedeckte kann man heute Gesteinsformationen die aus Sandstein, Mergel, Dolomit und Kalkstein bestehen, zu Fuß entdecken.

Der Mullerthal-Trail ist im Gesamten vorbildlich ausgeschildert
Mischwälder, in denen die Buche dominiert, prägen die Wegstrecke
Ob links….
..oder rechts – zu schauen gibt es hier immer etwas
Nein, sie kippt (noch) nicht – die Dolomitfelswand Alkummer
Mit 1,93 Meter ist man ab und an schon gehandicapt
Ein verheißungsvoller Einstieg in den Natur- und Geopark Mellerdall

Den Ortsrand Rosport touchierend wandern wir wir hinauf zur Mechelskierch, ein idealer, weil aussichtsreicher Punkt, für eine erste Frühstückrast. By the way: die Einkehrmöglichkeiten entlang dieser Strecke sind bescheiden, so ist man gut beraten sich auf Rucksackverpflegung einzustellen. Just neben der Kirche grenzt eine kleine Schlossparkanlage nebst dem Museumsschloß Tudor an. Auf schönen Waldpfaden folgt der Mullerthal Trail 1 auf den oberen Höhen der Sauer, die sich an den kleinen Ortschaften im deutsch/luxemburgischen Grenzgebiet vorbeischlängelt. Oberhalb von Mörsdorf schleift der Qualitätswanderweg zurück in nordwestlicher Richtung um nach 23 Kilometern seit Start in Echternach auf einem aussichtsreichen Hochplateau den Weiler Mompach zu erreichen.

Eine gediegenes Ruhebänkchen im Schloßpark Tudor
Schwebende Engel zieren den Altar..
..der Mechelskierch oberhalb von Rosport
Immer wieder führt der Weg durch ausgetrocknete Flußbetten
Weitreichende Panoramablicke über die dünnbesiedelte Agrarlandschaft
Mompach: Zwar gibt es hier keine Gastronomie, jedoch wird Trinkwasser mit Hochdruckspender kostenfrei zur Verfügung gestellt

Wald- und Wiesenlandschaften wechseln sich im bekannten Muster auf dem Gang nach Herborn ab und ermöglichen weitreichende Blicke vom Sauertal bis hin zur Mosel, bevor es über einen zehn Kilometer langen Waldpfad zurück zum Ausgangspunkt Echternach geht.

Eine imposante Kirche prägt das Dorfbild von Herborn
Hier kann man auch am Mullerthal-Trail-Cup teilnehmen. IVV-Wanderer erhalten von den Wanderfreunden in Diekirch gegen Nachweis und Startgebühr einen „Mullerthal
Trail-Super-Cup-Aufnäher“ sowie eine Holzmedaille.
Blick auf Echternach
Durch schöne Waldabschnitte..
..und einem steil abwärts führenden Hohlweg…
..geht es abwärts zum Echternacher Schlo´ßpark, dort wo man nebenan am Parkplatz Rue de Benedictins kostenfrei parken kann.

So bleibt die erste Route des Mullerthal Trails als geeignete Einstimmungsrunde mit einer felsigen Ouvertüre und einem naturbelassenen Hauptteil in angenehmer Erinnerung.

Mullerthal Trail Route 2

Durchaus kann man die zweite Rundtour der Mullerthal-Trails als “Königsetappe” bezeichnen. Wer sich darauf einlässt die knapp vierzig Kilometer Tour in eine Tagestour zu packen wird mit einem außergewöhnlichen und aussichtsreichen aber auch erkenntnisreichen Wandererlebnis belohnt. Wir starten erneut in Echternach um diesmal in westlicher Richtung durch die Herzkammer der Kleinen Luxemburger Schweiz zu ziehen. Nebelbedingt fällt am frühen Morgen die Aussicht vom Montee de Trooskneppchen auf Echternach aus, jedoch wenige hundert Meter, dort wo die Wolfsschlucht beginnt, setzt ein atemberaubendes Wanderspektakel ein. Markant ausgeformte Felsspalten die in aufwändiger Arbeit begeh- und erlebbar gemacht wurden, lassen das Wanderherz höher schlagen. Langsam verdampfen im Sonnenlicht die Nebelvorhänge und eine Felsformation wechselt die nächste ab. Ob das Labyrinth, der Perekop oder die Huelle, auf Schritt und Schritt eröffnen sich neue außergewöhnliche Perspektiven auf die fulminanten Steinmonumente. Tendenziell ist man gut beraten die Kamera eher stecken zu lassen, da man sonst geneigt wäre die Landschaft nur noch über den Sucher wahrzunehmen. So faszinieren bereits die ersten sieben Kilometer bis nach Berdorf in einer besonderen Art und Weise.

Passage difficile? Nicht wirklich – eher “Passage impressionnant”
Noch herrscht Ruhe am Marktplatz von Echternach
Abteilung Irritation: Berdorf und Scheidgen trennen 27 Kilometer, jedoch entscheidet sich nach einem Kilometer ob man im oder gegen den Uhrzeigersinn wandern möchte
An diesem Morgen fällt die Aussicht am Montee de Trooskneppchen nebelbedingt aus
Allerfeinste Wanderwege führen in die Luxemburger Felsenlandschaft
Die “Wollefsschlucht”, dort wo sich einst Wölfe im felsigen Umfeld heimisch fühlten
Über Steintreppen und Felsbrücken kann man auch die oberen Etagen erschließen
Während Echternach noch eingenebelt ist, entfaltet sich oben ein prachtvoller frühherbstlicher Tag
Wandertechnisch paradiesische Zustände
Ein bewährtes Trio: Fels, Moos und abgestorbene Baumboliden charakterisieren das Landschaftsbild
Felstürme reihen sich an Felstürme
Der klimatisch bedingte Schleifstein der Zeit nagt am Gestein
Ein steinerner Irrgarten – das Labyrinth
Immer wieder entdeckt man faszinierende Blickachsen
Und hier in der Huel Lee kann man wunderbar die Abbruchspuren der hier herausgemeißelten Mühlensteine erkennen

Noch ist es zu früh für eine Rast in Berdorf – so geht es hinter dem Ort nahtlos weiter um auf der Wanderung nach Müllerthal in den nächsten wunderbar wanderbaren Abschnitt einer beeindruckenden Felsenwelt einzutauchen. Deutlich wird auch, dass man sich hier selbst auf professionelle Navigationsgeräte nicht mehr verlassen kann. Kilometer- und Höhenangaben driften deutlich auseinander und führen bei uns zunächst zu Irritationen. Jedoch in der Nachbearbeitung klären sich diese Ungereimtheiten auf. Während die Standortlokalisierung und das Tracking einwandfrei arbeitet, verwässern die Distanz- und Höhenangaben. Schluchten, Höhlen, steile Felswände allsamt Faktoren woran selbst High-tec scheitert. GPS-Experten sprechen hier vom sogenannten “Multipath Effekt”. So gilt einmal mehr sich auf die Schönheit der Landschaft und nicht auf die Exaktheit des technischen Equipments zu konzentrieren. “Binzeltschlefff, Priedegstull und Werschrummschleff” so die Bezeichnungen der Felsformationen in der Luxemburger Sprache, die linguistisch als eine moselfränkische Sprachvariante verortet wird, und durchaus als angenehm wohlklingend wahrgenommen wird. Nach fünfzehn Kilometer ist Mullerthal erreicht. Hier bietet es sich an eine Rast einzulegen und vor allem das Infozentrum in den “Heringer Millen” aufzusuchen.

Nicht nur die Felswelt sondern auch die Baumskulpturen begeistern
Gut investiert hat man auch in die Wanderwegsinfrastruktur
Regelrecht festgekrallt am Stein
Und wer auf Höhlenexpedition steht kann beispielsweise l,Enfer mit einer Tiefe von 55 Meter besichtigen
Markante Felsformationen sind mit eigenen Namen belegt
Durch diese hohle Gasse…..
Markante Felsformationen auf Schritt und Tritt
In Mullerthal schneiden sich Route 2 und die Route 3
Wer vertiefende Infos für weiterführende Exkursionen benötigt wird im Infocenter in der Heringer Millen bestens beraten
Und Robi Baden, Tourismus- und Eventmanager, berichtet dass der Geopark Mellerdall ein Aufnahmekandidat für die UNESCO Global Geopark-Liste ist.
Hier haben vor acht Wochen die Hochwasserfluten ihre Spuren hinterlassen, aber in toto ist der Weg bestens gangbar
Das Wahrzeichen der Region Mullerthal am Schiessentümpel, welches auf der nächsten Rundtour von der Schokoladenseite aus betrachtet wird

War man auf der Strecke zwischen Echternach und Müllerthal bereits mit einem phantastischen Felsweg beglückt, ist es schwer sich vorzustellen, dass es noch eine Steigerung gibt. Wenn man jedoch die nachfolgende Strecke zwischen Müllerthal und Hersberg unter die Schuhsohle nimmt, so lässt sich einmal mehr feststellen – ein Sahnehäubchen oben drauf geht immer wieder. Ob Eulenburg, Goldkaul, der schmale Rittergang, der Deiwepetz oder der schmale und stockdunkle Kuelscheier – hier tut sich wahrlich eine abenteuerliche Felslandschaft auf.

Wer unter Klaustrophobie leidet sollte diese Passage eher meiden
Hart Kante unter dem Felsen
Mit einem zu breiten Rucksack funktioniert der Durchgang durch den Rittergang nicht wirklich
Und wer hier durch möchte…..
ist bestens beraten mit einer Taschen- oder Stirnlampe zu arbeiten

Kurz vor Hersberg könnte man, wenn man wollte, einen zusätzlichen Zipfel anhängen. So führt die Route 2 des Mullerthal-Trails zum Bildchen, einer eintausendjährigen Eiche mit eingelassener Marienstatue. Wir schenken uns, da wir heute vom Thema Fels und Stein mehr als geplättet sind, jedoch diesen Zusatzweg und wählen den direkten Pfad nach Scheidgen. Auch hier begleiten uns wieder zahlreiche Felsformationen, die sich mit Wald- und Wiesenlandschaften abwechseln. Der Finalgang zurück führt über einen felstechnisch langsam ausschleichenden Mischwald, um nach 39 felsenreichen und fantastischen Kilometern Echternach wieder zu erreichen.

Dieser Felsbolide ist stabil eingekeilt
Fernab der Mullertrailrouten kann man hier auch eine Vielzahl alternativer Pfade erwandern
Steile Flanken sind gut mit Holz- bzw. Felstreppen erschlossen
Mit der Inschrift “Mir wölle bleiwe wat mir sin” brachten drei Scheidger Einwohner ihre regionale Verbundenheit trotz militärischer Zwangsrekrutierung zum Ausdruck

Mullerthal Trail Route 3

Zugegeben, am dritten Tag auf dem dritten Mullerthal-Trail sind wir nach wie vor nachhaltig beeindruckt von dem Wanderspektakel des Vortages. So gestaltet sich im Nachgang betrachtet die dritte Runde als ein angenehmer 35 Kilometer langer Entschleunigungsgang, geprägt von einem zauberhaften Bachtal, zwei romantischen Burgen, punktuellen Felsformationen und weitreichenden Panoramablicken in die Luxemburger Lande. Wir starten diesmal am Touristcenter Heringer Millen, um von dort aus gegen den Uhrzeigersinn die Fährte Richtung Beaufort aufzunehmen. Riesige Weideflächen auf denen sich Angus Rinder weitläufig verteilen, werden auf den ersten drei Kilometern durchquert, bevor es in das vielleicht schönste Bachtal des gesamten Mullerthal-Trails geht, dem Hallerbachtal. Holzstege und Holzbrücken und moosbedecktes Gestein, welches links und rechts von den felsigen Steilhängen irgendwann abfiel, prägen eindrucksvoll das enge Tal. Auch hier kann noch die Spuren des Starkregens vor acht Wochen nachvollziehen, partiell sind einige flussnahe Pfade eine Etage höher verlegt worden. Entlang des Haupeschbachs erreichen wir nach acht Kilometern Schloß Beaufort, eine mittelalterliche Burgruine aus dem 12. Jahrhundert.

Eine achtsame Baumkürzung zeugt von einer qualitativ hochwertigen Wegepflege
Ungewohnt – nach drei Kilometer noch kein Fels in Sicht
Auch die Umleitungen sind bestens ausgeschildert
Durch das Hallerbachtal
Und wenn sich die Morgensonne herausschält, dann ist alles perfekt
Ein 1962 eingebrachtes Felskunstwerk mit dem Titel “L’indigène”
Burgruine Beaufort

“112 Kilometer Trail -100 Prozent Natur”, so die Beschreibung des Infoflyers zum Mullerthal. Wir halten uns an die Kernaussage der Veröffentlichung und verzichten auf eine Ruinenbesichtigung und einen Gang durch Beaufort und halten uns weiterhin an der Originalroute des dritten Mullerthal-Trails. So geht es von Burg zu Burg. Von Burg Beaufort zur Burg Larochette. Nach einem waldreichen Abschnitt erreichen wir den höchsten Punkt dieser Tageswanderung. Weitreichende 360-Grad-Panoramen – man könnte fast meinen ganz Luxemburg überblicken zu können- bieten eine abwechslungsreiche Variante zu den Eindrücken der beiden vorausgegangenen Wandertage. Oberhalb der Weißen Enz wandern wir nach Larochette, wo sich zur Streckenhalbzeit durchaus eine Einkehr empfiehlt.

Feuchtgebiete werden mittels Stege überquert
…ansonsten ermöglichen naturbelassene Pfade ein unbeschwertes wandern
Larochette an der Weißen Enz
Hinter Larochette wird es wieder felsig
und auch von der Gegenflanke aus dominiert die Burg als Wahrzeichen das Erscheinungsbild von Larochette

Da aktuell Umleitungen im Umfeld von Blumenthal eingetragen sind und dort auch hinsichtlich der Landschaftstextur keine vertiefende Einsichten zu erwarten sind, wählen wir eine lokale Alternativroute, die über Heffingen nach Supp führt, um von dort wiederum entlang der Schwarzen Enz, vorbei an der Kalktuffquelle und dem Schiessentümpel Müllerthal zu erreichen.

Der Asphaltanteil ist in Gänze sehr moderat
Hier wurde der älteste Luxemburger (6.200 vor Christus) gefunden
Durch einen Adhoc-Bypass wurde hier ein hochwasserbedingter Schaden kurzfristig überbrückt
Vorbei an einer Kalktuffquelle
Aufwändige Holztreppeninstallationen an der Feldwand
Und rund um den Schiessentümpel legen Autofahrer gerne einen Stop ein…..
..um das Wahrzeichen der Region festzuhalten
Das Mullerthal ist schon etwas besonderes – hier wird Weizenbier noch in konventionellen Bierkrügen ausgeschenkt.

Das Mullerthal. Drei Trails – drei Wandertage – eine Erkenntnis: atemberaubend und faszinierend. Hält man sich an die vorgeschlagene Reihenfolge so kann man das Mullerthal in Gänze und ausgewogen erkunden. Zunächst mit einer von verschiedenen Landschaftselementen geprägten Route 1, anschließend einem spektakulären Felsabenteuer entlang der Route 2 und einer entspannenden Genußtour auf der dritten Passage. Jedoch sollte man nicht glauben, dass damit das Potential erschöpft ist So gibt es darüber hinaus vier Mullerthal Extratouren, fünf nationale Wanderwege die durch das Areal führen, 22 Rundwanderwege, eine Vielzahl lokaler Wanderrouten sowie vier grenzüberschreitende Felsenwege über insgesamt einhundert Kilometer. Beste Vormerkposten für vertiefende Erkundungen im Wanderland Luxemburg.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*