Falkenstein, den 03. Mai 2021 – Einmal mehr steht der Taunus auf der Wanderagenda. Wir starten am Fuße des Taunushauptkamms, dort wo sich die größten Anhöhen des Rheinischen Schiefergebirges gen Himmel strecken. Startpunkt ist Falkenstein im Hochtaunuskreis, welches von Königstein und Kronberg eingemantelt ist, dort wo auch die höchste Millionärsdichte in Deutschland zu verzeichnen ist. Drei Gipfel, nämlich die drei Höchsten des Mittelgebirges, der 879 Meter hohe Große Feldberg, der 54 Meter niedrigere Kleine Feldberg und der benachbarte Altkönig, der mit 798,2 Meter knapp an der 800er Marke kratzt, stehen auf der heutigen Tourenliste.
Noch sind die Beine frisch und es spricht nichts dagegen vom Waldparkplatz am Fuchstanzweg einen Steilanstieg zum Altkönig in Angriff zu nehmen. Dramtisch ist der Baumschwund im Taunuswald. Die Fichte, der “Brotbaum” der Forstwirtschaft, hat hier so gut wie keine Lebenschance mehr. Fast apokalyptisch die Szenerie, wenn man durch die kahlen Südhänge des Berges wandert. Einzig die neuen Blickachsen auf den untenliegenden Ballungsraum Frankfurt mögen einen Moment vergessen machen, welcher waldwirtschaftliche Niedergang sich in dieser Region breit macht. Touristisch liegt der Altkönig im Schatten des Großen Feldbergs, jedoch zu Unrecht. Im Gegenteil. Historisch, geologisch und naturräumlich ist der Berg etwas besonderes. Bereits die Kelten besiedelten die Anhöhe. Noch heute beeindrucken der innere und der äußere steinerne Ringwall. Übrigens war um das Jahr 1900 das Gipfelplateau baumfrei. So konnte man damals die weißen Steinwälle vom achtzehn Kilometer entfernten Frankfurt mit bloßem Auge erkennen.
Bizarre Baumformationen beeindrucken auf dem Weg zum Gipfelplateau des Altkönigs. Die nicht gekennzeichneten Pfade sind nicht wirklich lesbar, Gestrüpp und Ringwallgestein machen den Gang abwärts zu einem Erlebnis. Man könnte, wenn man wollte natürlich den Gang Richtung Großen Feldberg abkürzen und dem Pflasterweg Richtung Fuchstanz folgen, dort wo eine bekannte Waldwirtschaft zur Einkehr einlädt. Wir wollen aber nicht, denn, empfehlenswert ist es, der benachbarten Weiße Mauer einen Besuch abzustatten. Die Weiße Mauer ist ein Quarzitfeld, welches durch Frostsprengung nach der Eiszeit entstanden ist. Bei Sonnenlicht glänzen die Steinblöcke strahlend weiß, was zur Namensgebung des Schuttfelds führte. Fantastisch anzuschauen sind die knorrigen Bäume und die partielle Heidelandschaft, die sich auf dem Plateau der weißen Mauer ausgebreitet hat. Hier kann man zu jeder Jahreszeit “Natur pur” tanken.
Von der Weißen Mauer führt ein schmaler Pfad abwärts zum Neuen Dalbesbergweg. Erschreckend auch hier der Kahlschlag der an der östlichen Flanke der Weißen Mauer notwendig war. Zwangsläufig stellt man sich die Frage, wie hier die künftige Waldbewirtschaftung ausfallen wird. Wir wechseln auf den Hüttenweg, der nun in westlicher Richtung zur Großen Kurve führt, dort wo der Einstieg zum Großen Feldberg ansteht. Der Aufstieg hinauf zum größten Hügel des Taunus gestaltet sich von dieser Wegeführung sehr moderat. Insider kennen weitaus anspruchsvollere und konditionsstählendere Passagen, um den höchsten Gipfel des Taunus zu erklimmen. Der Große Feldberg ist zweifelsohne eines der markantesten Mittelgebirgsgipfel Deutschlands, der als Landmarke ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt ist. Selbst ein gewisser von Goethe erklomm schon diese Anhöhe. Neben einem vierzig Meter hohen Aussichtsturm des Taunusclubs ist der markante Fernmeldeturm des Hessischen Rundfunks das inoffizielle Wahrzeichen des Hügels.
Ein Gipfel fehlt noch – der Kleine Feldberg. Vom großen Bruder geht es abwärts. Wir wählen nicht den offiziellen Trampelpfad, sondern entscheiden uns für den Siegfriedschuß, dort wo im Winter Ski- und Snowboardfahrer abwärts donnern. Am Weilquellenpfad stoßen wir auf den Limesweg und folgen der Fährte bis zum Kastell Kleiner Feldberg, dort wo einst eine 200 Mann starke römische Kohorte Dienst schob. Das Kastell war einst das höchstgelegenste auf dem gesamten Limes. Nach einer Stippvisite im ehemaligen römischen Refugium queren wir die Hochtaunusstraße, um nach einem Kurzanstieg in den Beno-Gutenberg-Weg einzusteigen, der den Kleinen Feldberg umrundet. Der Kleine Feldberg selbst ist abgeriegelt, denn hier oben befindet sich das Taunusobservatorium, ein Ableger des Instituts für Atmosphäre und Umwelt. Vom Kleinen Feldberg geht es tendenziell abwärts, vorbei am Fuchstanz, dort wo sich ein Waldgasthaus befindet. Bewusst wählen wir noch eine kleine Schleife hinauf zum Lips-Tempel. Von hier aus kann man wunderbare Blicke auf das untenliegende Königstein und der umliegenden Landschaft genießen. Nach 970 Höhenmetern und 22 Kilometern ist eine eindrucksvolle und abwechslungsreiche Taunushöhentour zu Ende.
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