Harz, 06. Juli 2023 – Angeblich soll der Schriftsteller Heinrich Heine, der just vor 199 Jahren im Brockenhaus übernachtete, einst diese Worte in das Brockenbuch geschrieben haben. Hatte er aber nicht. Von wem auch immer diese Bemerkung stammte, man kann diese Aussage jedoch durchaus dem höchsten Berg Norddeutschlands anheften. So stellte der Deutsche Wanderdienst einmal fest, dass lediglich an 50 bis 60 Tagen im Jahr auf dem Brocken freie Sicht herrscht.
Der zweite Abschnitt der Nord-Süd-Pionierwanderung auf dem von Frank Gerbert entwickelten “Deutscher Mittelgebirgs-Trail” führt quer durch den Harz. Gestartet wird in Seesen, der nächsten Bahnstation des letzten Endpunktes Bad Gandersheim der vorhergehenden Tour durch das Leinebergerland. Wie bereits der Streckenentwickler feststellte, kann man sich die agrarisch geprägte Passage zwischen den beiden Orten schenken um Zeit und Kilometer eher in eine Streckenalternative zu investieren.
Seesen – Goslar
Seesen, ein Ort, der in mehrfacher Hinsicht über seine Grenzen hinaus bekannt ist. Hier wurde 1886 der umtriebige Harzklub gegründet, der sich schon damals der Erschließung von Wanderwegen, dem Schutz der Natur und der Förderung des Fremdenverkehrs widmete. Weiterhin trug ein Harzer Tischlermeister, ein gewisser Heinrich Steinweg, der sich in Seesen 1825 ansiedelte, sich auf den Bau von Klavieren spezialisierte und 25 Jahre später nach New York auswanderte, die Harzer Instrumentenbauertradition unter dem Namen “Steinway” in die Welt hinaus. Heute legt man für den teuersten Flügel der Edelfirma 190.000 Euro hin. So folge ich zunächst dem Steinway-Trail der dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet ist, und von seinem Geburtsort Wolfshagen nach Seesen führt. Stetig aber moderat führt die Passage, die zugleich auch als Harzer-Förster-Stieg markiert ist, aufwärts, hinauf zum Vereinsplatz unterhalb der 571 Meter hohen Lageswarte. Hier kann man seine Blicke über die Innerstetalsperre und dem noch weit entfernten Brocken schweifen lassen.
Von der Talsperre wandert man dem Klavierbauerweg folgend nach Wolfshagen und weiterführend hinauf zum Heimberg, dort wo einhundert Jahre lang Basalt abgetragen und verarbeitet wurde. Heute erinnert der Themenpfad “Spur der Steine” mit integrierten Aussichtspunkten an die harte Arbeit am Berg. Über den Harzer Förstersteig, einem sechzig Kilometer langen Weitwanderweg erreicht man die mächtige Granetalsperre, die 47 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen kann, um aus Hochwasser Trinkwasser zu gewinnen. Ein Vorteil: da es sich bei dem dort geförderten Rohwasser um Oberflächenwasser handelt, ist die Wasserhärte in der Region sehr gering.
Ab Granetalsperre umrundet man den Nordberg durch den Hüttenwald an seiner nördlichen Flanke, um via Höhlenwanderweg nach fünf weiteren Kilometern die Stadtmitte von Goslar zu erreichen. Keine Frage, es lohnt allemal eine Wandertour durch den Harz mit dem Besuch dieser bedeutenden Stadt zu verbinden. Die Altstadt nebst dem oberhalb gelegenen Erzbergwerk Rammelsberg sind seit 1992 in der Weltkulturerbenliste aufgenommen. Ob mächtige Kaiserpfalz oder mehr als 1.500 intakte Fachwerkhäuser, die 50.000 Einwohner zählende Stadt ist in vielfacher Hinsicht außergewöhnlich. Einzig ein Manko: Schon Heinrich Heine ätzte in seiner 1824 veröffentlichen Schrift “Die Harzreise”: Der Name Goslar klingt so erfreulich, und es knüpfen sich daran so viele uralte Kaisererinnerungen, daß ich eine imposante, stattliche Stadt erwartete. Aber so geht es, wenn man die Berühmten in der Nähe besieht! Ich fand ein Nest mit meistens schmalen, labyrinthisch krummen Straßen, allwo mittendurch ein kleines Wasser, wahrscheinlich die Gose, fließt, verfallen und dumpfig, und ein Pflaster, so holprig wie Berliner Hexameter. Sicherlich: 200 Jahre später ist die Stadt, auch Dank Denkmalpflege und Unversehrtheit im Weltkrieg ein Schmuckkästchen, jedoch hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die durchaus attraktiven Nebenstraßen wie ausgestorben, ab 19.00 Uhr entleeren sich die Sitzgelegenheiten in der Außengastronomie und die Aussage einer Kellnerin in der heimischen Brauereigaststätte auf die Frage hin, wie lange abends geöffnet sei: “Wenn Leute da sind vielleicht bis 21 Uhr” spricht Bände. “Goslar ein Nest”, wie es Heinrich Heine beschrieb? Fast wäre man, wenn man es nicht besser vermutet und nicht auf einen Wenige-Stunden-Besuch reduzieren möchte, geneigt dem zuzustimmen.
Goslar – Bergstadt Altenau
Normalerweise sollte und müsste man, wenn man bereits in Goslar ist, einen Besuch im Weltkulturerbe Rammelsberg, das weltweit einzige Bergwerk, welches ununterbrochen eintausend Jahre in Betrieb war, und mittlerweile in die Weltkulturerbeliste aufgenommen ist, einplanen. Jedoch ist mit 37 Kilometern und entsprechenden Höhenmetern, diese Tour mit einer Vielzahl interessanter Streckenpunkte gespickt, so dass diese Bildungslücke irgendwann anders geschlossen werden sollte.
Vom Goslar aus drängt sich eine Strecke förmlich auf. In südwestlicher Richtung geht es entlang der Trüllke zu der nach eigener Einschätzung “Schönsten Alm Norddeutschland”. Und tatsächlich. Die Lage ist exponiert, die Steinberg Alm einfach schön, und innerlich ballt man die Faust in der Hosentasche, dass man erstens zu früh unterwegs ist, und zweitens es verpeilt hat einen längeren Aufenthalt in der urigen Berghütte einzuplanen. Jedoch die Faust in der Hosentasche entspannt sich rasch, denn die Streckenführung über den Taubenstieg hinauf zum Glockenberg ist ein herrlicher Panoramaweg mit vortrefflichen Aussichtsmöglichkeiten in den nördlichen Westharz. Hinter dem Glockenberg mäandert die Alte Harzstraße durch die Anhöhen der Goslarer Waldgemarkung, wobei insbesondere in diesem Abschnitt der verheerende Zustand des Waldes einmal mehr vor Augen geführt wird. Nach insgesamt neun Kilometern ist der Bocksberg, der Hausberg von Hahnenklee erreicht. Ein Freizeiteldorado für Feriengäste. Sowohl für den Somme als auch für den Winterbetrieb hat man auf 726 Meter Höhe sämtliche Bespaßungsformen, marketingtechnisch unter dem Profil “ErlebnisBocksBerg” eingemantelt. Über einem schmalen steil abwärts führenden Pfad kann man den Liebesbankweg erreichen, ein Themenweg, der sogar über eine eigene URL verfügt. Am 29.08.2009 wurde die erste Hochzeit auf dem Liebesbankweg vollzogen und entlang der sieben Kilometer langen Strecke hat man einige themenbezogene “Highlights” installiert. Alles in allem ein gelungenes Konzept. Zudem ist die außergewöhnliche Gustav-Adolf-Stabkirche, welche sich am südlichen Ortsrand von Hahnenklee befindet, eine der attraktivsten Station entlang der heutigen Passage.
Von der außergewöhnlichen Gustav-Adolf-Stabkirche steigt man ein in den Liebesbankweg und folgt einem “Wasserwanderweg”, vorbei an zahlreichen Teichen, die allesamt Bestandteil des Oberharzer Wasserregals sind – doch hierzu später mehr. Zumindest zwischen Hahnenklee und Clausthal-Zellerfeld hat man Gelegenheit bei sommerlichen Temperaturen die erfrischende kühlende Funktion eines hier noch intakten Waldgebietes zu genießen. Es ist schon mehr als bedauerlich, dass man solch einen Umstand explizit erwähnen muss. Clausthal und Zellerfeld waren bekannte Bergbaustätten. In seiner “Harzreise” beschreibt Heinrich Heine ausführlich die gefahrvolle und abenteuerliche Befahrung der bekannten Gruben “Caroline” und “Dorothea”. Verschwunden ist der Bergbau und die nachfolgende Montanindustrie mit ihren giftigen Absonderungen. Was folgte ist der Borkenkäfer….. Aber immerhin ist Clausthal-Zellerfeld mittlerweile ein Luftkurort und hat mit der Technischen Universität eine zwar kleine aber auch eine sehr international ausgerichtete Hochschule, deren Ursprung bereits seit 1775 gelegt wurde – denn hier wurde seinerseits eine Bergakademie von Rang angesiedelt.
Von Clausthal-Zellerfeld führt diese Passage vorbei am weitläufigen TU-Campus zunächst durch ein stillgelegte Militärareal und weiterführend durch das Epizentrum des Oberharzer Wasserregals. Bereits vor 800 Jahren war Wasser die entscheidende Kraftquelle für Bergwerke und Hütten und vor dreihundert Jahren legten Zisterziensermönche erste Wasserwege an, die im Zeitverlauf zu einem ausgeklügelten System bestehend aus 107 Teichen, 310 kilometerlangen Gräben und 31 Kilometer langen Wasserläufen ausgebaut wurde. “Wasser mit Wasser heben” war die Devise. 2010 wurde dieses weltweit bedeutendste vorindustrielle Wasserwirtschaftsystem des Bergbaus in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. So wandert man auf dieser Tour entlang der Wassergräben hinauf zum Polsterberger Hubhaus, welches bereits im 18. Jahrhundert errichtet wurde und für damalige Verhältnisse mit einem gigantischen Feldgestänge von 530 Meter Länge mit Wasserrädern im Tal verbunden war. Heute kann man im Hubhaus alternativ Bier und andere Getränke an den Tresen des beliebten Ausflugslokals pumpen. Vom Pumpenhaus folgt man den berühmten Harzer Hexenstieg abwärts zum Sperberhaier Damm, dem größten Aquädukt des Oberharzer Wasserregals. Heute kann man am östlichen Ende der Anlage im ehemaligen Dammhaus einkehren, bevor es zum fünf Kilometer entfernten Etappenziel, der Bergstadt Altenau, durch das dezimierte Waldgebiet Sperberhai und Fohlebrink geht.
Bergstadt Altenau –Braunlage
Erfahrene Brockenwanderer können ein Lied davon singen. Je nach Lust, Laune und Kondition gibt es diverse Möglichkeiten den höchsten Berg Norddeutschlands zu erklimmen. Die einzige Imponderabilie ist das Wetter. Nebel, Wolken, heftige Stürme – lediglich an 50 bis 60 Tagen im Jahr kann man statistisch gesehen auf freie Sicht hoffen. 1958 verzeichnete man sogar 330 Nebeltage, d.h. in diesem Jahr war der Berg nur einen Monat nebelfrei. Jedoch Sicht sollte an diesem 8. Juli nicht das Thema sein. Einzig die Temperatur – prognostizierte 25 Grad am Gipfel. Und es sollte einen Tag später noch getoppt werden wie MDR Sachsen im Nachgang berichtete: Auf dem Brocken im Harz ist am Sonntag ein neuer Tageshöchstwert gemessen worden. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, erreichte die Temperatur auf dem Gipfel einen Spitzenwert von 26,5 Grad Celsius. So heiß sei es an einem 9. Juli auf dem Brocken seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie gewesen.
So galt einmal mehr die Erkenntnis: Der frühe Vogel schlägt das Thermometer. Start um 05:30 in der Bergstadt Altenau – Tagesteilziel der 20 Kilometer entfernte 1.141 Meter hochgelegene Brocken. Keine Aussicht auf schattenspendende Wälder, kaputt das Holz, jedoch spannend der Wegeverlauf zum Torfhaus, verbunden mit der Aussicht auf einen sehr moderaten Brockenstieg im Anschluß über den Goetheweg. Demzufolge blieb nur Eines: die Passage mit Elan und einer Portion Vorfreude anzugehen. Zur Aufwärmung geht es zunächst stramm aufwärts von Altenau hinauf zum Mühlenberg. Hier tut sich eine besondere Welt auf. Kleine Feuchtgebiete und Heideflächen wechseln sich in den Senken der entwaldeten Hänge ab. Die jahreszeitbedingte Sommerblüte setzt dabei ihre eigenen Akzente und das intensive Morgenlicht der aufgehenden Sonne taucht die Landschaft in eine besondere Atmosphäre. Einmal mehr zieht die Erkenntnis: Der frühe Vogel erntet die besten Blicke. So gestaltet sich diese Passage zum zehn Kilometer entfernten Torfhaus als Wandergenuss auf höchstem Niveau. Kein Wunder dass hier auch der Harzer-Hexen-Stieg verläuft.
Zur Streckenhalbzeit des Brockenanstiegs ist Torfhaus erreicht, mit 800 Höhenmetern die höchst gelegene Besiedlung Niedersachsens. Einst wurde hier Torf gestochen und ein hier diensthabender Torfaufseher führte im Dezember 1777 den unter einem Pseudonym auftretenden Johann Wolfgang Goethe hinauf zum Brocken. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Torfhaus langsam als Feriendomizil ausgebaut und ist heute ein beliebter Startpunkt für Brockenwanderer, denn hier setzt der bequemste Brockenaufstiegsweg, der Goetheweg ein, obschon es nicht gesichert ist, auf welchem (damals noch nicht existenten) Pfad der Dichter den Brocken erreichte. Einzig überliefert ist Goethes Notiz: „Früh nach dem Torfhause in tiefem Schnee. 1 viertel nach 10 aufgebrochen, von da auf den Brocken. Schnee eine Elle tief, der aber trug. 1 viertel nach eins droben. Heitrer herrlicher Augenblick, die ganze Welt in Wolken und Nebel und oben alles heiter. Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst. Um viere wieder zurück. Beim Förster auf dem Torfhause in Herberge.“ Drei Stunden benötigte der Dichterfürst zur Gipfelbesteigung.
Ein Holzstegpfad führt zunächst durch das älteste Oberharzer Hochmoor und im Anschluss folgt man der Streckenmarkierung Harzer-Hexen-Stieg bzw. Goetheweg. So wandert man komfortabel zum Berg hinauf und dank Frühstart kann man am Gipfel an einer Hand die morgendlichen Brockenbezwinger abzählen, was sich jedoch bald ändern wird.
Ein Berg ist ehrlich. Wo es rauf geht, geht es auch wieder runter. Abwärts gen Schierke gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich habe mich zunächst für den Teufelsstieg, der offiziell als Eckerlochstieg benamt ist, entschieden, um im Anschluß am Eckerloch selbst auf die Hausstrecke von Brocken-Benno, dem Bahnparallelweg und nach weiteren zweieinhalb Kilometern auf die Alte Bobbahn einzuschwenken. Diese Variante hat sich gelohnt, den hier kann man einerseits die spannende Felspartie am Teufelsstieg und die beste Panoramastrecke, die abwärts führt, elegant verbinden. So kann man für die Strecke nach Schierke, welches auf einer Höhe von 600 Metern liegt, eineinhalb Stunden einplanen. Einst war Schierke als Sankt Moritz des Harzes bekannt. Jedoch nach der Teilung hatte man das Pech dass Schierke im Sperrgebiet lag. Die Russen wollten ungestört die Ohren in das Feindesland richten, Sprungschanze und Eissporthalle wurden abgerissen, die Bobbahn zurückgebaut. Dort wo einst die Wiege des Harzer Wintersports war, und dort wo 1950 noch eine DDR-Wintersportmeisterschaft abgehalten wurde die von zehntausenden von Gästen besucht wurde, wurde alles auf links gedreht. Benno Schmidt – Brocken-Benno spuckte seinerseits Gift und Galle. Er durfte nicht mehr hinauf zum Brocken und startete am Tage der Brockenbefreiung am 03. Dezember 1989 als einer der ersten Zivilbegeher, um in der Folge bereits am 26. August 1995 nach seinem eintausendsten Aufstieg seinen Spitznamen endgültig zu vereinnahmen.
Einmal quer durch Schierke geht es auf der südlichen Bergflanke wiederum aufwärts hinauf zur Mäuseklippe, eine kleine Felsformation die eine granitgesteintypische Wollsackverwitterung aufweist. wie man sie beispielsweise auch am Felsenmeer im Odenwald beobachten kann. Richtung Scherstorklippen wandert man durch die entholzte Landschaft, die sich durch Bodengewächse langsam wieder aufrappelt. Durch das Areal Kramershai geht es in südöstlicher Richtung den Wurmberg immer im Auge habend. Auf den eineinhalb Kilometer langen und mit 250 zusätzlichen Höhenmetern behafteten Gipfelaufstieg verzichte ich. Geschenkt – wenn man zuvor auf dem Brocken war. Alternativ ist eine Einkehr in der Hexenrittalm sinnvoller, dort wo man sich mit dem Hexenlift im Winter zum Wurmberg hochliften lassen kann. Der Rest, ein entspannter vier Kilometer langer Abwärtsgang hinab nach Braunlage, dem Zielort dieser spannenden aber auch erschütternden Tagesexkursion, die mit 37 Kilometern und 1.000 Höhenmetern durchaus gehaltvoll war.
Braunlage – Bad Sachsa
Schlußspurt bei der Harzquerung auf dem DMT. Quer durch Braunlage, welches sich mittlerweile als bedeutender Harzer Wintersportort etabliert hat, führt diese Passage mit geringem Gefälle durch das NSG Bachtaler im Oberharz. Insbesondere auf dieser Wegestrecke sind viele Holzlager eingerichtet, die zur Abholung bereitstehen. Der Preis: die breiten Wirtschaftswege wurden in der Vergangenheit durch schweres Gerät in starke Mitleidenschaft gezogen. Grobschotter verfüllt zwar die Spuren, jedoch Wandern oder gar Radfahrern ist auf derartigen Strecken nicht wirklich freudvoll. Dort wo der Kaiserweg in den Grenzweg übergeht, der ehemals den Grenzverlauf zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover markierte, schraubt sich der Weg langsam hinauf Richtung Jagdkopf. Beim Grenzweg handelt es sich um einen herrlichen Panoramaweg, der Blicke bis an den südlichen Westrand des Harzes gestattet. Am Scheitelpunkt hat man zudem Aussichtsmöglichkeiten auf die zweihundert Meter tiefer gelegene Odertalsperre.
Vom Jagdkopf aus schlängelt sich der Grenzweg hinauf zum Ravensberg oberhalb von Bad Sachsa, dort wo man normalerweile am dortigen Berghof vortrefflich einkehren könnte. Jedoch wider aller Veröffentlichungen und Angaben die Baude Berghof ist geschlossen. Auch andere Radler und Wanderer bemühen sich vergebens hier hoch. Das Mindeste wären entsprechende Angabe oder einen Anschlag zu machen, aber dies ist scheinbar zu viel verlangt. Eingeplant war zudem der Abstieg über den Ede-Baller-Weg abwärts nach Bad Sachsa, jedoch das Areal ist abgeriegelt, denn 24 Stunden zuvor brannte es hier im Wald und die Einsatzkräfte haben zur Kontrolle der Glutnester das Areal weitläufig abgesperrt. So geht es alternativ bei 30 Grad drei Kilometer auf dampfenden Asphalt abwärts gen Bad Sachsa, der Stadt, die damals vom Gebietsgeschachere der Briten, Amerikaner und Russen profitierte. Ursprünglich als sowjetisches Besatzungsgebiet fixiert, wurde unter anderem der Brocken gegen Bad Sachsa und andere Kommunen getauscht. Heute informiert ein Grenzlandmuseum in der Stadt über die bewegte Geschichte.
Quer durch den Harz. 132 erlebnisreiche Kilometer auf dem deutschen Mittelgebirgs-Trail, unterlegt mit 3.000 Höhenmetern. Eine spannende und beeindruckende aber auch nachdenklich machende Passage. Falsch wäre es angesichts der verheerenden Waldschäden den Harz auszuklammern. Vielleicht sollte man auch hier bewusst auf Entdeckungsreise gehen. Die Geschichte dieser Landschaft ist reich, die Spuren der Vergangenheit noch sehr frisch und die Veränderungen in der Naturlandschaft brisant und akuter denn je. Die Natur ist im Wandel und im Harz hat man bereits eine Vielzahl von Maßnahmen unter dem Signet “Initiative Der Wald ruft” ergriffen, um stabilisierend einzugreifen. Sicherlich wird es Jahrzehnte dauern bis sich hier der Naturraum mit Unterstützung behutsamer Eingriffe wieder sortiert hat. Klar ist auch, der verklärte Anblick vergangener Zeiten ist vorbei. Jedoch sollte man die Gelegenheiten nutzen sich mit offenen Augen dem Ist-Zustand zu stellen und wenn es nur zur Schärfung des eigenen Bewusstseins dient. So bleibt perspektivisch die nächste Passage auf dem DTM gen Thüringen……… demnächst auf diesem Blog.
Hallo Martín,
ich dachte, du nutzt die heisse Saure-Gurken-Zeit zum Rasten….
Aber deine Füße können nicht stillstehen, gell?!
So toll die Bilder der Harz Tour auch sind, so sehr „schockieren“ sie auch.
Unfassbar….
Aber diese Szenarien hast du wie immer perfekt eingefangen.
Ich bin mir sicher, dass mir der fahrende Zug durch den Harz „Wald“ lange im Gedächtnis bleiben wird….
Diese Bilder gehen einem durch und durch…
Fehlen bloß noch Nebel und Hexen.
Liebe Grüße,
Cousine Claudia
Servus Claudia – Hexen brauch ich nicht wirklich, aber über stimmungsvollen Nebel, wenn es nicht gerade auf dem Brocken ist, kann man durchaus reden. Aber in der Tat, es ist unfassbar wie es im Harz aussieht, das hängt auch mir noch nach. Liebe Grüße in die Oberpfalz -Martin-