Badia de Palma, den 24. November 2024 – Eine Fluchtmöglichkeit vor dem drohenden Winterblues zum Jahresende bietet die balearische Insel Mallorca – in Wanderkreisen eine anerkannte und sehr zu empfehlende Destination. Zu dieser Jahreszeit atmet die Insel durch und die Tageslänge ist mit zusätzlichen 1,5 Stunden angereichert. Temperaturen im Korridor der 20 Grad-Marke, die internationalen Suffbrigaden sind abgerückt, der Altersdurchschnitt der Wintergäste liegt im Rentenbezugsrahmen, die meisten Hotels haben geschlossen und die einschlägigen Feriendestinationen jenseits der Bucht von Palma entpuppen sich als regelrechte Geisterstädte. Ergo beste Rahmenbedingungen um die Bucht von Palma ungestört und intensiv zu erkunden.
Gestartet wird im Westen der Bucht in Sol de Mallorca. Hier befinden sich kleine Buchten und Höhlen, dort wo einst Sandstein zum Bau der Kathedrale in Palma abgebaut wurde. Mehr und mehr wird das Areal an der Drei-Finger-Bucht mit luxuriösen Villen in exponierter Lage beplankt, wobei, und das ist fairerweise festzuhalten, hier die Objekteinbringung in einem landschaftlich angemessenen Rahmen erfolgt. Über öffentlich zugängliche Küstenpfade, die allerdings nicht ausgeschildert sind, geht es in einem munteren auf und ab hinab von Strandabschnitt zu Strandabschnitt, durch Pinienwälder und teilweise felsigen Abschnitten. Kurzum eine Küstenwanderung vom Feinsten.
Hinter der Cala Falco verdichtet sich die küstennahe Bebauung bis nach Magaluf, einer touristischen Urbanisation, wo dort speziell britische Pauschaltouristen für ein derbes Nachtleben Sorge tragen, als Pendant zum deutschen Sammelpunkt an der Platja de Palma und zum niederländischen “Hollandse Buurt” in Areal, die beide am anderen Ende dieser Buchtenwanderung liegen. Jedoch hinter dem touristischen Hotspot von Magaluf ist in den Sommermonaten Szenenwechsel angesagt. Im sich anschließenden Palmanova ziehen sich gerne Familien in angenehmer Strandatmosphäre zurück und im nachfolgenden Abschnitt zwischen Portals Nous, Benidat und Cala Major steigt von Meter zu Meter der Exklusivitätsfaktor. Michael Douglas, Bill Gates, Leonardo Di Caprio und andere Zeitgeister, werden hier in einschlägigen Strandbars, dort wo sich die Kellner gegenseitig Trinkgeld geben, regelmäßig gesichtet. Im Puerto Portals liegen keine Millionärs-, sondern Milliardärs-Yachten, und die königliche Jacht des spanischen Königshauses liegt ab und an im Hafen Porto Pi vor Anker. Ergo -ein breites Spektrum des menschlichen Daseins, verdichtet auf wenige Kilometer – ein spannendes Wandererlebnis und ein hervorragendes Studienobjekt.
Von Cala Major geht es in die Umlaufbahn von Palma, der Hauptstadt der Insel. Der Stadtname ist römischen Ursprungs, benannt nach dem römischen Siegessymbol, einer Handfläche, genannt “Palma”. Nach einem politischen Hickhack hat die Inselregion seit 2016 den touristisch geprägten Zusatz “..de Mallorca” offiziell gestrichen. Seitdem heißt Palma wieder Palma. Den Stadtring bei La Bonanova querend führt die Buchtwanderung vorbei am mächtigen Hafengeländer von Palma. Mehr als vier Kilometer wandert man entlang des weitläufigen Hafengebietes. Der Hafen, ein wichtiger Seeknoten- einerseits für die Versorgung der Insel mit Gütern, als Drehscheibe für Fähren zum Festland und den balearischen Inseln, und als Andockstation für mehr als 750 Kreuzfahrtschiffe, die hier jährlich vor Anker liegen. Im Zentrum der Bucht steht La Seu, die Kathedrale der Heiligen Maria und zugleich Wahrzeichen der Insel. Aktuell ist der Paseo Maritimo, der Hafenboulevard, eine riesige Baustelle, denn der Boulevard wird für 38 Millionen zu einer prachtvollen Flaniermeile umgewidmet. So empfiehlt es sich derzeit durch das Mühlenviertel Es Jonquet zur Kathedrale zu wandern.
Vorbei am Parque de la Mar, der malerischen Oase unterhalb der Kathedrale, geht es in die östliche Hemisphäre dieser Buchtenwanderung, hinein nach Portixol, einem ehemaligen Fischerdorf, heute ein Trendviertel. Eingebettet zwischen der quirligen Metropole Palma und den touristischen Hotspots an der Platja de Palma begeistert die Uferpromenade, die bis zum Naturschutzgebiet Es Carnatge führt. Unkonventionelle Bars, angesagte Szenekneipen, hippe Wohnhäuser eingebettet in einer wohligen mediterranen Atmosphäre – fast meint man, dass man eine andere Welt betritt. Und dass bei entsprechendem Wellengang am autofreien Boulevard an bestimmten Abschnitten eine kostenfreie Meeresdusche inkludiert ist, rundet das Ganze ab.
Portixol, Es Molinar, La Gruta, Ciutat Jardi, Es Coll d,en Rabassa – ein Gemeindeteil reiht sich an das andere bevor man ein Naturrefugium der besonderen Art, Es Carnatge erreicht. Hier liegt der letzte unbebaute Strandabschnitt im Einzugsbereich der Bucht. Hier kann man die Reste eines alten Steinbruchs besichtigen, hier fand man Spuren von Höhlenziegen, die sich hier vor 4.000 Jahren tummelten, hier hat sich ein beliebtes Naherholungsgebiet für Jogger, Fußgänger und Radfahrer entwickelt und hier befindet man sich just 800 Meter vom Ende und Anfang der Start- und Landebahnen des benachbarten Flughafens entfernt.
Von Es Carnatge schwenkt man ein in einen Vorhof – für die einen in den Vorhof der Hölle – für die anderen in den Vorhof der Glückseligkeit. Am Ortsteil Can Pastilla setzt der 4,5 Kilometer lange Strandabschnitt Playa de Palma ein. Unterteilt in fünfzehn Strandabschnitten ( Balnearios) hat man entsprechend viele Strandbuden aus Edelstahl installiert, wobei die Strandbude B6 bei deutschem Fachpublikum einen besonderen Ruf genießt. Dabei ist es einem Kölner zuzuschreiben, der den Ballermann regelrecht erfunden hat. Junge Fußballer, die FC Merowinger, haben sich vor mehr als fünfzig Jahren in Rüdesheim im Suff arg daneben benommen und Betretungsverbot im Rheinstädtchen erhalten. Dank Neckermann-Reisen wurde man fündig und buchte im Folgejahr für wenig Geld Flug und Unterkunft auf Mallorca. Als Kölner wollte man sich nicht auf die spanischen Gepflogenheiten verlassen und so packte man daher ein 20 Liter-Kölsch Fass und Gulasch im Handgepäck!! ein (damals gab es noch keine Flüssigkeitsbegrenzung), und bezog ein Hotel an der Playa. Da der Chef der Truppe sich an der sonnigen Playa sich so sehr zuballerte, dass er das spanische Wort Balneario nicht mehr aussprechen konnte, ward die Wortschöpfung Ballermann geboren. Seitdem wird im September an der Playa jährlich eine Kölsche Woche gefeiert, traditionell im Fastnachtskostüm. Und die altehrwürdigen FC Merowinger rücken heute noch, teilweise mit Rollator bewaffnet, an. Am langen Ende ist der Ballermann ein Kölner Ableger, wobei sich das Epizentrum an der Geburtsstätte dieser Vorkommnisse, am Balneario 3, befindet.
Je kleiner die Nummern der Balnearios, desto versiffter dass Umfeld, speziell in S,Arenal. Es liegt nicht an der stets präsenten Stadtreinigung von Palma sondern schlichtweg am Umfeld. Mithin die unattraktivste Ecke im Rahmen der gesamten Buchtenwanderung. Aber auch hier zeigt sich, wie sich auf wenigen Metern das Weltbild drehen kann. Vorbei am Club Nautic de s,Arenal, dort wo man bereits auf dem Boden des Verwaltungsbezirks Llucmajor steht, erschließt sich, wenn man südlich aufwärts wandert ein schmuckes Viertel, Son Veri Nou. Ein modernes Wohnviertel in attraktiver Lage, bereichert mit markanten Aussichtspunkten, wie beispielsweise am Punta de s,Arenal oder an der Cala Mosques oder Calo des ses Lleonardes gen Cala Blava lassen die vorhergehenden Eindrücke vergessen und ermöglichen einen Blick hinüber zum Ausgangspunkt dieser Passage, Sol de Mallorca am westlichen Zipfel dieser Buchtenwanderung.
Rund um die Bucht von Palma. Satte 44 Kilometer mit durchaus respektablen 1.000 Höhenmetern in Gänze. Eine bereichernde und beeindruckende Wanderung. Das breite Spektrum, welches sich entlang der Bucht auffächert, ist erkenntnisreich und bleibt mit allen Facetten nachhaltig haftend. Ergänzend empfiehlt sich ein Besuch des Museums, welches der Kirche La Porciuncula angeschlossen ist. Hier hat man die Geschichte des Tourismus von Mallorca wunderbar aufbereitet. Wer kann sich beispielsweise heute vorstellen, dass 1954 die Bodenabfertigung am ersten Flughafen des Landes mit Pferdefuhrwerk erfolgte. Wer dies und anderes erschließen möchte, dem sei diese Entdeckungsreise an das Herz gelegt.
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