Miltenberg, den 10. Januar 2021 – Zweifelsohne – es muß sich um einen touristischen Hot-spot handeln. Abzulesen an den Parkplatzkonditionen der unterfränkischen Mainmetropole Miltenberg. Mo-So sind hier die Parkautomaten zu füttern und die kommunale Ordnungspolizei mißachtet zudem die Botschaft des Alten Testaments “Am siebten Tage sollst du ruhen”. Dennoch – Miltenberg ist wahrlich ein Besuch wert. Prächtige Fachwerkhäuser, in dessen Zentrum der wohlgefällige Alte Marktplatz, das “Schatterloch” steht, urige Lokale, allen voran das Vorzeigestück, das “Gasthaus zum Riesen”, Schiffsanlegstellen für Tagestouristen und strategischer Ausgangspunkt für bemerkenswerte Wandertouren durch die steil aufziehende Spessarthügel. Das sind die Pfunde mit denen die Kommune wuchern kann.
Von Miltenberg geht es dem Main folgend in das benachbarte Bürgstadt, dort wo exzellenter Rotwein angebaut wird. So schaffte es der berühmteste Winzer des Ortes sogar in den Gault-Millau-Weinguide. Wer sich tagsüber in der Gemeinde aufhält, sollte es nicht versäumen die 950 errichtete Martinskapelle zu besuchen, die opulent mit einer ausladenden und einzigartigen Bilderbibel bestehend aus vierzig Medaillons ausgeschmückt ist. Hinter Bürgstadt geht es moderat aber stetig aufwärts. Der Buschenweg schraubt sich langsam auf die Anhöhen der Spessarthügel hinauf und sechs Kilometer gerechnet nach Start in Miltenberg betritt man das Hoheitsgebiet des Regierungsbezirkes Stuttgart. Kurz nach Grenzübertritt erreicht man die erste Bastion der Baden-Württemberger, die 1197 errichtete Burg Freudenberg, die seit dem 16. Jahrhundert als sehenswerte Ruine oberhalb von Freudenberg über dem Main trohnt.
Von der Freudenburg geht es weiter hinauf in die Anhöhen des Spessarts. Jenseits von 300 Höhenmetern entlang des Viehweges überzieht eine Schneedecke das Mittelgebirge. Oben angekommen öffnet sich ein Hochplateau und man wandert durch die Kleinsiedlung Dürrhof, dort wo ein Forst- und Waldhaus, sowie die Dürrhofkapelle vorzufinden ist. Rational gesehen sollte man zu dieser Jahreszeit im Allgemeinen an Wochenenden nicht durch die Wälder gehen. Die Gefahr ist groß, daß in irgendeiner Ecke, wie auch hier, Treibjagd angesagt ist. So gilt es auf dringendem Anraten eines bewaffneten Postens das Treibjagdareal weiträumig zu umrunden, jedoch kein Problem im Spessart, Schleichwege gibt es zur Genüge. Die Schneedecke flacht abwärtsführend ab, und vorbei an Boxtal öffnet sich der Blick in das Maintal. So geht es weiterführend dem Main, der gleichzeitig auch die Landesgrenze darstellt, entlang nach Mondfeld. Spätstarter kommen hier in den Genuß in den Wintermonaten ab 12:30 Uhr per Fähre in das benachbarte Bayern überzusetzen. Frühstarter werden hingegen mit einem fünf Kilometer langen Bypass belohnt, um an der Staustufe Faulbach in bayrische Gefilde hinüber zu wechseln.
Wendepunkt Staustufe Faulbach. Von hier aus geht es nun flach, immer dem Mainverlauf am Ufer folgend, zurück Richtung Miltenberg. Vier prägnante Mainschleifen machen die flußnahe Rückpassage zu einer angenehmen und abwechslungsreichen Wanderung. Oberhalb von Stadtprozelten beeindruckt die markante Burgruine Henneburg. Allemal, die Region strahlt eine angenehme Beschaulichkeit aus. Der Main windet sich in Schleifen um die Berge des Spessarts, zieht vorbei Richtung Dorfprozelten.
Hinter Dorfprozelten geht es mit Blick auf die Ruine Kollenburg nach Collenberg und weiterführend zum Stadtteil Kirschfurt. Augenfällig sind die hier in der Region zahlreichen Kieswerke an den Mainauen. Zum Schlußspurt geht es entlang der schönen Mainauenlandschaft hinein in die Mainhölle. Als Mainhölle werdensowohl die gewaltigen Bürgerstädter Sandsteinbrüche als auch der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Weinberg bezeichnet, der in seinen steilsten Stücken eine Steigung von 70 Prozent aufweist. Die Lage gehört übrigens zum bekannten Weingut Juliusspital von Würzburg.
Zweifelsohne – die Miltenberger Großregion punktet in vielen Belangen und der churfränkische Werbeslogan: “dort wo der Main am schönsten ist” gewinnt durchaus an Aussagekraft. 2007 wurde die Region Bayrischer Untermain übrigens als Region mit der höchsten Lebensqualität in Deutschland ausgezeichnet. Durchaus nachvollziehbar, wie man sich auf dieser mit 640 Höhenmeter gespickten 46 Kilometer-Tour überzeugen kann.
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