Erlenbach am Main, den 24.10.2015
Einen goldenen Oktobertag hatte der Wetterdienst versprochen – geliefert wurden eingenebelte Rotweinhänge im Unterfränkischen. Ungeachtet dessen ist der zweite Abschnitt der fränkischen Rotweinwanderwegpassage allemal eine dicke Empfehlung für ein interessantes Wandererlebnis. Gestartet wurde in Erlenbach am Main um den Höhenwanderweg Richtung Klingenberg, vorbei an einem Esskastanienlehrpfad zu erklimmen. Rasch ist der markante und nachts illuminierte Pavillon erreicht, von dem aus Erlenbach nebst Schiffswerft und das gegenüberliegende Wörth von oben überblickt werden kann.
Durch die sonnenverwöhnten Terassen des Erlenbacher Hochberges ist nach vier Kilometern das sehenswerte Klingenberg erreicht. Hier bietet der Rotweinwanderweg zwei Optionen an – die Route über die Burg Clingenburg oder den Gang durch die sehenswerte historische Altstadt. Wir wählen die Burgvariante und genießen die Blicke auf das unten liegende Klingenberg und den mäandernden Main. Von der ehemals staufischen Burg, die vor 900 Jahren errichtet wurde, sind heute nur noch Torbogen und massiven Fundamente des runden Bergfrieds erhalten. Seit 1970 befindet sich hier eine Restauration, die Gelegenheit bietet, sich ab 11.30 Uhr (außer montags und dienstags) einen “Klingerberger Roten” kredenzen zu lassen. Da entschieden zu früh unterwegs, geht es unverrichteter Dinge weiter entlang des Johannesweges durch Röllfeld, vorbei an der Kreuzkapelle und hinauf, zur Weinbergsanlage Restberg.
Von hier aus gelangen wir auf dem Großheubacher Weinbergsweg. Auch wenn der Nebel den Blick auf die Spessartlandschaft verschleiert, kann man von weitem das markante Kloster Engelberg erkennen, dort wo ein ausgezeichnetes Klosterbier ausgeschenkt wird. Der Rotweinwanderweg führt hinab nach Großheubach, umrahmt von den Ausläufern des Odenwaldes und des Spessarts. Hier lohnt sich ein Abstecher zur St.Peter Kirche und zum Alten Rathaus der Kommune, welches 1612 erbaut wurde. Am Ortsausgang weist ein Schild auf 612 gangbare Stufen, die in Sandstein gehauenen Engelsstaffeln, zur Bierstube des Klosters, hin. In Anbetracht dessen, dass wir uns jedoch auf einem Weinwanderweg befinden, ignorieren wir – wenn auch schweren Herzens – diese gangbare Alternative.
Durch die tiefer gelegene Weinbergslage Bischofsberg ereicht man nach vier Kilometern Miltenberg. Entgegen der offiziellen Routenführung wird jedoch zunächst empfohlen nicht die Alte Mainbrücke zu queren, sondern direkt über die neue Mainbrücke nach zu wandern. Ausdrücklich anzuraten ist ein Besuch der Martinskapelle mit den außergewöhnlichen und einzigartigen Malereien aus dem 16. Jahrhundert – ein Highlight auf dem Wandertrail.
Von hier aus führt ein sechs Kilometer langen Rundweg auf die Weinberge der Hohenlinde, als integrativer Bestandteil des Rotweinwanderweges. Normalerweise hat man von der dortigen Anhöhe aus einen schönen Blick auf das gegenüberliegende Miltenberg, mangels Sicht wurde jedoch darauf verzichtet.
Offiziell ist in Bürgstadt die Rotweinwanderwegetappe zu Ende. Da jedoch der Gang über die neue Mainbrücke gewählt wurde und die Rückreise zum Ausgangsort vom Bahnhof Miltenberg erfolgt, lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Von Bürgstadt aus geht es auf der linken Mainseite hinein in die sehenswerte historische Altstadt von Miltenberg, ein touristischer Hotspot in Unterfranken. Ein gastronomischer Magnet ist natürlich das Gasthaus zum Riesen, eines der ältesten Trunkesstätten in Deutschland, urkundlich bereits Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt.
Durch das markante Brückentor erreicht man den auf der anderen Seite des Mains gelegenen Bahnhof um in 19 Minuten Bahnfahrt nach Erlenbach zurückzukehren. Alles in allem eine herrliche Halbtageswanderung mit angenehmen 25 Kilometern bei wohlverträglichen 424 Höhenmetern. Unterwegs bestehen mehr als genügend Gelegenheiten einzukehren und fränkische Kost und unterfränkischen Wein zu genießen.
Hallo Martin,
du hast einen Fehler bei dem schönen Bericht über den Rotweinwanderweg.
Rathaus und Kirche sind in Großheubach.
Liebe Grüße
Doris
Vielen Dank Doris, es geht nichts über ein zu zuverlässiges Lektorat!