Bad Hönningen, den 25. März 2022 – Finale der winterlichen Limesexkursion in nördlicher Richtung. Zwei ausgedehnte Wanderungen führen von Bad Ems über eine Strecke von insgesamt 81 Kilometern und 2.100 Höhenmetern zum nassen Limes am Rhein, dort wo nach römischer Arithmetik Wachturm Nummer 1 von insgesamt 900 Wachtürmen steht, die allesamt entlang des Obergermanisch-Rätischen Limes vor 1.800 Jahren errichtet wurden.
Gestartet wird in der altehrwürdigen Kurstadt an der Lahn, in Bad Ems. Just zum Sonnenaufgang ist die Kurpromenade wie ausgestorben. Man könnte sich mit eine der steilsten Standseilbahnen der Welt, mit der Kurwaldbahn, zur Bismarckhöhe hochliften lassen, jedoch ist es nicht verboten zur körperlichen Ertüchtigung die erste Bergwertung des Tages zu absolvieren, um stetig und partiell auch sehr steil hinauf zum benachbarten Weiler Kemmenau zu wandern. Offensichtlich handelt es sich hier um den bis dato steilsten Abschnitt der bisherigen Limesexkursionen. War die vorhergehende Limeswanderung nach Bad Ems mit tollen Panoramen bestückt, so ist auf dieser Tour Richtung Rhein gute Waldarbeit zu Fuß angesagt, was jedoch nicht unattraktiv ist.
Oberhalb von Arzbach bietet sich eine Rast am Augstblick an. Hier kann man seine Blicke über den Westerwälder Teil des Naturparks Nassau schweifen lassen. Nicht umsonst sind hier auch zahlreiche Wandervereine aktiv, die sich in der IVV-Szene in der Vergangenheit mit attraktiven Sportwanderungen engagiert haben. Natürlich könnte man die Wegstrecke deutlich und mit geringeren Steigungen abkürzen, was jedoch nicht empfohlen wird. Denn der Verlauf des Limes-Wanderweges ermöglicht attraktive Ausblicke über die Talsenken, und Anhöhen, dort wo sich die Ortschaften Kadenbach, Eitelborn und Neuhäusel ausbreiten.
Die Region ist durchaus wasserreich. An vielen Ecken blubbern Bachverläufe vor sich hin und zahlreiche Mühlen belegen, dass in früheren Zeiten hier die Wasserkraft aktiv genutzt wurde. Nordwestlich von Kadenbach quert man die B49, die Montabaur mit Koblenz verbindet, und wandert weiter hinauf zum ehemaligen Kleinkastell Hillscheid, dort wo einige reaktivierte Fundamente als Schmauchspuren der Vergangenheit an römische Zeiten erinnern. Einmal quer durch das Industriegebiet von Hillscheid und man erreicht die Bembermühle, dort wo man am Waldesrand vor den Toren von Höhr-Grenzhausen einkehren kann und sollte.
Höhr-Grenzhausen, das Zentrum der keramischen Industrie des Westerwaldes, dem sogenannten Kannebäckerland, lässt man rechts unten liegen und quert die A48 auf Höhe des Rastplatzes Grenzau um tendenziell abwärts Richtung Rhein zu wandern. Die ersten Hügel der Eifel zeichnen sich am Horizont ab und im Dunst der sich langsamen senkenden Nachmittagssonne schimmern die Rheinsiedlungen rund um den Fixpunkt Neuwied durch. Bevor die Übernachtungsstation in Bendorf erreicht ist, ist eine Einkehr im Biergarten des Meisenhofs eine willkommene Abrundung dieser ausgedehnten Limespassage.
Auch der zweite Wandertag startet mit einem kräftigen Anstieg. Von Bendorf geht es zunächst stramm aufwärts, dem Rheinsteig folgend, um auf einer Hochebene Rhein- nebst Eifelblicke einzufangen. Am gegenüberliegenden Waldesrand führt die Passage jedoch schon wieder steil abwärts, um dem Saynsteig folgend in nach Sayn abzusteigen, wo einst Fürsten residierten. Noch heute belegen sowohl Burg als auch Schloss die Geschichte der Kommune. Auch in Sayn geht es, rheinsteigtypisch auf der einen Seite steil abwärts und auf der nördlichen Gegenflanke wiederum strack hoch. Wer hier zu Fuß unterwegs ist, muss schon ein Faible für hügelige Wanderungen mitbringen. Für die nächsten zwölf Kilometer ist Wald pur angesagt, bevor die ersten menschlichen Behausungen bei Oberbiel einmal mehr verdeutlichen, dass man doch nicht alleine auf dieser Welt ist.
Der Limesweg schlängelt sich durch die nördliche Ecke von Oberbieber und führt zur Ruine der Kreuzkirche bei Melsbach um in südwestlicher Richtung nach Niederbieber, Segendorf und Rodenbach zu verschwenken. Logistisch gesehen ist der Verlauf des Römerweges durch die Ortschaften nicht wirklich wanderfreundlich – scheinbar hat man mit Erfolg daran gearbeitet jegliche Annäherung zu Einkehrmöglichkeiten tunlichst zu vermeiden. Nach einem steilen Anstieg an der Westflanke von Rodenbach öffnet sich das Sichtfenster auf die untenliegende Rheinlandschaft und der dahinter sich aufbauenden Eifel.
Berge sind ehrlich. Wo es aufwärts geht, geht es auch wieder abwärts. So wandert man von Wachturm Nummer IX permanent abwärts. Der Schlot der Bad Hönninger Chemiefabrik markiert die Zielrichtung am Rhein. Bei Rheinbrohl stößt man auf die Römerwelt, ein Erlebnismuseum, welches insbesondere für Familien geeignet ist. Additiv ist hier auch ein Limesinformationszentrum für all diejenigen die sich mit der Geschichte der römischen Grenzanlage beschäftigen wollen, eingerichtet. Von der Römerwelt schlängelt man sich zwischen Reinbrohl und Bad Hönningen zum rheinnahen Standort des Wachturms No. 1 durch. Das Ziel ist erreicht.
Es gibt einige Vorteile den Limeswanderweg speziell im Winter unter die Wandersohle zu nehmen:
- Man erschließt fernab von konventionellen Wanderwegen mit neuen Sichtweisen bestehende Landschaftsräume
- Entblätterte Waldzonen ermöglichen tiefere Einblicke in die unterschiedlichen Regionalzonen
- Man entdeckt grenzverlaufsbedingt interessante kulturelle Zusammenhänge
- Man kann kostenfrei die bis heute noch bei uns nachhallenden römischen Spuren einer schon damals hochentwickelten Gesellschaft vor Ort nachvollziehen
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