Der Zellertalweg

Monsheim, den 9. April 2021 – Wandern im Zellertal. Sprachlich ist man durchaus verleitet sich darunter eine gepflegte Wanderung im alpinen Bereich mit Einkehr in urigen Almhütten vorzustellen. Jedoch, die Wahrheit liegt mehr oder minder um die Ecke. Das Zellertal, vom Donnersberg-Touristikverband als kleines Paradies beworben, dort wo edle Weine wachsen und kulinarische Genüsse gepflegt werden, verbindet zwei Weinanbaugebiete – das Pfälzer und das Rheinhessische. Der Westen des Tals wird vom Donnersberg markiert, gen Osten schließt sich der südliche Wonnegau an und gen Norden verschwenken sich die Weinberge in das Alzeyer Hügelland. Durch das Tal schlängelt sich die Pfrimm, die in der Nähe des Donnersbergs entspringt und bei Worms im Rhein entwässert. Rheinhessische.

Wandertechnisch sind insgesamt sechs Rundwege mit einer Gesamtlänge von 45 Kilometern zusammengekettet, wobei zehn Kilometer davon auf fünf Teilabschnitten gedoppelt sind. Wer den äußeren Ring umrundet, kann diesen in 35 Kilometern absolvieren, und wer dieser Wanderempfehlung folgt, kann inklusive einem Sahnehäubchen insgesamt 44 Kilometer unter die Schuhsohle nehmen.

Gestartet wird in Monsheim, dort wo rheinhessischer Wein gezogen wird. Von der Ortsmitte geht es sanft aufwärts steigend in das weitläufige Weinbergareal. Bereits nach zwei Kilometern kann man an einem regionaltypischen Weinberghäuschen, einem Trullo, weite Blicke zurück in den Odenwald oder über das weitläufige Zellertal genießen.

Die aufgehende Sonne flutet die rheinhessischen Weinberge
Ein sinnvoller Vorschlag – jedoch nicht um frühen Morgen….
Ein Trullo nebst Mandelbaum. Im Bericht “Von Trullo zu Trullo” ist eine spannende Exkursion rund um die ursprünglich aus Italien stammenden Weinberghäuschen beschrieben
Die Pfalz ist bekannt für ihre farbenprächtige Mandelblüte
Sonnenaufgang hinter blühenden Mandelbäumen. Dieser Blick aus einem Trullo lässt Mallorca-Feeling aufkommen

Nach einem kurzen Schwenk über einen weiteren Trullo-Standort geht es weiter westwärts durch die Anhöhen des Zellertals. Stromerzeugende Windmühlen sind hier weit verbreitet, wie die fünf Windparkanlagen, die hier in der Wachenheimer Region errichtet wurden, markant belegen. Auch das benachbarte Mölsheim zählt noch zum zum rheinhessischen Weinanbaugebiet. Den Zellertalweg folgend geht es auf aussichtsreichen Pfaden weiterführend zum Zellertaler Ehrenmal. Wer hier schon einmal Gelegenheit hatte an diesem aussichtsreichen Flecken während eines Weinfestes die Pfälzer Lebensfreude und die sehr zu empfehlenden Weine zu genießen, ist durchaus zu beglückwünschen. Mit Blick auf den markanten Donnersberg geht es durch die bekannte Weinlage “Schwarzer Herrgott” hinab nach Zell, dort wo stilprägend und weithin sichtbar zwei Ortskirchen in unmittelbarer Nachbarschaft liegen.

 Stroh verlangsamt die Fließgeschwindigkeit des hangabwärts laufenden Wassers. So werden Weinbergböden, die ein geringes Wasserspeichervermögen haben, optimiert
Nach einem Gerichtsurteil können Windenergieanlagen  auf Menschen eine „optisch bedrängende Wirkung“ ausüben. Beruhigend dagegen die Erkenntnis, dass das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Atomkraftwerk Biblis zurückgebaut wird
Weinberge so weit das Auge reicht
In der Pfalz denkt man grundsätzlich in anderen Dimensionen. Ob Weingläser, oder Weinkisten…….
Wo Wein erzeugt wird ist Feuerwasser nicht weit…
Waldbaden im Zellertal. Bleibt nur die Frage: In welchem Wald?
Das markante Zellertaler Ehrenmal – das Wahrzeichen des Zellertals in der Lage “Schwarzer Herrgott”
Weinanbau wird hier seit Jahrhunderten gepflegt
Die berühmteste Weinlage des Zellertals
Ein Dorf – zwei Kirchen – 220 Einwohner
Die Felder sind bestellt…
..und die Weinstöcke per Rebschnitt präpariert

Vom ältesten Weinbauort der Pfalz, Zell, geht es weiter auf den Spuren des Zellertalweges in das benachbarte Einselthum. Hinter dieser Gemeinde verschwenkt der Wanderweg hinauf zum Osterberg, ein Gang der sich lohnt und weitreichende Aussichten in die Pfälzer Region ermöglicht. Nach weiteren vier Kilometern ist Albisheim erreicht, der einzige Ort, der entlang der Passage zweimal gequert wird. Am westlichen Ende von Albisheim geht es hinauf zum mittelalterlichen Wartturm, der in exponierter Lage herrliche Blickachsen hinüber zum Odenwälder Melibokus bis zum Donnersberg im Pfälzer Wald ermöglicht.

Ob die Rebhühner wissen, dass hier der Tisch gedeckt ist?
Pfälzer Ackergeometrie
Glückliche freilaufende Pfalzhühner
Der Weg zum Warteturm ist bestens ausgeschildert
Der Warteturm wurde im 14. Jahrhundert als Teil des Pfälzer Beobachtungs- und Frühwarnsystems errichtet
Weitreichende Blicke sind auch heute noch garantiert

Auf einem Höhenweg geht es weiter westwärts Richtung Marnheim, dort wo ein wuchtiges Tor als Eintrittspforte zum Zellertal steht. Die Rede ist von Resten eines Viadukts, als Erinnerungsposten an die ehemalige Bahntrasse, die einst Mainz mit Kaiserslautern verband. Offiziell ist in Marnheim der westliche Zipfel des Zellertalweges erreicht, jedoch empfiehlt sich eine Streckenerweiterung in das benachbarte Bolanden, konkret zur Ruine Neubolanden. Hier kann man nach fünfundzwanzig Kilometern in bester Aussichtslage eine Rast mit Verpflegung aus dem Rucksack einlegen und die Blicke über das unten liegende Bolanden hinüber zum markanten Donnersberg schweifen lassen.

Auch ein schönes Wanderthema: Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz. 146 eindrucksvolle Wanderkilometer von Wertheim hinauf zum Donnersberg – oder umgekehrt
Furztrocken – die Erde auf den Weinbergen
Bilderbuchmäßige Eiskristallwolken schweben über die Pfalz
So sind sie die Pfälzer: hart aber herzlich…….
Das Viadukt-Torso vor den Toren von Marnheim
Die Ruine Neubolanden – die Aussichtsterrasse Richtung Donnersberg
Von der Ruine geht es abwärts zurück in das Zellertal

Entlang des Hofwiesbaches geht es die A63 überquerend zurück in das Zellertal. Der Rückweg führt nun mehr oder minder steigungslos durch das das Tal. Vorbei an der Mittelmühle quert man die Gleise der Zellertalbahn und folgt für die nächsten Kilometer dem Schienenverlauf um hinter dem Heyerhof dem Flußverlauf der Pfrimm zu folgen. Im Abstand von circa drei Kilometern reihen sich die Zellertaler Weiler wie Albisheim, Harxheim und Niefernheim aneinander. Kaum auszumalen wenn hier die zahlreichen Winzerbetriebe und Gaststuben geöffnet hätten. Dort ein im Barrique ausgebauter Grauburgunder, hier ein Acolon, hüben ein Portugieser, drüben ein Spätburgunder, spätestens bei Zielankunft hätte man nicht nur breite Füße.

Markant die Schulglocke des Gymnasiums Weierhof
Rechter Hand geht es hinter dem Horizont weiter
und hier naturbelassenen Pfaden entlang der Pfrimm
In aller Stille annekieren Flechten diese weisen Worte
Blick hinüber nach Zell
Nach dreißig Jahren dürfte die Prinzessin eher als Königin durchgehen….
Warten dass die Weinstuben in Niefernheim wieder öffnen……
An der Niefernheimer Mühle

Von Niefernheim aus geht es hinüber zu den Herren von Wachenheim, die hier einst das Schlossgut Lüll errichteten, ausgestattet mit einem sechsstöckigen Wohnturm, der größte seiner Art in Rheinhessen. Hier kann man, wenn man kann, vortrefflich einkehren und gute Weine verköstigen. Vorbei an der idyllisch gelegenen Neumühle wandert man durch den Monsheimer Vogelpfad zurück zum morgendlichen Ausgangspunkt. 44 eindrucksvolle und aussichtsreiche Wanderkilometer, unterlegt mit 740 Höhenmetern, die man in toto vernachlässigen kann. Für alle Freundinnen und Freunde gepflegter Wanderung rundherum eine Empfehlung, insbesondere zum Höhepunkt der Weinsaison im September/Oktober.

Vorbei am Schlossgut Lüll…
..und an der Neumühle
Der Wegeverlauf ist bestens ausgeschildert
Kilometerlang folgt man der Pfrimm
Lieber Mensch…..
Das Verkehrsministerium empfiehlt im Sinne von Paragraph 28 der Straßenverkehrsordnung allen Reitern, beim Telefonieren mit dem Handy eine Freisprecheinrichtung  zu nutzen.
Vorbei an Schloß Monsheim

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