Themenwanderung

Ein grenzWERTIGER Trail

Süderjütland/Flensburg im September 2019 – Ein Wandertrail der Superlative. 175 geballte Kilometer, ausgestattet mit einer deutsch-dänischen Natur- und Kulturvielfalt, belegt mit geschichtlichen Tiefgang, eingemantelt in die wunderbare Ostseeregion der Flensburger Förde und geadelt mit einem bemerkenswerten Prädikat. Der dänische Teil des Trails, der Gendarmenpfad, ist als  „Leading Quality Trail – Best of Europa“ zertifiziert und zählt zu Europas besten Wanderwegen.  Seit 2015 ergänzt zudem der Flensburger Fördesteig auf der deutschen Seite den gegenüberliegenden Pendant. So liegt es auf der Hand  sich mit dem Gesamtpaket eingehend zu beschäftigen. Gestartet wird mit der dänischen Passage, dem Gendarmstien, wie man offiziell im Nachbarland sagt. Just vor 99 Jahren entschieden sich die Anwohner des Grenzgebietes nach einem Volksentscheid für den heutigen Grenzverlauf. Nordschleswig wurde dänisch, Südschleswig wurde deutsches Gebiet. So hat man zudem bis heute hüben eine dänische und drüben eine deutsche Minderheit und lebt in partnerschaftlicher Koexistenz in einem wunderbaren Lebensraum. Nach dem Grenzentscheid sicherte die dänische Grenzgendarmerie die Grenze. Mit Wegfall der Grenzkontrolle nutzten die dänischen Nachbarn die historische Bedeutung des Gebietes  und entwickelten den Grenzpfad als gangbaren Wanderweg.  Als Wanderzeichen wird dabei ein blauer Gendarm abgebildet, der an die Originaluniform der einstigen Grenzgendarmerie erinnert. Begonnen wird am offiziellen Startpunkt des Qualitätswanderweges im dänischen Grenzort Padborg mit Tagesziel Egernsund. Der erste Teilabschnitt führt zunächst in einem munteren auf und ab  durch ein Tunneltal Richtung  Krusau. Auf diesem Abschnitt kreuzt man den historischen Ochsenweg, der im Mittelalter von Trondheim bis nach Rom führte. Nach knapp sechs Kilometern hat man „Den krummen Vej“ – den „krummen [read more…]

Themenwanderung

Rund um Amrum

Amrum im August 2019 – „Atemberaubend der Kniepsand, davor die Dünen mit tausenden von Seevögeln. In der Inselmitte die Geest mit Wald und Heideflächen, und am Watt atmet das Meer im Wechselspiel der Gezeiten.“ Schon beeindruckend wie Amrums Touristikverband die Schokoladenseite der kleinen nordfriesischen Insel, die lagetechnisch als erweiterter Anhängsel von Sylt und als südwestliches Bollwerk von Föhr zu den drei nordfriesischen Geestkerninseln zählt. Die Geest ist eine Sandablagerung, die während der Eiszeit entstand. Auch die Lüneburger Heide ist eine typische Geestlandschaft. Klare Botschaft vorneweg:  die Kleinste der drei Inseln ist landschaftlich gesehen die Vielfältigste und überrascht auf jedem Kilometer. Vom Festland aus startet man in Dagebüll, geeigneter Weise mit der ersten Fähre, die um 05.00 Uhr ablegt, zunächst Föhr ansteuert, um nach knapp zwei Stunden im Hafen der Amrumer Inselhauptstadt Wittdün einzulaufen.  45 Minuten Zeit kann man mit der Katamaran-Verbindung sparen – jedoch startet der erste schnelle Kutter erst um 9.30 Uhr –  ergo wandertechnisch am frühen Nachmittag. Inselüblich geht es von Osten gegen den Uhrzeigersinn startend von der Inselhafenstadt Wittdün, vorbei an Steenodde zum benachbarten Nebel. Vorbei am schmalen Nordstrand von Wittdünn überrascht von der angenehme Streckenbelag. Während man in Föhr fast ausschließlich mit Asphalt konfrontiert wird, erwartet den Fußgänger und Wanderer bereits von Anbeginn befestigte Sandbödenwege. Entlang des Wattenmeers führt der Wegeverlauf durch den Bereich Kliff ual Aanj. Gemeint ist hier das Steenooder Kliff als Teil des Naturschutzgebietes der Amrumer Ostküste. Das Gebiet ist bei Vogelkundlern ein sehr beliebter Beobachtungsplatz. Wieso ausgerechnet hier ein Tontaubenschießstand eingerichtet wurde, mag [read more…]

Themenwanderung

Rund um Sylt

Sylt im August 2019 – Sylt – klangvoll der Name, polarisierend wie kaum eine andere deutsche Insel. Schickimicki-Insel, Champagner und Kaviar, Schlauchbootlippenblondinen die mit dem Porsche Cabrio Kampens Straßen frequentieren, Immobilienpreise die jenseits jeglicher Schmerzgrenzen liegen. Sylt – eine nordfriesische Insel mit zehn Naturschutzgebieten, beeindruckenden Heidelandschaften, an der schmalsten Stelle gerade einmal 320 Meter breit, seit 1927 per Eisenbahndamm mit dem Festland verbunden, eigenwillig die Inselform und unberechenbar wie die Nordsee. Latent ist die Gefahr, daß die Insel irgendwann auseinanderbrechen wird. Experten verorten dabei die Sollbruchstelle auf der Höhe von Rantum. Bedenklich bedrohlich der Umstand, daß jährlich über eine Millionen Kubikmeter Sendimentsverluste zu verzeichnen sind. Grund genug die nördlichste Insel Deutschlands unter die Schuhsohle zu nehmen. 2018 veranstaltete erstmals die Megamarsch-Company einen 24 Stunden-100 Kilometermarsch rund um die Insel. Aus  leistungssportlicher Sicht  ein interessantes Angebot. Spannender ist es jedoch die Insel intensiv zu erkunden und mit den eigenen Füßen zu lesen. So werden es am langen Ende 103 Kilometer werden, aufgeteilt in drei passable Touren. Vom Festland aus ist es ein Katzensprung auf Sylt. In Niebüll am Bahnhof kann man für sieben Euro pro 24 Stunden bequem parken um per Bahn die Insel zu erreichen. Bereits der  5.31 Uhr-Zug ist gut gefüllt. Einzelhandelsangestellte und Arbeiter, die auf dem Festland wohnen, pendeln täglich auf die Insel. Nach 21 Minuten ist die erste Bahnstation, Morsum, als Ausgangspunkt für eine die erste Exkursion erreicht. Gut beraten ist man sich an das bewährte Muster bei einer Inselwanderung zu halten, von Ost nach West gehend [read more…]

Marathon

Rund um Föhr

Föhr im August 2019 – Feer, so die friesische Bezeichnung der 83 Quadratkilometer großen und damit größten deutschen Insel ohne Landverbindung. Die grüne Insel, gelegen im Windschatten von Amrum und Sylt ist eingerahmt von 22 Kilometern grachsbewachsenen Deichen und 15 Kilometer Sandstrand. Eine Stadt und 16 Ortschaften. Drei Sprachen werden hier gesprochen: Friesisch, Plattdeutsch und Hochdeutsch, Legendäre Walfänger und Grönlandschiffer waren hier im 17. und 18. Jahrhundert beheimatet und seit zehn Jahren wandern die Föhrer traditionell am Himmelfahrtstag einmal rund um die Insel, die im Herzen des UNESCO Wattenmeer-Weltkulturerbe liegt. Föhr erreicht man komfortabel via Fähre von Dagebüll aus. Die Überfahrt selbst dauert 50 Minuten und ist im Regelfall unabhängig vom Gezeitenstand, da eine Fahrtrinne ausgebaggert wurde. Hochgradig zu empfehlen ist es bereits die erste Fähre um 05.00 Uhr  zu nehmen, um den schönsten Augenblick des Tages, den Sonnenaufgang über die Wattenmeerlandschaft zu erleben. Fünfundvierzig Minuten vor Sonnenaufgang starte ich am Fähranleger der Inselhauptstadt Wyk. Dem Sonnengang folgend kann es nur eine Marschrichtung geben: gegen den Uhrzeigersinn. Zwar wird es auf den ersten zwanzig Kilometern keine Einkehrmöglichkeit geben, jedoch taucht man ein in beste Lichtverhältnisse und kann die Stille des Wattenmeeres genießen. Wanderguru Manual  Andrack wußte vor zwei Jahren in einem Beitrag zu berichten: “Man muss das ganze nicht schöner reden als es war, die Wanderung rund um Föhr war alles in allem STINKLANGWEILIG!” Jedoch ist es eben eine Frage der Einstellung wie man sich einem Naturraum nähert. Zunächst geht es rund um den kleinen Wyker Hafen inklusive Sportboothafen um [read more…]

Marathon

Blickachsen

Bad Homburg, den 10. August 2019 – Blickachsen – sofern man sie sehen möchte – sind essentieller Bestandteil einer gepflegten Wanderung. So hat es sich regelrecht angeboten, die aktuelle Skulpturenbiennale die im zweijährigen Rhythmus im Bad Homburger Umfeld stattfindet, in eine gepflegte Marathonwanderung einzubetten. 42 Blickachsen auf 42 Kilometer, so der sportliche Auftrag dieser Exkursion. Vom Startpunkt der Konstabler Wache in Frankfurt geht es zunächst zum Campus der Johann-Wolfgang-Goethe-Universtiät, dort wo sechs der insgesamt 60 Gegenwartsskulpturen installiert sind. Jedoch auch ohne Ausstellung kann man auf dem Weg entlang der Kunstobjekte genügend Blickachsen entdecken. Frankfurt als Metropole, die sich ständig weiterentwickelt, bietet hierzu genügend Entdeckungsmöglichkeiten und insbesondere am frühen Morgen, dann wenn die Mainstadt noch regelrecht entvölkert ist, und man sich auf das Stadtbild konzentrieren kann. Nach zweieinhalb Kilometern ist der Campus erreicht. Noch heute beeindruckt die scheinbar zeitlose Architektur des I.G.-Farben-Hauses. Von hier aus koordinierte der spätere US-Präsident Eisenhower den Wiederaufbau Westdeutschlands, heute ist hier eine Bildungsstätte von Weltruf untergebracht. Anläßlich der Kunstausstellung wurden auf dem Campusgelände insgesamt sechs Kunstobjekte installiert. Ohne fachliche Unterstützung ist es dabei schon eine Kunst zu verstehen was der Künstler mit seinem Werk an dem gewählten Standort ausdrücken möchte. Allemal Kunst polarisiert – in welche Richtung ist am langen Ende nicht maßgeblich und es bleibt dem Auge des Betrachters überlassen seine persönlichen Schlüsse daraus zu ziehen – frei nach der trivialen Erkenntnis: „Was wollte der Künstler uns damit sagen“ Nach den künstlerischen Blickachsen auf dem Hochschulgelände bietet es sich auf dem Gang Richtung Bad Vilbel, [read more…]

Themenwanderung

Der Pfälzer Mandelpfad

Bad Dürkheim, den 23. März 2019 – Es liegt in der Natur der Menschen mit blühenden Bäumen paradiesische Zustände zu verbinden. Legendär beispielsweise die japanische Kirchblüte, die Mandelblüte auf Mallorca oder die Apfelblüte in Südtirol. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Auch bei uns gibt es eine erstklassige Frühlingsadresse, die im Allgemeinen in den ersten Märzwochen aufgesucht werden kann. Unter dem Motto „Ganz schön rosa, das Land der Mandelblüte“ ebnet der 77 Kilometer lange Pfälzer Mandelweg, am sonnigen Rand des Pfälzer Waldes gelegen, den Weg in den Frühling. Vortrefflichst und sehr verlockend die blumige Beschreibung des Pfälzer Touristenverbandes: „Auf dem Pfälzer Mandelpfad beginnt der Frühling. Und er steht sehr früh auf. Während anderenorts noch Wintergrau vorherrscht, schiebt er hier bereits rosarote Blütenwolken durchs Land. Sie machen aus Straßen Blütenalleen, setzen freche Farbtupfer in die zartgrünen Weinberge und schmücken unsere Dörfer. Erleben Sie die beeindruckende Inszenierung der malerischen Landschaft bei Tag – und eine märchenhafte rosa Lichtsinfonie bei Nacht, wenn entlang der Deutschen Weinstraße Burgen und Schlösser weithin erstrahlen. Alles rundum reagiert auf das frühe Licht des Jahres, auf die frische Luft und den feinen Duft, auf die ersten Wärmestrahlen und die aufleuchtende Farbe. Eine prickelnde Mischung, wie Sie spüren werden. Sie weckt Sinne und Lebenslust und bewegt die Beine. Dieser rosarote Zustand wird Frühlingsgefühl genannt. Das gibt es gratis, an der Deutschen Weinstraße.“ Bereits Wochen zuvor versorgt der Tourismusverband der Deutschen Weinstraße über diverse Medienkanäle die frühlingshungrige Schar mit aktuellen Wasserständen zum Blütenstand der Mandelbäume. [read more…]

Marathon

Die Hessische Apfelweinstraße

Steinheim, den 15. Dezember 2018 – Der Rheingau hat den Rieslingspfad, in Bamberg setzt der 13-Brauereien-Weg ein, im Unterfränkischen lockt der Rotweinwanderweg, im Schwarzwald heißt es am Schnapsbrunnenweg “5% in den Beinen und 40% im Magen” und in Südhessen kann man auf den Spuren des Hessischen Nationalgetränks umgangssprachlich”Eppelwoi“, und “Apfelwein” im allgemein verständlichen Terminus, wandeln. Seit 1972 gibt es eine Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Apfelweinstraße, die es sich seinerseits zum Ziel gesetzt hat, das hessische Brauchtum und hier speziell alles was Leib und Seele gut tut, zu fördern.  So nebulös der Streckenverlauf der Hessischen Apfelweinstraße, so unklar die Entstehungsgeschichte der Route, die offiziell von Steinheim bei Hanau bis nach Frankfurt führt.  Einer Quelle zufolge wurde die Straße bereits 1958 angedacht , andere Quellen berufen sich auf 1982. Die Homepage der Arbeitsgemeinschaft: out of order. Fruchtlos die mehrfachen Anfragen an die Stadt Hanau. Peinlich nur. daß sich Hanau anschickt demnächst ein Apfelweinmuseum zu eröffnen. Rasch dagegen das Feedback der Tourismus GmbH Frankfurt, welche allerdings die Hessische Apfelweinstraße mit den Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenrouten verwechselte. Einzig Peter Heckert, ein Heimat- und Familienforscher aus Maintal, der sich unter anderem auch intensiv mit dem Thema Apfelwein auseinandergesetzt hat, gab den entscheidenden Fingerzeig zum ursprünglichen Streckenverlauf. Hinweisschilder, die einst entlang der Strecke angebracht wurden gibt es nicht mehr – Orientierungstafeln mit denen die Ebbelwoischenken seinerseits gekennzeichnet wurden – Fehlanzeige. Umso spannender gestaltete sich diese Scouttour auf den Spuren des “Ebbelwois”. Gestartet wird im Hanauer Stadtteil Steinheim, dort wo angabegemäß der Hessische Apfelweinstraße offiziell einsetzt.  Eine entsprechende [read more…]

Marathon

Von Trullo zu Trullo

Bockenheim an der Weinstraße, den 09. September 2018 – Man erzählt sich, dass bereits im Mittelalter italienische Handwerker in die rheinhessische Region gezogen seien. Durch den heimwehbedingt hohen Alkoholkonsum und den damit verbundenen großen Zechen langte das Geld hinten und vorne nicht mehr um große Häuser zu bauen. So entstanden in den Weinbergen die apulisch-typischen Trulli als Unterkunft für die italienischen Freunde. Diese und andere Schoten ranken sich um die Entstehungsgeschichte der Trulli, die, einzigartig in Deutschland, hier seit mehr als 200 Jahren vorzufinden sind. Der Trullo, die Trulli. Vorzufinden vor allem in Apulien, aber auch in Irland, in der Schweiz, in Skandinavien, Frankreich und in Nordafrika. Die Wahrheit liegt scheinbar woanders. Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte in der waldarmen Region Brennholzmangel. So plünderten Anwohner die Weinberge, stahlen Trauben und Pfähle die zur Sicherung der Weinstöcke dienten. Im Zuge einer 1747 erlassenen Flurbewachung wurden einfache Bauten mit einem Kraggewölbe und eingelassenen Gucklöchern errichtet. So konnte man die Weinberge überwachen, und hatte zugleich einen Schutzraum und einen Unterstellraum für Gerätschaften. Heute sind die Trulli ein Wahrzeichen, speziell im äußersten Süden Rheinhessens, dem sogenannten Wonnegau. So sind zwischen Bockenheim, dem nördlichsten Zipfel der Deutschen Weinstraße und Flörsheim-Dalsheim mehr als 20 dieser historischen Weinberghäuschen vorzufinden. Mittlerweile stehen die meisten dieser Bauten unter Denkmalschutz. Gestartet wird in Bockenheim am Haus der Deutschen Weinstraße. Leider gibt es kein explizites Lageverzeichnis der Trulli. Einzig eine Übersichtskarte der jährlich um Juni stattfindenden Trullo- Radwanderung kann als Orientierungshilfe herangezogen werden. In Ergänzung mit einer OSM-Karte, auf der die [read more…]

Fit mit Bier

Bamberger Brauhausmarathon

Bamberg, den 26. August 2016 Es wird gedarrt, geschrotet, gemaischt, geläutert, gekocht, ausgefiltert, gekühlt, vergoren, umgefüllt, endfiltriert und abgefüllt – und dass in einer Dichte, die weltweit einmalig ist. Die Rede ist von der fränkischen Braukunst und hier speziell von mehr als 200 regionalen Brauereien, die teilweise schon seit Jahrhunderten  ein kreuzehrliches Bier brauen. Demnach war  diese Region mehr als prädestiniert, hier  in 2016 anlässlich des 500jährigen Jubiläums des Reinheitsgebotes  eine themenorientierte Wanderung unter  Einbeziehung der fränkischen Bierkultur  durchzuführen. Im Nuklus stand dabei die Großregion Bamberg mit ihrem einzigartigen Bierkulturerbe. Bereits 1039 verfügte der Bamberger Domherr Ouldariccus, dass es an seinem Todestag Freibier in Bamberg geben sollte, und sicherte damit den ersten urkundlichen Nachweis der amtlichen Biererwähnung. Ein guter Mann der Hopfenszene, dessen Wirken noch nach 1.000 Jahren nachhallt. 20 Brauereien auf insgesamt 57 Kilometern, in zweieinhalb Wandertagen, so die spannende Herausforderung, bei nicht minder anspruchsvollen Temperaturen jenseits der 30 Grad. Jedoch ein klares Wort vorneweg. Zielsetzung war es nicht  im Rahmen einer Druckbetankung so viele Bierstationen wie möglich abzuarbeiten. Dies entspricht nicht den Konventionen eines verantwortungsvollen Umganges mit Alkohol. Der Anspruch bestand, einzutauchen in die facettenreiche  fränkische Brauereikultur, Brauchtumsstudium und -pflege zu betreiben, das Ambiente von Gaststuben, Bierkellern und Biergärten zu erleben, die schmackhafte fränkische Brotzeit zu genießen mit Franken am Tische zu sitzen, über Land und Leute zu reden und in die sanfthügelige Landschaft, der sogenannten bayrischen Toskana einzutauchen. Ob man sich am langen Ende für ein schmackhaftes Regionalbier, ein alkoholfreies Hopfengetränk oder ein Softgetränk entscheidet, bleibt letztendlich jedem selbst [read more…]

bis 35 km

“In naher Ferne” – Auf dem Hölderlinpfad

Bad Homburg, den 10.Juli 2016 – Friedrich Hölderlin – einer der größten Dichter unseres Landes, ein begnadeter Wanderer, den es zu Fuß bis nach Frankreich und in die Schweiz verschlug und  wohlweislich Frankfurts erster Einpendler. Jeden ersten Donnerstag machte sich der Lyriker vor über 200 Jahren von Bad-Homburg nach Frankfurt auf den Weg, um Schlag zehn  Uhr morgens am Sommersitz der reichen Kaufmannsfamilie Gontard, den Adlerflychthof, seine Geliebte Susette Gontard zu treffen. Drei Stunden benötigte der Dichter für die einfache Strecke um, damals noch ohne A5 und A661 queren zu müssen, nach Frankfurt zu gelangen. 200 Jahre später hatte der Regionalpark Rhein-Main einen Wanderweg in Gedenken an den liebestollen Wanderer angelegt.  Gestartet wird am Schloß von Bad Homburg, unweit des Sinclair-Hauses in der Löwengasse 15, dort wo Hölderlin immerhin zwei Jahre verbracht hatte.  Vorbei am Bahnhof, durch das nördlich gelegene Industriegebiet geht es zunächst der Markierung folgend auf den Pfaden des Regionalparks die A661 unterquerend das ehemalige Bergwerk Gnade Gottes passierend, dort wo von 1830 bis 1926 Braunkohle gefördert wurde. Musste sich Friedrich Hölderlin 1798 noch nach den Himmelsrichtungen orientieren, so fällt es dem Wanderer des 21. Jahrhunderts relativ  einfach, auf die  schon von weitem sichtbare Frankfurter Skyline zuzugehen. Richtung Kalbach passiert man vor dem Regenrückhaltebecken am Kätcheslachweiher ein Neubaugebiet mit postmoderner Schachtelbauweise, die eher an  Legehennenbatterien erinnern, als an komfortabler Wohnraumgestaltung. Den Kalbach folgend passiert man am Ortsende von Kalbach ein großes Industriegelände. Hier produziert seit den 20er Jahren die Firma Carbone Kohlebürsten – ergo eines der wichtigsten Bestandteile [read more…]

Odenwald

Auf den Spuren internationaler Waldkunst

Darmstadt, 6. September 2014 Seit 2002 findet alle zwei Jahre   im Darmstädter Forstrevier auf 2,6 km vom Böllenfalltor bis zur Ludwigshöhe, vorbei an Goethefelsen, Goetheteich und Ludwigshöhturm.der Internationale Waldkunstpfad als Biennale mit wechselnden Themen in Darmstadt statt.  Bisher haben  115 Künstler aus fast 30 Ländern 150 Kunstwerke gestaltet. Der 7. Internationale Waldkunstpfad beschäftigt sich mit Biotopen als Lebensraum für Tiere, Pflanzen, Menschen und Künstler und hat aktuell 27 Installationen auf dem Rundkurs. Grund genug vom südhessischen Münster aus eine Tagesexkursion in die größte Stadt des Odenwaldes zu starten. Von Münsters Osten geht es zunächst Richtung Altheim entlang der Gemarkung “Auf dem Banngraben” dort wo ein umstrittene Logistikcenter mit einer Kubatur von 550 auf 160 Meter errichtet wird.  Bereits sichtbar die eingeleitete Verlegung des  Banngrabens im Vorfeld des Gebäudeareals. Durch Dieburgs Innenstadt führt der weitere Streckenverlauf zur  Nachbargemeinde Groß-Zimmern um vorbei am hiesigen Golfplatz den Stetteritz zu erreichen. Sowohl bei dem Stetteritz als auch bei dem benachbarten Roßberg und dem Otzberg handelt es sich um eine Vulkanzone, die vor 45 Millionen entstanden ist. Die damalige Eruption steht in Zusammenhang mit den vulkanischen Aktivitäten, die an den Einbruch des Oberrheingrabens gebunden sind.   Allemal hat man von hier aus schöne Ausblicke in das Dieburger Land bis hin zum Spessart. Auf Wirtschaftswegen geht es via Rosenhof, Fasanenhof und Krugsmühle nach Rossdorf nördlich vorbei am heimischen Basaltsteinbruch des Roßberges. Hier wird seit mehr als 100 Jahren Basalt abgebaut. Nach einer Kaffeepause in der Ortsmitte von Roßdorf geht es  entlang des Traisaer Weges zum Dippelshof. Hier war einst [read more…]

Marathon

Exkursion in der Odenwaldhölle

Rimbach, 30. August 2014 “Das Niemandsland zwischen Birkenau und Rimbach ist der scheußlichste Ort der Welt.  Wie die Odenwaldhölle junge Menschen zurichtet – und wie ich aus ihr entkommen bin.” Hohe Wellen schlug ein zum Jahreswechsel 2013/2014 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von der in Berlin ansässigen und im Weschnitztal aufgewachsen Redakteurin  Antonia B. publizierter Beitrag zum Thema “Heimat” unter der Überschrift “Dieses Stück Germany”. Anlass genug, um sich im Rahmen einer ausgedehnten Exkursion Ein-, Aus-und Rundblicke zu verschaffen, wie es aktuell um diese Region bestellt ist.  Dank detaillierter Beschreibung (Zitat: “Ich bin auf diesen Odenwald , genauer auf die Gegend zwischen Birkenau und Rimbach, im Alter von sechs Jahren einfach draufgeworfen worden, ohne zu wissen warum und ohne je verstanden zu haben, was wir, meine Familie und ich, eigentlich dort machen. Es war entsetzlich, vom Anfang bis zum Ende, und ich kann also überhaupt nicht behaupten, dass ich eine Heimat habe, und ich kann auch nicht verstehen, wie man in diesem pervers verkleisterten und kopflos verbauten Nachkriegs-, Nachwende- und Attrappendeutschland überhaupt Heimatgefühle entwickeln kann, und das ist mein Ernst….Und so sind wir aus Berufsgründen, die mein Vater hatte, in dem für den Kopf lebensgefährlichen Odenwald, genauer dem Stück zwischen Birkenau und Rimbach, gelandet, das an Hässlichkeit und Traurigkeit eigentlich nicht zu überbieten ist, wäre es nicht so, dass es in Deutschland viele Orte gibt, die mühelos genauso hässlich und egal sind, wie eben dieses Stück Germany.) war es einfach die “Odenwaldhölle” zu lokalisieren. Die ausgezeichnete Infrastruktur der markierten Wanderwege (Lob und Dank an [read more…]