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Leininger Kloster- und Burgenweg

Leiningen, den 19. Oktober 2022 – Im Nordosten der Pfalz liegt das Leiningerland, ein Landstrich als Vorposten des Pfälzerwaldes und gleichzeitig Aussichtsplateau in die Rhein-Neckar-Ebene. Eine der mächtigsten Herrschaftsfamilien der Pfalz steuerte von hier die Geschicke der Region, wobei zu besten Zeiten das Leinigerland sich bis in den Elsass erstreckte. Zwei Premiumwanderwege, der Leininger Klosterweg und der Leininger Burgenweg bieten dabei Gelegenheit in die geschichtsträchtige Region einzutauchen. Da historisch gesehen Klöster und Burgen am langen Ende schon immer auf eine gemeinsame Geschichte zurückblickten ist es sinnvoll über beide Wege eine Klammer zu ziehen und zu verbinden. Als Einstieg in diese Wanderkombination bietet sich Neuleiningen an, wobei auch Hertlinghausen (Wanderparkplatz Rahnenhof) am nordwestlichen Zipfel dieser Exkursion durchaus angebracht ist, wobei man in diesem Falle zur Streckenhalbzeit sogar eine Rast auf der aussichtsreichen und bewirtschafteten Burgterrasse der Burg Neuleiningen einplanen kann. Sonne war an diesem Tag bestellt, Dauernebel wurde geliefert. Keine Chance daher die durchaus spektakulären Weitsichten zu genießen, sondern als Alternative die Gelegenheit zu nutzen, um einzutauchen in die nebulöse Mystik des Pfälzer Waldes. Burg Leiningen versenkt im Nebel, die Weinterrassen die sich hinab in die Rheinebene in östlicher Richtung verziehen nicht auszumachen, so startete die Exkursion gen Battenberg, dort wo bereits die Reste der nächsten Burg besichtigt werden können. Burg Battenberg ist in zweifacher Hinsicht eine bemerkenswerte Lokation. Bei guten Sichtverhältnissen kann man die Blicke über die Pfälzer Weinlandschaft bis hin zum gegenüberliegenden Odenwald genießen und der idyllische Wein/Biergarten des auf der Burg befindlichen Hofgutes ist eine vortreffliche Stätte der [read more…]

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Ein Wandertraum

Mörsdorf, den 06. Juni 2022 – Es gibt Prädikatswege, Qualitätswanderwege, Premiumwanderwege. Und wenn man zwei mit Bestnoten zertifizierte Premiumwanderwege kombiniert und zusätzlich mit einem Sahnehäubchen garniert, dann kann man sich auf eine spektakuläre Hammertour einstellen. Gestartet wird in Mörsdorf, ein bis zum 3. Oktober 2015 beschaulicher 600-Seelen-Hunsrückweiler. Die Zeitwende setze zu diesem Zeitpunkt ein, als eine Schweizer Spezialfirma mit einem Kostenaufwand von 1,1 Millionen Euro die damals längste Hängeseilbrücke Deutschlands fertigstellte. Rechnete man in einer Machbarkeitsstudie mit jährlich 180.000 Besucher, so wurden seit Einweihung bereits 1,7 Millionen Hängebrückenbegeher gezählt. Der Preis der Popularität: Mörsdorf hat vermutlich die höchste Dichte an Absolute-Halteverbots-Schilder pro Straßenzug. Jeder Straßenmeter ist für Gebietsfremde tabu. Über ausgewiesene und kostenpflichtige Parkzonen wird als Quasimaut die Hängeseilbrücke unterhalten. Von der Hunsrücker Hochebene wandert man abwärts in einen regionaltypischen Taleinschnitt. Bereits auf den ersten Metern bekommt man als Wanderer verdeutlicht, was die Faszination dieser Region als außergewöhnliche Wanderdestination ausmacht. Als vermutlich Erster von insgesamt 2.968 Besuchern an diesem Tag quere ich die Hängeseilbrücke die das Mörsdorfer Bachtal in der Gemarkung Geierlay quert. Von der Hängebrücke Geierlay geht es zunächst der Geierlayschleife als Transferweg folgend entlang, um nach zwei weiteren Kilometern in die Traumschleife Masdacher Burgherrenweg einzutauchen, die mit stattlichen 92 von 100 möglichen Punkten als Premiumwanderweg zertifiziert und 2018 sogar als Deutschlands schönster Wanderweg geadelt wurde. Günstig wenn man zu früher Stunde startet. Man genießt die Stille in den Bachtalsenken, die einzig von den leise vor sich hin murmelnden Bächen, die durch die Täler mäandern, unterbrochen wird, und lässt [read more…]

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Schinderhannes gegen Schinderhannes

Kastellaun, den 22. Mai 2022. Just einige Tage nach der Erwanderung des Taunus-Schinderhannes-Steiges wird die Akte “Schinderhannes” aus gegebenen Anlass nochmals aufgeschlagen, denn im benachbarten Hunsrück, dort wo der gefürchtete Räuber ebenso sein Unwesen trieb, wird der Schinderhannespfad unterhalten. Die Analogie beider Wege ist bestechend. Beide Wege sind gleich lang, der Taunus-Schinderhannes-Steiges ist vom Deutschen Wanderverband als Qualitätsweg zertifiziert, der Hunsrück-Schinderhannespfad als Premiumwanderweg vom Deutschen Wanderinstitut geadelt, und beide sind dem bekanntesten Erzgauner der Region gewidmet. So liegt es auf der Hand in einem vergleichenden “Wanderwege-Battle” auch diesen Premiumwanderweg unter die Sohle zu nehmen. Gestartet wird am Busbahnhof der Hunsrückstadt Kastellaun, dort wo Wanderer zum Einstieg eine Infotafel über den Steig vorfinden. Bereits der erste Kilometer überrascht, denn die vorhandene Infrastruktur ist absolut erstklassig. Ein aufwändig gestalteter Barfußpfad, der Sturmwurfpfad Kyrill, ein Wald-Klettergarten und der Beginn der Traumschleife Burgstadt vermittelt bereits zu Anbeginn: hier ist ein Wanderparadies. Und wahrlich – auf ausgesprochen schönen Pfaden wandert über Waldwege vorbei an Laubach, um in der gleichnamigen Gemarkung dem Flussverlauf des Oberkülzerbachs zu folgen. ​ ​Im Laubacher Wald verabschiedet man sich von der Traumschleife Burgstadtpfad um auf Höhe der Gesellschaftsmühle einen neuen Wegepartner, die Traumschleife Klingelfloß aufzunehmen, die den Schinderhannespfad ein Stück begleitet. Tunlichst waren die Wegeplaner, wie beispielsweise in Neuerkirch oder in Kümbdchen darauf bedacht, die Ortschaften strategisch zu umrunden. Kein Wunder, jeder Asphaltmeter kostet wertvolle Zertifizierungspunkte, da das Deutsche Wanderinstitut im Gegensatz zum Deutschen Wanderverband mit einem offiziellen Punkteraster arbeitet. Jedoch ist es nicht verboten, ab und an durch eine Hunsrückgemeinde [read more…]

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Taunus Schinderhannes Steig

Weilrod, den 17. Mai 2022 – Scheinbar ist dieser Fall bis heute der Cancel-Culture-Bewegung, die das Zigeunerschnitzel aus den Speisekarten verbannt hat und Mohrenapotheken nötigt die Reklameschilder auszutauschen, durch die Lappen gegangen. Die Rede ist von Johannes Bückler, alias Schinderhannes, der keineswegs als Gutmensch im Robin Hood-Stil die Reichen plünderte um die Mittellosen zu beschenken. Es war ein Bandit, ein Lump, ein Gauner, ein Betrüger und vermutlich auch ein Mörder, der Arme und Reiche bestahl und kurz vor dem Galgentod sogar seine Bandenmitglieder anprangerte. Am langen Ende war es der Schriftsteller Carl Zuckmayer der die Mär eines legendären Hunsrückräubers verbreitete. Heute können sich Wanderer auf die Spuren eines vom Deutschen Wanderverbandes zertifizierten Premiumwanderweges begeben, der diesem Halunken gewidmet wurde. Entgegen der offiziellen Empfehlung wird aus drei guten Gründen empfohlen, den Start nicht in Kelkheim sondern an der Landsteiner Mühle in Weilrod einzuplanen. Grund 1: Ein perfektes warm-up! Man startet in den Wandertag mit dem heftigsten Anstieg der gesamten Tour; Grund 2: Bei Kilometer 31 kann man eine schöne Mittagsrast im wunderbaren Eppstein einlegen; Grund 3: vor den Toren von Kelkheim lockt ein wunderbarer Biergarten zu einem erfrischenden Abschlussbier. Gestartet wird an der Ruine der Liebfrauen-Wallfahrtskirche, dort wo sich auch eine Bushaltestelle befindet. Von hier aus geht es direkt steil aufwärts, zunächst hinauf zum Weiler Treisberg und weiterführend zur vierthöchsten Erhebung im Hintertaunus, dem 663 Meter hohen Pferdskopf. Auch wer vom Aufstieg ermattet ist, sollte unbedingt den 34 Meter hohen Aussichtsturm erklimmen, die Ausblicke sind es wert. Auf einem Höhenweg wandert [read more…]

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Finale zum Wachturm No. 1

Bad Hönningen, den 25. März 2022 – Finale der winterlichen Limesexkursion in nördlicher Richtung. Zwei ausgedehnte Wanderungen führen von Bad Ems über eine Strecke von insgesamt 81 Kilometern und 2.100 Höhenmetern zum nassen Limes am Rhein, dort wo nach römischer Arithmetik Wachturm Nummer 1 von insgesamt 900 Wachtürmen steht, die allesamt entlang des Obergermanisch-Rätischen Limes vor 1.800 Jahren errichtet wurden. Gestartet wird in der altehrwürdigen Kurstadt an der Lahn, in Bad Ems. Just zum Sonnenaufgang ist die Kurpromenade wie ausgestorben. Man könnte sich mit eine der steilsten Standseilbahnen der Welt, mit der Kurwaldbahn, zur Bismarckhöhe hochliften lassen, jedoch ist es nicht verboten zur körperlichen Ertüchtigung die erste Bergwertung des Tages zu absolvieren, um stetig und partiell auch sehr steil hinauf zum benachbarten Weiler Kemmenau zu wandern. Offensichtlich handelt es sich hier um den bis dato steilsten Abschnitt der bisherigen Limesexkursionen. War die vorhergehende Limeswanderung nach Bad Ems mit tollen Panoramen bestückt, so ist auf dieser Tour Richtung Rhein gute Waldarbeit zu Fuß angesagt, was jedoch nicht unattraktiv ist. Oberhalb von Arzbach bietet sich eine Rast am Augstblick an. Hier kann man seine Blicke über den Westerwälder Teil des Naturparks Nassau schweifen lassen. Nicht umsonst sind hier auch zahlreiche Wandervereine aktiv, die sich in der IVV-Szene in der Vergangenheit mit attraktiven Sportwanderungen engagiert haben. Natürlich könnte man die Wegstrecke deutlich und mit geringeren Steigungen abkürzen, was jedoch nicht empfohlen wird. Denn der Verlauf des Limes-Wanderweges ermöglicht attraktive Ausblicke über die Talsenken, und Anhöhen, dort wo sich die Ortschaften Kadenbach, Eitelborn und [read more…]

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Panoramawanderung am Limes

Bad Ems, den 21. März 2022 – Wohl dem römischen Legionär der hier vor 1.800 Jahren Dienst schieben durfte. Er war schlichtweg begünstigt. Bei Holzhausen an der Haide, dem Startpunkt dieser Limestour, ist mittlerweile Rheinland-Pfalz erreicht. Die Anhöhen, die das Lahntal ausformen geben die Marschrichtung vor. Höhenzüge des Westerwaldes, Ausläufer des Taunuskamms und Berggipfel des Hunsrücks lugen zwischen den Senken hervor und komplettieren das für das Auge wohlgefällige Gesamtbild. Wer weite Panoramablick aufnehmen möchte ist hier genau richtig. Einmal mehr der ÖVP-Logistik geschuldet folgt man auf dieser Wanderung zunächst dem Limes-Wanderweg bis zur Kurstadt Bad-Ems, um auf einer abrundenden Flußwanderung der Lahn bis zum Busbahnhof in Nassau zu folgen. Neben dem römischen Kastell Holzhausen, welches im letzten Limesbericht vorgestellt wurde, punktet Holzhausen als Geburtsort des berühmtesten Sohnes der Stadt, einem gewissen Nicolaus August Otto, nachdem der Otto-Motor benannt wurde, wobei der Autodidakt, der niemals eine Hochschule besuchte, zunächst einen Gasverbrennungsmotor entwickelte. Mit besten Ausblicken wandert man entlang des ursprünglichen Limes vorbei an Obertiefenbach, um nach fünf Kilometern vor einem aufwändig rekonstruierten Holz-Erdwallkastell in Pohl zu stehen. Wie Perlenschnüre reihen sich die kleinen Weiler, die man entlang dieser Passage quert, aneinander. Hinter Pohl folgen Hunzel, Berg, die Käsmühle, die Weidenmühle und Dickmühle. Es geht vorbei an Geisig und Dornholzhausen. Waldpassagen wechseln sich mit aussichtsreichen Hochflächen, die oberhalb der Ausläufer des Lahnsteingebirges anzutreffen sind, ab. Kurzum eine abwechslungsreiche Passage im Hinterland, gerade einmal Luftlinie 25 Kilometer vom Rheinstädtchen Braubach entfernt. Über den 416 Meter hohen Wolfsbusch schwenkt man oberhalb von Becheln in [read more…]

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Vom Limes ins Wispertal

Holzhausen, den 09.März 2022 – Ein komplett neues Landschaftsbild eröffnet sich auf der achten Limes-Exkursion im westlichen Hintertaunus. Gestartet wird in Adolfseck, einem Ortsteil von Bad Schwalbach, einer Kreisstadt, die im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis gelegen ist. Frühsportgerecht geht es zunächst die ersten sechs Kilometer aufwärts Richtung Kemel. Ab Lindschied formt sich das Landschaftsbild in einer Art Hochplateau aus. Man kann durchaus nachzeichnen, dass die römischen Legionäre, die hier einst Dienst schieben durften, durchaus einen angenehmen Aufenthalt mit Wellnesscharakter genießen konnten. Weitreiche Blicke bis hinüber zum Taunuskamm, dort wo der Feldberg neben dem Altkönig trohnt, und Blickachsen bis zum 25 Kilometer entfernten Hunsrück auf der anderen Rheinseite vermitteln ein angenehmes Gefühl von Grenzenlosigkeit. Nicht umsonst hat auch ein gewisser Adolphus Busch, seines Zeichens der Gründer der größten Brauerei der Welt, hier oben Ende des 19. Jahrhunderts eine Sommerresidenz errichten lassen. Den vielleicht nachhaltigsten Standort eines römischen Wachturmreplikats kann man 1.800 Jahre nach Abzug der Römer im Naturenergiepark Heidenrod bestaunen. 25.000 qm Solarfläche, Windkraftanlagen und ein Biomassekraftwerk sind hier neben einem 1:10 Replikat eines römischen Wachturms gebündelt. Fürwahr ein Leuchtturmprojekt in der Region. Hinter Kemel, dort wo ein Aussichtsturm errichtet wurde, wechseln sich Wald und Wiesenlandschaften auf dem Gang zum ehemaligen römischen Kastell Holzhausen a.d. Heide ab. Das Kastell Holzhausen, heute mitten im Wald gelegen, gilt als eines der am besten erhaltenen Kastelle am gesamten Limes. Noch heute kann man dank der noch gut sichtbaren Wallanlagen die Dimension des Bodendenkmals ausmachen. 500 Soldaten sollen damals auf dem 1,4 Hektar großen Gelände untergebracht worden [read more…]

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Rund um das Kastell Zugmantel

Taunusstein, den 28. Februar 2022 – 1.800 Jahre sind vergangen und nichts hat sich geändert – so die Erkenntnis der siebten Exkursion auf dem Limes-Wanderweg. War der Hinterhof der Taunusanhöhen schon zu römischen Zeiten ein strukturschwaches Gebiet, so dokumentiert der Umstand, dass man hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wirklich vorankommt und daher wieder einmal ein Rundkurs angesagt war, dass man sich nach wie vor in der Provinz bewegt. Gestartet wird in Eschenhahn, einem Stadtteil von Idstein, dort wo die letzte Limesexkursion beendet wurde. Von Eschenhahn führt der Limes gen Westen. Verlängert man gedanklich die Wanderachse, so würde man in Luftlinie 50 Kilometer am Rheinufer stehen und auf Oberwesel blicken. Da Luftlinie im Waldgebiet jedoch eine Luftnummer ist, folgt man dem noch heute sichtbaren Limesverlauf zum ehemaligen Standort eines der ältesten Limeskastelle, dem Kastell Zugmantel. Ein süßlicher Duft ummantelt den einstigen Standort des Kastells Zugmantel. Kein Wunder, denn vis a vis hat sich eine Waffelfabrik ausgebreitet. Vorbei am großen Werksgelände führt der Limeswanderweg erneut durch einen Waldabschnitt zu einer Anhöhe. Hier trifft man auf die Historische Eisenstraße, einem alten Fernweg, der von der Lahn bis nach Mainz führt. Hier eröffnen sich für den Betrachter weitreichende Blicke über den Taunuskamm. Natürlich war hier der Limesverlauf strategisch besonders günstig, denn weitreichende Blicke begünstigten für die römischen Besatzer die Geländeüberwachung. Oberhalb des Pohlbachtals wandert man mit sehr schönen Ausblicken abwärts gen Adolfseck, dort wo der Wendepunkt dieser Limesexkursion eingeplant wurde. Bei Adolfseck, dem heutigen Wendepunkt dieser Limestour verlasse ich den Limeswanderweg und wandere auf [read more…]

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Limes extrem

Saalburg, den 05. Februar 2022 – Limes extrem – und das in mehrfacher Hinsicht. Dort wo der höchste Punkt des römischen Grenzwalls liegt, dort wo eine vom Borkenkäfer traktierte bizarre Landschaft entstanden ist, dort wo oberhalb von 700 Metern eine vereiste Schneedecke winterolympisches Feeling aufkommen lässt, dort wo ein eisiger Nordwestwind die gefühlte Temperatur deutlich unter den Nullgradkorridor drückt und dort wo eingeschlämmte Pfade Mensch und Material herausfordern. Dort ist man genau richtig, wenn man fernab der häuslichen Komfortzone ein ambitioniertes Wanderabenteuer erleben möchte. Gestartet wird am Bahnhof Saalburg/Lochmühle. Ein geeigneter Startpunkt, denn zum Aufwärmen geht es steil aufwärts zur knapp drei Kilometer entfernten Saalburg, einem nachgebauten Tor zur römischen Antike, über die bereits im letzten Blogbeitrag berichtet wurde. Auf den ersten elf Kilometern gibt es nur eine Losung: tendenziell aufwärts mit Zielrichtung Großer Feldberg, immer dem Verlauf des Limes folgend. Hinter der 600 Meter hoch gelegenen Richtfunkstation Roßkopf offenbart sich ein Desaster. Der Taunus ist waldwund. Trockenheit und Borkenkäfer haben den Limes nach Jahrhunderten erneut waldfrei gelegt. Der hier verlaufende Taunuskamm ist in diesem Areal regelrecht freigelegt. Rund um das Kleinkastell Heidenstock bietet sich ein Bild des Grauens. Der Wald ist zerstört. Gen Norden und gen Süden legen sich bislang nicht für möglich gehaltene Blickachsen frei. Wandert man durch diese Apokalypse fragt man sich zwangsläufig: “Wie hat die Gegend hier vor 2.000 Jahren ausgesehen und wie wird sie im Jahre 4022 aussehen? Nach zehn Kilometern ist der Knotenpunkt Sandplacken erreicht – eine Passhöhe zwischen Oberursel und Schmitten. Wer hier [read more…]

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Von Kastell zu Kastell

Butzbach, den 24. Januar 2021 – Ende der Schonzeit. Waren die bisherigen Wanderungen entlang des Limes bis zum mittelhessischen Butzbach eher moderat so steigt man, wenn man den Obergermanisch-Raetischen Grenzwall in nordwestlicher Richtung folgt, in die durchaus anspruchsvollen Höhenzüge des Taunus ein. Gefühlt steigt die Kastelldichte, jedoch wenn man die historischen Karten studiert stellt man fest, dass dem nicht so ist. So mag es sein, dass fernab des urbanisierten Raumes der Erhaltungsgrad der römischen Bastionen einfach besser ist, sofern man sich auf die Spurensuche begibt.  “Wälder bedecken das ganze Germanien und verbinden die Kälte mit dem Dunkel.” wusste ein römischer Schriftsteller zu berichten. So ist es durchaus anzunehmen, dass die Höhen des Taunus schon zu römischen Besatzungszeiten dicht bewaldet waren. Vom Bahnhof Butzbach aus geht es westwärts hinauf zu den ersten Taunushügeln, durch den Butzbacher Ortsteil Hausen, um von dort in südlicher Richtung auf den aussichtsreichen westlichen Rand der Wetterau von Hoch-Weisel bis nach Langenhain-Ziegelberg zu wandern. Vor Langenhain-Ziegelberg erreicht man ein eingezäuntes Areal – den ehemaligen Luftschutzbunkerbereich des Führerhauptquartiers Adlerhorst, welcher 1939 errichtet wurde. Teilweise wurden hier die Bunkerbereiche als Landhäuser kaschiert. Unterhalb von Schloss Ziegelberg quert man die Bundesstraße, sowie den Fluß Usa und steigt moderat aber stetig aufwärts zum Gaulskopf, dort wo ein riesiger Römerturm rekonstruiert wurde. Vorbei am ehemaligen Standort des Kleinkastells Ockstadt erreicht man das Areal des Römerkastells Kapersburg, welches als größere Anlage das Kleinkastell im Ockstädter Wald ablöste. Dank archäologischer Puzzlearbeit konnte die Struktur des 200-Mann-Kastells sehr gut herausgearbeitet werden. Konservierte Torbauten, Ruinen eines [read more…]

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Barbarei am Barbarenstein

Birklar, den 18. Januar 2022 – Nicht alle Wege führen nach Rom. Zählte schon 200 n.C. die nördliche Wetteraustrecke des Limes zu den stärker gefährdeten Grenzabschnitten in Obergermanien, so sind 1.800 Jahre später Streckenbegehungen des römischen Grenzwalls in dieser Region logistisch herausfordernd. So wurde diesmal eine Rundwanderung mit Wendepunkt im mittelhessischen Butzbach eingeplant, um jeglichen Stress mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeiden. Gestartet wird im Gießener Becken, in Birklar, am nördlichsten hessischen Zipfel der ehemaligen römischen Befestigung. Hier trafen die Römer auf die Chatten, vor denen die Südeuropäer sichtlich Respekt hatten. Der römische Autor Tacticus wusste zu berichten: “Die Menschen des Stammes Chatten haben kräftigere Körper, straffere Glieder, drohenden Blick und eine größere geistige Kraft”. So war es nicht verwunderlich, dass die Römer, die normalerweise keine feindlichen Ansiedlungen im Vorfeld des Limes duldeten hier eine Ausnahme machten und die hier ansässige Gruppierung sogar vertraglich zum Grenzschutz verpflichtete. Hier gilt durchaus die Erkenntnis aus der modernen Managementlehre:  “Einem Feind kannst du mehr trauen als einem Freund”. Durch die offene Landschaft geht es mit viel Ausblicken durch die Region Münzenberg über die schon im Rahmen der Lutherwegsexkursionen auf diesem Blog berichtet wurde. Die Höhenzüge des Taunus vor Augen geht es durch die Klosterwiesen von Rockenberg entlang des Münzenberger Weges nach Butzbach, dort wo nach sechzehn Kilometern die eigentliche Limeswanderung einsetzt. In der Butzbacher Gemarkung selbst gab es einst zwei römische Kastelle, von denen allerdings keine Reste mehr erkennbar sind. Einzig die älteste Fachwerkskirche Hessens kann man in Butzbach als gebaute Historie besichtigen. Mitnichten war der Limes [read more…]

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Limestour durch die Kornkammer Hessens

Altenstadt, den 13. Januar 2022 – Den Taunus zur Linken, der Vogelsberg zur Rechten, so geht es weiter auf dem römischen Limeswanderweg durch die Kornkammer Hessens. Schon die Römer schätzten die fruchtbaren Böden der Region. Heute spricht man von der “Goldenen Wetterau” dank der leuchtenden Kornfelder, die hier im August ihre Pracht entfalten. Jedoch Hochnebel taucht an diesem Januartag die Landschaft in eine jahreszeitbedingte Tristesse, was jedoch nicht daran hindert weiter auf den Spuren der römischen Grenzbefestigung zu wandern. Gestartet wird in Altenstadt um weiter dem Verlauf des Limes in nördlicher Richtung zu folgen. Im Gegensatz zur vorhergehenden Tour fallen die sichtbaren Spuren der römischen Besatzungszeit deutlich spärlicher aus. Dagegen trifft man in den folgenden Ortschaften Stammheim, Staden und Bingenheim auf Schlösser und Burgen der neueren Zeit. Hinter Echzell wandert man durch die flache dünnbesiedelte Agrarlandschaft weiter durch die Mittlere Horloffaue, vorbei an einer Seenlandschaft, die durch Braunkohleabbau in den 70/80er Jahren entstanden ist. gegenüber von Inheiden schwenkt man ein in den Limes-Rundwanderweg Hof Grass, der zum dort ansässigen Limes-Informationszentrum des Landkreises Gießen führt. Zwar sind hier die Relikte der Römerzeit nicht mehr sichtbar, jedoch informieren die hier angebrachten Informationstafeln über die Kulturgeschichte des Römischen Reichs. Am Waldesrand des Fechtheimer Waldes wandert man durch die weitreichende Ackerlandschaft nach Langsdorf zum Tagesziel dieser Limesetappe. Der Limesweg zwischen Altenstadt und Langsdorf – eine eher beschauliche 38 Kilometer lange Provinzwanderung durch das Grenzgebiet von Germania superior wie die Römer die Provinz Obergermanien bezeichneten.