GrenzWERTIGE Grenzgänge am DMT

Bad Sachsa, den 20. August 2023 – Grenzerfahrungen en masse kann man im Mittelgebirgsareal des Thüringer Beckens, dem Bindeglied zwischen Harz und dem Thüringer Wald sammeln. Unweit der Grenze zu Sachsen-Anhalt startet man in Bad Sachsa, am südlichsten Zipfel Niedersachsens, um in das Bundesland Thüringen einzuschwenken. Kurzabstecher nach Nordhessen, ein Gang über den Kolonnenweg, vorbei an Agentenschleusen, und Grenzgänge auf historischen Pfaden, dort wo sich die einstige Nahtstelle zwischen dem Königreich Preußen und dem Kurfürstentum Hessen befand. So fällt es ab und an schwer den Überblick zu behalten, auf welchem Hoheitsgebiet man sich aktuell befindet, in diesem Teilabschnitt des insgesamt 1.100 Kilometer langen Deutschen Mittelgebirgs-Trails (DMT) unterwegs ist, einem offiziell (noch) nicht existenten Wanderweg, der ausschließlich über deutsche Mittelgebirge führt.

Gestartet wird am Bahnhof Bad Sachsa, dem Endpunkt des vorausgegangen Trails durch den Harz. Der Bahnhof liegt j.w.d., und wer glaubt die ÖVM-Anfahrt mit einer komfortablen Stadtbesichtigung von Bad Sachsa zu verbinden, der irrt. Vom Bahnhof geht es, einen Karstwanderweg folgend, vorbei an der Felswand des Sachsensteins, ein gipssteintragendes Relikt aus der Eiszeit. Bereits nach sieben Kilometern ist die Landesgrenze von Thüringen erreicht und man wandert entlang des Kolonnenweges, dort wo einst DDR-Grenzsoldaten Schicht schieben mussten.

Bad Sachsa – Holungen

Start am Weltbahnhof Bad Sachsa – Blick hinauf zum Ravensberg inklusive
Vom Bahnhof aus taucht man direkt in das Naturschutzgebiet ein
Bröseliges Gestein prägt die Gipskarstlandschaft rund um Bad Sachsa
So dürfen nicht ohne Grund eine Reihe von Wegen nicht betreten werden
..denn am langen Ende sind die Gips-Schichtstufen sehr fragil
Unterschwellig kann es einen schon mulmig werden, wenn feuergefährliches Zeugs bei sommerlichen Temperaturen in der Landschaft herumsteht
Vom Ostseestrand Priwall bis zum Dreiländereck bei Hof im Vogtland erstreckt sich heute das renaturierte 1.400 Kilometer lange Grüne Band, dort, wo der Eiserne Vorhang die Welt in zwei Hemisphären teilte.
Wer Wanderstoff sucht wird hier fündig. Hier kann man auf 265 Kilometern den Südrand des Harzes erwandern. In den Wintermonaten bieten Geologen zudem geführte Wanderungen an
Einerseits wurden Grenzen niedergelegt, auf der anderen Seite Schutzwälle aufgezogen, wie hier die Einhausung der Bundesstraße B243 zwischen Tettenborn und Nüxei.
Grenzveränderungen: Hier standen sie… Grenzzäune und Todesstreifen, Wachtürme und Selbstschußanlagen. Heute wandert man auf dem “Grüne Band”….
Grauselig sind für Wanderer die Betonlochplatten mit denen der Kolonnenweg zugepflastert wurde. Was heute als ökologischer Fortschritt verkauft wird, war seinerseits zweckmäßig geplant. Pflanzen durchwachsen die Löcher, damit verbindet sich der Betonbelag fester mit dem Untergrund. Mittlerweile sind die Betonhohlräume oftmals ausgespült und nerven einfach…
Ein Stück Erinnerungskultur für künftige Generationen…

Dünnbesiedelt und geschichtsbelastet strukturschwach nimmt man zunächst die Region wahr, jedoch zumindest augenscheinlich noch intakt die Areale im Mackenröder Wald und für Erholungssuchende ein idealer Rückzugsort. Einmal mehr bestätigt sich der Untertitel des Wegeentwicklers Frank Gerbert, der davon spricht auf stillen Wegen durch eine alte Kulturlandschaft unterwegs sein zu können. Vorbei an früherer Grenzkaserne in Weilrode, die heute einen verwahrlosten Eindruck macht, (in 2017 wurde hier ein gruseliges Hunde-, Katzen-, Schlangen-, Kriechtiere-, Ratten- und Mäusenest ausgehoben) passiert man den 70 Seelen zählenden Weiler und wandert durch eine sanfthügelige Landschaft zur Landmarke Weißer Stein. Einige Schilder belegen die Existenz von Flurwüstungen, die grenzlagenbedingt mit staatlichem Wohlwollen (Insider sprechen von Zwangsevakuierung) umgesetzt wurden. Auf dem Weg gen Weißenborn-Lüderrode eröffnen sich rundherum schöne Blickachsen in die Mittelgebirgslandschaft des Naturraums Eichsfeld. Hinter Weißenborn-Lüderrode geht es endlich spürbar aufwärts. Nach fünf Kilometern ist der 486 Meter hohe Sonnenstein erreicht, ein Aussichtspunkt der ein schönes Panorama bietet. Ob Ohmgebirge, Goldener Mark, oder Kyffhäuser, der Aufstieg lohnt sich insbesondere zur Sonnenuntergangszeit. Gegenüber blickt man auf die mächtige rote Abraumhalde hinter dem Tagesziel Holungen. Einheimische berichten am Biertisch, dass nicht wirtschaftliche Gründe sondern geopolitische Überlegungen zur Niederlegung des Salzabbaus am Ort führten. 1.000 Menschen verloren 1993 ihre Arbeitsplätze, obschon gutes abbaufähiges Material einen mindestens noch weiteren fünfzigjährigen Bergbaubetrieb gesichert hätten.

Kein Schmuckstück – die ehemaligen Grenzkasernen bei Weilrode
Im Gegensatz zur Siedlung selbst….
..idyllisch gelegen sind die Gehöfte in Weilrode
..während einige Kilometer weiter einige ehemalige Gehöfte aus grenzstrategischen Gründen geschliffen wurden
Blick vom Weißen Stein hinüber in den Zentralharz
Ab hier werden die Wanderwege wieder spannend….
Die Markierung und Ausgestaltung von Wanderwegen in den neuen Bundesländern erfolgt im Wesentlichen nach wie vor nach der „Anleitung zur Markierung von Wanderwegen in der DDR“ und unterliegt der DIN-Norm 33466. Die Beschriftung ist weiß auf grünem Grund. Für historisch bedeutsame Wege und Denkmäler wird gelb als Schriftfarbe verwendet. Der Wegweiser für historisch und regional bedeutsame Wanderwege kann um 10 cm länger sein, da er an der stumpfen Seite das historische oder regionale Symbol trägt. Auch hier können Gaststätten auf Wunsch und auf eigene Rechnung einen
gesonderten Wegweiser erhalten mit weißem Feld für die Eintragung des Ruhetages.
Regulierungstechnisch sind wir einfach Weltspitze!
Wohltuende Ausblicke
Auch die Gemeinde Holungen trägt im Wappenbild das Mainzer Rad, genauso wie die Gesamtregion Eichsfeld die jahrhundertelang Teil des Fürstenbistums Mainz war.
Die gewaltige Abraumhalde des Kalibergwerks bei Holungen. Spätere Generationen werden hier einen begrünten Hügel sehen können. So zumindest der Plan.
Wolkendramaturgie am späten Nachmittag auf den Sonnenstein….
..dort wo man seine Blicke schweifen lassen kann….
Zielort Holungen (verbunden mit einem Dank und Gruß an die Gaststätte und Pension “Zur alten Schänke” für den umwerfenden Service)

Holungen – Heilbad Heiligenstadt

War der Vortag steigungstechnisch noch gemächlich, so gestaltet sich der zweite Tag deutlich lebendiger. Von Holungen aus geht es in die östlichen Ausläufer des Ohmgebirges. Das Naturschutzgebiet Bodenstein streifend erreicht man nach sieben Kilometern Burg Bodenstein, angabegemäß die besterhaltenste Burg im Eichsfeld. Vom Burghof geht es zunächst steil abwärts, vorbei an der Gruft eines ehemaligen Burgbesitzers. Der Weg ist gerade an heißen Sommertagen schön zu wandern, führt vorbei an Wintzingerode und weiterführend entlang der Umzäunung eines Bärenparkes bei Worbis. Zu DDR-Zeiten wurde hier eine Tierstation errichtet, nach der Wende engagierte sich hier eine Stiftung für Wildtier- und Artenschutz, um ein Freigelände für Bären die oftmals aus problematischen Haltungen stammten, zu errichten.

Die beste Zeit für einen Start in einen wunderbaren Wandertag – just vor Sonnenaufgang in Holungen
Das Wild hat sich verzogen, die Jäger ihre Hochsitze geräumt, einzig das feuchte Gras erinnert noch an die vergangene Nacht
Was auch immer am Lustplatz abgeht….
Unterwegs auf einem Top-Wanderweg…..
Burg Bodenstein – bereits vor 800 Jahren haben sich hier Burgherren niedergelassen
Vorbei am Muschelkalk des Ohmgebirges
Fernab der Burg hat man den Grafen von Wintzingerode in einer Waldgruft versteckt
Blick hinüber in das westlich gelegene Werratal gen Hedemünden
Brandaktuell wurde am 24. August 2023 der Bärenlehrpfad bei Worbis eröffnet

Von Worbis nach Leinefelde, so die Erschließungsreihenfolge auf der Nord-Südtour des Deutschen Mittelgebirgstrails. Offiziell firmieren die beiden Kommunen seit 2004 unter Leinefelde-Worbis, ausgewiesen als Mittelzentrum und größte Kommune im Landkreis Eichsfeld. Jedoch die Schleifspuren der jüngsten Vergangenheit prägen noch heute die beiden Gemeinden. Einst arbeiteten zu Spitzenzeiten 4000 Menschen im VEB Baumwollspinnerei und Zwirnerei in Leinefelde. Der Genickbruch kam mit der Wende – entsprechend gewaltig auch die Auswirkungen in der Region. Dramatisch die Bevölkerungsrückgänge und wandert man durch die beiden Gemeinden so verbleibt zunächst der Eindruck: “Tote Hose”. Jedoch Lichtstreifen am Horizont sind sichtbar. Thüringen investiert in die Region, es gibt Stadtentwicklungskonzepte und 2025 wird hier eine Landesgartenschau abgehalten.

Worbis- ein hübscher und aufgeräumter Ort – jedoch leer wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
Backsteingotik in Leinefelde…
Städtebaulich und infrastrukturell jedoch unterentwickelt. Montag vormittags: Bäcker geschlossen, Cafe Ruhetag, das Eiscafe ebenso. Antwort eine Passantin: “Montags haben Sie bei uns Pech…….”

So hallt nichts nach wenn man die beiden Kommunen verlässt und man sich wieder dem Landschaftsbild widmet. Hinter Leinefelde schwenkt man ein auf einen Pilgerweg, einer 280 Kilometer langen Strecke entlang der Weser, der Leine und der Unstrut. Der Weg führt vorbei am Gut Beinrode, wo Pilger auch übernachten können, und man hat auf dem weiterführenden Weg schon Burg Scharfenstein im Blick, dort wo ein Hotel, eine Gaststätte mit Ausflugsterrasse und ein Whiskeymuseum angesiedelt ist. Über den Höhenzug Dün wandert man sehr entspannt gen Heilbad Heiligenstadt, dem Kreissitz. Keine Frage, die Sole-Heilbadestadt wird zurecht auch Perle des Eichsfeldes genannt. Schmucke Gebäude, zahlreiche sakrale Bauten und adrette Kuranlagen prägen das Erscheinungsbild dieser wohlgefälligen Stadt.

Hinter Leinefelde hat man bereits Burg Scharfenstein, das nächste Teiletappenziel auf dem Radarschirm
Überregionale Wanderwege, wie beispielsweise der Eichsfeldwanderweg sind ebenso bestens ausgewiesen
Gut Beinrode – hier sind viele Einrichtungen, unter anderem eine Pilgerunterkunft, eingebracht
Burg Scharfenstein – ein Schuss in den Ofen: Montags bis dienstags ist hier alles verriegelt und verrammelt: die bewirtschaftete Burgterrasse, das Whiskeymuseum, das Cafe
So bleibt es, vor der Burg im Rahmen einer Rucksackjause die 600 Jahre alte Linde zu bewundern, wohlweislich im Hinterkopf habend, dass im Schatten des damals noch jungen Baumes grausam ausgebeutete Bauern im Jahre 1525 die Burg erstürmten und zerstörten
Auch ein stattliches Exemplar auf dem Weg gen Heilbad Heiligenstadt
Stempeljäger können sich hier austoben. 430 solch aufwändige Stempelstellen sind hier in den Thüringer Landen installiert
Alternativ kann man auch Ausblicke ernten…..
Just am Rande der Innenstadt in Heiligenstadt ist der mittlerweile parkähnlich ausgestaltete Alte Friedhof eine Atraktion
Sehenswert und beeindruckend ist Heilbad Heiligenstadt

Heilbad HeiligenstadtWanfried

Diese Tagestour – ein Trail der es in sich hat. Satte 43 Kilometer, gespickt mit Steilanstiegen und analogen Abgängen und satten 1.200 Höhenmetern im Anstieg und 1.300 Höhenmetern im Abstieg. Übersetzt sind das 59 Leistungskilometer. Einkehrmöglichkeiten: Zeitlich bedingt Null. Bei avisierten 27 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von gefühlt 120 Prozent gilt daher das bewährte Prinzip: Stadtflucht vor Sonnenaufgang. Nach Frank Gerberts offizieller Planung wurde die Tour vom Plesse nach Treffurt geroutet, jedoch die Übernachtungsmöglichkeiten sind entlang dieser Etappe sehr bescheiden. So wurde eine gangbare Variante in das nordhessische Wanfried eingebaut, im Nachgang betrachtet eine ausgezeichnete Variante.

Das erste Tageslicht stülpt sich über das nächtliche Heilbad Heiligenstadt und zügig geht es südwärts steil hinauf zum Klöppelsklus, einer historischen Rastation und der erste von insgesamt vier schweißtreibenden Steilanstiegen an diesem Tag. Oben angekommen ist noch ein lohnenswerter Abzweig eingeplant, der Weg zur Maienwand, einem bemerkenswerten Aussichtsplateau. Am westlichen Rand des Heiligenstädter Waldes geht es im Anschluß talabwärts gen Lutter und von dort aus wiederum aufwärts nach dort . Hinter dem Weiler Fürstenhagen lohnt ein Abstecher zum ehemaligen Bahnhof Fürstenhagen, wo der Naturpark Eichsfeld-Hainrich-Werratal ein Informationszentrum eingerichtet hat. Wer hier zur angemessenen Zeit aufschlägt (ab 11:00 Uhr) könnte sich hier sogar verpflegen.

06:13 Uhr – die beste Zeit um in einen dynamischen Wandertag einzusteigen
Zügig geht es aufwärts mit Blick in die nordhessischen Gebirgszüge der Werraregion
Klöppelsklus, ein ehemaliges Rasthaus aus dem Mittelalter. Hier wurde der Vorspann , der für den Steilaufstieg benötigt wurde, abgehängt. Talabwärtsfahrende Gespanne gaben mit einem Klöppelschlag an der Glocke ein Tonzeichen, dass sich der Wagenzug abwärts bewegt. So konnten entgegenkommende Gespanne am Fuß des Berges warten.
Gut gemeint aber brotlos – den “Urwaldlehrpfad zwischen Klöppelsklus und Maienwand kann man sich schenken
Empfehlenswert hingegen ist jedoch ein Gang zur Maienwand. Am Unterstand hat man einen Wanderspruch von Theodor Strom angebracht, der mit Heiligenstadt sehr verbunden war
Lichtspektakel nach Sonnenaufgang. Hier von der Maienwand kann hinüber bis zum Hohen Meißner blicken
Im ehemaligen Bahnhof von Fürstenhagen ist eine Infostelle und ein Wandertreff des Naturparks eingebracht.
Das Areal wurde kräftig aufgebohrt und ist mittlerweile ein beliebtes Naherholungsziel

An der Nordflanke des 502 Meter hohen Eichstruther Kopfes geht es dynamisch abwärts nach Mackenrode bevor ein unanständiger Steilanstieg hinauf zum 521 Meter hohen Rachelsberg ansteht. So fragt man sich, wenn man gegen die Kämme läuft, durchaus, welchen Sinn es hat ständig steil auf- und abwärts zu wandern. Jedoch, ab und an gibt es eben auch eine sportliche Komponente. Allerdings – der weitere Streckenverlauf entschädigt, denn der Kammweg gen Hessellücke ist wandertechnisch vom Feinsten. Von der Hessellücke führt ein schmaler Pfad abwärts hinab zum Kolonnenweg, dem Grenzweg zwischen Thüringen und Hessen. Unterhalb den südlichen Kalkklippen des Iberges wandert man auf fünf Kilometern mit Zielrichtung Hülfensberg, der am Grenzeck liegt, und wunderbare Ausblicke über die Eschweger Landschaft ermöglicht.

Außergewöhnlich ist die Bauform der Mackenröder Kirche, wobei die beiden Fachwerksgiebel erst 150 Jahre nach Errichtung des Kirchenturms angedockt wurden
“Leben ist Leiden” sagt man im Buddhismus. Gedanken die einem einfallen wenn man den Brutalanstieg von Weidenbach zum Rachelsberg angeht.
Grenzmarkierung: Bis hierher streckte einst das Königreich Preußen seine Fühler aus
Auf dem Rachelsberg….
Ein herrlicher Rastplatz nach einem harten Anstieg
Die halbe Wahrheit: Premium die Wege – Premium auch die An- und Abstiege
Und wenn es nicht auf- und abwärts geht, ist Fußgymnastik auf den Betonplatten angesagt.
Stasiröhre??????????????????
Keine Frage, die unteren DIN-genormten Wegweiser sind aufwändig gestaltet und bestens lesbar, aber die Oberen haben auch etwas…..
Nach Medienberichten gab es auf Befehl von Stasi-Chef Erich Mielke im Bereich jedes Grenzregimentes entsprechende Vorkehrungen. Von hier, so berichten Zeitzeugen, konnten Stasi-Mitarbeiter schnell verschwinden – in den Osten oder in den Westen. Wie Ratten in einem Tunnel…..
Heute wandern Unbedarfte des 21. Jahrhunderts durch herrliche Naturparkareale.
Einer von zwei (!) Wanderern die mir auf der 140 Kilometer langen Strecke begegnen
Diese Äcker liegen noch in Thüringen
Grenzkunde: Hinter der sichtbaren Ansiedlung Kella, welches damals als Sperrgebiet ausgewiesen war, beginnt der hessische Werra-Meßner-Kreis
Und auf dem Weg zur Pfaffschwender Kuppe wird es an der Kante bröselig

Von der Pfaffschwender Kuppe geht es via Pfaffschwende abwärts gen Großtöpfer, wo einmal mehr ein Aushangsschild “Heute geschlossen” das am örtlichen Gutshof und Dorfladen hängt, nicht unbedingt den Motivationsspiegel hebt. Natürlich könnte man sich in Großtöpfer das Leben einfach machen und direkt zum Zielort Wanfried wandern. Jedoch an diesem Taggilt: “Wenn schon, denn schon”. So geht es letztmalig aufwärts hinauf zum Kloster Hülfensberg, auf dem gleichnamigen 448 Meter hohen Gipfel gelegen. Das einzige Thüringer Männerkloster der Franziskaner übrigens. Die Wallfahrtsstätte liegt in einem idyllischen Umfeld und der Anstieg ist durchaus lohnenswert. Der Rest – permanent abwärts über eine wenig befahrene Landstraße nach Wanfried, einer ehemaligen hessischen Hafenstadt, die direkt an der Werra liegt.

Gewissensfrage in Großtöpfer: über den Radweg nach Wanfried, oder eine weitere Bergrunde über das Kloster Hülfensberg
Das Kloster hat gewonnen. Auf der Kuppe der Klosterkirche sind zehn goldene Kugeln angebracht – in deren Inneren Dokumentenkapseln eingebracht sind
Blick von der Klosterterrasse hinüber gen Hessen
Wieviele Gedenkschilder es wohl in den Grenzgebieten gibt?
Einst befand sich in Wanfried der Endpunkt der Weser-Werra-Schiffahrt. Handel- und Stapelrecht führten zu Wohlstand, wie die Vielzahl der mächtigen Fachwerkhäuser noch heute belegen. Ein Geheimtipp zum Abschluss eines erlebnisreichen Wandertages ist der Biergarten “Zur Schlagd”, idyllisch am Alten Hafen der Werra gelegen.

WanfriedEisenach/Hörschel

Der vierte Tag durch das Thüringer Becken hinüber zum Thüringer Wald gestaltet sich, wen sollte es überraschen, analog dem Vortag im ersten Abschnitt gen Treffurt mit einer sehr lebendigen Textur. Vom hessischen Wanfried aus, geht es zunächst aufwärts und zurück nach Thüringen. Ein Highlight der Gesamtstrecke ist dabei der vom Töpferberg Wanderpfad hinauf zur Adolfsburg einem an exponierter Stelle liegenden Muschelkalkberg. Der Weg wird gesäumt von mehr als einhundert Jahre alten knorrigen Kirschplantagen und am Kammweg hat man exzellente Aussichtsmöglichkeiten zum gegenüberliegenden Treffurter Stadtwald. Ein ein Kilometer langer Kammweg führt anschließend ostwärts weiter zur Burg Normannstein oberhalb von Treffurt. Steht man vor der Burg, wird man vom Anblick der mächtigen drei Türme regelrecht erschlagen. Erst an der unten gelegenen Werrabrücke kommt die Burganlage in Gänze zur Geltung.

Der Dunst des Werratals legt sich temperaturbedingt über Wanfried
Und auch in der Wiesenlandschaft schleichen sich die Dunstglocken zur frühen Stunde erst langsam aus
Aber wenn die Sonne aufdreht schuben eindrucksvolle Lichtfelder hervor
Lichtspiele oder tatsächlich roter Sandstein hinter Wanfried?
Und im Bergschatten an der Landesgrenze Hessen/Thüringen entfaltet sich eine eigene Welt
Einmal mehr eine Grenzüberschreitung….
Schon immer bestimmten Lug und Trug die Geschicke dieser Welt. 327 Todesopfer soll es an der ehemaligen Grenze gegeben haben, während konspirative Personen….
..über solche Anlagen hin- und herrobbten.
Gen Adolfsburg quert man zunächst eine Nebeldecke…
um sich oberhalb sonnen zu können
Ist es denn schon Herbst?
Nach einem Kilometer auf dem Kammweg…..
..steht man vor den gewaltigen Türmen von Burg Normannstein
…die oberhalb von Treffurt thront
Einplanen darf man hier nichts. 09:58 am Marktplatz in Treffurt: Anschlag am Eiscafe: Geöffnet ab 13:00 Uhr

Der weitere Streckenverlauf, zunächst nach Scherbda, entpuppt sich als reine Kärnerarbeit parallel zur B250. Im Nachgang wäre es klüger gewesen einen Bypass über die Anhöhen des Treffurter Stadtwaldes zu nehmen. Nach einem vier Kilometer langen Waldabschnitt ist Creuzburg erreicht. Auch hier zieht Murphys Gesetz. Das Eiscafe in der Ortsmitte: geschlossen – die Burggaststätte Ruhetag. Wer ein Bedarf an Heil- und Fastenwanderungen hat, hier ist man an entsprechenden Tagen durchaus gut unterwegs. Erquickend jedoch der Gang über die historische Werrabrücke wobei die weitere Wegführung gen Spichra nicht wirklich erbaulich ist, denn der als Radweg deklarierte Pfad entpuppt sich als Promillepfad mit einem ausgeprägten Fahrzeugverkehr zwischen Spichra und Creuzburg. Von Spichra aus begleitet die Werra den letzten Abschnitt nach Hörschel, dem Eisenacher Ortsteil der bei vielen Wanderfreunden bestens bekannt ist. Den hier ist der offizielle Startpunkt des ältesten Wanderweges Deutschlands, dem Rennsteig und der inoffizielle Endpunkt dieser Tour durch das Thüringer Becken.

Im Thüringer Becken lässt es sich bestens wandern
Stolze 961 Kilometer kann auf den Thüringer Lutherwegen absolvieren
Blick hinüber zum Thüringer Wald
Creuzberg: Das Eiscafe geschlosssen….
..ebenso wie dass Burgrestaurant….
Einzig die Werrabrücke ist geöffnet…..
…und oberhalb der Werra ist die A4 gen Dresden ist ebenso in Betrieb
Obschon der Sportsfreund durchaus gut zu Fuß ist, ist bei diesem Wetter dieses solarbetriebene und aufgepimpte Gefährt (Solarzelle auf dem Dach) in der hügeligen Landschaft durchaus angenehm
Endstation dieses Abschnittes: Hörschel – dort wo der Rennsteig einsetzt

Dass Thüringer Becken und die darin eingelassene Region Eichsfeld hat überrascht. Man hat als Nichtansässiger die Gegend nicht zwingend auf dem Radarschirm. Jedoch die Vielfalt der Wandermöglichkeiten überrascht. 140 Kilometer verteilt auf vier Wandertage, unterlegt mit, was man nicht vermutet, knackigen 3.400 Höhenmetern. Sicherlich: strukturell sind Einkehrmöglichkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten rar. Jedoch mit guter Vorbereitung lassen sich auch ausgedehnte Touren bestens bewerkstelligen. Und wer sondierend in die Region einsteigen möchte, dem sei im September 2024 der Deutsche Wandertage empfohlen, mit zentraler Anlaufstelle im Heilbad Heiligenstadt. Das Programmheft kann man bereits heute herunterladen.

Die Fortsetzung des Deutschen Mittelgebirgs-Trails – bei passender Gelegenheit. So geht es vom Rennsteig aus hinauf zur Wartburg und weiterführend durch den Thüringer Wald gen Rhön zur Wasserkuppe und zum Kreuzberg. Spannende Aussichten auf einem bemerkenswerten Trail…

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