Nassau, den 19. November 2016 –
Finale – Finale mit Krönung! Auch die letzte Langstreckenetappe auf dem Lahnwanderweg von der Quelle bis zur Mündung war wieder einmal mehr ein besonderes Wandererlebnis. Vom Nassauer Bahnhof quert man zunächst die Lahn über die Kettenbrücke (ursprünglich als solche 1830 errichtet) um den Burgberg zu erklimmen. So geht es zunächst vorbei an den Resten der Burgruine Stein. Unverständlicherweise ist es nicht gelungen den Lahnwanderweg über die oberhalb gelegene oben gelegene Oranierburg Nassau zu führen. Anzunehmen ist, dass man bewusst die Passage um die Burg herum zur Gedenkstätte des Freiherrn von Stein geführt hat – einen der bedeutendsten Staatsreformer der deutschen Geschichte. Freiherr in allen Ehren – unter dem Gesichtspunkt eines perfekten Wandererlebnisses empfiehlt es sich jedoch, den Lahnhöhenweg zu folgen, um nach 700 Metern den markanten fünfeckigen Bergfried, der sich immerhin 33 Meter hoch reckt, zu bewundern. Allerdings kann sowohl der Bergfried als auch die im Burghof befindliche Gaststätte nur von April bis Oktober besichtigt werden.
So geht es anschließend auf der Westflanke entlang einer wunderbaren knorrig/felsigen Passage abwärts. Die nächsten Kilometer führen entlang wunderbarer Pfade immer weiter aufwärts gehend hinauf zu dem markanten Aussichtspunkt Kuxlay. Beeindruckend die Sichtachse die sich von Nassau im Osten bis nach Dausenau im Westen, eingemantelt von der Lahnschleife, die sich um den gegenüberliegenden Scharfenstein zieht, erstreckt. Bei einem höheren Temperatureintrag könnte man geneigt sein an dieser Stelle eine Jause einzulegen, eine Leberwurstsemmel zu verdrücken und das Ganze mit einem herrlichen Weißbier nachzuspülen. So geht es unverrichteter Dinge weiter auf schönen Pfaden hinab nach Dausenau.
Von der Nordflanke kommend streckt sich sichtbar der Kirchturm der St.-Kastor-Kirche und vorgelagert der steinerne Zollturm empor. Eindrucksvoll auch der historische Ortskern, der sich entlang der Lahn zieht. Zwei markante Gebäude fallen sofort auf. Das legendäre “Alte Wirtshaus an der Lahn” (Diese Trunkesstätte hatte Goethe mehrmals besucht. Hierzu erzählt man sich Folgendes: Goethe saß am Tische und trank Schorle, weshalb er von einem am Nachbartisch sitzenden Gast bespöttelt wurde. Daraufhin kritzelte Goethe folgenden Vers auf die Tischplatte, den man noch bis 1935 unter einer Glasplatte lesen konnte: Wasser allein macht stumm, das zeigen im Bach die Fische. Wein allein macht dumm, siehe die Herrn am Tische. Da ich keins von beiden will sein, trink ich Wasser mit Wein), und das 1434 errichtete Alte Rathaus, welches als zweitältestes Fachwerk-Rathaus Deutschlands gilt.
Weiter geht es in westlicher Richtung hinauf zu einer markanten Bergkuppe dort wo auf 265 Meter der 1861 errichtete Concordiaturm über Bad Ems tront. In kurzen Schleifen geht es entlang auf herrlichsten Felspfaden hinab nach in die weltbekannte Kurstadt. An jeder Kehre hat man es nicht versäumt immer wieder ein Aussichtsplateau zu gestalten, damit man in unterschiedlichen Höhen die Blicke über die Bäderstadt schweifen lassen kann. Hier merkt man das in der Kurstadt schon immer genügend Mittel zur Verfügung standen, um eine gute Infrastruktur sicherzustellen. Als Alleinstellungsmerkmal führt der Qualitätswanderweg durch das Treppenhaus eines Parkhauses hinab zum Kurhaus und dem feudalen Grand Hotel, dort wo sich die Bediensteten des Hauses gegenseitig verbeugen.
Bad Ems blickt auf eine jahrhundertlange Bädertradition zurück. Ob Kaiser Wilhelm I., der fast zwei Jahrzehnte zur Kur an der Lahn verweilte, Zar Alexander II., König Georg IV. von England, Königin Amalie von Griechenland, König Leopold I. von Belgien, Dostojewski, Goethe, Wagner, Victor von Hugo und und und…. Weltprominenz ging an der Lahnstadt ein und aus. Unverkehrbar der russische Einfluß in dieser Stadt. Ob die Russische Kapelle oder das Russische Haus – die historische Verbindung zu russischen Zaren und Künstlern ist heute noch unverkennbar. Empfehlenswert ist nicht den Lahnwanderweg durch die Stadt zu folgen, sondern auf der südlichen Seite vorbei an der Russischen Kapelle das Lahnpanorama der Bäderstadt aufzunehmen. Von dieser Seite aus hat man den schöneren Blick.
Vorbei an der Bad Emser-Therme führt der Trail durch Fachbach hinauf und vorbei am Kitzelsberg durch angenehm zu wandernde Wirtschaftswege. Immer wieder blitzt das Lahngewässer durch den schon lichten Herbstwald. Vor dem Mehrsberg genießt man einen wunderbaren Panoramaabschnitt mit Blick auf Lahnstein und dem gegenüberliegenden Rheinschloß Stolzenfels. Nach einer Kehre stößt man auf einen altbekannten Qualitätswanderweg, den Rheinsteig. Hier setzt das große Finale ein, eine spektakulärer Abstieg durch die Rupperts-Klamm, zweifelsohne eines der Highlights des gesamten Lahntrails. Auf der zwei Kilometer langen Passage überwindet man einen Höhenunterschied von 235 Metern. Die Schlucht selbst wurde 1910 von einem Eisenbahntelegraphisten für Wanderer erschlossen, und führt über Brücken und Stege und teilweise seilgesichert hinab Richtung Lahnstein. Bei größeren Niederschlägen ist die Schlucht nicht passierbar.
Unten angekommen erhebt sich auf der gegenüberliegenden Flanke Burg Lahneck, eine der vielen Burgen, die man auf der Rheinsteigpassage erschließen kann. Die mächtige Lahn-Eisenbahnbrücke unterquerend begleitet man die Lahn auf dem letzten Kilometer, dort wo der Fluß nach 245,6 Kilometern in den Rhein entwässert. Dieser letzte Abschnitt war die kürzeste Lahn-Passage mit 32 Kilometern, aber immerhin 1.049 Höhenmetern.
Der Lahnwanderweg, ein großartiger Weitwanderweg mit einem standesgemäß fantastischen Finalabschnitt, erwandert auf insgesamt acht Langstreckenpassagen mit einer Gesamtlänge von 326 Kilometern und kernigen 8.300 Höhenmetern. Festzuhalten bleiben fünf Erkenntnisse:
- 1. In toto ist die Streckenführung ausgezeichnet und bestens markiert.
- 2. Die Erschließung der offiziell 19 Etappen ist, mit Ausnahme des Quelleinstieges, hervorragend mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erschließen. Je nach gusto können damit einhergehend individuelle Streckenlängen gewählt werden.
- 3. Die Vielfalt an kulturellen und naturellen Erlebnissen gegen immer wieder Anlass ein- und innezuhalten um die Lahnregion mit allen Sinnen zu erschließen und Anregungen für weitere Exkursionen im Lahngebiet aufzunehmen.
- 4.) Sehr zu empfehlen sind dabei die einschlägigen Informationen des Lahntal-Tourismusverbandes und des Limburger Berufsbloggers Jörg Thamer, der unter anderem mit seiner Seite http://lahntastisch.de/ über die Lahnregion regelmäßig informiert.
- 5.) Es sollte sich für Wanderinteressierte nicht die Frage stellen ob, sondern wann man den Lahnwanderweg mit all seinen Facetten erschließt.
Danke für diesen wunderschönen und informativen Bilderbogen ! 🙂
Verfolge diese Webseite schon länger und bin immer wieder sehr positiv erstaunt über die tollen Wanderberichte.
Danke für die Mühe !
Gruß
Paul
Danke für die Resonanzen Paul, Jörg und Erhard – ich freue mich immer wieder, wenn es gelingt ein Stück Begeisterung und Neugierde über unsere wunderbar wanderbaren heimischen Regionen zu transportieren. Beste Grüße Martin
Hallo Martin,
meinen allerhöchsten Respekt vor dieser Leistung! 290 Kilometer in acht Tagesetappen, das ist schon klasse. Ich freue mich, dass Dir der Lahnwanderweg so gut gefallen hat. Vor allem Dein Blick fürs Detail fasziniert mich. Das man dafür bei dem Tempo überhaupt noch Zeit hat!
Wanderbare Grüße aus Limburg an der Lahn, Jörg
Für mich eine grosse Freude die Bilder zu verfolgen weil ich in Nassau 1943 geboren bin, die Lehre dort gemacht habe und in Bad Ems in die Beruschule gegangen bin!
1964 bin ich in die schweiz gegangen an den schönen Genversee!
Ich hätte gerne ein paar Bilder von Ihnen gesehen!
Tolle Bilder, sehr schöne Erzählung! Wohne in Bad Ems und gehe leider zu selten in den Wald:-).