Seefelder Hochplateau Winterweitwanderung

Seefeld in Tirol, den 15. Januar 2025 – Man kann die Stille förmlich hören. Wohlgefällig wattig knirscht der Schnee unter den Wanderstiefeln. Einzig, wenn man mit Grödeln auf den vereisten Flächen unterwegs ist, knackt die Eisdecke hörbar unter den Eiskrampen, jedoch bei kontinuierlichem Schritt entwickelt sich auch hierbei eine durchaus angenehme rhythmische Begleitung, die sich harmonisch in die weitläufige Winterlandschaft einfügt. Ab und an wabert ein Zischen durch den Winterwald – dann, wenn auf den nahen Loipen Skilangläufer regelrecht vorbeigleiten. Wandertechnisch ist Winterwandern die Königsdisziplin im Wandersport. Frisch und rein die Luft. Die Kraft der Sonne, verstärkt durch die weiße Winterlandschaft, flutet das Auge; die Serotoninproduktion wird angekurbelt und vertreibt die restlichen Spuren des Winterblues, der sich in den zurückliegenden lichtarmen Wochen systematisch aufgebaut hatte.

Bereits vor einigen Jahren bohrte man in der Leutasch, einem Tiroler Hochplateau, das Thema Winterweitwandern gewaltig auf. Während in vielen alpinen Regionen das Winterwanderwegsangebot eher lausig ist, und sich auf wenige Kurzstrecken zentriert, kreierte man hier den ersten Winterweitwanderweg, der nun um eine sternenförmige Seefelder Hochplateau-Winterweitwanderung erweitert wurde, beinhaltend fünf Etappen mit insgesamt 85 Kilometern, wobei Seefeld im Nukleus dieser Touren steht. Allerdings sollte es dabei nicht bleiben. Attraktiv angereichert und auf insgesamt 125 Kilometer aufgebohrt, wurde die traumhafte Wetterlage weidlich genutzt um intensiv die vorhandene Infrastruktur auszukosten.

Seefeld – Leithen – Mösern – Seefeld

Bereits die erste Tour wird aufgepimpt. Ursprünglich führt diese Strecke vom Zentrum in Seefeld, vorbei am Wildsee, weiterführend über den Seefelder Sattel durch ein Moorgebiet nordwärts nach Reith und weiterführend zum Weiler Leithen, dort wo der Wendepunkt der originär auf 16 Kilometer ausgelegten Strecke angesagt ist.

Witterungsbedingt stülpt sich zum Start ein partielles winterliches Nebelfeld über das Hochplateau
Jedoch, rasch ist Klarsicht angesagt. Bereits dreimal war Seefeld Austragungsort der olympischen Winterspiele
Einige Höhenmeter weiter abwärts mäandert auch noch eine Nebelwand durch den Winterwald
70 Zentimeter am Berg und 40 Zentimeter im Tal. Auch wenn es schon seit einer Woche nicht mehr geschneit hat, die Wintersportbedingungen sind gut…
..und auch das Auge des Betrachters kommt nicht zu kurz, denn die Winterlandschaft eröffnet auch in den Waldzonen spannende An- und Aussichten
Der Nebel schleicht sich aus und die Kraft der Sonne schubt dynamisch durch….
..und legt dabei stumme Zeugen der Vergangenheit frei….
Fernab des touristischen Hotspots Seefeld entpuppt sich das Reither Auland als malerischer Flecken

Folgt man der Originalroute dieses Winterweitwanderweges dann würde vom Auland südwärts über das Reither Moor und dem vorgelagerten Golfplatz zurück nach Seefeld wandern, parallel zum Streckenverlauf des Hinwegs. Zweifelsohne attraktiver ist eine erweiterte westliche Zusatzschleife unterhalb des Skigebietes Geschwandtkopf Richtung Mösern. Lohnenswert ist es zuvor ein Zwischenstopp in der Enzian Hütte einzulegen, und die Erkenntnis zu gewinnen, dass eine selbstgemachte heiße Zirbenlimonade durchaus bekömmlich ist. Hier kann man zudem wunderbare Ausblick in das Obere Innntal einsammeln, Ein Panorama, das auf eine der folgenden Touren noch intensiver genossen werden kann. Alleine schon die Streckenführung auf dem offiziellen Winterwanderweg W2 alimentiert diese bemerkenswerte Zusatzschleife. Am Alfred-Dürer-Blick, der sich am nordöstlichen Ortsrand von Mösern befindet, folgt man dem aussichtsreichen Winterwegspfad, der hinab und zurück nach Seefeld in das Epizentrum der olympischen Austragungsstätten führt.

Blick hinüber zur Mieminger Kette, dort wo sich der Hochplattig-Hauptgipfel auf stolze 2.768 Meter schraubt, einer der einsamsten Gipfel Österreichs, der, da schwierig, sehr selten bestiegen wird
Unschwierig, aber konditionell durchaus gehaltvoll, sind hingegen die vorbildlich präparierten Winterwanderwege. Mit insgesamt 140 Kilometer präparierten Winterwanderwegen ist die Leutasch dabei im Spitzenbereich in der alpinen Region
“Nur ein Dödel läuft ohne Grödel.” Auch wenn die Winterwanderwege gut ausgeschoben sind, wenn kein Schnee fällt, vereisen die Wege in den frostigen Nächten rasch. So gilt die Erkenntnis: “Was der Allrad-Antrieb bei Fahrzeugen ist der Grödel am Wanderstiefel”
Herrliche Ausblicke, diesmal hinüber zum Karwendel
Der Hintergrund von Dürers Selbstportrait, welches im Prado-Museum hängt, ist genau hier entstanden
Nicht nur die Winterwanderwege sind hervorragend präpariert, auch die Beschilderung ist perfekt
Kommt man von Mösern blickt man auf die Wettersteinwand, die sich oberhalb von Seefeld erhebt
Und einige wenige Zaungäste….
..beobachten die jungen Hüpfer, die locker und flockig von der Olympiaschanze abheben
Andere Wintergäste genießen hingegen die letzen Sonnenstrahlen an der Seekirche und beobachten..
..die zahlreichen Langläufer die hier auf eine der insgesamt 256 Kilometer langen Loipen unterwegs sind

Nach einer zünftigen Einkehr in Seefeld steht noch eine nächtliche Ergänzungstour an, den 100.000 Lichter-Weg. Wer hier zudem in der Advents- und Weihnachtszeit unterwegs ist, kann zudem noch zusätzliche Lichtinstallationen bestaunen. Einmal mehr ist damit dokumentiert, dass man in der Region alle Kanäle zu allen Gegebenheiten professionell bespielt.

Damit man auch nachts nicht vergisst, wo man unterwegs ist
Mit kleinen Mitteln…
…kann man eine große Wirkung erzielen
Eine LED-Plastikorgie….
Anderen Orts beklagt man sich über Lichtverschmutzung. Hier vermarktet man das Szenario wohlgefällig mit markigen Worten: “Diese Rundwanderung kombiniert Natur, Besinnlichkeit und sanft schimmernde Installationen – ein Erlebnis, das vor allem in den Abendstunden für einzigartige Momente sorgt.” Betriebssystem Mensch ist eben konsequent inkonsequent
Gehoben der Standard in Seefeld – ob auf der Männertoilette in einer gutbürgerlichen Tiroler Gaststube
..oder in einem Luxushotel, dort wo vor der Damentoilette ein standesgemäßer Schmink- und Restaurierungsbereich zur Verfügung steht.

Seefeld – Burgstall

Nach offizieller Leseart wären für diese Tagestour zwei Weitwanderstrecken vorzusehen. Von Burggraben durch das Leutaschtal nach Weidach einerseits und von Weidach durch das Fludertal via Wildmoos nach Seefeld auf der anderen Seite. Offiziell als Seefelder Weitwanderweg No 3 und No 4 verortet. Kann man machen, jedoch spannender und tagesfüllender ist eine komplette 27 Kilometer lange Tour von Seefeld über die Triendlsäge, weiterführend nach Weidach und final bis zum Talende in Burgstall.

Los geht es in Seefeld, um in nördlicher Richtung am Rande des Bauernwaldes zur Triendlsäge einzuschwenken. Für viele Seefelder Gäste ist hier im Normalfall das Tagesziel erreicht. Man kehrt ein in den schmucken Waldgasthof, lässt sich die Leutascher Forelle oder den Kaiserschmarrn auftischen und kehrt nach insgesamt sieben Kilometern wohlgenährt wieder zurück in die Seefelder Ortsmitte, um dort in der Außengastronomie unter Heizstrahlern sitzend feine Getränke im gehobenen Ambiente zu sich zu nehmen. Für ambitionierte Winterweitstreckenwanderer hingegen ist die Triendlsäge nur ein durchlaufender Posten, der jedoch allemal für einen Espresso ab 09.00 Uhr gut ist.

Wer in München um 06:31 Uhr in die Regionalbahn 6 steigt, kann locker um 08.45 Uhr in Seefeld auf die Piste gehen
Als Standortbestimmung orientiert man sich am besten an der markanten Hohen Munde
Das Wasser hat hier trotz gegenteiliger Angaben eine ausgezeichnete Qualität – es muss nur laufen…
Seit 1812 wird hier zwischen Seefeld und Neuleutasch die Triendlsäge, heute als gastronomischer Betrieb, betrieben
Orientierungsmarke Wettersteingebirge. Am anderen Ende der Wettersteinwand steht die Zugspitze
Und gegen das Licht gebürstet entfalten Schneekristalle ihre ganze Pracht. Obschon die Grundform am Hexagon ausgerichtet ist sagt man, dass es mehr mögliche Kristallformen auf der Erde gibt, als Atome im ganzen Universum.
Traditionelles alpines Ambiente
Verlaufen unmöglich
Auf der Höhe von Weidach Blick hinüber zur Hohen Munde, die mit zwei Gipfeln gesegnet ist
Polis Hütte in sonniger Lage an der Unterleutascher Loipen-Rennstrecke gelegen. Antizyklisch empfiehlt sich als Wanderer zur früher Morgenstunde eine Einkehr, denn viele Langskiläufer sind Langschläfer und bevölkern erst nachmittags die einschlägigen Einkehrstationen. Aber dann ist jeder Platz besetzt.
Noch ist wenig los auf der Loipe, die des Öfteren den Winterwanderweg begleitet
Ein schönes Sonneneckchen zwischen Lehner und Puitbach
Das ist nur was für die ganz Harten….
Wendepunkt Burggraben – Gasthof Zur Mühle. Kaiserschmarrn mit flambierten Pflaumen. Der beste Energiespeicher für den Rest des Tages!!
Vom Burggraben aus könnte man mit dem Bus zurück nach Seefeld fahren. Jedoch es ist noch mehr Zeit vom Tag übrig als eingeplant – So es nicht verboten zehn Kilometer unter den Ausläufern des Wettersteingebirges zurück nach Weidach zu laufen. Frei nach dem Motte: “Carpe diem”

Gaistal – Seefeld

Eigentlich ist es verwunderlich, dass das Touristenmanagement diesen Abschnitt ausgeblendet hat. Die Rede ist vom Gaistal. Im Rahmen der offiziellen Streckenführung des Weitwanderweges Etappe 3 von Burggraben aus hat man zwar das Areal zwischen Platzl und Weidach eingeflanscht, jedoch den westlich gelegenen Zipfel schlichtweg ausgeblendet. Dabei ist konzeptionell die Streckenerweiterung simpel, hochgradig zu empfehlen und ausgesprochen attraktiv. So nehme man in Seefeld den ersten Bus der Linie 433 und rumpele zum Parkplatz Gaistal/Salzbach. Von hier aus geht es los auf eine wunderbare 27 Kilometer lange Winterwanderung. Einmal mehr heißt es antizyklisch wandern, so dass man just um 10.00 Uhr, dann wenn der Hüttenwirt die Gaistalalm aufsperrt und es kein Dienstag ist, als erster Gast des Tages in Ruhe eine Espresso und einen heißen Holunder genießen kann. Der große Run wird, wie auf dem Rückweg zu registrieren ist, erst eineinhalb Stunden später einsetzen, dann wenn man als Weitwanderer, vorbei am Kirchplatzl Richtung Weidachsee auf dem Weg gen Seefeld ist. “Es ist ein kaltes Loch” warnte mich am Vorabend mein Herbergsvater. Der Hüttenwirt auf der Gaistalalm bestätigt mir vor Ort, dass am 21. Jänner erstmals für zwei Minuten die Sonne auf die Alm durchsticht. Jedoch kein Grund sich nicht auf den Weg zu machen – den das Gaistal ist schlichtweg wunderbar wanderbar, ob im Sommer oder im tiefsten Winter.

Start in das Gaistal – ein Wintertraum……
Und farblich unterlegt quetscht sich zaghaft ein schmaler Sonnenstrahl durch die Westflanke der Hohen Munde, die zu dieser Jahreszeit das Tal regelrecht verschattet
Jedoch zur frühen Stunde hat man auf den ersten eintausendfünfhundert Metern im Gaistal noch eine kurzfristige Chance einen Lichtstreifen im Tal zu erhaschen
Sowohl der Weg, als auch das Ziel ist das Ziel
Großes Winterkino entlang der Leutascher Ache
Die Gaistalalm am Ende des Ganghoferweges
Würde man hier verbotener Weise weiterwandern, wäre man in zwei Stunden oben auf dem Steinernen Hüttl und von dort aus sind es nur noch eintausend Höhenmeter über das Gatterl hinauf zur Zugspitze….
Ludwig Ganghofer, der bayrische Heimatschriftsteller, zog sich in den Sommermonaten gerne in das Gaistal zurück, wo er auch eine Jagdpacht unterhielt

Vorbei am Weidachsee führt der Rückweg gen Seefeld vorbei am Skigebiet Katzenkopf. Stetig aber moderat ansteigend geht es durch das sich anschließende Fludertal hinauf in das Wildmoos, dort wo die gleichnamige Alm, die in der Gegend einen legendären Status genießt, ein unausweichlicher Einkehrpunkt ist, den man einmal gesehen und erlebt haben sollte. Zurück nach Seefeld sollte man nicht der Leutascher Straße folgen, sondern über den Winterwanderweg mit der Markierung W3 den schönen Ausblickspunkt oberhalb von Seefeld mit Blick auf die Reither Spitze als formvollendete Krönung dieser eindrucksvollen Tour mitnehmen

Zurück am Anfang des Gaistals
Irgendwie ist es schon unfair, dass die Skilangläufer schneller an der Tränke sind als der gewöhnliche Wanderer…
Immer wieder trifft man auf partielle Winter-Weitwanderwegsabschnitte
Einfach herrlich. Kilometerlang geht es durch das Fludertal
Hinter dieser Tür geht die Post ab….
Ausgestattet mit einem Schnapsbrunnen, angereichert mit ausladenden Portionen die aus der Küche gezaubert werden, vollgestopft mit allen erdenklichen Trophäen, ständige Vertretung des FC-Bayern-Münchens in Tirol, gesegnet mit einem hohen Promifaktor wie die einschlägigen Wanddekorationen belegen, und unterlegt mit einem permanenten Geräuschpegel lärmender Gäste die hier das Hüttenfeeling genießen – Wildmoosalm eine facettenreiche Einkehrstätte
Von der Wildmoosalm erreicht man nach einer halben Stunde einen tollen Aussichtspunkt auf Seefeld

Die Fünf-Hütten-Tour

Diese Etappe ist mit dem Möserner See, der Friedensglocke des Alpenraums und dem Seekirchl voller must sees” proklamiert der Tourismusverband Seefeld. Folgerichtig, dass der mit dem Österreichischen Wandergütesiegel zertifizierte Weg in den Reigen der Winterweitwanderwege aufgenommen wurde. Wem die 14 Kilometer lange Strecke jedoch zu wenig ist, kann und sollte die ursprüngliche Etappe mit einer vortrefflichen Erweiterung optimieren und wird einem fantastischen Wandererlebnis belohnt.

Einmal mehr geht es los im Zentrum von Seefeld, diesmal gen Südwesten zur Seekirchl, dem klassischen Postkartenmotiv in der Olympiastadt. Frühmorgens, nach Sonnenaufgang zeigt sich die Heiligkreuzkirche im besten Licht. Ringsum blickt man auf die etablierten Wintersportstätten, die auch heute noch für internationale Großveranstaltungen ausgiebig genutzt werden. Auf einem Panoramaweg, offiziell der Albrecht-Dürer-Weg wandert man sanft aufwärts steigend zunächst zur Bergstation des Hintertallifts, um von dort aus die Aussicht in das Oberinntal einzufangen. Vom bewährten Aussichtspunkt, dem Alfred-Dürer-Blick, taucht man ein in die bewaldete Gemarkung Geiernest um weiterführend zunächst den Möserer See zu umrunden.

Ein traumhafter Start in eine tolle Winterwanderrunde. Ursprünglich stand die1629 errichtete Seekirchl mitten im Kreuzsee auf einer Felsinsel, die durch eine Brücke mit dem Ufer verbunden war. Jedoch 1808 wurde der See abgelassen – seitdem steht die Kirche auf dem Trockenen. Einzig der Name erinnert noch an den ehemals feuchten Standort
Auch notwendige Bypässe sind hervorragend gekennzeichnet
Hütte Nummer 1, die Möserer Seestub,n, nimmt erst ab 11:00 Uhr die Kaffemaschine in Betrieb
…so kann man sich bis dahin im Möserer See die Zeit anderweitig vertreiben. Wenn man kann…….

Obschon auf knapp 1.300 Meter Höhe gelegen ist der Möserer See als historischer Moorsee mit Temperaturen bis zu 25 Grad im Sommer eine der wärmsten Badeseen in Tirol. Reizvoll das Umfeld für Naturliebhaber und sowohl Geologen als auch Botaniker erfreuen sich an der vorhandenen Vielschichtigkeit des Umfeldes am Natursee. Vom See führt eine Schleife abwärts nach Mösern zur einem touristischen Hotspot in Tirol. Ursprünglich errichtet anlässlich des 25jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer hat sich das zehn Tonnen schwere Konstrukt der Friedensglocke zu einem Besuchermagneten entwickelt. Jährlich suchen 100.000 Besucher die Aussichtsplattform auf, wobei der Ausblick in das Inntal rund um Telfts schon beeindruckend ist. Vom Glockengerüst führt die Passage weiter in nordwestlicher Richtung zur idyllisch gelegenen Lottenseehütte, der zweiten möglichen Einkehrstation auf diesem Trail. Der See selbst ist ein Naturphänomen, denn aperiodisch auftretende Springquellen bilden eine Seenlandschaft in den Wiesenmulden, die oft nach einigen Wochen wieder verschwindet.

Ein Glück, dass im Winter die Kleinballartisten nicht die Eisen schwingen…..

Von der Lottenseehütte führt die Winterwanderwegsrunde gemäß des ursprünglichen Streckenplans hinüber in das Wildmoos, jedoch sehr zu empfehlen ist die angedockte Zusatzrunde, die hinab gen Buchen zur traumhaft gelegenen Ropferstub,m führt. Auf dem Weg dahin streckt sich die markante Hohe Munde imposant aufwärts. Hier sollte man sich Zeit nehmen um auf der Sonnenterrasse der Einkehrstation das beeindruckende Umfeld aufzusaugen, bevor es auf einem wunderbaren Wanderweg durch das Katzenloch geht – ein weiteres Highlight auf dieser Strecke. Dieser Name erinnert daran, dass hier einst Luchse und Wildkatzen durch die bewaldete Naturregion streiften. Nach dem Katzenloch ist vor dem Katzenloch, denn im Muggenmoos ist eine Einkehr in der kleinen aber feinen Almstation, der Muggenmoosalm unausweichlich. Zu schön der Platz um rastlos weiterzuziehen.

Imposant kragt die Hohe Munde aus und auf gut präparierten Winterwanderwegen geht es abwärts zur Ropferstub,m
Man hat hier keine Chance. Wenn hier schon eines der besten Biere dieses Planeten ausgeschenkt wird, muss man zwangsläufig einkehren und die Füße ausstrecken…
Famos auch die Ausblicke die man hier genießen kann
Auch zur Winzerzeit kann man im Katzenloch viel entdecken….
..und sei es ein Schnee-Waldschrat am Wegesrand
Nicht überall sind die Renneisen angebracht….
..jedoch bei dieser Wetterlage bleibt man an der Muggenmoosalm sowieso lieber draußen sitzen..
Ausgezeichnet ist die kostenfrei erhältliche Winterwegswanderkarte vom Tourismusverband. So kann man getrost auf GPS-geführte Wanderroutenunterstützung verzichten, denn auch die Beschilderung ist hervorragend
Übernachtungsstätte oder Marillenschnapsdepot?
Immerhin 16.000 Euro muss man für das Eletrobike abdrücken, wobei bei voller Ladung 1,5 Stunden snowbiken drin sind
Langlauf – viel zu kompliziert. Winterwanderer haben es einfacher: Wanderstiefel nebst Grödel an – und los geht es auf die Piste

Von der Muggenmoosalm führt ein Bypass, der offenkundig mit dem Snowbike vorgespurt wurde, zurück zur offiziellen Winterwanderwegsrunde, zum Naturparadies Wildmoos am Seefelder Plateau. Hier kreuzen sich auch viele Loipen und natürlich dominiert die fünfte mögliche Einkehrstation, die markante Wildmoosalm das Umfeld dieses Abschnittes. Von der Wildmoosalm geht es alternativ zur vorhergehenden Tour, diesmal der Leutascher Straße folgend, abwärts nach Seefeld.

Nach dem gestrigen Besuch der Wildmoosalm genügt an diesem Tag eine abstandswahrende Teepause im Vorhof der bemerkenswerten Einkehrstation.
Mit einem eindrucksvollen Wolkenszenario verabschiedet dieser außergewöhnliche Winterwandertag

Seefeld – Mittenwald

Mit gerade einmal überschaubaren 12 Kilometern ist die zweite vorgeschlagene Weitwanderwegsetappe von Seefeld nach Scharnitz eingepreist, die man jedoch locker verdoppeln kann und wenn man alles früher gewusst hätte, sogar locker verdreifachen hätte können. Aber der Reihe nach.

Erneut wird in Seefeld gestartet, zunächst mit Zielrichtung Scharnitz, dem Grenzort, der auch als “Tor des Karwendels” firmiert. Sinnvollerweise schleift der Weg zunächst an der Triendlsäge durch, bevor man dem Verlauf des Klammbachs folgt. Abwärts, aber regelrecht nur noch abwärts verabschiedet man sich vom knapp 1.200 Meter hoch gelegenen Seefeld um gemütlich in das zweihundert Meter tiefer gelegene Scharnitz zu wandern. Hochgradig zu empfehlen ist hier der Grödeleinsatz, denn die Wege sind lagebedingt zur frühen Stunde partiell stark vereist. Hinter Giessenbach hat ein deutscher Automobilhersteller auf einer vereisten Seenflächeneine eine “Driving-Experience” für verhinderte Motorsport-Rennfahrer eingerichtet. Unter dem Tenor “Egal ob Anfänger_in oder Sportwagen-Enthusiast_in – mit unseren professionellen Instruktor_innen entwickeln Sie Ihre Fähigkeiten in verschiedenen Levels weiter. Natürlich mit Fokus auf die speziellen Anforderungen an Fahrzeug und Fahrer_in auf Schnee und Eis. Erleben Sie, wie Sie mit Hilfe der Technologie Ihre eigenen Grenzen verschieben können, während Sie mit kontrollierter Dynamik über gefrorene Seen driften“. Verkauft als Snow-Go – kritisch zu hinterfragen als No-Go in diesem Naturraum.

Ein gewohnter Anblick am frühen Morgen
Die Holzexpertise ist schon gewaltig im Alpenraum
..gewaltig auch der Holzschlappen, der hier an der Hütte bei der Triendlsäge hängt
Schon wieder zwei Schnee-Waldschrate auf der Piste….
Winterwunderwanderland
Landwirtschaftsgeschichte auf die Hauswand gebracht
Kaschiert als Sicherheitstraining und vermarktet als Spielwiese für große Jungs und Mädchen

Scharnitz – ein mit reicher Geschichte unterlegter Tirol Grenzort. Von hier aus starten auch viele Mountainbike- und Bergtouren im Umfeld des Karwendels. Hier nimmt aber auch einer der größten Flüsse Bayerns Fahrt auf, denn gerade einmal zwölf Kilometer zuvor entspring die Isar im Karwendelgebirge und bereits in Scharnitz sprudelt das glasklare Gewässer kräftig durch die Ortschaft. So bereichert der weiterführende und flußbegleitende Grenzgang gen Mittenwald durch das Kulturschutzgebiet Riedboden diese Tour auf besonderer Art und Weise Die Kombination aus Auwald, Schneeheide-Kiefernwald und Flussschotter-Pioniervegetation entfaltet insbesondere zur Winterzeit eine besondere Aura.

Willkommen an der Isar in Scharnitz
Offiziell ist der Weitwanderweg in Scharnitz zu Ende – doch nun geht es erst richtig los….
Keine Müllhalde, sondern ein weiterer Spielplatz für große Kinder im grenznahen Bereich. Paintball-Shooting ist hier angesagt. 2.000 Kugeln Paintballs für 60 Euro. Wer Spaß daran hat kann sich hier auf 5.000 Quadratmeter austoben
Ruhiger und erholsamer geht es hingegen im Riedboden zwischen Scharnitz und Mittenwald zu
Spätestens hier ist erkennbar, in welchem europäischen Land man sich befindet

Ursprünglich eingeplant war die Wanderung von Seefeld nach Mittenwald auf den bestehenden Winterwanderwegen einschließlich Rückfahrt mit dem Zug. Jedoch ein Fingerzeig meines Herbergsvaters war wegweisend für eine spannende Option. Obschon die spektakuläre Leutascher Geisterklamm, die den Karwendelraum mit dem Wettersteinblock verbindet, von Oktober bis April gesperrt ist, gibt es dennoch eine Möglichkeit auf das Leutascher Plateau aufzusteigen. Mehr als ein Anreiz um die Grenzen auszuloten – und tatsächlich, oberhalb des Klammzugangs schraubt sich ein schmaler Pfad aufwärts und man überwindet rasch 200 Höhenmeter um an der Porta Claudia in Schanz wieder aufzuschlagen. Man hätte, könnte und sollte… Alle Konjunktivformen durchdeklinierend hätte es sich wahrlich angeboten eine winterliche Arnspitz-Umrundung anzugehen. Seefeld-Mittenwald-Seefeld so die Runde, respektable 38 Kilometer, bei neun Stunden Tageslänge im Jänner eine spannende Passage…..

Bei Mittenwald sieht es auf 923 Meter Höhe mau aus mit der Schneedecke. Loipenstationen sind zwar vorhanden, jedoch mangels weißer Ware nicht verfügbar
Blick in den schönsten Abschnitt der Leutascher Geisterklamm. Im Winter ist diese allerdings dicht, denn die Gefahr von Felsschlag ist hoch
..jedoch über einen schmalen Feldweg bietet sich der Rückweg in die Leutasch an
..und man wechselt oberhalb des Klammweges von Deutschland nach Österreich
Am Klammeinstieg bei Schanz geht es mit dem Bus zurück nach Seefeld

Fünf spannende Winterwandertage, aufgesetzt auf die vorhandene Infrastruktur, der vom Tourismusverband Seefeld ausgearbeiteten Winterweitwanderwege. Alleine schon dieses Angebot ist vortrefflich und all denjenigen zu empfehlen, die im überschaubaren Rahmen sich auf Winterwanderungen in einem tollen Umfeld einlassen möchten. Wenn es ein bisschen mehr sein soll, dann drängen sich die hier vorgestellten Touren förmlich auf. Das bemerkenswerte Winterwanderwegsportfolio in der Leutasch bietet darüber hinaus auf insgesamt 140 Kilometern zahlreiche Optionen und Variationen für individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten an. Und irgendwie hängt noch die Arnspitzenumrundung nach – dann könnte man als Ersatz für den zusätzlich gewonnenen Wandertag eine spannende Runde über die Rauthütte, dem Mundestadl, der Katzenkopfhütte, der Jausealm am Lärchenhang und der Hämmermoosalm aufsetzten… oder sollte man vielleicht eine Stippvisite in der 1.717 Meter hoch gelegenen Wettersteinhütte einplanen? Und wer einen Übernachtungstipp für den Standort Seefeld benötigt: Das Hotel Berghof, ein denkmalgeschütztes Bauhausobjekt in walking distance zum Zentrum, bereichert mit einem umwerfenden Service und dem vielleicht besten Frühstücksomelett in der Leutasch, welches als tagesfüllendes Körnerdepot ideal für Winterweitwanderer ist. Am Ende waren 125 Kilometer mit 2.700 Höhenmeter zu verbuchen, leistungstechnisch betrachtet ist allerdings der Energieaufwand im Winter deutlich höher. Jedoch, welcher Anrechnungskoeffizient hinsichtlich der zu bemessenden Leistungskilometer im Winterfall anzusetzen wäre, ist noch nicht wirklich erforscht.

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