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………..wie die Pfälzer gerne sagen, und damit auch ein Stück Lebensgenuss beschreiben, den man sich insbesondere in diesem Landstrich nur schwer entziehen kann. “Von allem etwas”, wie man nördlich der Mainlinie zu sagen pflegt, beschreibt in diesem Beitrag ein wanderbares außergewöhnlich facettenreiches Kaleidoskop in einem zwanzig Quadratkilometer großen Areal an der rheinlandpfälzisch – hessischen Nahtstelle, dort wo die Ausläufer zweier Landeshauptstädte aufeinanderprallen.
Mainz-Mombach, den 07. Februar 2025 – Für erfahrene Wanderer nichts Neues. Die besten Parkplätze findet man an einem Friedhof, denn hier kann man im Allgemeinen lange und kostenfrei auch oberirdisch parken. So auch am Mombacher Waldfriedhof einem idealen Ausgangspunkt um in den “Mainzer Sand” einzutauchen. Vor 23 Millionen Jahren war das Mainzer Becken eine gewaltige Meeresbucht und 18 Millionen Jahre später ging das Meer zurück, der Ur-Rhein fräste sich durch die Landschaft und an den Flussterrassen häuften sich Sande und Kiese an, die später als Flugsand vom Wind hierher geweht wurden. Und wenn man just zum Sonnenaufgang startet, dann kann man sich bereits zu früher Stunde von einer mediterran anmutenden Landschaft verzaubern lassen.
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Hinter dem Dünenareal taucht man ein in den Lennebergwald ein beliebtes Naherholungsgebiet zwischen Gonsenheim und Budenheim. Forstwirtschaftlich ist der Wald kaputt, denn die vor siebzig Jahren eingebrachten Baumkulturen haben im trockenen Sandboden, gepaart mit den klimatischen Veränderungen, keine Überlebenschance. Im Auge des Betrachters entwickelt sich jedoch eine besondere Atmosphäre im morbiden Gehölz.
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“Vun allem ebbes” – der Lennebergwald steckt voller Überraschungen. Nach der der kleinen Westernstadt erreicht man nach zwei weiteren Kilometern den Lennebergturm, der jedoch nur in den Sommermonaten und dann auch nur sonntags geöffnet ist, was eigentlich schade ist, denn vom siebzehn Meter hohen Aussichtsturm könnte man wunderbar die Aussicht hinüber in das Rheinhessische rund um Eltville genießen. Quasi um die Ecke wandernd erreicht man ein weiteres architektonisches Juwel, Schloß Waldthausen, 1908 als repräsentative Villa von einem gewissen Freiherr von Waldthausen errichtet. Weiter westwärts wandernd quert man die A60 und erreicht Heidesheim am Rhein, dort wo im Umfeld ausladende Streuobstwiesenareale anzutreffen sind. Abermals die A60 querend dockt man auf der Höhe der Königsklinger Aue bei Rhein-Kilometer 511,5 am Grenzfluß, der Rheinland-Pfalz von Hessen absorbiert, an.
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Die folgenden zehn Kilometer geht es entlang der Rheinauen zum Autobahnkreuz Mainz-Mombach, um über die Schiersteiner Brücke hinüber in die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden zu wandern. Nur schade, dass derzeit schweinepestgetrieben die flussnahen Auepfade entlang des Rheins mit elektronischen Zäunen abgeriegelt sind. Stolze 1.280 Meter spannt sich die mächtige und neu errichtete Schiersteiner Brücke über den Rhein, wobei in Kürze der unterhalb der Fahrbahn eingeflanschte Fuß- und Radweg freigegeben wird, so dass man künftig abgasfrei von Bundesland zu Bundesland wandern kann.
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Unterhalb der Schiersteiner Brücke taucht man auf der hessischen Seite ostwärts ab in die weitläufigen Rheinwiesen, wobei hier die Rettbergsaue den Ausblick auf die dahinterliegende Industriezone von Mainz Mombach absorbiert und somit ein durchaus beschauliches Umfeld vermittelt wird. Dort wo der Rheinpfad in die Uferstraße mündet setzt eine platanenbeplankte Flaniermeile ein, die zur feinen Stube der Stadt Wiesbaden, dem Schloß Biebrich führt. Ab Frühjahr empfiehlt es sich zudem dem dahinter liegenden Schloßpark einen Besuch abzustatten.
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Der Rest der Strecke ist pure Fleißarbeit und am langen Ende der Preis der zu entrichten ist, um die Stippvisite in Wiesbaden-Biebrich in den Streckenverlauf zu integrieren. So hangelt man sich durch das Industrieareal von Mainz-Amöneburg über die Kaiserbrücke hinüber in die Industriezone von Mainz-Mombach, dort wo allesamt namhafte Firmen vertreten sind. Den nördlichen Rand von Mombach querend erreicht man nach 40 Kilometern und gelinden 500 Höhenmetern den morgendlichen Ausgangsort, den Mombacher Waldfriedhof. Wer hier liegt, liegt weich, denn hier ist man eingebettet im Mainzer Sand – frei nach der lithurgischen Formel: “Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden”….
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Vun allem ebbes……… – ein herrlicher und ausgedehnter Rundumschlag, vielschichtig, abwechslungsreich und eindrucksvoll, ein Wandervergnügen der besonderen Art, und ideal um außerhalb der klassischen Wandersaison auf eine tagesfüllende Tour zu gehen
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