Gustavsburg – Ostern 2018
Idealerweise hat sich das verlängerte Osternwochende zur finalen Runde der 190 Kilometer langen Regionalparkrundweges angeboten. Gestartet wird unweit der Mainspitze bei Ginsheim-Gustavsburg, dort wo man entlang der Rheinauen auf einem Deich durch das Naturschutzgebietes der Altrheinlandschaft hervorragend wandern kann. Die durch den Altrhein und dem Hauptstrom gebildete Insel trägt im südlichen Teil den Namen Langenau, und im nördlichen Teil heißt sie Nonnenaue, wobei die Nonnenaue vom Festland mit einer Fähre erreicht werden kann.
Vorbei geht es am Ginsheimer Kiesbagger, der mittlerweile als technisches Kulturdenkmal an die lange Kiesabbautradition in diesem Gefilde erinnert. Über die weitläufige flache Agrarlandschaft führt die Passage zwischen Trebur und Nauheim entlang des Nauheimer Rundweges vorbei an den ehemaligen Baggersee, den Hegbachsee. Die mittagszeitbedingte Querung von Nauheim ist nicht zwingend erfolgsversprechend. Mit Ausnahme eines Kebabladens und einer Pizzastehbude verweigert im Zentrum von Nauheim die ortsansässige Gastronomie kollektiv den Zutritt.
So ist ab April eher der Gang zum fünf Kilometer entfernten Jagdschloss Mönchbruch zu empfehlen, dort wo man bei schönem Wetter auch im Biergarten einkehren kann. Vom Treburer Unterwald führt die Passage in das Naturschutzgebiet Mönchbruch. Just 700 Luftmeter von der Startbahn West entfernt wird man zwangsläufig Ohrenzeuge des permanenten Flugbetriebes am größten deutschen Flughafen. Reisezeitbedingt heben hier im 45 Sekunden-Takt die Flugzeuge ab. Ungestört und wahrscheinlich schon mit tumben Ohren ausgestattet kann man jedoch hier auch am hellichten Tag den hier ansässigen Rotwildbestand bei der Atzung beobachten.
Nach 34 Kilometern und unspektakulären 54 Höhenmetern wird die erste Passage am S-Bahnhof im Mörfelden beendet. Am Folgetag erfolgt die Wiederaufnahme des Trails im benachbarten Walldorf, um von dort aus über das Freizeitareal Oberwaldsee die Gesamtpassage abzuschließen.
Die A 5 querend wandert man schnurgerade durch den Nauheimer Oberwald zum Schloß Wolfsgarten, welches jedoch nicht besichtigt werden kann, da sich das weitläufige Schloßareal im Privatbesitz der Darmstädter Landgrafenfamilie befindet. Zweimal jährlich öffnet das Schloß jedoch seine Pforten. Dabei zählt das Fürstliche Gartenfest Schloss Wolfgarten zu den renommiertesten Gartenveranstaltungen in Deutschland.
Als Radfahrer kann man konsequenterweise die Regionalparkrundroute weiter verfolgen um unspektakulär Egelsbach zu umrunden, vorbei am südlich gelegenen Kleinflughafen, um dann durch das Industriegebiet nördlich nach Langen einzuschwenken. Wanderfreunde sollten jedoch die attraktivere Passage über das Naturschutzgebiet Kammereckwiesen wählen, um dann im Anschluß über die östliche Bergflanke in Langen (ja es gibt hier auch den Anflug einer Steigung) in die Fachwerksstadt Dreieichenhain einzuschwenken.
Belohnt wird man mit einer schmucken Fachwerksstadt, angereichert mit der sehenswerten Burg Hayn. Die Burg Hayn besteht allerdings nur noch in Teilfragmenten Der Bergfried zählt mit einem Durchmesser von über 14 Metern zu den größten Bergfrieden, die jemals in Deutschland erbaut wurden. Von der Turmburg steht lediglich noch die Westwand, die einen malerischen Hintergrund für die im Sommer stattfindenden Burgfestspiele dartstellt. Weiterhin ist die Kulisse insbesondere bei Brautpaaren als Fotomotiv sehr begehrt.
Ein weiteres Regionalparkhighlight kann man auf der Dreieichenhainrunde mitnehmen, wenn man vom Ortskern kommend zunächst in nördlicher Richtung zu der Stangenpyramide weiterwandert. Das markante Bauwerk liegt an einem Aufsichtspunkt wenige Meter von der Antennenanlage der Deutschen Flugsicherung, nördlich von Dreieichenhain am Weg „Auf der Hub”, der von Dreieichenhain zum Gut Neuhof, dort wo ein Golfsplatz angelegt ist, führt. Die Stangenpyramide besteht aus über 456 verleimten Rundhölzern von 24 Zentimetern Durchmesser. Die im Ein-Meter-Abstand gesetzten Stangen messen am Rande der Pyramide 65 Zentimeter, die höchsten an der Spitze der Pyramide sind sechs Meter lang. Ein Weg teilt das Bauwerk in zwei spiegelbildlich gleiche Achsen und markiert die Sichtachse auf den Frankfurter Messeturm.
Durch die Agrarlandschaft von Dreieichenhain führt der Weg auf schönen Pfaden zuurück zum ursprünglichen Startpunkt der 190 Kilometer langen Regionalparksmassage – zur Keltenprozession auf der Bulau. 65 Kilometer an zwei Tagen mit gelinden 300 Höhenmetern, so die österliche Wanderbilanz. Tatsächlich absolviert wurden 197 Kilometer in sechs angenehmen Passagen mit sage und schreibe 1.400 Höhenmetern in toto. Spannend, abwechslungsreich und vielfältig die kulturhistorischen Eindrücke im Speckgürtel des Rhein-Main-Regionalparks. Auch wenn der Rundweg primär als Radweg ausgebildet ist lohnt sich allemal eine Erkundung zu Fuß, denn nur so hat man die Gelegenheit im Detail einzutauchen in das vielschichtige Umfeld im Herzen Deutschlands.
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