Eschborn, 18. Januar 2015.
Der zweite Teil der Bonifatiusroute führt von Frankfurt/Eschborn nach Altenstadt in die Wetterau, dort wo die Hälfte der 175 Kilometer langen Pilgerstrecke erreicht ist. Mittlerweile bewährt hat sich der eineinhalbstündige Frühstart vor dem Sonnenaufgang. Eschborn, seit Ende der 60er Jahre systematisch als kostengünstige Bürostandortalternative zu Frankfurt entwickelt, wurde bereits 770 urkundlich als Aschenbrunne (Brunnen an der Esche) erwähnt. Das in Gaslichtatmosphäre getauchte Fachwerkensemble in der alten Ortsmitte läst die reiche Geschichte der Kommune erahnen. In nordöstlicher Richtung geht es Richtung Niederursel. Mehr als beeindruckend die noch im Nachtschatten liegende aber beleuchtete Skyline von Frankfurt, begrenzt vom Fernsehturm linker und dem Messeturm rechter Hand. Freie Sicht im Flachland auf die ringsum liegenden Kommunen Schwalbach, Niederhöchstadt, Praunheim, Rödelheim, Sossenheim. Noch reduziert um diese Tageszeit der über die A5 wabernde Frühverkehrslärmeintrag.
Vorbei an der (wie bei evangelischen Kirchen üblich) verschlossenen Gustav-Adolf-Kirche, die 1927 errichtet ein bautechnisch revolutionäres Projekt im Stil der Neuen Sachlichkeit war, passiert man die ehemaligen Rathäuser der Stadt Frankfurt und des Grafen zu Solms, die als Beleg dafür stehen, dass Niederursel einst eine geteilte Stadt war. Weiter führt der Pilgerweg zum Campus Riedberg, dort wo die Goethe-Universiät den naturwissenschaftlichen Studienblock mit aufwändigen Bauten eingerichtet hat. Mitten im kasernenartig verdichteten Neubaugebiet ist eine moderne Quelleinfassung des historischen Bonifatiusbrunnens verbaut, als Erinnerung an den Rastplatz des Leichenkonduktes von Bonifatius.
Kalbach touchierend geht es nach Bonames, in der Frankfurter Phonetik [Bo-na-meees] ausgesprochen. Hier verlief einst die Römerstraße. Der Ortsname selbst verweist auf einen ehemals hier ansässigen wortgewandten Prediger (bona missa – gute Messe) andere Sprachforscher munkeln über einen guten Rastplatz als Namensgebungsquelle (bona mansio). Sei es drum – die hier ansässige Bonifatiuskirche ist übrigens die einzige Kirche, die die Namenspatronatschaft des heiligen Mannes auf der gesamten Pilgerroute beinhaltet. Kirche geschlosssen – der gegenüberliegende Bäcker geöffnet – zumindest ein Lichtblick mit Kaffeerast am frühen Morgen. Weiter führt der Weg nach Harheim, dort wo sich ein kleiner Grenzsteingarten befindet. Den Grundweg entlang geht es zum nördlichsten Stadtteil Frankfurts der Kommune Nieder-Erlenbach, die Eintrittspforte zur Wetterauer Kornkammer. Just-in-time gerade vor dem verriegeln der Kirchenpforte gelingt es noch einen Blick in die schmucke Kirche neben dem Lersner Schloß – einem barocken Herrenhaus zu werfen. Weiter geht es durch das an der Nidda gelegene Dortelweil. Vorbei am Karbener Rosenhang, dort wo zu besten Jahreszeiten 700 ! verschiedene historische Rosenarten erblühen sollen, geht es durch das erste Waldgebiet auf der Strecke nach Büdesheim.
Entlang der Nidda, vorbei am Büdesheimer Schloß, ist festzustellen daß das gastronomische Angebot zur besten Sonntagsmittagszeit mehr als spärlich in dieser Kommune ist. Dank Rucksackverpflegung ist jedoch keine Fastenwanderung angesagt, so dass dem weiteren Fußmarsch nach Heldenbergen nicht entgegensteht. Zwischen Heldenbergen und Windecken entfaltet sich ein herrliches Naturschutzareal namens Mürzelloch partiel geflutet in den Nidderauen.
Scheinbar ein Umweg der weitere Streckenverlauf zum Nidderauer Ortsteil Windecken, jedoch allemal ein Besuch wert. Unterhalb der Burg Windecken erreicht man den schmucken Marktplatz der Kommune. Zurück geht es auf der gegenüberliegenden Seite der Nidderauen entlang in einer weitreichenden Schleife nach Eichen.Stilvolle Fachwerkbauten säumen den historischen Straßenverlauf. Gemäß den offiziellen Kilometerangaben der Bonifationsstreckenführung sollte hier nach 46 Kilometern das Tagesziel Altenstadt erreicht sein. Scheinbar hat man hier die metrischen Maßstabe des 800. Jahrhundert angelegt. Eine beschleunigter Schlußspurt via Kloster Engelthal, welches heute von Benediktinerinnen bewirtschaftet wird, nach Altenstadt stellt sicher, dass nach knapp 10 Stunden und 50 absolvierten Kilometern pünktlich der Bahnhof erreicht wird, um in knapp eineinhalb Stunden über Bad Vilbel nach Eschborn zurückzufahren. Die nächste Streckenherausforderung des Pilgerpfades führt in das 44 Kilometer ( +/- 6 Kilometer?) entfernte Burkhards. Fortsetzung demnächst.
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