Leading Quality Trail: Der Donauberglandweg

Beuron, der 11. Juni 2025 – Leading Quality Trails werden mit dem Untertitel “Best of Europe” gerne in die Champions League des Wandersports gehypt. Und in der Tat – ob der auf diesem Wanderblog bereits vorgestellte Mullerthal-Trail in Luxembourg, oder der dänische Gendarmenpfad, Wege die mit dem LQT-Siegel zertifiziert sind, schüren per se eine hohe Erwartungshaltung. Grund genug daher, den mit diesem Prädikatsmerkmal ausgewiesene Donauberglandweg unter die Wandersohle zu nehmen. In einer Region, dort wo man vom Dach der Schwäbischen Alb in die Eingangspforte des Schwäbischen Grand Canyons wandert, und dort wo die noch junge Donau mit noch überschaubarer Fließgeschwindigkeit in das Zentrum des Naturparks Obere Donau mäandert.

Los geht es im Weiler Gosheim, dem offiziellen Startpunkt des Premiumwanderweges. Nicht umsonst hat man den Startpunkt hier gesetzt, denn “Gausa” wie man hier im Westschwäbischen sagt, liegt auf einem Hochplateau am Fuße der höchsten Erhebung der Schwäbischen Alb, dem Lemberg, dort wo man angabengemäß auch die weiteste Fernsicht Deutschlands einfangen kann. Entsprechend ist natürlich die Vorfreude und die Erwartungshaltung.

Am Albtrauf von Gosheim geht es los. Der knapp viertausend Einwohner zählende Weiler eher unspektakulär. Einzig der moderne Kirchenanbau des “Heuberg-Doms”, wie auch die Heilig-Kreuz-Kirche genannt wird, die man am historischen Glockenturm angeflanscht hat, prägt das Erscheinungsbiild der Kommune
Rundherum ausgezeichnet und lückenlos perfekt ist die Wegekennzeichung des Donauberglandweges
Unter der Wandersohle liegt 160 Millionen Jahre altes Juragestein in rauen Mengen
Spannend – die weiteste Fernsicht Deutschlands mit beindruckenden Ausblicken in die Welt der Alpen vom Karwendel bis zum Berner Oberland bis hin zum Mont Blanc, der 295 Kilometer!!!!! entfernt ist
Hurtig geht es den Lembergturm, der bereits 1899 in Stahlskelettbauweise errichtet wurde, hoch
Gewaltig. Zumindest gewaltig die Schautafel, die aufzeigt dass man vom Wettersteingebirge bis zum Berner Oberland sehen könnte – wenn man könnte. Jedoch bei hochsommerlicher Wetterlage ist Schicht im Schacht. Ein wahrgewordener Alptraum – die Alpen sind weg

Stutzig macht der Hinweis auf der Edelstahltafel, dass man hier, entgegen sonstiger Angaben, den Mont Blanc vom Lembergturm nicht sehen kann. Jedoch eine Tiefenbohrung zu diesem Thema gibt erhellende Erkenntnis. Ein Lehrer hat mit dem Bogenmaß die Erdkrümmung berechnet und mit dem Satz des Pythagoras die theoretische Sichtlinie vom Betrachter auf dem Lembergturm zum Mont Blanc errechnet. Ermittelt wurde eine rechnerische Gesamtsichtweite von 360 Kilometern. Am Ende dieser Sichtstrecke würde also erst die Spitze des Mont Blanc am theoretischen Horizont versinken. Da der „weiße Berg“ aber lediglich 295 Kilometer weit weg ist, ragt er noch deutlich heraus. Und im Jahre 2008 wurde sogar fotografisch mit einem 300mm Objektiv belegt, dass man tatsächlich bei exzellenten Wetterbedingungen den Mont Blanc vom Lemberg aus sieht.

Was bleibt ist bei näherer Betrachtung der Ausblick in die Schwäbische Alb
..und in der Detailbetrachtung den 246 Meter hohen Elevator-Testtturm in Rottweil
Zweigleisig geht es weiter, denn der Donauberglandweg verläuft auf den nächsten Kilometern auf der selben Strecke wie der dreißig Kilometer lange Rundkurs der über insgesamt zehn 1.000er Gipfel führt

Vom Lemberg geht es abwärts, zunächst nach Wehingen, um dann wiederum Höhenmeter zu sammeln. Nicht ohne Grund heißt der Pfad hinter Wehingen “Knieschnäpperle”. Wer im Donaubergland unterwegs ist muß sich auf zwei Dinge einstellen: Steile Anstiege und knackige Abstiege. Jedoch der Lohn der Anstrengungen: Tolle Aussichten auf der Albtrauf. Der Höhenweg der über den 1.002 Meter hohen Hummelsberg führt, ermöglicht tolle Ausblicke bis hinüber zu den westlich gelegenen Vogesen. Vorbei an Deutschlands höchst gelegenen Segelflugplatz erreicht man das Klippeneck, einer der beliebtesten Aussichtspunkte in der Schwäbischen Alb, der zudem mit einer Einkehrmöglichkeit bestückt ist.

Wenn man schon um den Alpenblick betrogen wird bleibt nur noch die Nahperspektive
Hier kann man 1.000er Gipfel sammeln
Am dreibannigen Grenzstein verlief auch eine Staatsgrenze, die Österreich vom Königreich Preußen trennte
Auch in dunklen Waldabschnitten eröfffnen sich sporadische Lichtblicke
Ein weiterer Meilenstein – der Torso der einst zweihundert Jahre alten Wunderfichte, die sich wie ein überdimensionaler sechsarmiger Kerzenleuchter in den Himmel reckte, bevor ein Gewittersturm in 2006 das botanische Spektakel beendete
Kreuzwege, wie hier an der Bürglekapelle, sind in der Region sehr beliebt
Raus aus der waldreichen Region und abwärts gen Wehingen…
Wehingen ist eine Fastnachtshochburg, wie der örtliche Narrenbrunnen eindrucksvoll dokumentiert
Bevor sich diese beiden Wanderer das “Knieschnäpperle” antuen gilt es erstmal sich zu sammeln um den albtypischen Kraftanstieg zu meistern
Jedoch…wen man wieder oben ist, dann erntet man…..
Ausblicke ohne Ende……
Aber auch hier fehlt das Sahnehäubchen, denn wetterlagenbedingt fällt an diesen Tagen der Alpenblick aus
Und wer noch höher hinaus will kann auf Deutschlands höchstgelegenem Segelflugplatz eine Mitfluggelegenheit buchen

Vom Klippeneck aus erreicht man nach vier weiteren Kilometern den Dreifaltigkeitsberg. Bereits seit 1765 pilgern Wallfahrer auf einem der steilsten Kreuzwege dieses Landes hinauf zur Wallfahrtkirche. Einzig der ebenso im Ländle befindliche Kreuzweg von Badenweiler dürfte mit Steigungen von 9,5% Prozent diesen Leidensweg noch toppen.

Blick auf Spaichingen kurz vor dem Dreifaltigkeitsberg
Historische Gemarkungsschilder
Die Wallfahrtskirche am Dreifaltigkeitsberg
Runterlaufen kann jeder. Wer viel auf dem Kerbholz hat dem wird ein Gang von Spaichingen hinauf auf dem Kreuzweg zum Dreifaltigkeitsberg durchaus empfohlen – als Reinigung für Körper, Geist und Seele….

Vom Dreifaltigkeitsberg geht es auf dem Höhenniveau von 1.000 Höhenmetern bleibend gen Böttingen, dort wo der unattraktivste Abschnitt des Premiumwanderweges vorzufinden ist. Sicherlich die Intension ist nachzuvollziehen, denn man wollte den attraktiven Alten Berg, dort wo in exponierter Lage inmitten einer Wacholderheide eine Kapelle errichtet wurde in die Wanderstrecke einbeziehen. Unglücklich jedoch die gewählte Streckenführung durch das Industriegebiet und den Ortsrand von Böttingen. Hier hätte sich auf Höhe der Kapelle am Spaichinger Weg ein Bypass der durch die bewaldete Gemarkungsfläche unterhalb des Galgenbergs führt durchaus angeboten.

Auch eine Idee: Von Wertheim nach Lörrach. Schlappe 545 Kilometer quer durch Baden-Württemberg
An der Europäischen Wasserscheide. Links geht es zur Nordsee, rechts zum Schwarzen Meer
Außerhalb der bewaldeten Albzonen ist Sommerblüte angesagt
..und bunt geht es auch am Ortsrand von Böttingen zu
Hinauf zum Alten Berg……
..auf einem Kreuzweg, der mit einem sehr gemächlichen Anstieg versehen ist….
Die Josefskapelle auf dem Alten Berg
Vielschichtig die Eindrücke oberhalb der 30 Grad-Marke. Punktuell beeindruckt die Farbenpracht…
…während nebenan die Hitze förmlich flirrt…..
…und in Bodennähe Bergfrühling angesagt ist
..und gegenüber grüßt die Wallfahrtskirche vom Dreifaltigkeitsberg
Neben dem Donauberglandweg (der grüne Halbkreis steht für Berg, und der blaue Pendant für die Donau) sind in der Region zudem sieben weitere Premiumwander(rund)wege, die unter dem Begriff “Donauwellen” firmieren, verankert
Was könnte man hier Berge sehen, wenn man könnte……….

Vorbei an der Grauentalquelle und der Lippachmühle wandern wir über einen attraktiven Wurzeltrail sukzessive abwärts gen Mühlheim an der Donau. Die Infrastruktur ist dabei in toto ausgezeichnet. Hochwertige Sitzmöbel bereichern die Wanderwege. Einmal mehr verdeutlicht sich, dass man hier nicht im Armenhaus der Bundesrepublik unterwegs ist. Hinter Mühlheim an der Donau steht gemäß Plan ein Anstieg hinauf zur Mühlheimer Felsenhöhle, eine attraktive Tropfsteinhöhle, an. Jedoch die Höhle kann nur an Wochenenden besichtigt werden und so entscheiden wir uns für eine gangbare Alternative entlang der noch jungen Donau hinüber in das sechs Kilometer entfernte Fridingen. Der Donauberglandweg diesmal nicht aus Sicht vom Berg sondern aus Sicht des Flußverlaufes, durchaus eine interessante Variante, denn hier eröffnen sich Einblicke in die Donauauen und in die bizarren Felsformationen der Donauberge vom Ufer der Donau.

Es grünt so grün….
Waldabenteuer der besonderen Art
..einmal mehr unterwegs auf einem Jakobsweg
Ein Superservice – Getränkeangebot auf Vertrauensbasis
Der beste Platz bei sommerlichen Temperaturen……
..ist natürlich im Wald…..
Und – wo Steilabstieg drauf steht……..
..ist auch steil drin…..
Von Kilometer zu Kilometer steigt das Felsaufkommen….
..und feuchter wird es auch
Vorbei an der Mühlheimer St. Gallus Kapelle
..und hinein in die Donau-Auen
Hier entfaltet sich eine andere Welt
Das könnte genauso gut im Altmühltal oder am Kehlheimer Donaudurchbruch sein….
Nicht nur Heilig,s Blechle kennt man hier…..
Wer glaubt, nach der Donaupassage auf dem falschen Gleis zu sein, der täuscht sich, denn bei Fridingen geht es wieder aufwärts

Hinter Fridingen setzt der spektakulärste Abschnitt des gesamten Trails an. Ab hier geht es Schlag auf Schlag. Kein Wunder man betritt die Eingangspforte des Schwäbischen Grand Canyons, und man ist gut beraten sich Zeit zu nehmen um das Obere Donautal zu genießen. Hinauf geht es zum ehemaligen Stiegelsfels und gegenüber gerade einmal 600 Meter Luftlinie entfernt, erhebt sich die Ruine Kallenberg, jedoch sind noch gute fünf Kilometer und einige Höhenmeter zurückzulegen, bis die gegenüberliegende Seite erreicht ist und zwischendurch kann man immer wieder schöne Aussichtspunkte einsammeln, um das Donau-Berglandpanorama zu genießen.

Nach der Donau ist vor der Donau……
Gut beraten ist man sich mit ordentlichem Schuhwerk einzurüsten
Elegant schlängelt sich die Donau durch das Tal
Passend dazu die Flora oberhalb des Gesteins
Auch hier gilt einmal mehr: Die schönsten Bilder malt die Natur
Und auch am Juragestein nagt der Zahn der Zeit
Auch ein Kleinod im Wald – die Matheiser Kapelle
Walliser Schwarzhalsziegen im Oberen Donautal
Die schöne blaue Donau – hier eher noch grün….
Ein wahres Idyll, kurz vor der Vesperstube Ziegelhütte
Vor einem Jahr hat man in Tuttlingen nachgezählt. Hier in der Region waren in eineinhalb Jahren 500.000 Radler unterwegs. Im Durchschnitt ist man dabei 54 Jahre alt, fährt 63 Kilometer pro Tag und gibt täglich 113 Euro aus. Nach einer Ad-hoc-Eigenerhebung liegt dabei der E-Bike-Fahreranteil bei 120 Prozent…..
An der Ruine Kallenberg

Das Beste kommt zum Schluß. So kann man wahrlich die letzten Kilometer des Leading Quality Trails als krönenden Abschluß bezeichnen. Zwischen dem Stiegelsfels und dem markanten Schloss Bronnen blitzen immer wieder bemerkenswerte Aussichtspunkte auf, die einmal mehr Gelegenheit bieten die wunderbare Atmosphäre dieses Landstrichs aufzusaugen. Fürwahr – hier ist wandern auf höchstem Niveau angesagt und im Einzugsbereich von Beuron steigt auch schlagartig die Frequenz der Wanderer, die hier auf dem Trail unterwegs sind. Fünf Kilometer vor dem Kloster Beuron ist Schloß Bronnen omnipräsent. Immer wieder kommt man an Aussichtspunkten vorbei, an denen man die mächtige Burganlage, die bereits vor 900 Jahren auf dem mächtigen Fels errichtet wurde, bestaunen kann. Nicht minder eindrucksvoll sind die drei Bronner Höhlen, die sich unterhalb des gewaltigen Felsblockes befinden, auf dem die Burg errichtet wurde.

Auf tollen Pfaden und schmalen Graten geht es hinüber zum Schloss Bronnen
Sicherlich, die Asiatische Tigermücke braucht hier niemand, ebenso wenig wie die Hyalomma-Zecke aus Fernost. Jedoch sind Sonnenschirme, wie man sie gerne in asiatischen Ländern verwendet, sehr praktisch in den mittlerweile saisonalen Tropenregionen unseres Landes
Einmal mehr ein toller Ausblick in das Donautal
..und just gegenüber der Postkartenblick auf Schloss Bronnen.
Aktuell ist das Objekt bei Immoscout für 2,7 Millionen Euro einschließlich 1.126 qm² Grundstück und 400 qm² Wohnfläche im Angebot. Einziger Haken: Wenn man alle Zimmer beheizen möchte kostet das pro Tag 200 Euro. Und wer noch sechs Millionen drauflegt erhält als Dreingabe eine 340 Hektar große Eigenjagd
Günstiger ist es, wie diese beiden Herren grinsend feststellen, den Postkartenblick zu genießen und sich Richtung Beuron zu trollen
Vom Schloß geht es steil abwärts gen Beuron
Im Kellergeschoß des Schlosses befindet sich diese gewaltige 30 x 30 x 30 Meter große Höhle
…ein wunderbarer Rückzugsraum an heißen Tagen….
Zwei Kilometer hinter dem Schloß wandert man an dieser Lourdesgrotte vorbei
..um im Anschluß Kloster Beuron zu erreichen

Am Kloster Beuron ist der Donauberglandweg offiziell zu Ende. Die Klosteranlage der Benediktiner Abtei beeindruckt einerseits im Gesamten andererseits im Detail, speziell wenn man die Abteikirche aufsucht. Und wer an der Pforte klopft dem wird aufgetan, natürlich zu weltlichen Hotelpreisen einschließlich Vollpension, jedoch ausschließlich für Gäste die Besinnung suchen.

Das Prospekt im Chorraum mit der beeindruckenden Barockorgel
Beeindruckend auch die im Seitenflügel eingebrachte Krypta
Unterhalb des Klosters kann man am Donauufer für 59 Euro pro Einheit und Tag im Schlaffass nächtigen, was bei tropischen Nächten nicht wirklich prickelnd erscheint
Fortsetzung gefällig: Dann genügt es die Donau über die historische Brücke zu queren um die Fährte gen Sigmaringen aufzunehmen

Zugegeben, die ersten zwanzig Kilometer dieser insgesamt 74 Kilometer langen Passage, lösten noch nicht wirklich die hohen Erwartungshaltung, die man an einen Leading Quality Trail stellt ein. Jedoch, die Strecke entwickelte sich und hätte zu Anbeginn am Lemberg die Aussicht gen Alpen Bestand gehabt, dann wäre natürlich der erste eingefärbte subjektive Eindruck anders ausgefallen. In der Gesamtbetrachtung ist der Donauberglandweg ein ausgezeichneter und erlebnisreicher Wanderweg, durchaus anspruchsvoll mit 2.000 Höhenmetern bestückt, die es in sich haben, da es im Regelfall steil auf- und abwärts geht, was der Landschaftstextur zwangsläufig geschuldet ist. Eine Fortsetzung ist auf dem Radarschirm, denn auch auf Empfehlung Einheimischer ist mit Zielrichtung Sigmaringen hier noch einiges im Köcher, was es zu entdecken gilt.

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