Walldürn, den 20. Januar 2023 – frigidus vias….eisige Wege. Für römischen Soldaten die zur Winterzeit im Land der Barbaren entlang des Limes patrouillierten war es sicherlich kein Vergnügen Wache fernab des schneearmen Latiums zu schieben. Jedoch auch schon bei den Römern galt: “Es gibt kein schlechtes Wetter – sondern nur falsche Ausrüstung“. Bekannt ist heutzutage, dass man schon damals schwere Umhänge mit dickem Stoff und Kapuze verwendete, Stoffe um die Beine schlug, Schals einsetzte und sogar Socken kannte. Man nutzte das Zwiebelprinzip indem man mehrere Tuniken übereinander trug und wärmte sich in den Kastellen in wohltemperierten Römerbädern. Einzig Hosen waren verpönt, sie galten schlichtweg als zu barbarisch und nicht akzeptabel.
Wanderer des 21. Jahrhunderts hingegen können auf High-Tech-Material, angefangen von Merinounterwäsche bis zur wintertauglichen Außenhaut setzen, um 1.900 Jahre nach der römischen Besatzung komfortabel auf den Spuren der Geschichte zu wandeln. So startet diese winterliche Limesexkurssion vom Wallfahrtsort Walldürn in südlicher Richtung durch den Neckar-Odenwald-Kreis. Auf den ersten Kilometern geht es durch die offene Landschaftsfläche, die im Westen vom Odenwald und im Süden vom Taubertal begrenzt wird. Nach zwei Kilometern erreicht man außerhalb von Walldürn ein ehemaliges Römerbad, seinerseits ein wichtiger Bestandteil eines ehemaligen Kleinkastells.
Entlang der “Alten Altheimer Straße” führt der Limesweg zum “Großen Wald” hinauf zum 450 Meter Hohen Rehberg, dort wo die Spuren eines weiteren Kleinkastells sichtbar gemacht wurden. Der Steigungsverlauf ist auf dieser Wanderung zu vernachlässigen, denn der Start Walldürn selbst liegt bereits auf einer Höhe von 400 Metern. Die einzige Erschwernis: Winterdienst ist hier nicht angesagt. So kann man sich bei entsprechender Schneelage auf eine kernige Winterwanderung einstellen, die spätestens nach Beendigung dieser 28 Kilometer langen Tour daran erinnert, dass auch im Oberschenkel Muskeln vorhanden sind, die gewöhnlicherweise in dieser Dimension nicht beansprucht werden. Am Kleinkastell Hönehaus stößt man auf einen “Qualitätsweg Wanderbares Deutschland” – einem 14 Kilometer langen Römerpfad, der als Rundweg konzeptioniert wurde und -wieso auch immer- mit dem Namen eines griechischen Halbgottes belegt wurde.
Vor dem Weiler stößt man auf den Grabstein des Iumma einem keltischen Römer oder einem römischen Kelten -zumindest nach heutigem Erkenntnisstand einem Nachkommen jener Kelten, die während Caesars Gallischem Krieg bereits 150 Jahre zuvor unter römischer Herrschaft kamen. Dem Grabstein zufolge war Iumma mit 100 gelebten Jahren schon damals ein Methusalem. Den Weiler Rinschheim querend führt der Limeswanderweg hinauf zum Deusterberg, dort wo im Rahmen eines Forschungsprojektes Limes-Pallisaden errichtet wurden und Dokumentationstafeln eindrucksvoll veranschaulichen wie hier die Römer den schnurgeraden Limesverlauf auf einer Sichtachse von 60 Kilometern (!) ermöglichten. Römische Ingenieure berücksichtigten bei ihren Berechnungen sogar die Erdkrümmung und fluchteten die Stellungen von insgesamt 26 Wachttürmen auf der gesamten Streckenlänge ein. Während der Limes selbst kerzengerade durch das heutige Areal gezogen wurde, schlängelt sich heute der Limeswanderweg durch die bestehenden Waldpfade nach Osterburken einer strategisch wichtigen Römerstadt, die vom Fluss Kirnau durchquert wird durch.
Der Limeswanderweg von Walldürn nach Osterburken – wer auf der Suche nach einer kernigen Winterwanderung ist, sollte Wetterlagen wie diese nutzen. Knackige schneebeladene 28 Kilometer durch die nördliche Kante Baden-Württembergs, angereichert mit römischen Spuren und abgerundet durch eine gute ÖPNV-Anbindung zurück nach Walldürn.
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