Von der nassen zur trockenen Grenze

Miltenberg, den 07. Januar 2023 – Miltenberg, heutzutage als Perle am Main bekannt, war bereits zu römischen Zeiten schon als markanter Stützpunkt verortet, denn hier endete der sogenannte “nasse Limes” wie der Main bezeichnet wurde und die römische Grenze verschwenkte als “trockener Limes” in südöstlicher Richtung in das heutige Baden-Württemberg.

Vom Miltenberger Bahnhof quert man zunächst die Stadt an ihren südlichen Ausläufern, um die nächsten sechs Kilometer permanent aufwärts wandernd den Gang hinauf gen Wenschdorf anzutreten. Miltenberg, eingekesselt zwischen Odenwald und Spessart war für das Römische Reich ein strategisch wichtiger Knotenpunkt. Einst wurden hier zwei Kastelle unterhalten. Entlang des aufwärts führenden Limeswanderweges erreicht man in der Gemarkung “An der Steinklinge” die erste ausgegrabene Römerturmstelle ab dem nassen Limes. Im Gegensatz zu anderen Regionen ist jedoch den Limesverlauf nicht mehr sichtbar, da dieser durch nachrömische Erosionsrinnen zerstört wurde.

Frühstart am “nassen Limes” in Miltenberg
Vom Main aus geht es knackig aufwärts
Achtsame Hinweise im Unterfränkischen: “Nehmen Sie eine Pfeife mit……”
Viele Wegkreuze und Bildstöcke sind in den unterfränkischen Fluren anzutreffen. Hier führt auch der Marienweg gen Würzburg vorbei
Zahlreiche Informationstafeln zur römischen Geschichte bereichern den Limespfad

Oben in Wenschdorf, einer blitzsauberen bayrische Grenzgemeinde am nördlichen Rand von Baden-Württemberg gelegen, erreicht man ein Hochplateau. Die Region hier oben ist dünn besiedelt und mit gro´ssen Agrarflächen gesegnet. Richtung Reichartshausen verschwenkt der Limesweg in den Hagwald, ein durchaus abenteuerlicher Abschnitt. Oberflächlich betrachtet macht der Wald einen ungepflegten Eindruck. Mag sein, dass man hier den Wald sich selbst überlassen hat. Verfallene Waldtranchen wechseln sich ab mit mystisch anmutenden Abschnitten, dort wo selbst Sonnenstrahlen keine Chance mehr haben den Erdboden zu berühren. Aufgewühlte Waldbodenareale und eine Vielzahl von Jagdsitzen lassen die Vermutung zu, dass hier größere Wildschweinrotten hier ihr Wohnzimmer eingerichtet haben.

Sti(e)lleben an einer Scheune in Wenschdorf
Fürwahr ein Waldwandererlebnis……
..im ersten Monate des Jahres
Es sind insbesondere Ehrenamtliche , die wie hier römische Spuren freigelegt haben
Gefahrenpunkt Waldwandern: Schweres Geäst frisch abgebrochen. Vor einigen Monaten konnte man von tödlichen Unfällen bei Waldwanderungen durch herabstürzende Äste lesen. Wassermangel begünstigt dabei das morsche Geäst. Der Ruf nach mangelnder Verkehrrsicherungspflicht ist dabei nicht zweckdienlich. Am langen Ende zählt der Gang durch den Wald zu den allgemeinen Lebensrisiken
Aber auch Holzstapelkunstwerke sind nicht ohne……
Wie langweilig sind aufgeräumte Wälder…..
Gefühlt alle 50 Meter ist hier ein Ansitz eingerichtet

Vor dem Weiler Reinhardsachsen wandert man weiter zur Kleinsiedlung Neusaß, welche, wenn man die Karte studiert, mit seinen 25 Häusern als Wurmfortsatz eines riesigen Golfplatzareals angesehen werden könnte. Hinter einem gewaltigen Solarfeld, welches hinsichtlich der Flächenausdehnung sogar die Fläche der bebauten Siedlung Neusaß übertrifft, wandert man steigungslos auf den nächsten sechs Kilometern gen Walldürn einer bedeutenden Wallfahrtsstadt mit überregionaler Bedeutung. Aber nicht nur für die Gläubigen sondern auch schon für die Römer war dieser Landstrich von herausragender Bedeutung. Hiervon wird im Rahmen der nächsten Limesexkursion Richtung Osterburken zu berichten sein.

Der stilisierte römische Wachturm weist zuverlässig die Wegeführung des Limeswanderweges
Durch das Hochplateau gen Walldürn
Hier werden Jägersitze am laufenden Band produziert
Infrastrukturelle Meilensteine in Neusaß: Golfplatz, 5G-Netz, Kippenautomat und Briefkasten
Kunst am Hoftor
Eine römische Fototapete am Waldesrand
Eine aufwändig gearbeitete Sitzbank auf dem Römerpfad Richtung Walldürn…
…der, markiert als rotes “R”, als Lehrpfad den offiziellen Limeswanderweg bereichert
Eine Nachbildung des römischen Grenzwalls
ergänzt mit einer Stempelstation
Auf dem Weg zur Wallfahrtsstadt erhöht sich die Bildstockdichte schlagartig
Blick auf die  Wallfahrtsbasilika zum Heiligen Blut  in Walldürn….
…dort wo sich 1330 ein Blutwunder ereignet haben soll

Der Limeswanderweg zwischen Miltenberg und Walldürn. Technisch mit 25 Kilometer eine übersichtliche aber auch reizvolle Wanderung in das Madonnenländchen, wie man den Landstrich, der sich vom östlichen Odenwald im nördlichen Grenzgebiet von Baden-Württemberg und Bayern über das Taubertal bis zum Taubergrund im Osten erstreckt. Einplanen sollte man, dass eine Rückfahrt per Bahn nach Miltenberg nur im zweistündigen Rhythmus möglich ist.

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