Der Alemannenring – das Finale

Alsbach-Hähnlein, den 10. Juli 2020 – Das Schönste kommt zum Schluß, sagt man im Allgemeinen, und trifft auch hier zu. Corona war der Motivator, den Alemannenweg in gangbare Rundtouren zu tranchieren, um ohne Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel den Vorderen Odenwald mit neuen Sichtweisen zu erschließen. Wir starten mit der letzten Passage dieser Serie unterhalb des Schlosses Alsbach, dort wo an der Auffahrtsstraße zum Schloß ein Wanderparkplatz eingerichtet ist. Am Waldesrand, der Bruchkante der Bergstraße zur Rheinebene entlang wandernd, ist bereits nach vier Kilometern der erste markante Punkt erreicht, der Heiligenberg. Wer kennt nicht den englischen Hochadel Mountbatten, ursprünglich aus dem hessischen Hause Battenberg stammend? Russischer, spanischer und englischer Hochadel verkehrte hier im 19. Jahrhundert. Das Wahrzeichen von Jugenheim, das imposante goldene Kreuz, welches zum Gedenken an eine Großherzogin aufgestellt wurde, trohnt seit 1866 über der Stadt, eine der ältesten Lindenbäume Deutschlands wird hier oben mit allen Mitteln noch am Leben erhalten, und im Schwarzbuch für Steuerzahler hat Schloss Heiligenberg auch seinen Niederschlag gefunden, da der Landkreis hier eine Schönheitspraxis einrichten läßt. Wanderer die hier zur Nachmittagsstunde eintreffen, können zudem bei herrlichen Aussichtsmöglichkeiten im hier eingebrachten Schloßcafe über die ganze Bandbreite des Heiligenbergs sinieren.

Das “A” gibt die heutige Marschrichtung vor
Bereits zu Anbeginn ist man auf schönen Pfaden unterwegs
Zielkundengruppenorientierte Ansprache
Der Kreuzgarten am Heiligenberg mit dem acht Meter hohen Kreuz, links daneben eine Ecke der letzte Ruhestätte der battenbergischen Stammeltern Prinz Alexander und Prinzessin Julia
Was dem Senior sein Rollator, ist der 800 Jahre alten Zentlinde ihre Corsage
Neben der Linde befindet sich eine Klosterruine aus dem 13. Jahrhundert
Der Laubengang. Hier wandelte einst Großherzogin Wilhelmine, künftig können sich Botoxpatienten und anderweitig optimierte Patienten daran erfreuen
Der Schloßhof
Der englische Prinz Philipp, 99 Jahre jung, trägt hessisches Blut in sich – er ist das jüngste Kind von Prinzessin Alice von Battenberg

Wir verlassen den geschichsträchtigen Ort und zunächst den Alemannenweg, um die Passage als Rundwanderung einzuleiten. Oberhalb der Landesstraße, die in das Modautal führt, geht es zwischen Marienberg und Darsberg talaufwärts, den Weiler Balkhausen querend, um das nächste Highlight der Passage, das Odenwälder Felsenmeer auf dem 514 Meter hohen Felsberg zu erreichen. Das Felsenmeer, in diesem Blog schon mehrfach erwähnt und beschrieben, ist, wie auch das Informationszentrum des Felsenmeers treffend beschreibt, zu schön um es einzuzäunen. Es ist 24/365 frei zugänglich und allemal ein Highlight im Geopark Bergstraße/Odenwald. Hier am Felsenmeer kreuzt sich übrigens auch der Alemannenweg mit dem Nibelungensteig.

Allsamt moderat….
..und aussichtsreich sind die Steigungen auf der mit insgesamt 1.100 Höhenmetern gespickten Passage
Ob Alemannenweg oder Nibelungensteig – herrlich sind sie alle
27 Meter hoch, 1901 eingeweiht, benannt nach einem Darmstädter Bürgermeister, der ein großer Freund des Odenwaldes und Förderer des Odenwaldklubs war – der Ohlyturm
Es lohnt, am Felsenmeer die Steine zu erklimmen…
um sich einen Überblick zu verschaffen…
..und die Reste der römischen Werkstatt zu begutachten

Am Felsenmeer folgen wir wieder dem Wegeverlauf des Alemannenweges. Tendentiell abwärts geht es den Felsberg verlassend durch die waldreiche Region. Die Weiler Hochstädten und Reichenbach, die sich linker und rechter Hand in Talsenken befinden, sind nicht wirklich sichtbar. Vorbei am Teufelsstein, dort wo der Odenwaldklub ein imposantes Ehrenmal errichtet hat, erreicht man bei Tageskilometer 18 die ehemalige Sommerresidenz des Darmstädter Landadels, das Fürstenlager oberhalb von Bensheim-Auerbach. Normalerweise führt der Alemannenweg durch das sehenswerte Fürstenlager, wir wählen jedoch bewußt einen Bypass, um einen der schönsten Aussichtspunkte der Bergstraße, das Kirchberghäuschen in Bensheim zu erreichen. Jedoch, wir sind an diesem Tag viel zu schnell, und just eine Stunde vor Öffnung der Schankstube bereits auf dem Kirchberg, die erst ab 12 Uhr den Zapfhahn aufdreht. So geht es unverrichteter Dinge abwärts, durch das sehenswerte Bensheimer Metzendorfviertel, dort wo der gleichnamige Architekt- und Steinmetz insgesamt 130 landschaftsprägende Landhäuser und Villen im sogeannten Heimatstil errichten ließ. Eingeplant und grundsätzlich empfehlenswert ist der Gang über das Fürstenlager. Da wir mit dem Areal mehr als vertraut sind, wandern wir stadtwärts weiter nach Bensheim-Auerbach um als Ersatz für das Kirchberghäuschen in der sehr zu empfehlenden Alten Dorfmühle einzukehren.

Vorbei am Teufelsstein, dort wo das Ehrenmal des Odenwaldklubs angebracht ist
Zwischen Felsenmeer und Fürstenlager hat eine Privatinitiative ein aufwändig gestaltetes Friedensmal, einen Denkmalkreis mit 26 Meter Durchmesser geschaffen
Beliebter Kreuzungsname – ob im Upland oder im Odenwald….
Oberhalb des Fürstenlagers
Am Kirchberghäuschen, vor 12 Uhr keine Chance….
..bei einem hopfenhaltigen Getränk diese Aussicht zu genießen
Durch das Bensheimer Metzendorfviertel
Die Alte Dorfmühle, direkt am Alemannenweg gelegen – eine wunderbare Einkehrmöglichkeit vor den Toren des Fürstenlagers

Das Auerbacher Fürstenlager, diesmal rechts liegen lassend, geht es aufwärts hinauf zum Auerbacher Schloß. 2009 wurde das Areal zum beliebtesten Bauwerk Hessens gewählt, die Burganlage ist absolut sehenswert, die Ausblicke beeindruckend und eine dreihundert Jahre alte Kiefer, die hier oben wie ein zu groß gewordener Bonsai auf einer Schildmauer wächst, garniert das historische Szenario.

Die Schloßruine Auerbach
Weitblicke Richtung Pfalz und Vogesen
Und das dreihundert Jahre alte Prachtstück auf der Ringmauer
Standesgemäße Rahmenbedingungen

Von Schloß Auerbach geht es aufwärts zum Schrecken vieler Odenwaldwanderer, dem Melibokus. Eine weithin sichtbare Landmarke mit 517 Meter Höhe, ein zunächst normaler Mittelgebirshügel, jedoch für manchen Streckengänger eine besondere Herausforderung, insbesondere, wenn man von Zwingenberg kommend steil aufwärts hochzieht. Die Alemannenwegpassage ist jedoch entspannend ausgelegt. Von Schloß Auerbach ausgehend setzt man bei 350 Meter ein und zieht in sehr moderaten gut gangbaren Schleifen hinauf zur lohnenswerten Aussichtsterasse der Bergstraße. Zahlreiche Mountainbiker sind hier täglich unterwegs, denn dieses Areal ist regelrecht prädestiniert für starke Männer und Frauen, die hier ihre Waden stählen können. Hat man sich hier oben satt gesehen, so ist der Rest Entspannung pur. Man folgt dem Alemannenweg, der zusammen mit dem Burgensteig in ausladenden Schleifen zur nächsten Burgruine, dem Schloß Alsbach führt. Wer an starker Unterhopfung leidet könnte die fünf Kilometer lange Passage durchaus abkürzen, um auf steiler abwärts führenden Nebenstrecken rascher die Schänke von Schloß Alsbach zu erreichen.

Der Melibokusblick Richtung in die Rheinebene, hinüber zum Taunus, dort wo man unter anderem Mainz/Wiesbaden verorten kann. Unterhalb ist bereits Schloß Alsbach zu erkennen
Der Chef im Ring… der freilaufende Burgherr
…auf Schloß Alsbach

Die letzte von fünf Alemannenringtouren, 36 schöne Kilometer, mit moderaten 1.100 Höhenmetern, wer den Gang über das Fürstenlager wählt, kann noch knapp vier zusätzliche Kilometer einpreisen. Die Alemannenwegsringwanderungen – aus der Not heraus geborene aber eine durchaus gangbare und empfehlenswerte Alternativen. Fünf Touren mit insgesamt 159 Kilometern und 4.100 Höhenmetern, wer den Odenwald sukzessive entdecken möchte hat hierzu beste Möglichkeiten. Ansonsten freuen sich die heimischen Beherbungsbetriebe auch auf Alemannenwegwander, die die Übernachtungskapazitäten inklusive Gepäcktransport beanspruchen, um in Gänze den 144 Kilometer Alemannenweg zu entdecken.

..und die fünf Alemannenringexkursionen im Überblick

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