Alsbach-Hähnlein, den 10. Juli 2020 – Das Schönste kommt zum Schluß, sagt man im Allgemeinen, und trifft auch hier zu. Corona war der Motivator, den Alemannenweg in gangbare Rundtouren zu tranchieren, um ohne Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel den Vorderen Odenwald mit neuen Sichtweisen zu erschließen. Wir starten mit der letzten Passage dieser Serie unterhalb des Schlosses Alsbach, dort wo an der Auffahrtsstraße zum Schloß ein Wanderparkplatz eingerichtet ist. Am Waldesrand, der Bruchkante der Bergstraße zur Rheinebene entlang wandernd, ist bereits nach vier Kilometern der erste markante Punkt erreicht, der Heiligenberg. Wer kennt nicht den englischen Hochadel Mountbatten, ursprünglich aus dem hessischen Hause Battenberg stammend? Russischer, spanischer und englischer Hochadel verkehrte hier im 19. Jahrhundert. Das Wahrzeichen von Jugenheim, das imposante goldene Kreuz, welches zum Gedenken an eine Großherzogin aufgestellt wurde, trohnt seit 1866 über der Stadt, eine der ältesten Lindenbäume Deutschlands wird hier oben mit allen Mitteln noch am Leben erhalten, und im Schwarzbuch für Steuerzahler hat Schloss Heiligenberg auch seinen Niederschlag gefunden, da der Landkreis hier eine Schönheitspraxis einrichten läßt. Wanderer die hier zur Nachmittagsstunde eintreffen, können zudem bei herrlichen Aussichtsmöglichkeiten im hier eingebrachten Schloßcafe über die ganze Bandbreite des Heiligenbergs sinieren.
Wir verlassen den geschichsträchtigen Ort und zunächst den Alemannenweg, um die Passage als Rundwanderung einzuleiten. Oberhalb der Landesstraße, die in das Modautal führt, geht es zwischen Marienberg und Darsberg talaufwärts, den Weiler Balkhausen querend, um das nächste Highlight der Passage, das Odenwälder Felsenmeer auf dem 514 Meter hohen Felsberg zu erreichen. Das Felsenmeer, in diesem Blog schon mehrfach erwähnt und beschrieben, ist, wie auch das Informationszentrum des Felsenmeers treffend beschreibt, zu schön um es einzuzäunen. Es ist 24/365 frei zugänglich und allemal ein Highlight im Geopark Bergstraße/Odenwald. Hier am Felsenmeer kreuzt sich übrigens auch der Alemannenweg mit dem Nibelungensteig.
Am Felsenmeer folgen wir wieder dem Wegeverlauf des Alemannenweges. Tendentiell abwärts geht es den Felsberg verlassend durch die waldreiche Region. Die Weiler Hochstädten und Reichenbach, die sich linker und rechter Hand in Talsenken befinden, sind nicht wirklich sichtbar. Vorbei am Teufelsstein, dort wo der Odenwaldklub ein imposantes Ehrenmal errichtet hat, erreicht man bei Tageskilometer 18 die ehemalige Sommerresidenz des Darmstädter Landadels, das Fürstenlager oberhalb von Bensheim-Auerbach. Normalerweise führt der Alemannenweg durch das sehenswerte Fürstenlager, wir wählen jedoch bewußt einen Bypass, um einen der schönsten Aussichtspunkte der Bergstraße, das Kirchberghäuschen in Bensheim zu erreichen. Jedoch, wir sind an diesem Tag viel zu schnell, und just eine Stunde vor Öffnung der Schankstube bereits auf dem Kirchberg, die erst ab 12 Uhr den Zapfhahn aufdreht. So geht es unverrichteter Dinge abwärts, durch das sehenswerte Bensheimer Metzendorfviertel, dort wo der gleichnamige Architekt- und Steinmetz insgesamt 130 landschaftsprägende Landhäuser und Villen im sogeannten Heimatstil errichten ließ. Eingeplant und grundsätzlich empfehlenswert ist der Gang über das Fürstenlager. Da wir mit dem Areal mehr als vertraut sind, wandern wir stadtwärts weiter nach Bensheim-Auerbach um als Ersatz für das Kirchberghäuschen in der sehr zu empfehlenden Alten Dorfmühle einzukehren.
Das Auerbacher Fürstenlager, diesmal rechts liegen lassend, geht es aufwärts hinauf zum Auerbacher Schloß. 2009 wurde das Areal zum beliebtesten Bauwerk Hessens gewählt, die Burganlage ist absolut sehenswert, die Ausblicke beeindruckend und eine dreihundert Jahre alte Kiefer, die hier oben wie ein zu groß gewordener Bonsai auf einer Schildmauer wächst, garniert das historische Szenario.
Von Schloß Auerbach geht es aufwärts zum Schrecken vieler Odenwaldwanderer, dem Melibokus. Eine weithin sichtbare Landmarke mit 517 Meter Höhe, ein zunächst normaler Mittelgebirshügel, jedoch für manchen Streckengänger eine besondere Herausforderung, insbesondere, wenn man von Zwingenberg kommend steil aufwärts hochzieht. Die Alemannenwegpassage ist jedoch entspannend ausgelegt. Von Schloß Auerbach ausgehend setzt man bei 350 Meter ein und zieht in sehr moderaten gut gangbaren Schleifen hinauf zur lohnenswerten Aussichtsterasse der Bergstraße. Zahlreiche Mountainbiker sind hier täglich unterwegs, denn dieses Areal ist regelrecht prädestiniert für starke Männer und Frauen, die hier ihre Waden stählen können. Hat man sich hier oben satt gesehen, so ist der Rest Entspannung pur. Man folgt dem Alemannenweg, der zusammen mit dem Burgensteig in ausladenden Schleifen zur nächsten Burgruine, dem Schloß Alsbach führt. Wer an starker Unterhopfung leidet könnte die fünf Kilometer lange Passage durchaus abkürzen, um auf steiler abwärts führenden Nebenstrecken rascher die Schänke von Schloß Alsbach zu erreichen.
Die letzte von fünf Alemannenringtouren, 36 schöne Kilometer, mit moderaten 1.100 Höhenmetern, wer den Gang über das Fürstenlager wählt, kann noch knapp vier zusätzliche Kilometer einpreisen. Die Alemannenwegsringwanderungen – aus der Not heraus geborene aber eine durchaus gangbare und empfehlenswerte Alternativen. Fünf Touren mit insgesamt 159 Kilometern und 4.100 Höhenmetern, wer den Odenwald sukzessive entdecken möchte hat hierzu beste Möglichkeiten. Ansonsten freuen sich die heimischen Beherbungsbetriebe auch auf Alemannenwegwander, die die Übernachtungskapazitäten inklusive Gepäcktransport beanspruchen, um in Gänze den 144 Kilometer Alemannenweg zu entdecken.
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