Walking Special

Eimol öm Kölle röm – Der Kölnpfad

Köln im Februar 2022 – Köln, oder Kölle, wie die Rheinländer zu sagen pflegen, ist, wie landläufig bekannt, eine außergewöhnliche Stadt mit einem besonderen Flair. Jedoch, die Stadt auf den Bereich zwischen Domplatte und Heumarkt zu reduzieren, dort wo unter einer köllschgeschwängerten Dunstglocke rheinländische Frohnaturen zu den Klängen von Bläck Fööss und Höhner mit einem lockeren Move durch die Innenstadt ziehen, ist zu kurz gedacht. So ist es mehr als empfehlenswert, wenn nicht gar dringend anzuraten, die Stadt, sofern man es will, in einer größeren Dimension zu entdecken. 2008 hatte der Kölner Eifelverein zunächst einen 158 Kilometer langen Rundweg entwickelt, der später mit einem Ausflug in die Höhenzüge des Bergischen Landes auf insgesamt 171 Kilometer erweitert wurde. Immerhin 86 Stadtteile zählen zu Köln und der konzipierte Rundweg bietet Gelegenheit den südöstlichen Teil der Kölner Bucht, die lagebedingt auch zu den wärmsten Regionen Deutschlands zählt, intensiv zu ergründen. Allerdings, mit einem Malus muss man leben: die Kölner Innenstadt wird auf dieser Passage regelrecht gemieden und weiträumig umrundet. Tour 1: Rodenkirchen-Bocklemünd Offiziell startet der Kölnpfad an der Rodenkirchener Brücke, just am Bootshaus “Alte Liebe”, dort wo sich die sogenannte kölsche Riveria befindet. Dem Rodenkirchener Leinpfad folgend geht es zunächst am Rheinufer entlang, vorbei an der neuen und alten Kirche St. Maternus, die auf den Namen des ersten Kölner Bischoffs geweiht wurden. Die Passage führt entlang der Rheinauen durch das schmucke Auenviertel, dort wo opulente Villen zwar in bester Premiumlage liegen, die jedoch immer mit einem drohenden Hochwasser-Damoklesschwert behaftet sind. Hinter einem Campingplatz [read more…]

Walking Special

Wanderabenteuer in der Novemberheide

Lüneburger Heide im November 2021 – Es ist alles eines Frage der Einstellung und der Sichtweise. Der Mensch im Allgemeinen neigt dazu spätestens Ende Oktober jegliche Wanderaktivitäten einzustellen. Kein Wunder – der Monat November ist durch und durch mit einer lethargischen Tristesse überzogen. Grau und nebelverhangen, ausgefüllt mit Sagen und Mythen, in der christlichen Hemisphäre mit Gedenk- und Besinnungstagen wie Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag belegt, die Bäume mehr oder minder entblättert, kurzum ein Monat des Loslassens und Abschied nehmen. Jedoch – wer mit dem Wandervirus infiziert ist findet immer gute Gründe zu jeder Jahreszeit wunderbar wanderbare Gelegenheiten zu entdecken. Während der letztjährigen spektakulären Heidschnuckenweg-Exkursion von Hamburg nach Celle war die Idee geboren, einzutauchen in die herbstliche Heide, zu einer Zeit wo die Landschaft zur Ruhe kommt, zu einer Zeit wo der Mantel der Melancholie sich über die Kulturlandschaft legt und zu einer Zeit wo es egal ist, ob Sonnenlicht den Lebensraum flutet oder der Hochwolkenvorhang die Erdfläche farblich entleert. Das Ergebnis: eingeplant wurden vier spannende Individualtouren im Epizentrum der Lüneburger Heide, belegt mit einer auch im November noch tageslichttauglichen Schlagzahl von jeweils vierzig Wanderkilometern. Auf dem Spitzbubenweg in die Osterheide Gestartet wird in Behringen, einem Ortsteil der Gemeinde Bispingen, dort wo sich die Nahtstelle der Behringer Heide und der Osterheide befindet. Novembertypisch der Tagesstart: Ein leichter Niesel legt sich über den Rucksack nebst Wanderklamotten und erzeugt eine jahreszeitgerechte apokalyptische Grundstimmung. So verlasse ich zunächst in nördlicher Richtung das kleinen Heidedorf um hinter dem Waldfriedhof Richtung Twieselmoor in die Heide [read more…]

Pfalz

111 Kilometer im Pfälzer Felsenland

Dahn – 27. Oktober 2021 – Es war angerichtet. Die herbstliche Blattverfärbung hatte ihren Zenit erreicht, die Wetterprognosen zunächst jahreszeitenbedingt idealtypisch, prognostiziert mit einer zu erwartenden Nebelglocke in den frühen Morgenstunden und einer anschließend durchbrechenden Sonne bei leichter Bewölkung. In der Hauptrolle das Dahner Felsenland, als spektakuläres Teilgebiet des Biospährenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen, welches bereits 1998 als erstes grenzüberschreitendes Biospährengebiet Europas ausgewiesen wurde. Eingeplant waren drei Rundwanderung über insgesamt 111 Kilometer, darunter der 45 Kilometer lange Rodalber Felsenweg, der Busenberger Holzschuhpfad und eine ausgearbeitete Kombination aus dem Dahner Rundwanderweg und der Dahner Felsenrunde. Allesamt zertifizierte Premiumwanderwege, die gespickt sind mit teilweise bizarren Sandsteinformationen. Es wäre müßig den Streckenverlauf exakt zu beschreiben, die Streckenkennzeichnung ist durchweg exzellent, die Variationsmöglichkeiten vielfältig und die Ausblicke auf die Sandsteinboliden vielschichtig. So gilt einmal mehr der Bildersprache das Wort zu erteilen, als anregende visuelle Eindrücke für eine herbstliche Tour der besonderen Art. Rodalber Felsenwanderweg Es ist der 1. Pfälzer zertifierte Qualitätswanderweg Deutschlands, der sich rund um Rodalben windet. Am nordöstlichen Rand von Pirmasens gelegen ist der 45 Kilometer lange Wanderweg mehr oder minder im Pfälzer Wald eingebettet. Fernsichten sind eher rar, dafür die Einblicke in die 250 Millionen Jahre alte und heute noch sichtbaren geologischen Spuren tiefgründiger. Wir starten am Parkplatz des Rodalber Sportplatzes um den Weg zunächst in östlicher Richtung zu begehen. Vorbei am bewirtschafteten Hilschberghaus passiert man bereits von Anbeginn mächtige Sandsteinblöcke die durch Umwelteinwirkungen in Millionen von Jahren verformt und geschliffen wurden. Aufwändig sind die markanten Felsformationen benamt. Krappenfelsen, Saufelsen, Rappenteichfelsen, Rappenkopffelsen, Kuhfelsen und [read more…]

International

Mullerthal Trail

Echternach (L), im September 2021 – Reizüberflutung – so die zusammenfassende Erkenntnis nach drei Wandertagen auf dem 112 Kilometer langen Mullerthal-Trail in der Kleinen Luxemburger Schweiz. Nicht umsonst ist der Mullerthal-Trail, der aus drei verschiedenen Rundtouren besteht, in der Champions League der Wanderszene vertreten. Ausgezeichnet mit dem Europäischen Wandersiegel “Leading Quality Trails Best of Europa” ist der Mullerthal-Trail eine hochgradige Empfehlung für ambitionierte Langstreckenwanderer und sollte demnach auf keiner Bucket-Liste fehlen. Es gibt gute Gründe sich an die offizielle Reihenfolge der drei Mullerthal-Routen zu halten. Während die erste Route über 38 Kilometer eine leichte Exkursion durch die regionaltypischen Landschaftselemente ermöglicht, steigt man am zweiten Tag in einen spektakulären aber auch anspruchsvollen Felstrail ein. Zum gepflegten Auslauf rundet am dritten Tag eine Passage durch reizvolle Bachtäler vorbei an Burgen das ganze Wanderspektakel ab. Mullerthal Trail Route 1 Wir starten mit der ersten Tour im luxemburgischen Grenzort Echternach, direkt am Ufer der Sauer, dessen Flussverlauf man zunächst in östlicher Richtung folgt, um nach zweieinhalb Kilometer in die Felsenwelt der Kleinen Luxemburger Schweiz einzutauchen. Noch heute kann man im Naturpark Mellerdall die Spuren der geologischen Zeitgeschichte entdecken. Dort wo vor 250 Millionen Jahren ein Meer die Region bedeckte kann man heute Gesteinsformationen die aus Sandstein, Mergel, Dolomit und Kalkstein bestehen, zu Fuß entdecken. Den Ortsrand Rosport touchierend wandern wir wir hinauf zur Mechelskierch, ein idealer, weil aussichtsreicher Punkt, für eine erste Frühstückrast. By the way: die Einkehrmöglichkeiten entlang dieser Strecke sind bescheiden, so ist man gut beraten sich auf Rucksackverpflegung einzustellen. Just neben [read more…]

Themenwanderung

Im Wandercheck: Der Diemeltaler Schmetterlings-Steig

Warburg/Bad Karlshafen im September 2021 – “152 Kilometer artenreicher Naturgenuss”. Mit diesem Untertitel vermarktet eine Nordrhein-Westfälisch/Hessische Kommunalallianz den Diemeltaler Schemtterlingssteig, der just vor einem Jahr offiziell aus der Taufe gehoben wurde. Der Schmetterlingssteig, der sich auf insgesamt 152 Kilometer über die Naturparks Reinhardswald, Solling-Vogler und Teutoburger Wald erstreckt, verläuft dabei über ein Kalkmagerrasenparadies, bestehend aus mehr als zwanzig diesbezüglicher Areale und ist zudem mit dem Prädikatssiegel “Prime Butterfly Area in Europa” bedacht worden. Mehr als hundert Tagfalterarten wurden hier bereits nachgewiesen. Gründe genug, um diesen relativ neuen Wanderweg unter die Wanderschuhsohle zu nehmen. Die Gesamtstrecke wurde dabei in vier überschneidungsfreie und tagesetappentaugliche Rundtouren portioniert. Die Vorteile: man kann an einem Standort übernachten, ist nicht in Abhängigkeit des aktuellen Bahnstreiks und hat spätestens nach der zweiten Tour eine vertrauensvolle Beziehung zum Gastronomen seiner Wahl aufgebaut. Tour 1: Warburg – Haueda- Warburg Gestartet wird in der Hansestadt Warburg, eine in mehrerer Hinsicht außergewöhnliche Stadt. Die ostwestfälische Kommune besteht aus einer historischen Altstadt, und was ungewöhnlich ist, aus einer historischen Neustadt. Nicht umsonst bezeichnet man die Stadt daher auch als Rothenburg Westfalens. Mächtige Fachwerkbauten, die aufwändig erhalten und restauriert wurden, legen heute noch ein sichtbares Zeugnis der schon im Mittelalter wohlhabenden Hansestadt ab. Vom Marktplatz der Neustadt geht es zunächst abwärts zur Diemel, die im Rothaargebirge entspringt um nach 110 Kilometern in Bad Karlshafen in die Weser zu münden. Von Anbeginn ist der Schmetterlingsteig hervorragend ausgeschildert – einzig trübt ein spätsommerlicher Morgennebel die ansonsten herrlichen Aussichtsmöglichkeiten ein. Vier Kilometer außerhalb von Warburg passiert [read more…]

Walking Special

Panoramaweg Taubertal

Taubertal – 18. Juli 2021 Das Liebliche Taubertal in Tauberfranken, ein Klassiker, zumindest für die radelnde Zunft, und das schon seit Jahrzehnten. So ist der Taubertalradweg von Rothenburg ob der Tauber bis nach Wertheim einer von nur zwei bundesdeutschen Radwegen, die vom ADFC mit fünf Sterne geadelt wurden. In der Wandercommunity führt der flussbegleitende Panoramaweg Taubertal eher noch ein Schattendasein. Jedoch, da der Weg auch zum Großteil integrativer Bestandteil des 500 Kilometer langen Weitwanderweges Romantische Straße die von Würzburg bis nach Füssen führt ist, erscheint es vielsprechend die Region unter die Wanderschuhsohle zu nehmen. Offiziell startet der Panoramaweg in Freudenberg am Main und endet in der Fachwerkensemble-Vorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber. Substantiell hat Freudenberg mit dem Taubertal nichts zu tun, einzig der Umstand, dass sich die zwanzig Kilometer von der Taubermündung entfernte Stadt sich der Touristikgemeinschaft Liebliches Taubertal angeschlossen hatte, alimentiert vermutlich die Wanderstreckenführung in die nördliche Mainzone. So ignoriere ich diesen Umstand und starte dort, wo die Tauber in den Main entwässert, nämlich in Wertheim am Main. Wer die nördlichste Stadt Baden Württembergs, über die in diesem Blog schon mehrfach berichtet wurde, noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall Zeit für eine Stadtbesichtigung einplanen. Die Wegeführung des Panoramaweges führt entsprechend der Namensgebung von Anbeginn auf die Anhöhen der flussflankierenden Taubertalberge. Schon auf den ersten Kilometern macht man sich mit dem Landschaftsbild der kommenden 130 Kilometern vertraut. Schöne Wanderwege durch kleine Mischwaldgebiete die sich mit weiten offenen Hochplateau-Agrarflächen abwechseln, partielle Ausblicke auf das eingeschnittene Taubertal und vor allem Ruhe, Ruhe [read more…]

Qualitätswanderwege

Der Malerweg

Pirna im September 2020 – “Jeder der hierher kommt, ist gewöhnlich einige Augenblicke wie außer sich, und weiß nicht wie er sich äußern soll. Da steht man wie in eine andere Welt versetzt, in einer schmalen Kluft, von zwei Reihen Felswänden eingeschlossen, am Rande eines kleinen ganz heiteren Bächleins….” Noch heute spürt man die 1801 niedergeschriebene Faszination des Verfassers, ein gewisser Carl Heinrich Nicolai, seines Zeichens Pfarrer, Fremdenführer und Autor des ersten Wanderführers mit dem Titel “Wegweiser durch die Sächsische Schweiz. Just fünfzig Jahre zuvor waren bereits Künstler aus der Schweiz, aus Italien und der heimischen Dresdner Kunstakademie mit Skizzenpapier und Zeichenstiften unterwegs, um die spektakuläre und wundersame Landschaft für nachfolgende Generationen festzuhalten. Ende des 18. Jahrhunderts entstand zudem der “Fremdenweg” als touristischer Haupterschließungsweg des Elbsandsteingebirges. Jedoch mit Etablierung der Elbdampfschifffahrt sowie der Böhmischen Eisenbahn, die zwischen Dresden und Prag durch das Elbtal rauschte, geriet der Weg mehr und mehr in den Hintergrund. So dauerte es bis 2006, bis der historische Fremdenweg, nun als Malerweg aufgebohrt und als Qualitätswanderweg geadelt wurde, eben auch eine Hommage an die einst hier aktiven Landschaftsmaler. Wer heute einschlägige Hitlisten der Top-Wanderwege Deutschlands studiert, wird zwangläufig, aber auch zu Recht, immer wieder mit dem Malerweg konfrontiert. Demnach ist es, aus der Wanderbrille betrachtet, keine Frage ob, sondern wann der Malerweg begangen werden soll. Offiziell ist der Malerweg in acht Etappen eingeteilt und führt als fast komplette Rundwanderung im Gesamten durch die markantesten Abschnitte der einmaligen Naturlandschaft. Wanderangebote und Ausgestaltungsmöglichkeiten gibt es zur Genüge. Wandern mit [read more…]

Qualitätswanderwege

Der Heidschnuckenweg

Lüneburger Heide, 24. August 2020 – Das Gesträuch kratzt am Schaft der Wanderstiefel, feiner Sand knirscht unter den Schuhsohlen und das zarte Lila einer blühenden Heidelandschaft entfaltet ein außergewöhnliches Naturschauspiel – kurzum es ist angerichtet. So empfiehlt es sich, was sich auch dieses Jahr wieder bestätigt, nach Ende der hitzegeprägten Hundstage, dann wenn die Heide in voller Blüte steht, und dann wenn eine Mischwetterlage die klimatische Regie übernimmt, einen der schönsten Weitwanderwege Deutschlands, den Heidschnuckenweg von Hamburg-Fischbek nach Celle anzugehen. Diffus erscheint zunächst die naturräumliche Zuordnung der Heideräume, denn man ist grundsätzlich geneigt alles unter Lüneburger Heide zu verbuchen. Jedoch, so einfach ist es scheinbar nicht. So startet man in der zweitgrößten Heidelandschaft Deutschlands, der Fischbeker Heide, die wiederum ein Bestandteil des Regionalparks Rosengarten ist, um im Anschluß in den Naturpark Lüneburger Heide einzutauchen, der sich wiederum in Nord- Süd- Ost- und Hoheheide untergliedert und diese wiederum in weitere Unterabschnitte. Hinzu kommt, daß seit 2015 um Celle der Naturpark Südheide aus der Taufe gehoben wurde, jedoch alles wiederum eingemantelt ist in den Tourismusverbund Lüneburger Heide GmbH. Alles klar? – Nicht wirklich! Jedoch dem Wanderer kann es egal sein – die Wegekennzeichnung ist einheitlich mit einem weißen “H” auf schwarzem Spiegel durchgeführt, einzig die mit Kilometerangaben ausgestatteten Wegweiser sind oberhalb von Soltau in grün gehalten und südlich davon in weiß. Egal ist es auch den 9.000 Heidschnucken, die in 13 Herden rund um das ganze Jahr sich durch das Heidekraut beißen – und egal ist es auch den Heidesträuchern selbst, denn [read more…]

Walking Special

Berliner Mauerweg

Berlin im Juni 2020 – Sie war das Symbol des Kalten Krieges. Durch das Politbüro der SED als “antifaschistischer Schutzwall” deklariert, durch den West-Berliner Senat als “Schandmauer” identifiziert und für mindestens 136 Menschen als Todesmauer endend – die Berliner Mauer. Gemauerte Symbolik einer Nachkriegsweltordnung – ein bitterer Preis, der Deutschland 28 Jahre spaltete, Leid und Opfer mit sich brachte. Nach dem Mauerfall war es engagierten Umwelt- und Naturschützern, dem Fahrradclub ADFC, Denkmalschützern und vorausschauenden Politikern zu verdanken, die Freiräume am unbebauten Mauerstreifen zu renaturieren, um den ehemaligen Postenweg der DDR-Grenztruppen als Rad- und Wanderweg zu erschließen. So können heute auf einem Rundweg 160 Kilometer steigungs- und gefahrenlos zu Fuß erkundet werden. Radreiseanbieter offerieren Touren, die für fünf Tage ausgelegt sind, für erfahrene Langstreckenwanderer genügen vier Tage um intensiv in die dunkle Zeit der deutschen Geschichte einzutauchen. Einschlägige Mauerwegsführer empfehlen den Einstieg am Berliner Hauptbahnhof, oder am Brandenburger Tour. Es gibt auf dem Rundweg keinen offiziellen Startpunkt, jedoch gibt es sehr gute Gründe diese Tour am Großen Wannsee, fernab von der Betriebsamkeit der Innenstadt zu starten. Friedlich und naturbelassen der Einstieg. Man nähert sich mit Abstand und Respekt dem historisch schwer beladenen Fernwanderweg. Vom Standorthotel in der Innenstadt erreicht man rasch per S-Bahn die Bahnstation Wannsee. Ich nehme die erste Fähre, die bereits um 06.00 Uhr morgens von Wannsee hinüber nach Kladow übersetzt, um zwanzig Minuten später in die erste Etappe des Berliner Mauerweges zu starten. Eine Handvoll Radfahrer auf der Fähre und die üblichen Verdächtigen, die als Hundebesitzer bzw. Jogger [read more…]

International

Leutascher Winterweitwanderung

Schnee. Schnee per se ist aus der Wanderbrille betrachtet nicht unbedingt prickelnd, zumindest in den flachen heimischen Gefilden. Schnee gehört in die Berge. Im benachbarten Tirol, in der Olympiaregion Seefeld hat man den Trend der Zeit erkannt und den ersten Tiroler Winterweitwanderweg in 2019 aus der Taufe gehoben. So hat der Touristikverband ein attraktives Gesamtpaket geschnürt. 56 Kilometer im Schnee, drei Übernachtung inclusive Gepäcktransport und einer Hüttenübernachtung auf 1.700 Meter Höhe, buchbar jeweils von Mitte Januar bis Mitte März – dann also, wenn im Allgemeinen das sechzehn Kilometer sonnendurchflutete Leutaschtal mit hin und ausreichend Schnee versorgt ist. 142 Winterwanderwegskilometer und 256 Loipenkilometer eingemantelt zwischen Wetterstein- und Karwendelgebirge eröffnen dabei für Winterwanderer und Skilangläufer herrliche Panoramasichten. Gestartet wird im Weiler Burggraben auf 1.100 Meter Höhe am Gasthof Mühle, dort wo das Gepäck abgegeben werden kann. Idealerweise bietet es sich an bereits am Vortag anzureisen, die köstliche Tiroler Küche zu genießen und ausgeruht in die erste Etappe nach Weidach einzusteigen. Zur Orientierung hat der Ausrichter ein 70seitiges!!! Booklet übersandt. Akribisch wurde jeder Wegzeichnungsstandort abgelichtet und mit einer Streckenrichtungsangabe versehen. Wirklich gut gemeint, aber für den Wandereinsatz nicht notwendig. Tendentiell genügt es der Wegekennzeichnung und den gespurten Wegen zu folgen auch wenn drei, vier Stellen hinsichtlich der Kennzeichnung optimiert werden können, für all diejenigen die ohne Trackingunterstützung unterwegs sind. In Burggraben, die erste Ortschaft hinter Mittenwald, ist das Leuttaschtal noch eng. In Sommermonaten empfiehlt es sich den Wasserfallweg entlang der Geisterklamm zu wandern – im Winter ist die Klamm geschlossen. Ungünstig und ungewöhnlich [read more…]

International

Ein Palmenmarathon durch Palma

Palma, den 27. November 2019 – „Das macht keinen Sinn! Das macht gar keinen Sinn!“ so die Entgegnung der Hotelrezeptionistin auf meine Frage für eine griffige spanische Übersetzung  für „Ein Wandermarathon durch Palma“ als Titel dieses Blogs. „Marathon und Wandern schließen sich aus. Marathon ist Marathon und Wandern ist Wandern!“ Vergebens die Überzeugungsversuche, dass in den nördlichen Gefilden Europas Wandermarathons und Strecken darüber hinaus sich nicht wirklich ausschließen – aus Sicht der Rezeptionisten gibt es in der spanischen Sprache keine angemessene Bezeichnung hierfür. In Wanderkreisen hat Mallorca dank der vorhandenen Infrastruktur einen guten Ruf. Traumstrecken wie der GR 221, der durch das Tramuntagebirge führt, gehören zu den beliebten Zielen internationaler Wanderfreunde. Der bundesdeutschen Novembergtristesse entfliehend bietet es sich aber auch im stadtnahen Bereich an, unter besten Konditionen über der 20-Grad-Marke, eine ausgedehnte Wanderexkursion einzuplanen. Gestartet wird im Epizentrum des Ballermanntourismus an der Playa de Palma, mehr als eine Stunde vor Sonnenaufgang. Um diese Jahreszeit herrscht Ruhe an der Partyfront. Die meisten Shops, Schankstuben und Hotels haben geschlossen. Lediglich die Top-Hotels haben geöffnet und sind ausgebucht, überwiegend frequentiert von Gästen die hier überwintern oder einen zwei- bis dreitägigen Break vom grauen Alltag zu Hause nutzen. Zu dieser Jahreszeit ist der Strand aus- und aufgeräumt. Die Strandbuden, die 15 Balnearios , sind abgesperrt – nichts erinnert an die legendäre Partymeile. In 2019 wurden zwischen El Arenal und El Molinar 900 LED-Leuchten installiert, so dass sich man als Novemberwanderer ohne Probleme zu früher Morgenstunde auf die Piste gehen kann. So geht es bestens ausgeleuchtet dem langen [read more…]

International

Ein grenzWERTIGER Trail

Süderjütland/Flensburg im September 2019 – Ein Wandertrail der Superlative. 175 geballte Kilometer, ausgestattet mit einer deutsch-dänischen Natur- und Kulturvielfalt, belegt mit geschichtlichen Tiefgang, eingemantelt in die wunderbare Ostseeregion der Flensburger Förde und geadelt mit einem bemerkenswerten Prädikat. Der dänische Teil des Trails, der Gendarmenpfad, ist als  „Leading Quality Trail – Best of Europa“ zertifiziert und zählt zu Europas besten Wanderwegen.  Seit 2015 ergänzt zudem der Flensburger Fördesteig auf der deutschen Seite den gegenüberliegenden Pendant. So liegt es auf der Hand  sich mit dem Gesamtpaket eingehend zu beschäftigen. Gestartet wird mit der dänischen Passage, dem Gendarmstien, wie man offiziell im Nachbarland sagt. Just vor 99 Jahren entschieden sich die Anwohner des Grenzgebietes nach einem Volksentscheid für den heutigen Grenzverlauf. Nordschleswig wurde dänisch, Südschleswig wurde deutsches Gebiet. So hat man zudem bis heute hüben eine dänische und drüben eine deutsche Minderheit und lebt in partnerschaftlicher Koexistenz in einem wunderbaren Lebensraum. Nach dem Grenzentscheid sicherte die dänische Grenzgendarmerie die Grenze. Mit Wegfall der Grenzkontrolle nutzten die dänischen Nachbarn die historische Bedeutung des Gebietes  und entwickelten den Grenzpfad als gangbaren Wanderweg.  Als Wanderzeichen wird dabei ein blauer Gendarm abgebildet, der an die Originaluniform der einstigen Grenzgendarmerie erinnert. Begonnen wird am offiziellen Startpunkt des Qualitätswanderweges im dänischen Grenzort Padborg mit Tagesziel Egernsund. Der erste Teilabschnitt führt zunächst in einem munteren auf und ab  durch ein Tunneltal Richtung  Krusau. Auf diesem Abschnitt kreuzt man den historischen Ochsenweg, der im Mittelalter von Trondheim bis nach Rom führte. Nach knapp sechs Kilometern hat man „Den krummen Vej“ – den „krummen [read more…]