Fulda, 22. Februar 2015
Via Regia – der klangvoller Name bezeichnet die älteste und längste Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa, beginnend in der Ukraine und endend in Spanien. Sie existiert seit mehr als 2.000 Jahren und verbindet mit 4.500 km Länge insgesamt acht europäische Länder. Via Regia, im deutsprachigen Korridor auch als Hohe Straße bezeichnet, römisch strata regia, partiell auch Heeresstraße genannt, includiert dabei auch den Jakobsweg.
In unseren hessischen Gefilden verläuft ein Zweig des deutschen Jakobsweges, der sich am Verlauf des historischen Fernhandelsweges, der alten Reichsstraße von Leipzig nach Frankfurt am Main orientiert. Der Weg startet in der Bischofsstadt Fulda, führt über Schlüchtern, Steinau an der Straße, Bad Soden-Salmünster, Gelnhausen, Langenselbold, Erlensee und Bruchköbel nach Frankfurt. Von dort aus ist eine Fortsetzung auf dem linken Mainuferweg Richtung Mainz und anschließend auf dem historischen Ausoniusweg über Bingen, Rheinböllen, nach Trier möglich. Bereits 13. Jahrhundert pilgerten Äbte des Klosters Fulda durch das Kinzigtal nach Santiago de Compostela zum Grab des heiligen Jakobus. Im Rahmen eines neuen Wanderprojektes soll zunächst die 130 Kilometer lange Strecke von Fulda bis nach Frankfurt genügen – zumindest für das Erste.
Die erste Etappe führt vom Fuldauer Bahnhof in das 35 Kilometer entfernte Schlüchtern. Sinnvollerweise empfiehlt sich eine Anfahrt zum Bahnhof in Schlüchtern und eine 22 minütige Bahnweiterfahrt nach Fulda. Durch Fuldas Innenstadt, vorbei am Stadtschloß, erreicht man den eigentlichen Startort des Jakobsweges, den Dom zu Fulda. Dass Sonntags der Dom vor 10.00 Uhr nicht aufgeschlossen wird, und erst ab 13.00 Uhr zur Besichtigung freigegeben wird, mutet seltsam an und wäre sicherlich nicht im Sinne des heiligen Bonifatius gewesen, der vor mehr als 1.250 Jahren hier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. So geht es ohne Einkehr in diese bedeutende kirchliche Stätte der “Rhöner Markierung” (blaueMuschel auf weißem Grund) folgend, vorbei am Fastnachtsbrunnen an der “Träänk” durch die ehemalige historische Vorstadt Richtung Fuldaauen. Den hessischen Radfernwegen folgend geht es durch das Fuldauer Naherholungsgebiet, vorbei am Brauhaus Wiesenmühle. Nach einer guten Stunde ist die Probstei Johannesberg erreicht. Beeindruckend die terassenförmige barocke Gartenanlage und die kirchenbauliche Innengestaltung der ansässigen Pfarrkirche. St. Johannes.
Entlang der Pionierstraße geht es vorbei an der Lourdesgrotte nach Hamerz, dort wo ein Steinmetz seine unübersehbare Open-Air-Ausstellung eingerichtet hat. Hinter Hamerz treffen wir auf die Alte Heerstraße, Teil des historischen Handelsweges zwischen Leipzig und Frankfurt. Durch den einzigen längeren Waldabschnitt auf dieser Etappe erreicht man Neuhof. Schon vom weiten sichtbar ist die höchste Erhebung der Region, der Monte Kali. Der Kalimanscharo hat eine Höhe von 120 Metern und erhebt sich auf 500 m über NN. Knapp 100 Millionen Tonnen Kochsalz und Gips haben sich auf der Abraumhalde angesammelt, jährlich kommen circa 2,5 Millionen Tonnen hinzu.
Das Angebot an gastronomischen Einrichtungen in Neuhof ist mehr ausreichend. Nach einer Einkehr im durchaus zu empfehlenden Schützenhof geht es weiter, vorbei am ehemaligen Schloß des Fuldauer Fürstabtes zum drei Kilometer entfernten jüdischen Gemeinschaftsfriedhof der Kommunen Neuhof und Flieden. Über den Galgenberg, dort wo einst der öffentliche Galgen als abschreckende Wirkung plaziert wurde erreichen wir das in einer Senke liegende Flieden.
Vorbei an der barocken Kirche St. Goar geht es zum ein Kilometer entfernten Ortsteil Rückers auf die gegenüberliegende Seite der Steinkammer. Auf dem Höhenweg Richtung Keutzelbach blickt man auf die Rhönkuppen, den Vogelsberg und nicht zuletzt auf den markanten Neuhofener Monte Kali. Weiter aufwärts geht es zum Habertshof, der mit 445 Höhenmetern den höchsten Punkt des gesamten Trails bis nach Frankfurt ausweist. Auf angenehmen ausrichtssreichen Wegen geht es weiter Richtung Kinzigtal durch den Distelrasen, dort wo heute der Distelrasentunnel den Landrücken für die Bahnfahrt beherrschbar gemacht hat. Dieser Landrücken, der die westliche Rhön mit dem östlichen Vogelsberg verbindet, bildet übrigens die Wasserscheide von Main und Rhein einerseits und Fulda und Weser andererseits. Durch die ehemaligen Elmer Weinberge geht es abwärts nach Schlüchtern. Vom hier beginnenden Industriegebiet sind immerhin noch drei Kilometer bis zum außerhalb der Kommune oberhalb gelegenen Bahnhof zu absolvieren.
Nach insgesamt 37 Kilometern und 795 Höhenmetern ist die erste Etappe gemeistert. Eine abwechslungs.- und aussichtsreiche Streckenführung kennzeichnet diese Passage, einzig behaftet mit dem Malus, daß der Asphaltanteil deutlich überwiegt. Fortsetzung alsbald auf der 35 Kilometer langen Passage von Schlüchtern nach Gelnhausen.
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