
Beuron, der 11. Juni 2025 – Leading Quality Trails werden mit dem Untertitel “Best of Europe” gerne in die Champions League des Wandersports gehypt. Und in der Tat – ob der auf diesem Wanderblog bereits vorgestellte Mullerthal-Trail in Luxembourg, oder der dänische Gendarmenpfad, Wege die mit dem LQT-Siegel zertifiziert sind, schüren per se eine hohe Erwartungshaltung. Grund genug daher, den mit diesem Prädikatsmerkmal ausgewiesene Donauberglandweg unter die Wandersohle zu nehmen. In einer Region, dort wo man vom Dach der Schwäbischen Alb in die Eingangspforte des Schwäbischen Grand Canyons wandert, und dort wo die noch junge Donau mit noch überschaubarer Fließgeschwindigkeit in das Zentrum des Naturparks Obere Donau mäandert.
Los geht es im Weiler Gosheim, dem offiziellen Startpunkt des Premiumwanderweges. Nicht umsonst hat man den Startpunkt hier gesetzt, denn “Gausa” wie man hier im Westschwäbischen sagt, liegt auf einem Hochplateau am Fuße der höchsten Erhebung der Schwäbischen Alb, dem Lemberg, dort wo man angabengemäß auch die weiteste Fernsicht Deutschlands einfangen kann. Entsprechend ist natürlich die Vorfreude und die Erwartungshaltung.






Stutzig macht der Hinweis auf der Edelstahltafel, dass man hier, entgegen sonstiger Angaben, den Mont Blanc vom Lembergturm nicht sehen kann. Jedoch eine Tiefenbohrung zu diesem Thema gibt erhellende Erkenntnis. Ein Lehrer hat mit dem Bogenmaß die Erdkrümmung berechnet und mit dem Satz des Pythagoras die theoretische Sichtlinie vom Betrachter auf dem Lembergturm zum Mont Blanc errechnet. Ermittelt wurde eine rechnerische Gesamtsichtweite von 360 Kilometern. Am Ende dieser Sichtstrecke würde also erst die Spitze des Mont Blanc am theoretischen Horizont versinken. Da der „weiße Berg“ aber lediglich 295 Kilometer weit weg ist, ragt er noch deutlich heraus. Und im Jahre 2008 wurde sogar fotografisch mit einem 300mm Objektiv belegt, dass man tatsächlich bei exzellenten Wetterbedingungen den Mont Blanc vom Lemberg aus sieht.



Vom Lemberg geht es abwärts, zunächst nach Wehingen, um dann wiederum Höhenmeter zu sammeln. Nicht ohne Grund heißt der Pfad hinter Wehingen “Knieschnäpperle”. Wer im Donaubergland unterwegs ist muß sich auf zwei Dinge einstellen: Steile Anstiege und knackige Abstiege. Jedoch der Lohn der Anstrengungen: Tolle Aussichten auf der Albtrauf. Der Höhenweg der über den 1.002 Meter hohen Hummelsberg führt, ermöglicht tolle Ausblicke bis hinüber zu den westlich gelegenen Vogesen. Vorbei an Deutschlands höchst gelegenen Segelflugplatz erreicht man das Klippeneck, einer der beliebtesten Aussichtspunkte in der Schwäbischen Alb, der zudem mit einer Einkehrmöglichkeit bestückt ist.













Vom Klippeneck aus erreicht man nach vier weiteren Kilometern den Dreifaltigkeitsberg. Bereits seit 1765 pilgern Wallfahrer auf einem der steilsten Kreuzwege dieses Landes hinauf zur Wallfahrtkirche. Einzig der ebenso im Ländle befindliche Kreuzweg von Badenweiler dürfte mit Steigungen von 9,5% Prozent diesen Leidensweg noch toppen.




Vom Dreifaltigkeitsberg geht es auf dem Höhenniveau von 1.000 Höhenmetern bleibend gen Böttingen, dort wo der unattraktivste Abschnitt des Premiumwanderweges vorzufinden ist. Sicherlich die Intension ist nachzuvollziehen, denn man wollte den attraktiven Alten Berg, dort wo in exponierter Lage inmitten einer Wacholderheide eine Kapelle errichtet wurde in die Wanderstrecke einbeziehen. Unglücklich jedoch die gewählte Streckenführung durch das Industriegebiet und den Ortsrand von Böttingen. Hier hätte sich auf Höhe der Kapelle am Spaichinger Weg ein Bypass der durch die bewaldete Gemarkungsfläche unterhalb des Galgenbergs führt durchaus angeboten.













Vorbei an der Grauentalquelle und der Lippachmühle wandern wir über einen attraktiven Wurzeltrail sukzessive abwärts gen Mühlheim an der Donau. Die Infrastruktur ist dabei in toto ausgezeichnet. Hochwertige Sitzmöbel bereichern die Wanderwege. Einmal mehr verdeutlicht sich, dass man hier nicht im Armenhaus der Bundesrepublik unterwegs ist. Hinter Mühlheim an der Donau steht gemäß Plan ein Anstieg hinauf zur Mühlheimer Felsenhöhle, eine attraktive Tropfsteinhöhle, an. Jedoch die Höhle kann nur an Wochenenden besichtigt werden und so entscheiden wir uns für eine gangbare Alternative entlang der noch jungen Donau hinüber in das sechs Kilometer entfernte Fridingen. Der Donauberglandweg diesmal nicht aus Sicht vom Berg sondern aus Sicht des Flußverlaufes, durchaus eine interessante Variante, denn hier eröffnen sich Einblicke in die Donauauen und in die bizarren Felsformationen der Donauberge vom Ufer der Donau.
















Hinter Fridingen setzt der spektakulärste Abschnitt des gesamten Trails an. Ab hier geht es Schlag auf Schlag. Kein Wunder man betritt die Eingangspforte des Schwäbischen Grand Canyons, und man ist gut beraten sich Zeit zu nehmen um das Obere Donautal zu genießen. Hinauf geht es zum ehemaligen Stiegelsfels und gegenüber gerade einmal 600 Meter Luftlinie entfernt, erhebt sich die Ruine Kallenberg, jedoch sind noch gute fünf Kilometer und einige Höhenmeter zurückzulegen, bis die gegenüberliegende Seite erreicht ist und zwischendurch kann man immer wieder schöne Aussichtspunkte einsammeln, um das Donau-Berglandpanorama zu genießen.












Das Beste kommt zum Schluß. So kann man wahrlich die letzten Kilometer des Leading Quality Trails als krönenden Abschluß bezeichnen. Zwischen dem Stiegelsfels und dem markanten Schloss Bronnen blitzen immer wieder bemerkenswerte Aussichtspunkte auf, die einmal mehr Gelegenheit bieten die wunderbare Atmosphäre dieses Landstrichs aufzusaugen. Fürwahr – hier ist wandern auf höchstem Niveau angesagt und im Einzugsbereich von Beuron steigt auch schlagartig die Frequenz der Wanderer, die hier auf dem Trail unterwegs sind. Fünf Kilometer vor dem Kloster Beuron ist Schloß Bronnen omnipräsent. Immer wieder kommt man an Aussichtspunkten vorbei, an denen man die mächtige Burganlage, die bereits vor 900 Jahren auf dem mächtigen Fels errichtet wurde, bestaunen kann. Nicht minder eindrucksvoll sind die drei Bronner Höhlen, die sich unterhalb des gewaltigen Felsblockes befinden, auf dem die Burg errichtet wurde.











Am Kloster Beuron ist der Donauberglandweg offiziell zu Ende. Die Klosteranlage der Benediktiner Abtei beeindruckt einerseits im Gesamten andererseits im Detail, speziell wenn man die Abteikirche aufsucht. Und wer an der Pforte klopft dem wird aufgetan, natürlich zu weltlichen Hotelpreisen einschließlich Vollpension, jedoch ausschließlich für Gäste die Besinnung suchen.




Zugegeben, die ersten zwanzig Kilometer dieser insgesamt 74 Kilometer langen Passage, lösten noch nicht wirklich die hohen Erwartungshaltung, die man an einen Leading Quality Trail stellt ein. Jedoch, die Strecke entwickelte sich und hätte zu Anbeginn am Lemberg die Aussicht gen Alpen Bestand gehabt, dann wäre natürlich der erste eingefärbte subjektive Eindruck anders ausgefallen. In der Gesamtbetrachtung ist der Donauberglandweg ein ausgezeichneter und erlebnisreicher Wanderweg, durchaus anspruchsvoll mit 2.000 Höhenmetern bestückt, die es in sich haben, da es im Regelfall steil auf- und abwärts geht, was der Landschaftstextur zwangsläufig geschuldet ist. Eine Fortsetzung ist auf dem Radarschirm, denn auch auf Empfehlung Einheimischer ist mit Zielrichtung Sigmaringen hier noch einiges im Köcher, was es zu entdecken gilt.

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