Rund um die Bucht von Palma

Badia de Palma, den 24. November 2024 – Eine Fluchtmöglichkeit vor dem drohenden Winterblues zum Jahresende bietet die balearische Insel Mallorca – in Wanderkreisen eine anerkannte und sehr zu empfehlende Destination. Zu dieser Jahreszeit atmet die Insel durch und die Tageslänge ist mit zusätzlichen 1,5 Stunden angereichert. Temperaturen im Korridor der 20 Grad-Marke, die internationalen Suffbrigaden sind abgerückt, der Altersdurchschnitt der Wintergäste liegt im Rentenbezugsrahmen, die meisten Hotels haben geschlossen und die einschlägigen Feriendestinationen jenseits der Bucht von Palma entpuppen sich als regelrechte Geisterstädte. Ergo beste Rahmenbedingungen um die Bucht von Palma ungestört und intensiv zu erkunden.

Es war ein römischer Konsul, der Palma gegründet hatte, es waren Araber die in Folge der Insel ihren kulturellen Stempel aufdrückten und es waren Aragonier die Palma veredelten. Die Karte von 1644 zeigt eindrucksvoll die noch heute sichtbaren Spuren der gewaltigen Festungsstadt Palma. Der damalige Rest in der Bucht von Palma: nichts außer Fels, Sand und Meer

Gestartet wird im Westen der Bucht in Sol de Mallorca. Hier befinden sich kleine Buchten und Höhlen, dort wo einst Sandstein zum Bau der Kathedrale in Palma abgebaut wurde. Mehr und mehr wird das Areal an der Drei-Finger-Bucht mit luxuriösen Villen in exponierter Lage beplankt, wobei, und das ist fairerweise festzuhalten, hier die Objekteinbringung in einem landschaftlich angemessenen Rahmen erfolgt. Über öffentlich zugängliche Küstenpfade, die allerdings nicht ausgeschildert sind, geht es in einem munteren auf und ab hinab von Strandabschnitt zu Strandabschnitt, durch Pinienwälder und teilweise felsigen Abschnitten. Kurzum eine Küstenwanderung vom Feinsten.

Was wäre die Bucht von Palma ohne Palmen
Start oberhalb der Cala Xada in Sol de Mallorca
Eindeutig schöner – die mallorquinische Jägerzaunvariante
Gut versteckt sind die Küstenpfade
Kleine Kletterpartien sind auch inkludiert
Herrlich der Ausblick, göttlich der Name: “Platja Cala Bella Dona”
Auf herrlichen Pfaden kann man die Westküste der Badia de Palma entdecken
Die Aufstiegshilfe an der Cala Falco, fast schon behaftet mit dem Anmut der Chinesischen Mauer

Hinter der Cala Falco verdichtet sich die küstennahe Bebauung bis nach Magaluf, einer touristischen Urbanisation, wo dort speziell britische Pauschaltouristen für ein derbes Nachtleben Sorge tragen, als Pendant zum deutschen Sammelpunkt an der Platja de Palma und zum niederländischen “Hollandse Buurt” in Areal, die beide am anderen Ende dieser Buchtenwanderung liegen. Jedoch hinter dem touristischen Hotspot von Magaluf ist in den Sommermonaten Szenenwechsel angesagt. Im sich anschließenden Palmanova ziehen sich gerne Familien in angenehmer Strandatmosphäre zurück und im nachfolgenden Abschnitt zwischen Portals Nous, Benidat und Cala Major steigt von Meter zu Meter der Exklusivitätsfaktor. Michael Douglas, Bill Gates, Leonardo Di Caprio und andere Zeitgeister, werden hier in einschlägigen Strandbars, dort wo sich die Kellner gegenseitig Trinkgeld geben, regelmäßig gesichtet. Im Puerto Portals liegen keine Millionärs-, sondern Milliardärs-Yachten, und die königliche Jacht des spanischen Königshauses liegt ab und an im Hafen Porto Pi vor Anker. Ergo -ein breites Spektrum des menschlichen Daseins, verdichtet auf wenige Kilometer – ein spannendes Wandererlebnis und ein hervorragendes Studienobjekt.

Der spanische Marktführer im Securitybereich ist hinter der Cala Falco omnipräsent. Bevor man hier eine Menschenseele antrifft ist man schon bei hunderten von Kameras auf dem Schirm
Kein Wunder, denn hier ist man vom sozialen Wohnungsbau weit entfernt….
..und der ein oder andere private küstennahe Privatpark ist im Maharadscha-Stil hermetisch abgeriegelt
Gegenüber tut sich eine andere Welt auf. Blick hinüber gen Magaluf, dem britischen Ballermann
Erbaut im 16. Jahrhundert und fernab der Laufkorridore der Touristen in Magaluf – der Torre de sa Porrassa, ein typischer Wachtturm der Insel
Ende November: Entspannung pur in Palmanova bei 22 Grad
Durchgeblickt….
Scheinbar unterhält hier die deutsche Marine einen zweiten Stützpunkt……..
Unterdessen befindet sich das Spielzeug der Kleinen im Wintermodus
Was bei Bergwanderungen die Hütte, ist bei Küstenwanderungen das Strandcafe
..und ein Tunel Mezcladas Medium Dry auf Eis überzeugt zwischendurch mit einem geschmeidig-eleganten Aroma
Puerto Portals – der Luxusyachthafen der Insel…
..jedoch die wahre Schönheit begeistert just nebenan
Klein aber fein – die nachfolgende Strandbucht Calvia
Ein herrlicher aber sehr versteckt liegender Schleichpfad führt oberhalb der Cala Oli…
..und unterhalb einer Luxuswohnanlage….
…durch Areale, die fernab der touristischen Trampelpfade liegen. “Off the beaten track”, wie der Brite in Magaluf sagen würde
Just vor der Ecke des Hafens von Palma genießen Einheimische die spätherbstliche Wetterlage

Von Cala Major geht es in die Umlaufbahn von Palma, der Hauptstadt der Insel. Der Stadtname ist römischen Ursprungs, benannt nach dem römischen Siegessymbol, einer Handfläche, genannt “Palma”. Nach einem politischen Hickhack hat die Inselregion seit 2016 den touristisch geprägten Zusatz “..de Mallorca” offiziell gestrichen. Seitdem heißt Palma wieder Palma. Den Stadtring bei La Bonanova querend führt die Buchtwanderung vorbei am mächtigen Hafengeländer von Palma. Mehr als vier Kilometer wandert man entlang des weitläufigen Hafengebietes. Der Hafen, ein wichtiger Seeknoten- einerseits für die Versorgung der Insel mit Gütern, als Drehscheibe für Fähren zum Festland und den balearischen Inseln, und als Andockstation für mehr als 750 Kreuzfahrtschiffe, die hier jährlich vor Anker liegen. Im Zentrum der Bucht steht La Seu, die Kathedrale der Heiligen Maria und zugleich Wahrzeichen der Insel. Aktuell ist der Paseo Maritimo, der Hafenboulevard, eine riesige Baustelle, denn der Boulevard wird für 38 Millionen zu einer prachtvollen Flaniermeile umgewidmet. So empfiehlt es sich derzeit durch das Mühlenviertel Es Jonquet zur Kathedrale zu wandern.

Den Autobahnstadtring querend geht es in das Stadtgebiet von Palma
Statt durch die nicht wirklich prickelnden Straßenzüge des Stadtteils La Bonanova zu gehen, kann man über hochattraktive, aber sehr versteckt liegende Schleichwege das Hafengebiet erreichen
Geraderaus blickt man auf den Hafen und die Kathedrale des Glaubens…..
…rechter Hand liegt eine Kathedrale der Freizeitindustrie vor Anker….
..und linker Hand gegenüber dem Hafen entdeckt man oberhalb der Carrer de la Portessa, Wohneinheiten der besonderen Art, wobei es spannend zu wissen wäre, wie solch ein Objekt in dieser Lage aktuell bewertet würde…
..und just nebenan bereichert einmal mehr ein Farbtupfer das Szenario
Schon beeindruckend….
Vorbei am Kanal Torrent de Sa Riera…
..und am Es Baluard – dem außergewöhnlichen Kunstmuseum der Stadt
Gauner, Betrüger, Verbrecher und Drogenhändler machten einst Est Jonquet unsicher. Heute hat sich hier ein schmuckes Szenenviertel entwickelt…
..dort wo in den engen Straßenzügen Zitronen und Orangen gedeihen…
..dort wo sich die Aussichtsterrasse zum Stadthafen befindet…
..und dort wo die alten Mühlen das Stadtbild bereichern
Nur wer hinter manch eine Fassade blickt entdeckt noch die ein oder andere Schmauchspur der Vergangenheit
Palmenpflege wird in Palma großgeschrieben, denn just gegenüber des Königspalastes und der Kathedrale will man auch künftig glänzen

Vorbei am Parque de la Mar, der malerischen Oase unterhalb der Kathedrale, geht es in die östliche Hemisphäre dieser Buchtenwanderung, hinein nach Portixol, einem ehemaligen Fischerdorf, heute ein Trendviertel. Eingebettet zwischen der quirligen Metropole Palma und den touristischen Hotspots an der Platja de Palma begeistert die Uferpromenade, die bis zum Naturschutzgebiet Es Carnatge führt. Unkonventionelle Bars, angesagte Szenekneipen, hippe Wohnhäuser eingebettet in einer wohligen mediterranen Atmosphäre – fast meint man, dass man eine andere Welt betritt. Und dass bei entsprechendem Wellengang am autofreien Boulevard an bestimmten Abschnitten eine kostenfreie Meeresdusche inkludiert ist, rundet das Ganze ab.

An der Nuredduna-Statue vor dem Kongresszentrum schwenkt man dem Küstenweg folgend nach Portixol ein
Trittsicherheit wird bei Hafenquerung von Portixol vorausgesetzt
Keine Frage – die Lage an der Carrer del Vicari Joacuim Fuster ist schon vom Feinsten….
..und die inkludierten Ausblicke ebenso
Ein Eyecatcher ist die Windpyramide am Strand von El Molinar
Und wenn mal keine Palme verfügbar ist, dann gibt es eben ein Kunstobjekt
Blick zurück auf die fünf Kilometer entfernte Kathedrale von Palma….
..jedoch – hier ist der Trubel der Großstadt weit entfernt…

Portixol, Es Molinar, La Gruta, Ciutat Jardi, Es Coll d,en Rabassa – ein Gemeindeteil reiht sich an das andere bevor man ein Naturrefugium der besonderen Art, Es Carnatge erreicht. Hier liegt der letzte unbebaute Strandabschnitt im Einzugsbereich der Bucht. Hier kann man die Reste eines alten Steinbruchs besichtigen, hier fand man Spuren von Höhlenziegen, die sich hier vor 4.000 Jahren tummelten, hier hat sich ein beliebtes Naherholungsgebiet für Jogger, Fußgänger und Radfahrer entwickelt und hier befindet man sich just 800 Meter vom Ende und Anfang der Start- und Landebahnen des benachbarten Flughafens entfernt.

Es Carnatge heißt “das Blutbad”. Was kaum jemand weiß: Hier befand sich einst das Ausbeinhaus für Schlachttiere von Palma
Durch die ehemaligen Steinbrüche von Es Carnatge

Von Es Carnatge schwenkt man ein in einen Vorhof – für die einen in den Vorhof der Hölle – für die anderen in den Vorhof der Glückseligkeit. Am Ortsteil Can Pastilla setzt der 4,5 Kilometer lange Strandabschnitt Playa de Palma ein. Unterteilt in fünfzehn Strandabschnitten ( Balnearios) hat man entsprechend viele Strandbuden aus Edelstahl installiert, wobei die Strandbude B6 bei deutschem Fachpublikum einen besonderen Ruf genießt. Dabei ist es einem Kölner zuzuschreiben, der den Ballermann regelrecht erfunden hat. Junge Fußballer, die FC Merowinger, haben sich vor mehr als fünfzig Jahren in Rüdesheim im Suff arg daneben benommen und Betretungsverbot im Rheinstädtchen erhalten. Dank Neckermann-Reisen wurde man fündig und buchte im Folgejahr für wenig Geld Flug und Unterkunft auf Mallorca. Als Kölner wollte man sich nicht auf die spanischen Gepflogenheiten verlassen und so packte man daher ein 20 Liter-Kölsch Fass und Gulasch im Handgepäck!! ein (damals gab es noch keine Flüssigkeitsbegrenzung), und bezog ein Hotel an der Playa. Da der Chef der Truppe sich an der sonnigen Playa sich so sehr zuballerte, dass er das spanische Wort Balneario nicht mehr aussprechen konnte, ward die Wortschöpfung Ballermann geboren. Seitdem wird im September an der Playa jährlich eine Kölsche Woche gefeiert, traditionell im Fastnachtskostüm. Und die altehrwürdigen FC Merowinger rücken heute noch, teilweise mit Rollator bewaffnet, an. Am langen Ende ist der Ballermann ein Kölner Ableger, wobei sich das Epizentrum an der Geburtsstätte dieser Vorkommnisse, am Balneario 3, befindet.

Auf 4,5 Kilometer wandert man an 15 Balnearios vorbei – wobei B06 bei deutschen Partygängern Kultstatus genießt
250 Hotels mit 50.000 Betten – so die Parameter an der Playa de Palma
Das Markenzeichen der Playa de Palma: Mexikanische Palmen der Gattung Washingtonia Robusta
Ob per Bike…
..mit Rad…
..als Board-Surfer…
..als Kite-Surfer…
..oder als Kaltduscher – die Playa de Palma, gerade in der Winterzeit ein Eldorado für Aktive
..und der Sand am Strand ist zu dieser Zeit deutlich entlastet
“Heute billig, morgen teuer”. “100 Jahre Garantie”. Bis zu 600 senegalesische Straßenverkäufer tummeln sich in der Hauptsaison rund um Palma – zwar zumeist illegal aber als multilinguistische Verkaufskanonen mit Talenten gesegnet, die man zielführender einsetzten könnte…
Es gibt noch Hoffnung. Einen Abstecher durch die Carrer del Pare Bortumeu Salva, besser bekannt als Schinkenstraße, und man erreicht gerade einmal dreihundert Meter von der Abfüllstation Bierkönig entfernt, die bemerkenswerte Kirche La Porciuncala
Am 24.11. alarmiert die BILD-Zeitung: “Die Ballermann-Mauer soll weg!
Mit 60 Zentimetern ist die Sitzhöhe ideal. Millionen von Deutsche saßen schon drauf. Zehntausende von Sangria-Eimern wurden hier geparkt. Stimmen wie “Lasst den Deutschen ihre Mauer” werden schon laut. Jedoch….
…kein Grund zur Panik! Wer Bauschilder lesen kann ist im Vorteil. Für vier Millionen Euro wird der Strandabschnitt ertüchtigt, Kanalisationsrohre erneuert, die Straßenbeleuchtung ausgetauscht, die Flaniermeile aufgepeppt und final wird eine neue Mauer aus Naturstein mit einer dekorativen Krone errichtet. Gebaut wird bis 2027 in der jeweiligen Wintersaison und in der Regenpresse wird man spätestens dann vermelden: “Kein zweiter Mauerfall für Deutschland”…
Ein Baumfriseur stutzt die Palme zurecht
Man befindet sich nicht in Casablanca, sondern vor der Großraumdiskothek Megapark am Balneario 5

Je kleiner die Nummern der Balnearios, desto versiffter dass Umfeld, speziell in S,Arenal. Es liegt nicht an der stets präsenten Stadtreinigung von Palma sondern schlichtweg am Umfeld. Mithin die unattraktivste Ecke im Rahmen der gesamten Buchtenwanderung. Aber auch hier zeigt sich, wie sich auf wenigen Metern das Weltbild drehen kann. Vorbei am Club Nautic de s,Arenal, dort wo man bereits auf dem Boden des Verwaltungsbezirks Llucmajor steht, erschließt sich, wenn man südlich aufwärts wandert ein schmuckes Viertel, Son Veri Nou. Ein modernes Wohnviertel in attraktiver Lage, bereichert mit markanten Aussichtspunkten, wie beispielsweise am Punta de s,Arenal oder an der Cala Mosques oder Calo des ses Lleonardes gen Cala Blava lassen die vorhergehenden Eindrücke vergessen und ermöglichen einen Blick hinüber zum Ausgangspunkt dieser Passage, Sol de Mallorca am westlichen Zipfel dieser Buchtenwanderung.

Hinter S, Arenal taucht man wieder ein in das ursprüngliche Mallorca
..und gefühlt in weiter Ferne liegend, blickt man hinüber nach Palma, hinauf zum Tramuntana-Gebirge….
…..und zum Startpunkt dieser Buchtentour – nach Sol de Mallorca
Das Sahnehäubchen dieser Exkursion – ein Sonnenuntergang am Balneario 6 – der ideale Standort zur Wintersonnwende

Rund um die Bucht von Palma. Satte 44 Kilometer mit durchaus respektablen 1.000 Höhenmetern in Gänze. Eine bereichernde und beeindruckende Wanderung. Das breite Spektrum, welches sich entlang der Bucht auffächert, ist erkenntnisreich und bleibt mit allen Facetten nachhaltig haftend. Ergänzend empfiehlt sich ein Besuch des Museums, welches der Kirche La Porciuncula angeschlossen ist. Hier hat man die Geschichte des Tourismus von Mallorca wunderbar aufbereitet. Wer kann sich beispielsweise heute vorstellen, dass 1954 die Bodenabfertigung am ersten Flughafen des Landes mit Pferdefuhrwerk erfolgte. Wer dies und anderes erschließen möchte, dem sei diese Entdeckungsreise an das Herz gelegt.

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