Dahn – 27. Oktober 2021 – Es war angerichtet. Die herbstliche Blattverfärbung hatte ihren Zenit erreicht, die Wetterprognosen zunächst jahreszeitenbedingt idealtypisch, prognostiziert mit einer zu erwartenden Nebelglocke in den frühen Morgenstunden und einer anschließend durchbrechenden Sonne bei leichter Bewölkung. In der Hauptrolle das Dahner Felsenland, als spektakuläres Teilgebiet des Biospährenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen, welches bereits 1998 als erstes grenzüberschreitendes Biospährengebiet Europas ausgewiesen wurde.
Eingeplant waren drei Rundwanderung über insgesamt 111 Kilometer, darunter der 45 Kilometer lange Rodalber Felsenweg, der Busenberger Holzschuhpfad und eine ausgearbeitete Kombination aus dem Dahner Rundwanderweg und der Dahner Felsenrunde. Allesamt zertifizierte Premiumwanderwege, die gespickt sind mit teilweise bizarren Sandsteinformationen. Es wäre müßig den Streckenverlauf exakt zu beschreiben, die Streckenkennzeichnung ist durchweg exzellent, die Variationsmöglichkeiten vielfältig und die Ausblicke auf die Sandsteinboliden vielschichtig. So gilt einmal mehr der Bildersprache das Wort zu erteilen, als anregende visuelle Eindrücke für eine herbstliche Tour der besonderen Art.
Rodalber Felsenwanderweg
Es ist der 1. Pfälzer zertifierte Qualitätswanderweg Deutschlands, der sich rund um Rodalben windet. Am nordöstlichen Rand von Pirmasens gelegen ist der 45 Kilometer lange Wanderweg mehr oder minder im Pfälzer Wald eingebettet. Fernsichten sind eher rar, dafür die Einblicke in die 250 Millionen Jahre alte und heute noch sichtbaren geologischen Spuren tiefgründiger.
Wir starten am Parkplatz des Rodalber Sportplatzes um den Weg zunächst in östlicher Richtung zu begehen. Vorbei am bewirtschafteten Hilschberghaus passiert man bereits von Anbeginn mächtige Sandsteinblöcke die durch Umwelteinwirkungen in Millionen von Jahren verformt und geschliffen wurden.
Aufwändig sind die markanten Felsformationen benamt. Krappenfelsen, Saufelsen, Rappenteichfelsen, Rappenkopffelsen, Kuhfelsen und und und. Zwangsläufig schaltet man irgendwann ab und lässt die Gesteinsgebilde einfach wirken. Einzig könnte man sicht damit beschäftigen, welchen Ursprung die Namensgebung der Felsen haben. So ist gemäß Verlautbarung des Verkehrsvereins Rodalben der Karl-MayFelsen spontan nach seiner Ähnlichkeit mit der einschlägigen Filmkulisse in Karl-May-Filmen benannt worden. Der menschlichen Phantasie sind einfach keine Grenzen gesetzt.
Auf der nördlichen Achse umrundet der Wanderweg das Wiesental um im Anschluss Richtung Süden am Ortsrand von Rodalben durchzuschleifen, bevor man zahlreiche Schleifen, die in westlicher Richtung zum Ortsrand von Pirmasens, dort wo hinter der markanten Bärenhöhle das US-Medical Material Center Europe in Pirmasens eingebracht ist, führen
Dahner Felsenweg- und Dahner Rundweg
Im Epizentrum der Pfälzer Sandsteinwelt haben wir uns für eine Kombination zweier Premiumwanderwege entschieden. Dem Dahner Felsenpfad und dem Dahner Rundwanderweg – eine perfekte Mischung um ein- und abzutauchen in faszinierende Sandsteinformationen, die das Dahner Felsenland besonders prägen und über die Grenzen der Region als wunderbar wanderbare Destination bekannt gemacht haben. Insgesamt sind alleine in der Dahner Region zwölf Premiumwanderwege eingerichtet worden.
Ein idealer Einstiegspunkt für diesen Kombinationsweg ist der Parkplatz am Sportheim des FC Dahn. Zunächst geht es in östlicher Richtung, den Kurpark von Dahn querend, um den Wegekennzeichen des Dahner Rundwanderweges zu folgen. Bereits im Kurpark betritt man die Hemisphäre des Elwetritscher Rundwanderweges. Was im Bayrischen der Wolpertinger, ist in der Pfalz der Elwetritsch. Aufwändig gestaltete Informationstafeln bieten Gelegenheit in die Geschichte des Fabelwesens einzutauchen. Der zertifizierte Hauptrundwanderweg führt vorbei am oberhalb von Dahn gelegenen Wald- und Ehrenfriedhof, dort wo 2.407 Weltkriegsopfer ihre letzte Ruhestätte erhalten haben. Vorbei am Westlichen Schützenfels, dem ersten Sandsteinmassiv auf der Passage geht es unterhalb der größten Pfälzer Burganlage, dem Burgenmasssiv Alt-Dahn-Grafendahn-Tanstein zum Römerfelsen, dort wo eine abgesicherte Aussichtskanzel tolle Aussichten ermöglicht, wäre nicht der störrische Frühnebel, der an diesem Tag die Dahner Region bis Mittags einhüllt.
Hinter dem Burgenblick führt ein Felsenweg über den Lachberg, dort wo sich ein Sandsteinmassiv bis zum markanten Jungfernsprung durchzieht. So schlängelt sich die Ortschaft Dahn, wie nachmittags auf dem Felsenpfad bei besten Wetterverhältnissen festzustellen ist, U-förmig um die Sandsteinfelsmassive. Nach einer kurzen Espressopause im Ortszentrum von Dahn setzen wir zunächst die Passage auf dem Dahner Rundwanderweg zur Burg Neudahn und dem Neudahner Weiher fort. Markante Felsformationen, die mit klangvollen Namen wie Satansbrocken oder Hexenpilz belegt sind, prägen die weitere Wanderstrecke.
Am Elwetritschfelsen wechseln wir auf den Dahner Felspfad. Just zum Sonnenhöchststand fällt der Nebelvorhang und die Felsenpracht des Dahner Felsenlandes entfaltet seine Wirkkraft im Schein des Sonnenlichtes. Idealerweise hat die bewirtschaftete Dahner Hütte des Pfälzer Wandervereins geöffnet – eine Entschädigung für den nebeligen Vorlauf. So geht es frisch gestärkt in die zweite Runde. Ob Mooskopf, Rosskegelfelsen, Pfaffenfels, der aussichtsreiche Schwalbenfelsen oder die markanten Gebilde des Schillerfelsens – auf den nächsten Kilometern ist großes Wanderkino angesagt.
Zum krönenden Abschluss der beiden Premiumwanderwege drehen wir eine letzte Schleife über den Ungeheuerfelsen hinüber zur Felsbarriere Büttelfelsen und dem Lämmerfelsen nebst Himmelsleiter, um vorbei am Wachtfelsen diese felsige Tagestour zu finalisieren. Nicht umsonst gilt das Dahner Felsenland als “Sahnehäubchen” der Region.
Busenberger Holzschuhpfad
Kann man die Touren der beiden vorausgegangenen Tage noch toppen? Man kann! Ideal das Wetter an diesem Tag. Kurz nach Start am Busenfelder Hexenplatz ging es bereits steil aufwärts und der Nebel verdrückte sich in die unteren Mittelgebirgstäler. So konnten wir an den beiden Gratenden des Löffelberges fulminante Aussichten auf die noch nebelgeschwängerte Wasgauer Landschaft genießen. Der Lohn: bilderbuchhafte Landschaftspanoramen, die man idealerweise in den Monaten Oktober und November ernten kann.
Rational gesehen könnte und sollte man auf dem Löffelberg bei dieser Aussicht sämtliche Aktivitäten einstellen, einen Käseteller und eine Flasche Pfälzer Roten auspacken und solange die Atmosphäre genießen, bis sich der letzte Nebelschwaden im Wasgauer Land verzogen hat. Mangels Käseteller und Rotwein bleibt als Alternative nur der Gang zu den nächsten felsigen Stationen, zum Drachenfelsblick, zum Buchkammerfels, zum Schlüsselfels und wie sie alle heißen. Unterhalb der Burg Drachenfels, die man auf jeden Fall besichtigen sollte, hat man normalerweise Gelegenheit in der Drachenfelshütte einzukehren – es sei denn es ist Ruhetag, man kommt zu früh, oder es wird, wie aktuell, umgebaut.
Drei Tage – drei hervorragende Wandertouren. Am langen Ende liefen wir bei 92 Kilometer und 2.880 Höhenmetern aus, da leider eine Regenpassage einen westlichen Abschnitt des Rodalber Felsenweges buchstäblich ins Wasser fallen ließ, und Herbstblatt auf nassem Fels wandertechnisch eher ungünstig ist. Ungeachtet dessen, wer ein außergewöhnliches herbstliches Abenteuer sucht – mit diesem Wanderpaket ist man bestens aufgestellt. Potentiale für weitere Exkursionen gibt es zur Genüge, einschließlich grenzüberschreitende Wanderungen in den Elsass hinein. Fortsetzung folgt bei passender und aussichtsreicher Wetterlage.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar