Koblenz, im Juni 2017 –
Wandern als olympische Disziplin? Zumindest im klassischen Sinn unbedenkbar. Jedoch, der Internationale Volkssportverband, kurz IVV genannt, 1968 gegründet, seit 1972 im deutschen Vereinsregister eingetragen, mittlerweile mit 32 nationalen Mitgliedsländern über 3.300 Vereine repräsentierend, veranstaltet seit 1989 im zweijährigen Rhythmus eine internationale Wanderolympiade. Nach Estland, Türkei, Südtirol und China in den vergangenen Jahren erhielt im Jahre 2014 Koblenz als Austragungsort der IVV-Olympiade den Zuschlag für 2017 durch das IVV-Präsidium. Als Ausrichter hatte sich der IVV-Verein “Schnelle Füße” aus Winningen bei Koblenz beworben, ein rühriger Wanderverein, der sich insbesondere durch die jährlich stattfindenden Langstrecken-Wanderveranstaltungen einen guten Ruf erarbeitet hatte.
So rührte der Verein bereits seit zwei Jahren mächtig die Werbetrommel, um auf ein bemerkenswertes Breitensportprogramm, beinhaltend 15 Wanderungen und weitere Veranstaltungen in den Disziplinen Radfahren, Schwimmen, Geocaching, und Inlineskating, hinzuweisen. Aus Wandersicht waren dabei drei Veranstaltungen besonders bemerkenswert und herausfordernd. Der Lahntalmarathon, der Moseltalmarathon und der Welterbemarsch “Auf den Spuren der Ritter” auf 60 Kilometer überwiegend entlang des Rheinsteiges von der Loreley bis nach Koblenz. 140 Kilometer in drei Tagen, klare Sache, dass ein derartiges Wanderevent eine dicke Vormerkung in der langfristigen Wanderplanung auslöste. Hoch war demnach die Erwartungshaltung und groß die Vorfreude auf eine erlebnisreiche und spektakuläre Veranstaltung, wohlweislich wissend, dass Koblenz ein ausgezeichneter Startort für vielfältige spannende Wanderexkursionen ist.
Mittwoch, den 6. Juni 2017 Lahntal-Marathonwanderung
Nach einer frühen Anreise erreichte ich zeitig um 05.30 Uhr das “Olympiazentrum”, die Rhein-Mosel-Halle in Koblenz. Mächtige Grußworte im Programmheft, von der Ministerpräsidenten über den Oberbürgermeister, über IVV- und DVV-Präsidenten lösten einen gewissen Respekt aus. Umso überraschender der erste Eindruck zu früher Morgenstunde. Dezent bis fast nicht zu bemerken der Außenauftritt. Zwei Nebenräume der großen Veranstaltungshalle waren für die Veranstaltung eingerichtet. Die groß angekündigte “Wandermesse” reduzierte sich auf eine Handvoll Anbieter im Foyer, die Anmeldeplätze noch verwaist, teilweise noch nicht hergerichtet – in einem Nebenraum wurde ein minimalistisches Frühstück, aus Sicht vieler Teilnehmer zu überteuerten Preisen, angeboten. Richtung 06.00 Uhr, den offiziellen Starttermin für die erste Marathonwanderung entlang der Lahn setzte langsam Betriebsamkeit ein, die Teilnehmer der Langstreckenwanderung holten ihre Olympiapässe ab, soweit dies noch nicht am Vortag, wo die offizielle Eröffnung stattfand, geschehen ist. Nach Auskunft waren mehr als 2.400 Teilnehmer aus dem In- und Ausland gemeldet. Beeindruckende Buttons, Wimpel und Stoffaufnäher an manch einem Rucksack verdeutlichten, dass hier erfahrene und erprobte Ausdauerwanderer am Start waren.
42 Kilometer im Lahntal, so der Wanderaufttag des Tages. Bei angenehmen vorfrühsommerlichen Temperaturen mit einem leichten Hang zur Tropfenbildung in den ersten Morgenstunden ging es zunächst über die Pfaffendorfer Brücke, den Rhein querend hienüber zum Koblenzer Ortsteil Pfaffendorf. Über das Bienhorntal aufsteigend, die B49 querend, führte die Passage auf den Qualitätssteig “Lahnwanderweg”. Oberhalb der Ruppertsklamm sollte bereits die zweite Kontrollstelle und Verpflegungsstation eingerichtet sein. Bereits an der ersten Station war keine Getränkeaufnahme möglich, die zweite Station war überhaupt nicht eingerichtet, obschon man ab 6.10 Uhr mit einem moderaten 5/kmh Schnitt unterwegs gewesen war. Hier offenbarten sich erstmals gravierende organisatorische Mängel. Bedauerlich für die Wanderer, die sich darauf verlassen haben, regelmäßig auf der Tour mit Getränken versorgt zu werden.
Wandertechnisch war die Strecke jedoch ausgezeichnet. Ein Panoramaweg, der ab und zu Blicke in das untenliegende Lahntal ermöglichte, schlängelte sich am Mehrsberg vorbei Richtung Geierkopf und vorbei am Mittelberg die Ortschaft Fachbach querend. Die Wegekennzeichnung ausnahmslos ausgezeichnet und selbsterklärend, so dass auch die ausländischen Teilnehmer ohne erkennbare Probleme die Strecke folgen konnten.
Nach knapp 20 Kilometern war die Kurstadt Bad Ems erreicht. Mit einem Schlenker unterhalb des Bismarck- und Concordiaturms hatte man Gelegenheit sich von oben eindrucksvoll über die exponierte Tallage von Bad Ems zu orientieren. Den Lahntalwanderweg folgend ging es hinab in das Kurareal, dort wo das imposante Kurhaus, welches 1715 als Nassauer Badehaus errichtet und heute als Hotel genutzt wird, die Lahnkulisse signifikant prägt.
Die Lahn querend passierten wir einige Herrschaftshäuser die mit prägenden Jugendstilelementen verziert waren, sowie die Rückseite der Russischen Kapelle, die an die russische Tradition in Bad Ems erinnert (der Zar und sein Hofstaaat logierten gerne in der Bäderstadt).
Der Rückweg war nicht zwingend wanderolympiadentauglich. 20 Kilometer Asphalt zurück nach Koblenz. Entlang des Lahnradweges, parallel der Lahn entlang nach Lahnstein, dort wo vis a vis von Burg Stolzenfels die Lahn im Rhein entwässert. Mag sein, dass es das Bestreben des Veranstalters war sich am Wasserverlauf der Lahn zu orientieren, jedoch aus der Wanderbrille betrachtet hätte man durchaus mutiger sein können und eine attraktivere Strecke, wenn auch hügeliger, auf der Rückpassage wählen können. Weiter ging es auf Teerstraßen den Rhein aufwärts die Horchheimer Brücke querend hinüber nach Oberwerth um entlang der Rheinlache nach 42 Kilometern und knapp 1.000 Höhenmetern die Rhein-Mosel-Halle zu erreichen. Mittlerweile hatte sich die beiden Säle gefüllt und offenkundig reichten die gebuchten Kapazitäten nicht aus, um die Besucher gebührend aufzunehmen. So wurde der erste Veranstaltungstag persönlich mit einem schwachen “befriedigend” verbucht.
Donnerstag, den 7. Juni 2017 Moseltal Marathonwanderung
“Sonne pur” Richtung Mosel, so die Aussichten die das Wetteramt in Offenbach prognostizierte. Jedoch dass selbst auf Kurzfristprognosen aus Offenbach kein Verlass mehr ist, bestätigte der morgendliche Frühstart. Koblenz war eingehüllt in einen dichten Wolkenverband, der zum frühen Morgenstart einen leichten Niesel brachte. So ging es zunächst südwärts, ein Brückenkonglomerat bei Oberwerth querend, dem Zubringerweg des Rheinburgensteigs folgend, aufwärts zum Rittersturz, einem geschichsträchtigen Ort der deutschen Geschichte. Nach einer Legende geht der Name des Aussichtspunkts auf einen Ritter zurück, der im Mittelalter die hier befindliche schroffe Felswand hinabstürzte. Einst befand sich hier eine Waldgaststätte nebst Bergbahn. In dem errichteten Hotel, welches in den 70er Jahren abgerissen werden mußte, berieten in der “Rittersturz-Konferenz”die Regierungschefs der Länder in den Westzonen Deutschlands – mit Ausnahme des teilautonomen Saarlands die Frankfurter Dokumente, in denen die westlichen Siegermächte ihnen am 1. Juli 1948 die Bedingungen für eine westdeutsche Staatsgründung genannt hatten.
Oberhalb der Burg Stolzenfels, vorbei an prähistorischen Gräberfeldern ging es in einem munteren auf und ab hinauf zum Kühkopf, dort wo der imposante Fernmeldeturm steht, der, wenn man auf dem Rhein unterwegs ist ein hervorragender Orientierungspunkt ist, um Lahnstein und Koblenz zu lokalisieren.
Parallel zur Hunsrückhöhenstraße ging es auf guten Wanderwegen vorbei an einer römischen Siedlung, dem Merkurtempel entlang des Pastorenpfades, um in einer weiten Schleife langsam einzuschwenken Richtung Wildgehege Remstecken. Die morgendlichen Wolken hatten sich mittlerweile verzogen und die Junisonne heizte den Koblenzer Stadtwald mächtig auf. Steigende Temperaturen und eine damit einhergehende hohe Luftfeuchtigkeit, die bei über 90 Prozent lag, forderten einmal mehr die Wanderer auf der Strecke. Sehr ärgerlich war dabei, dass die Helfer an den Kontrollstellen immer wieder vom Veranstalter in Stich gelassen worden sind. Oftmals mangelte es an Getränkenachschub, was bei diesen Temperatureinträgen bei Langstreckendistanzen nicht zumutbar war.
Herrlich jedoch die Streckenführung, hier bewies einmal mehr der Ausrichter sein erfahrenes Händchen im Umgang mit Streckenplanung und Kennzeichnung. Neue Blicke eröffneten sich in das liebliche Moseltal rund um Winningen/Güls. Vorbei an der Schedenschanze führten gut gangbare Wege hinab nach Moselweiß, um an der Staustufe Koblenz die hier besonders breit wirkende Mosel zu queren.
Nach einer kurzen Moselpassage ging es erneut über den Fluß, die Balduinbrücke querend zur Seele der Flüßestadt, dem markanten Deutschen Eck. Durch die Ansiedlung des Deutschen Ordens am Zusammenfluss von Rhein und Mosel im Jahr 1216 erhielt dieser Platz seinen Namen. Dem Zusammenfluss von Rhein und Mosel verdankt Koblenz auch seinen Namen – aus „Castellum apud Confluentes“, lateinisch für „das Kastell bei den Zusammenfließenden“ wurde im Laufe der Zeit der heutige Name Koblenz. Kurz nach dem Tode Kaiser Wilhelm I entstand die Idee, dem Kaiser, der nach drei Kriegen die vollendete Einigung Deutschlands herbeigeführt hatte, ein Denkmal zu setzen. Drei Jahre später, 1891, wählte Kaiser Wilhelm II., der Enkel des Verstorbenen, das Deutsche Eck in Koblenz als geeigneten Ort. Um Platz für das Denkmal zu schaffen wurde ein Nothafen zugeschüttet, der sich zu dieser Zeit an der Moselmündung befand. Somit enstand das Deutsche Eck in seiner heutigen Form.
Und hier hatte sich der Veranstalter ein Highlight für die Wanderschar einfallen lassen. Anlässlich der Bundesgartenschau 2011 wurde unweit des berühmten Platzes eine Seilbahn errichtet, die hoch hinauf zur gegenüberliegenden Festung Ehrenbreitstein führt. So hieß es für die Marathonwanderer kurz verschnaufen und die Aussicht genießen. Oberhalb der Festung ging es dann weiter, den Pfaden des Rheinsteigs folgen um von Osten kommend über die Pfaffendorffer Brücke wieder zum Olympiazentrum, der Rhein-Mosel-Halle zurückzukehren. Nach 40 Kilometern und 1.147 Höhenmetern endet eine herrliche Tour, die neue Perspektiven in die wunderbare Koblenzer Wanderlandschaft ermöglichte. Fazit des Tages: eine herrliche abwechslungsreiche Wandertour.
Freitag, der 8. Juni 2017 Welterbe Ultramarsch Rheinsteig
Welterbemarsch “Auf den Spuren der Ritter” so das Motto der spektakulärsten Wanderveranstaltung der Wanderolympiade. Pünktlich um 4.53 Uhr starteten rund 150 Langstreckenwanderer, davon die meisten bereits mit zwei Marathonwanderungen Richtung Lahn und Mosel vorbelastet, per Bahn nach St. Goarshausen, dort wo 25 Minuten später die Wanderschar per Bus zum Loreleyplateau hochgefahren wurde.
60 Kilometer von der Loreley zurück nach Koblenz, zumeist auf den herrlichen Pfaden des Rheinsteigs, so die Mission für die Wanderschar. Kenner des Rheinsteigs waren sich auch der zusätzlichen Belastung gewahr, steile Steigungen und steile Abgänge – so das Kernprofil eines der schönsten Wandersteige Deutschlands. Einzig die Wettervorhersage lag wie ein Schatten über diesen Wandertag. Eine schwere Gewitterfront prognostizierten die Wetterfrösche aus Offenbach, ein Aspekt der natürlich auch in der Vorbereitung und Einrüstung für diesen Trail über dieses Wanderevent lastete.
Gestartet wurde bei besten Wetterkonditionen gegen 5.45 Uhr am Parkplatz des Loreleyplateaus. Vorbei an der Siedlung Loreley wurde die Fährte Richtung Rheinsteig aufgenommen. Durch den Weiler Heide, die bekannte Burg Katz, historisch exakt als Burg Neukatzenelnbogen bezeichnet, die sich heute im japanischen Privatbesitz befindet und nicht besichtigt werden darf (ursprünglich sollte das Gemäuer für japanische Touristen als Hotel umgebaut werden) ging es steil hinab nach Hausen. Rege der rheinische Schiffsverkehr zu früher Morgenstunde und schön anzuschauen das gegenüberliegende Sankt Goar.
Wo es steil abwärts ging, ging es auch steil wieder aufwärts, die frühe Morgensonne heizte kräftig ein und in den schieferbewehrten Hängen sammelte sich auch schon zu früher Stunde die Hitze. Bereits in der ersten Wanderstunde floss kräftig der Schweiß. Am obigen Aussichtspunkt, wo die erste Kontroll- und Getränkestation eingerichtet sein sollte, herrscht gähnende Leere – eine absolute Zumutung für die Teilnehmer, die unterwegs auf einem anspruchsvollen Trail, bei sommerlichen Temperaturen auf eine adäquate Getränkeversorgung angewiesen waren, wobei bei eingefleischten IVV-Wanderern vermutlich die fehlende Möglichkeit einen Stempel einzuholen, wesentlich schwerer wog.
Ungeachtet dessen entschädigte allemal der Blick auf das Weltkulturerbetal. So ging es, dem Rheinbogen bei Rhein-Kilometer 557 folgend weiter zur Burg Maus, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Zeit für eine Besichtigung war per se nicht vorhanden, auch unter dem Aspekt, dass die regenfreie Zeit noch genutzt werden sollte, um etwas Strecke zu machen – auch wenn natürlich der Wandergenuß nicht zu kurz kommen darf.
Wo eine Burg ist, ist auch eine unmittelbare Talsenke und die nächste Ortschaft angesiedelt. So auch hier. Steil hinab nach Wellmich und hinauf Richtung Sachenhäuser Wald. Im nachfolgenden Abschnitt wurde der Rheinsteig verlassen, um im 60-Kilometer-Korridor zu bleiben. So ging es auf gut ausgebauten Wirtschaftswegen hinüber nach Prath und Lykershausen. Zumindest an der zweiten Kontrollstelle konnte Wasser aufgenommen werden, jedoch an der dritten Stempelstation standen nach 15 Kilometer nur noch zwei mit Wasser gefüllte 0,1l Winzergläschen!!! bereit. Wohl dem, der sich noch mit eigenen Wasservorräten versorgen konnte.
Weiter führte die Passage zwischen Lahnsteinwald und Kesterterwald Richtung Kamp-Bornhofen um auf der Höhe von Boppard an der markanten Schleife bei Osterspai einzuschwenken. Ein kurzer Regenguß, der das Wort Schauer nicht zwingend verdiente, hatte dabei einen eher erfrischenden Charakter. Rasch setzte sich die Sonne wieder durch und satte Cumuluswolken unterlegten das Rheinszenario in einer spektakulären Art und Weise.
Herrlich zu begehen war der nachfolgende Abschnitt. Zunächst wurde das Kamphbauser Feld umrundet, um Osterspai links liegend lassen, den Traumpfaden des Rheinsteiges wiederum zu folgen. Auf den Weg in die Talpassage des Dinkelholder Baches, dort wo am Saubrunnen eine Raststelle eingerichtet war, hatten erbärmliche Kreaturen die Wegekennzeichnung des Wandertrails mutwillig entfernt, was insbesondere bei den ausländischen Wanderfreunden für Verwirrung sorgte. So machten einige Teilnehmer kehrt, im Glauben, auf dem falschen Pfad zu sein. Drei Belgier und eine Amerikanerin konnte ich durch gutes Zureden überzeugen, der Rheinsteigkennzeichnung Richtung Braubach zu folgen.
Der Wegeverlauf am Spayerbogen – schlichtweg ein Wandertraum. Herrlich knorrige Wurzelpfade, felsdurchsetzt, dichtbewachsen – ein Wandererlebnis vom Feinsten. Bei Rheinkilometer 579 hatte man einen spektakulären Ausblick auf die untenliegende Marksburg und das am Rhein gelegene noch tiefere Braubach. Die Marksburg ist übrigens die einzige nie zerstörte Höhenburg am Mittelrhein – bestens in Schuß- und durchaus beeindruckend, wenn man per Fahrzeug, Bahn, oder Schiff entlang des Rheines fährt. Aber auch hier galt – Besichtigung, zumindest heute, zeitlich nicht drin.
Eine sehr steile Passage führte hinab nach Braubach – und eine gefühlt noch steilere Passage hatte man zu absolvieren, wenn man die Rheinsteigspassage Richtung Lahnstein weiterverfolgt. Nach mehr als 40 Kilometer führt ein regelrechter Mörderanstieg bei Temperaturen oberhalb von 23 Grad real, und gefühlt 32 Grad hinauf nach Lahnstein auf der Höhe. Oben angekommen konnte man sich gewahr sein – ab nun geht es nur noch abwärts. Als Perspektive diente auch das altvertraute Szenario der letzten beiden Wandertage. Die Lahnecke rechter Hand, der Blick Richtung Moseltour zur Linken und geradeaus der Ausblick zum Tagesziel – Koblenz. 15 Kilometer als geruhsamer Auslauf, so die Perspektive. Verlaß auch auf die gewohnte Unzuverlässigkeit der Offenbacher Wetterprognosen. Wurden drei Stunden vor Start noch schwere Gewitter prognostiziert, so lösten sich die Gewitterzellen scheinbar im Nirwana auf. Mit Ausnahme eines kurzen knackigen Regengusses wenige Kilometer vor dem Ziel in Koblenz war das Wetter durchgängig ausgezeichnet.
Von Lahnstein auf der Höhe führte die Passage an Burg Lahneck vorbei auf altbekannte Pfade. Die restlichen acht Kilometer waren identisch mit dem Streckenverlauf des ersten Wandertages an der Lahn. Zwar komplett mit Asphalt unterlegt, jedoch steigungslos und geruhsam auslaufend. Nach insgesamt 58 Kilometern und mehr als 1.700 Höhenmetern war das Ziel in Koblenz erreicht. Tagesfazit: Der Welterbemarsch – eine ausgezeichnete Idee und ein sagenhaftes Wandererlebnis für die Teilnehmer.
Reflektiert man die Veranstaltung in toto so schlagen zwei Herzen in der Brust. Ein engagierter Wanderverein hat sich der Herausforderung gestellt eine Internationale Wanderolympiade auszurichten. Die Infrastruktur war hierzu hervorragend. Eine traumhafte Region, mit vielfältigsten Wandermöglichkeiten, wobei orientiert an den Flußverläufen Lahn, Mosel und Rhein eine thematische Fixierung vorgenommen wurde, was insgesamt gut gelungen ist. Die Streckenplanung und Wegekennzeichung wurden in bewährter Art und Weise ausgezeichnet umgesetzt (die Asphaltpassage am Lahn zwischenzeitlich auch verdaut). Mit deutlichen Schwachstellen jedoch behaftet die ablauforganisatorische und logistische Umsetzung der Veranstaltung. Aus vielen Ecken des Bundesgebietes unterstützten Helfer von befreundeten Wandervereinen den Veranstalter. Die Helfer waren hoch engagiert, wurden aber oftmals im Stich gelassen, waren nicht ausreichend gebrieft und wurden logistisch nur unzureichend unterstützt. Festzuhalten bleibt, dass der rührige Verein “Schnelle Füße Koblenz” mit dieser Veranstaltung deutlich überfordert war. Den hehren Worten des DVV-Präsidenten im Grußwort des Programmes “Der Deutsche Volkssportverband und sein Mitgliedsverein werden sich mit allen Kräften bemühen ein unvergessliches Wandererlebnis zu bereiten..” kann man keinen Glauben schenken. Ein Verein, der über eine zweistellige Mitgliederzahl verfügt bedarf einer tiefgreifenden Unterstützung in jeglicher Hinsicht. Hier wäre ein Deutscher und der Internationale Verband gefordert gewesen. Man ist geneigt sich fremdzuschämen über die mangelhafte Unterstützung durch die entsprechenden Verbände und das Bild dass der Deutsche Volkssportverband und die Stadt Koblenz gegenüber den vielen ausländischen Mitwanderern, die aus aller Herren Ländern kamen, abgegeben hat. Dank allemal und insbesondere an alle Helfer und Unterstützer, die trotz der eklatanten Mängel, in den Bereichen Organisation, Logistik, Ausgestaltung des Olympiazentrums, die Fahne hochgehalten und mit sehr viel Einsatz und Herzblut die Veranstaltung gut zu Ende gebracht haben und die sich den Unmut vieler Wanderfreunde haben anhören müssen, obschon sie selbst in Stich gelassen wurden.
Was bleibt am langen Ende? 140 außergewöhnliche Wanderkilometer bei knackigen 3.900 Höhenmetern in einer herrlichen Wanderregion und die Zuversicht, dass die Koblenzer Wanderfreunde wieder die Kurve kriegen und anknüpfen an ihre hervorragenden Veranstaltungen, wie beispielsweise im Oktober diesen Jahres, wo wiederum eine interessante 50-Kilometer-Wanderung im Rhein-Moseleck ansteht.
Als zwei der”kleinen”und teilweise kräftig “geohrfeigten Helferlein” der Volkssportolympiade bedanken wir uns für einen äußerst interessanten und vor allem FAIREN Bericht, der die Helfer rehabilitiert. Bestimmte Funktionäre sollten sich ein Beispiel nehmen. Von denen hört man gar nichts mehr …