Darmstadt, den 18.02.2013 – Für Bahnfahrer eine alltägliche Strecke – für Wanderer dagegen eine Herausforderung, zumindest was die Streckenplanung anbelangt. Gestartet wird in Darmstadt am 1910 errichteten Wasserturm, ein Relikt aus der Jugendstilzeit. Richtung Weiterstadt vorbei am JVA-Prachtbau über Büttelborn, Groß-Gerau rechts liegend lassen, das Hessische Ried querend geht es weiter Richtung Trebur, Astheim, der Nonnenaue entlang auf einem Damm wandernd nach Ginsheim. Die A-60 Mainbrücke querend begrüßt das Heidelberger Cementwerk in Mainz den Wanderer, der von hier aus noch fünf Kilometer bis zum Dom in der Innenstadt entlang des Rheins zurückzulegen hat. Fürwahr keine Strecke für Alpinisten sondern eher für Flachland-Indianer die einen anständigen Konditionsmarsch auf Marathonniveau als Herausforderung suchen. Dem erschöpften Wanderer sei durchaus angeraten beim Eisgrubbräu in der Weissliliengase einzukehren, bevor man die Heimfahrt auf bewährter Strecke via Bahn antritt.
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(DA)rmstadt – eine Entdeckungstour
“Darmstadt steht bei Fremden im Rufe, langweilig und steif zu sein”, schrieb Georg Volk in seinem in 1900 erschienenen Buch “Der Odenwald und seine Nachbargebiete”. 111 Jahre später wurde Darmstadt im Buch “Der Abreiseführer: 88 Städte, die sie unbedingt verlassen sollten” gelistet. Die verheerende Brandnacht im September 1944, zerstörte seinerseits 99% der Altstadt. Zahlreiche Bausünden in den Nachkriegsjahrzehnten führten dazu, dass sich die Stadtmitte nicht gerade zu einer innenstädtischen Perle entwickelte. Selbst in aktuellen Stadtführerm tut man sich schwer einen zusammenhängenden roten Faden herauszuarbeiten. Grund genug im Rahmen einer Erkundungstour die wahren Schätze der südhessischen Großstadt zu heben. Neben München entwickelte sich Darmstadt um 1900 zum Zentrum des deutschen Jugendstils. Vielschichtig sind die Spuren die “Art noveau” in der ehemaligen Residenzstadt hinterlies. Gestartet wird am Jugendstilbad, welches in 2005 aufwändig restauriert wurde und mit einem Sonderpreis für die Belebung historischer Badekultur ausgezeichnet wurde. Schon von außen sind die typischen Jugendstilelemente zu erkennen. Vom Badehaus geht es weiter zur innerstädtischen Badewanne, dem Woog. Das ehemalige Wasserreservoir wird seit über 100 Jahren als Freibad genutzt. Bereits Goethe soll hier nochmals 100 Jahre zuvor in diesem Gewässer nackt gebadet haben. Weiter geht es Richtung Paulusviertel, vorbei am Alten Friedhof, dort wo historisch und künstlerisch bedeutsame Grabstätten des 19. und 20. Jahrhunderts zu besichtigen sind. Im Paulusviertel entdeckt man immer wieder historische Bauten, teilweise aufwändig restauriert, teilweise marode mit herrlichen Jugendstilelementen. Besonders markant ist der Paulusplatz mit der dort angesiedelten Pauluskirche. Das Paulusviertel alles in allem ein sehenswertes Viertel mit einer Vielzahl [read more…]
Lutherweg 1521 Alsheim – Nauheim
Alsheim, den 15. Januar 2017 Ob Luther mit seinem Troß auf dem Weg nach Eisenach bereits durch die berühmten Alsheimer Lößhohlwege schreiten konnte ist nicht überliefert. Man ertappt sich jedoch immer wieder, dass man geneigt ist gedanklich 500 Jahre zurück zu springen um für sich zu ergründen, wie damals die Region hier ausgesehen haben könnte. Alsheim gab es schon damals, sogar vor der Reformation mit zwei Kirchen ausgestattet. Das jetzige Fachwerksrathaus wurde erst 200 Jahre später errichtet und vom Anblick des weithin sichtbaren Atomkraftwerks Biblis blieb der Reformator glücklicherweise verschont. Was sind schon 500 Jahre, wenn der Halbwertszeit von Plutonium 239 immerhin 24110 Jahren beträgt. Da in Rheinland-Pfalz die Lutherwegsbeschilderung noch nicht fertiggestellt ist, folgt man zunächst den Rheinterassenweg um nach einigen Kilometern auf die Kirchenruine St. Magdalena in Hangen-Wahlheim zu stoßen, die vermutlich im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Bereits von hier aus kann man auf das drei Kilometer entfernte Guntersblum hinabblicken . Auch wenn der Lutherweg offiziell oberhalb von Guntersblum entlang des Rheintgerassenweges verläuft, lohnt allemal ein Abstecher in das 4.000 Seelen zählende Weinstädtchen. Bemerkenswert sind die beiden markanten Türme der evanglischen Kirche. Der Stil derartiger achtseitiger Gewölbe auf quadratischem Grundriss wurde vermutlich in Persien erfunden, so dass man sie auch Sarazenentürme nennt. An allen Ecken der Kommune spürt man dass es sich hier um eine weinselige Region handelt. Winzerhaus an Winzerhaus reiht sich aneinander, wenn man durch den Altstadtkern schlendert. Nördlich von Guntersblum führt die Passage wiederum aufwärts in die Wíngerte. Hinter dem Römerturm, mit der Morgensonne im Rücken,eröffnet sich eine [read more…]
Von Welterbe zu Welterbe
Südhessen, 10. Juli 2021 – Von Welterbe zu Welterbe, ein UNESCO Global Geoparkgebiet querend, und einer Stippvisite bei einem potentiellen UNESCO-Weltkulturerbe-Kandidaten. Klingt ungewöhnlich, findet man auf keinem Wanderplan, liegt vor der eigenen Haustüre und bietet sich förmlich an erwandert zu werden. Als Gralshüter der Welterbestätten hat die UNESCO als Sonderorganisation der Vereinten Nationen insgesamt 1.121 Weltkulturerbe- beziehungsweise -naturerbestätten gelistet. Ich starte an der Weltkulturerbestätte Grube Messel, über die schon an anderer Stelle auf diesem Blog (Exkursion zur Grube Messel) berichtet wurde. Daher ist es an diesem Tage auch zu verschmerzen, dass die Aussichtsplattform der Grube erst mit Eröffnung des Besucherzentrums ab 10:00 Uhr, (aus Wandersicht am frühen Mittag) erfolgt. Einzig die Schlote des benachbarten Ytongwerkes dampfen schon am frühen Morgen. 1949 erwarb das frühere Ölschieferförderwerk des IG-Farben-Konzerns in Messel die ersten Ytong-Lizenzen aus Schweden, zwei Jahre später entstand hier das erste deutsche Ytong-Werk, das zum Ausgangspunkt für die europäische Expansion des Porenbetonstein wurde. Und seit 1995 ist die ehemalige Ölschiefergrube, die ursprünglich sogar als Müllgrube verfüllt werden sollte, als erste Weltnaturerbestätte Deutschlands in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden, dank der einzigartigen Fossilien, die man hier gefunden hatte. Über den vom Odenwaldklub angelegten Ölschieferpfad geht es vorbei an der Grube Prinz von Hessen, heute ein beliebter Badesee, über die Scheftheimer Wiesen durch das Oberfeld zur größten Stadt Südhessens, Darmstadt, die auch als nationales Zentrum des Jugendstils gilt. Darmstadt – seit 1997 vom hessischen Innenministerium als Wissenschaftsstadt geadelt, zählt national und international zu den bedeutendsten Stätten der Jugendstilbewegung, die sich Ende der 1880er [read more…]
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