Bad Nenndorf, den 15. Juni 2023 – Selten hat man Gelegenheit eine spannende Scout-und Explorertour über längere Distanzen anzugehen. Keine Frage, das Wanderthema ist verlockend, und die Koordinaten beeindrucken. 1.116 Kilometer unterlegt mit insgesamt 26.500 Höhenmetern – mehr oder minder zusammenhängend über wesentliche Anhöhen der deutschen Mittelgebirgslandschaft. Ein Weg, den es noch nicht gibt, jedoch irgendwann geben könnte. Unterwegs auf bestehenden Pfaden, die in dieser Art und Weise noch nicht verknüpft und erstmals gebündelt wurden, unter der Überschrift “Deutscher Mittelgebirgs-Trail”.
Entwickelt wurde diese spannende Idee von Frank Gerbert, seines Zeichens Geologe, Germanist, Journalist und Buchautor, der auf den bestechenden Gedanken kam eine Wanderroute quer durch Deutschland zu konzipieren, um die Deutschen Mittelgebirge unter die Wandersohle zu nehmen. In 2022 veröffentlichte Gerbert ein Buch mit dem Titel “Auf stillen Wegen vom Schwarzwald bis zum Harz – 1100 Kilometer durch eine alte Kulturlandschaft” – per se eine ideale Steilvorlage für alle Wanderbegeisterten die sich fernab der steigungslosen Ebenen für eine lebendige Streckentextur begeistern können. Grund genug den Faden aufzunehmen um im Rahmen eines neuen Wanderprojektes die konzipierte Route durch deutsche Mittelgebirgslandschaften unter die Wandersohle zu nehmen.
Zwei Dinge zur Einstimmung:
1. In Deutschland gibt es insgesamt vierzig Mittelgebirge (wobei die Frage “Was ist eigentlich ein Mittelgebirge?”) noch zu beantworten ist. Frank Gerbert hatte für sich bestimmte Auflagen entwickelt. Es sollte der maximal südlichste Mittelgebirgspunkt mit dem maximal nördlichsten Mittelgebirgspunkt verbunden werden, wobei der Geologe grundsätzlich die deutschen Mittelgebirge als ein großes Gebirge betrachtet. So entwickelte der “Landkartentüftler” eine Route von Waldshut an der Schweizer Grenze bis nach Bad Nenndorf, die er selbst von Süd nach Nord unter die Schuhsohle nahm.
2. Die Parameter des Autors werden nicht in Frage gestellt, jedoch zur Abwechslung wird dieser Trail vom nördlichsten Punkt der Deutschen Mittelgebirgsschwelle, dem Nordabhang des Deisters bei Hannover, der als Bestandteil des östlichen Weserberglands quasi die Vorhut zum Harz bildet, gestartet.
Trail 1: Bad Nenndorf – Springe
Das erste Schild was mir just gegenüber dem Bahnhof von Bad Nenndorf auffällt ist ein Wanderzeichen des Hannoverscher Wander- und Gebirgsverein. Zweifelsohne, die Fährte die Gerbert gelegt hat scheint schlüssig zu sein, denn wo es im platten Hannover einen Gebirgsverein gibt, sollte es auch Gebirge geben, auch wenn sie “nur” Mittelgebirgsniveau aufweisen. Die Kurstadt, die ihren Status den heimischen Schwefelquellen verdankt wirkt sehr aufgeräumt, fast schon steril. Durch die Kuranlagen geht es weiterführend durch eine außergewöhnlichen Süntelbuchenallee, die bereits vor mehr als einhundert Jahren angelegt wurde, bevor im Anschluss der erste Mittelgebirgszug namens Deister von der nordwestlichen Seite in Angriff genommen wird.
1883 ursprünglich als Verkehrs- und Touristenverein gegründet entwickelte sich der Verein nach Zusammenschluss mit dem Niedersächsischen Wanderverbund zum Wander- und GebirgsvereinBad Nenndorf – durchgestylt in vielfacher HinsichtDas Schmuckkästchen der Kurstadt -das Grandhotel Esplanada. 1906 ursprünglich als “Neues Großes Badehaus” im Rokokostil errichtet…und drei Jahre später wurde ein Theaterhaus im, für damalige Zeiten progressiven, Jugendstil errichtetKnorrig der Wuchs der seltenen Rotbuchenvariante. Süntelbuchen beeindrucken durch gewundene Verästelungen und wachsen mehr in die Breite als in die Höhe. Äste, die den Boden berühren, können Wurzeln bilden. So sind viele der hier zu sehenden Bäume aus bewurzelten Ästen entstanden.Rund 20 Kilometer lang und vier Kilometer breit ist der bis zu 404 Meter hohe Höhenzug Deister. Der Höhenweg gen Springe ist mit vier Einkehrstationen im Gebirgszug gespickt. Sicherlich auch ein zusätzlicher Anreiz für Wanderer und Radler aus der 30 Kilometer entfernten Landeshauptstadt
Die Wirtschaftswege durch den Deister sind formidabel angelegt und die Steigungen selbst sind moderat, so dass der nördlichste deutsche Mittelgebirgsberg, der 405 Meter hohe Bröhn, dort wo zahlreiche Masten der Flugsicherung sowie ein Aussichtsturm die Anhöhe markieren, auch für norddeutsche Flachlandaspiranten ohne größere Anstrengungen erklommen werden kann. Ob von der Rodenberger Höhe, dem Nordmannsturm am Reinekensiekskopf oder dem Annaturm auf der höchsten Anhöhe des Deisters – die Weitblicke in das Weserbergland und dem weiteren Umfeld beeindrucken.
Selbst auf dem Weg zum Gebirgszug Deister wird in puncto Landschaftsgestaltung auf hohen Niveau gearbeitet..und just vier Kilometer nach Start könnte man sich schon in der Mooshütte stärkenZwischen Sizilien und Nordkap………Zweifelsohne -der Niedersachse denkt in größeren Dimensionen…….Blick vom Deister in das Weserbergland mit seinem wohlgefälligen sanfthügeligen LandschaftsprofilIm Deister gab es sogar eine Burg – die Heisterburg, ursprünglich vor 1.100 Jahren vermutlich als Kloster gegründet. Heute sind nur noch einige wenige Steinreste sichtbarPrägnanter vertreten sind hingegen zahlreiche Grenzsteine, mit der verewigten Jahreszahl 1602 und dem Hannover Stadtwappen. Einst verlief hier die Hannoversche HeerstraßeAn der Alten Taufe – der hintere Stein, vermutlich ein Tauf- oder Opferstein wird auch als Namensgeber für den in der Region gebräuchlichen Ausdruck “über den Deister gehen” angesehenGemäß Landesforst gibt es im Deister drei legale Mountainbike-Trails und rund 60 verbotene Strecken. Jedoch Schilder werden häufig abgebaut, Barrieren umfahren, Teilweise haben Radartisten schon mit dem Bagger durch dichtes Gebüsch Schneisen gezogenModell Sparta – eine reduzierte Steh-Version eines JägersitzesGerade einmal 76 Steinstufen führen hoch zum 19 Meter hohen NordmannsturmUnd am Horizont entfaltet sich in südwestlicher Richtung der Teuteburger WaldUnterhalb des Turms können Tagesgäste eine zünftige fruchtweinzentrierte Probe abhaltenVom höchsten Gipfel im Deister wird der norddeutsche Luftraum überwachtBereits der sechste Annaturm der hier steht. Zwar ist die Betonröhre pottehäßlich jedoch die 360 Gradausblicke sind gigantisch. Bei bester Wetterlage kann man den Brocken, das Steinhuder Meer, das Calenberger Land, den Großraum Hannover sowie das Weserbergland ausmachen. Hilfreich wäre eine Beschriftung an der Aussichtsplattform, damit man als Gebietsfremder eine Orientierungsgröße hätte…Vom höchsten Punkt, dem Bröhn, geht es durch das NSG Köllnischfeld abwärts gen SpringeEin Alien im Deister????????????Eine Steilvorlage für eine künftige Wegekennzeichnung – der DMT – ein neuer Stern in der Wanderwelt?
Ursprünglich hat Frank Gerbert die Streckenführung von Springe aus direkt aufwärts zum Deister eingeplant, jedoch es bietet sich aus dem Fokus eines Nord-Südbegehers eine interessante Erweiterung an. Vom 393 Meter hohen Hirschköpfe wandert man ostwärts zum sechs Kilometer entfernten , einem markanten Punkt. Hier hatte ein gewisser Carl Friedrich Gauß just vor 201 Jahren erstmals Gradmessungen durchgeführt. Heute erinnert ein historischer Vemessungspfeiler an die historische Pionierarbeit, ohne die es heute kein GPS geben würde. Außerdem hat man von dieser Anhöhe einen schönen Blick auf den Großraum Hannover, bevor es abwärts in die erste Übernachtungsstation nach Springe geht.
Gen Kalenberg wird es mit Borkenkäferunterstützung auch schon kahlAm Gaußschen Dreieckspunkt Deister IAls Professor Gauß hier seine Messinstrumente einsetzte, lebten in Hannover gerade einmal 17.000 Menschen……….Baumsicherung mit Waffengewalt….Der Marktplatz von Springe – hier prägen zahlreiche Fachwerkhäuser den Ortskern
Trail 2: Springe –Lauenstein
Wenn man einen Weg in umgekehrter Richtung wie vorgeschlagen wandert so eröffnen sich durchaus alternative Sichtweisen und Entdeckungsmöglichkeiten. So auch auf dieser Etappe. Vom Marktplatz in Springe aus verlasse ich die Ortschaft in südöstlicher Richtung durch die historische Kaiserallee zum Jagdschloss Springe zu wandern. Einst jagten hier Kaiser und Könige, denn bereits 1837 richtete hier ein gewisser König Ernst August von Hannover eine Staatsjagd ein, und fortan wurden im zweijährigen Rhythmus im angrenzenden Saupark Treibjagend abgehalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ballerten bis 2013 niedersächsische Präsidenten mit Staatsgästen und Honoratioren auf das hier eingepferchte Wild. Der Saupark selbst befindet sich dabei auf dem Mittelgebirgszug dieser DMT-Tour durchquert wird.
Start am historischen Marktbrunnen in SpringeHeimatgeschichte – wie auch immer interpretiert – auf der KaiseralleeDie Allee wurde 1856 vom Hannoverschen Königshaus angelegt damit die illustre Jagdgesellschaft über eine standesgemäße Wegeführung zum Jagdschloss Saupark kutschiert werden konnteHeute ist im Jagdschloss ein Museum untergebracht und nebenan ist das niedersächsische Forstamt ansässigAcht Tore, die für Fußgänger rund um die Uhr geöffnet sind, ermöglichen den Zugang zum vierzehn Quadratkilometer großen Saupark. Jedoch wird zur Wildschonung empfohlen den Park bei Einbruch der Dunkelheit nicht zu betretenAn dieser Kastanie wurden nach dem Krieg mehrere Tritteisen eingeschlagen und Stahlseile, die zum Teil eingewachsen sind um den Baum gewickelt. Spuren aus einer Zeit als hier eine Offiziersschule der britischen Besatzungstruppen ansässig warWeiße Rehe sieht man sehr selten. Der Aberglaube besagt, wenn ein Jäger ein weißes Tier erlegt, überlebt er das Jahr selbst nichtAus Respekt vor den Waldbewohnern sollte man tunlichst auf den Wanderwegen bleibenUnd wenn bis auf ein weißes Reh kein weiterer Bewohner gesichtet wird, bietet der Laubmischwald genügend AnschauungsmaterialDie 16 Kilometer lange Sauparkmauer ist das größte niedersächsische Denkmal. Zur Errichtung wurde Jura-Kalkstein verwendet , der in Steinbrüchen der Umgebung abgetragen wurde
Nach zehn Kilometern ist der Kleine Deister, der zweite Mittelgebirgszug der DMT-Tour gequert, und man hat Salzburg erreicht, eine kleine Ansiedlung am Rande des Osterwaldes, die 1733 von evangelischen Auswanderern, die aus dem Berchtesgadener Raum stammten, gegründet wurde. Vom Kleinen Deister wandert man hinüber zum Ith, der mit einer Länge von zweiundzwanzig Kilometern der längste Klippenzug Norddeutschlands ist. Einmal mehr zeigt sich wie akribisch der Wegeentwickler Frank Gerbert den Verlauf des Deutschen Mittelgebirgs-Trails geplant hat. Zunächst wird vor dem Ith-Anstieg der Flecken Coppenbrügge gequert, dessen historischer Name Coppe auf Kuppe, Gipfel oder Spitze hindeutet. Angesichts der Lage am Rande des Ith eine durchaus nachvollziehbare Deutung.
Starker Auftritt. Wenn der Großvater seinen Enkel die herrliche Waldregion näher bringt…….Gefühlt angekommen am Deutsche Mittelgebirgs-Trail. Hier oben, kurz vor Salzburg, eröffnet sich eine Sichtachse, die am Horizont im Upland auslaufen sollte. So reiht sich ein Mittelgebirgszug an den anderenJetzt fehlen nur noch Salzburger Nockerln und MozartkugelnMan könnte auch einmal über eine Schindelwanderung nachdenken. So findet man wie hier in Coppenbrügge teilweise gewagte FassadengestaltungenDie Reste der Burg Coppenbrügge. Und Umweltferkel werden hier gnadenlos eingetaucht…..Drei Top-Wanderwege. Der co2-Weg (genial vom Coppenbrügger Land verarbeitet), der 82 Kilometer lange Ith-Hils-Rundweg, ein ausgezeichneter Qualitätswanderrundweg, und natürlich der spektakuläre Deutsche Mittelgebirgs-Trail…….
Moderat geht es von der Ortschaft Coppenbrügge aufwärts, hinauf in eine wunderbare Felsenlandschaft. Am Saubrink/Obernberg setzt die felsige Einstimmung in der Teufelsküche ein und schreibt sich im Verlaufe der Ith-Kammwegswanderung am Mönchstein, der Spinnenwand, dem Krötenkopf und den Bisperoder Klippen fort. Das Highlight dieser Tour ist natürlich der Ithturm am Lauensteiner Kopf. Alles in allem – hier ist wandern auf hohem Niveau angesagt.
In der Teufelsküche. Eine hier vermutete Höhle war einerseits Bergheiligtum im Mittelalter und für Fatalisten der Eingang zur HölleSage hin – Sage her – das Gebiet ist einfach höllisch schön…..Die eindrucksvollen Felsformationen bestehen aus Korallenoolith – einem ehemaligen Korallenriff im JurameerBlick hinüber zum Kleinen Deister, der am frühen Morgen durchwandert wurdeIrgendwo zwischen Adam und Eva und der TeufelskücheWandern auf hohem NiveauIm Herbst ist dieser Weg sicherlich auch eine absolute Bereicherung…Auch am Ith kann man vereinzelt schon Kronenverlichtung beobachtenKeine Waldwirtschaftswegautobahnen sondern echte NaturpfadeUnd plötzlich steht man vor dem Ithturm.. der die Höhenmeterbilanz um 14 Meter nach oben schraubt. Irgendwo da hinten am Horizont liegt eine Stadt, die es angeblich nicht gibt. So beteiligten sich in 2019 mehr als 2.000 Menschen an einem Wettbewerb des Bielefelder Stadtmarketings, der ein Preisgeld von einer Millionen Euro auslobte um die Nichtexistenz der Stadt zu beweisen. Unglaublich aber wahr….Preisgeldrelevant wäre auch ein Projekt wer für die unten liegenden Kornkreise tatsächlich verantwortlich ist…..Ansonsten kann man auf dem Ithturm Gedanken und Blicke auf das Herrlichste schweifen lassen…….
Vom Ithturm geht es abwärts gen Lauenstein. Ursprünglich sieht der Wegeverlauf eine Schleife über die mehr oder minder eingewachsenen Steinreste der ehemaligen Burg Lauenstein vor. Ich verzichte auf die Gesteinssbrockenansammlung und wähle stattdessen eine gut gangbare erweiterte Abwärtsschleife nach Lauenstein, der zweiten Übernachtungsstation.
1912 wurde der Ithturm errichtet. Nach Fertigstellung besichtigte ein „Präsident“ den Turm. Im Andenken an diesen Besuch wurde die Präsidentengrotte eingerichtet. Jedoch selbst die betagte Pensionswirtin in Lauenstein konnte keine Auskunft geben, um welchen “Präsidenten” es sich hier handelte.Ausgeblühter Bärlauch. Hier auf dem Ith kann man im April zentnerweise den Bärlauch herausschleppen
Trail 3: Lauenstein – Grünenplan
Waren die ersten beiden Touren schon beeindruckend, so toppte dieser Tag die vorhergehenden. Sechzehn Kilometer auf dem Ithkammweg, der in seiner Textur pures Wandervergnügen verspricht. Teilweise schmalste Pfade, sporadisch eingewachsen, fels- und wurzeldurchsetzt, bereichert mit natürlichen Hindernissen wie umgestürzte Bäume und verstreutes Totholz – kurzum ein Wanderabenteuer vom Allerfeinsten. Als Dreingabe gibt es noch eingestreute Felsformationen und als Highlight die Lüerdissener Klippen, das wohl am stärksten besuchte Kletterareal Niedersachsens. Spannend auch die Erkenntnis dass mir an einem Samstag! auf diesem fantastischen Kammweg kein einziger Wanderer begegnete, jedoch im Klettergebiet Hochbetrieb herrschte. Sicherlich mögen auch die Temperaturen hart an der 30-Grad-Marke hierbei eine Rolle gespielt haben.
Start in Lauenstein. Während die Obrigkeit, wie hier am ehemaligen Amtsgericht, in feudalen Steinbauten residierte, prägen einfache Fachwerkständerbauten das Erscheinungsbild der OrtschaftNiederlande-Harz-Weg! Ein Teilabschnitt des Europäischen Fernwanderwegs E11 der von Hoek von Holland bis nach Tallinn führt Bereits nach 1,5 Kilometer ist der Ith-Kammweg von Lauenstein aus erreichtGrob-Grobrichtung Detmold……………Allerfeinste Pfade auf dem IthkammwegKeine Steighilfe sondern taktische ZunderschwammverteilungVorbei am Felsentor….…und nach zwei weiteren Kilometern steht man an der Felsgruppe HammerlustHier gilt nur eine Devise – innehalten und Ausblicke genießen. Einziges Manko auf dem Kammweg – lediglich eine einzige Hütte war nach elf Kilometern als Sitzgelegenheit verfügbarOb im Odenwald, im Pfälzer Wald, am Goldsteig oder am Ith – solche Strecken sind immer wieder schön….Ein spektakuläres Feldgebiet – die Lüerdissener Klippen……mit spannenden Felsformationen..und hier können Kletterfreunde bestens trainieren
Irgendwie ist man schon enttäuscht, dass bei Holzen-Ith der sechzehn Kilometer lange Kammweg zu Ende ist. Im Nachgang betrachtet wäre auch eine durchgehende Runde entlang der Himmelsleiterwand und weiterführend am Siebenbach entlang hinauf über den südlichen Kamm zur 480 Meter hoch gelegenen Bloßen Zelle eine spannende Alternative gewesen. So folge ich jedoch der Streckenempfehlung und bin andererseits dankbar über eine Einkehr in einer Bikerstation in Holzen-Ith. Entlang der Ithwiesen führt die Passage bis zum Rand eines Segelflugplatzes. Von hier aus führt eim moderater Anstieg aufwärts zur Bloßen Zelle und weiterführend über den Hils-Kammweg hinauf zu einem entwaldeten Aussichtspunkt an der Feuerschneisenhütte. Hier lohnt ein Rastaufenthalt – die Aussichten sind einmal mehr beeindruckend. Der Rest – die Kür des Tages. Vom Hils geht es abwärts über den Tanzbergweg (was auch immer Anlaß dieser Namensgebung war) zur Glasmacherstadt Grünenplan – dem Zielpunkt dieser fantastischen Tagestour.
50 Biker und ein Hiker……..aber auch ohne Pferdestärken unter dem Hintern ist man hier willkommenDoofer geht es nicht mehr – Betreten für Nichtberechtigte verboten?????? Und dies auf dem ausgeschilderten Europäischen Fernwanderweg E1……….Blick hinüber zum Düster Berg und dahinter der Gebirgszug Kleine DeisterAber nicht nur in der Ferne -auch im Nahbereich beeindruckt die NaturImmer dem Kammweg entlang..wobei hier der “Kammweg” eher eine ausgefräste Schneise ist. Kein Vergleich zum Ithkammweg…Der Sage nach sollen hier 1654 Hexen in der Walpurgisnacht ihre Tänze abgehalten haben. Was auch den Namen der Schneise Tanzbergweg erklärt….Wo früher die Hexen tobten kann man sich getrost niederlassen….…um herrliche Ausblicke gen Grünenplan und darüber hinaus zu genießen
Trail 3: Grünenplan – Bad Gandersheim
Selbst der Buchautor war mit seinem eingeplanten Streckenabschnitt, der via Freden führt nicht wirklich glücklich. Jedoch aus der Nord-Südroute betrachtet gibt es eine gut gangbare Alternative, die den Abschnitt gen Freden ausblendet, und konsequenterweise durch den gesamten Höhenzug des Selter führt um hinter dem Oberbecken des Pumpspeicherwerks Erzhausen zum Höhenzug Helleberg einzuschwenken. Über den Clusberg, dem Hausberg von Bad Gandersheim wandert man final abwärts zum Soleheilbad, welches nach 37 Kilometern und gut verteilten 1.000 Höhenmetern erreicht ist. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Streckenabschnitten sind hier keine nennenswerten Highlights entlang der Strecke auszumachen. Selbst der Ithweg, der hinauf zum 364 Meter hohen Ithberg führt, ist im Gegensatz zum nördlichen Pendant unspektakulär. So beschäftigt man sich eben mit Trivialitäten des Lebens, wie beispielsweise mit der Fragestellung, wieso eine Schneise am Ittberg Arbeitslosenweg heißt…
Start in Grünenplan. Hier produziert die Weltfirma Schott das dünnste Glas der Welt, das mit Dicke von 25 Mikrometern dünner als ein menschliches Haar istSchleichwege werden gerne genommen06.00 Uhr morgens – die beste Zeit für einen Start in einen sommerlichen TagDas Getreide marschiert auch – zur Fruchtreife…..Und jahreszeitbedingt setzen die Mohngewächse farbliche Akzente in der Landschaft…..farblich zurückhaltender aber nicht minder schön anzusehen die KorbblütlerDie Rückseite des wehrkirchenähnlichen Kirchturms in Kaierde ist auf der Rückseite partiell mit Fachwerk ausgestaltet und in Teilen schon über 1.000 Jahre altSolaranlagen sind in Kaierde nicht wirklich populärJedoch im Wald herrscht eine innere Ordnung……Vom Hils zum Selter – hier reiht sich Höhenzug an HöhenzugAus Spaß werden solche Schilder nicht aufgestellt. Ausgetrocknetes Holz ist durchaus eine Gefahrenquelle. Blick vom 393 Meter hohen Selter auf Freden und den gegenüberliegenden AnhöhenDas ist wohl nix mit dem Brockenblick……….Oberhalb der SelterklippenBei Temperaturen von 30 Grad ist es nach einschlägigen Studien im Wald bis zu vier Grad kühler…… sagen die StudienHügelig ist es hier schon – zwischen Siedlung Leinetal und HeckenbeckBingo – der 10. Längengrad wird gequertAm Clusturm, der auch von einem unsteten Wandergesellen, einem gewissen August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, gerne besucht wurdeAnkunft in Bad Gandersheim, dort wo aktuell eine Landesgartenschau und die Domfestspiele stattfinden
Was ein Auftakt! 132 Kilometer, mittelgebirgsadäquat mit 3.420 Höhenmetern unterlegt, ein perfekter Einstieg in den Deutschen Mittelgebirgs-Trail. Zweifelsohne, die Idee von Frank Gerbert besticht und man hat eine reelle Chance auch Mittelgebirgsregionen zu entdecken, die man ansonsten nicht wirklich auf dem Radarschirm hat, oder die als Singletrail irgendwo auf der Bucketliste stehen. Zudem verspricht die weitere Streckenführung weitere markante Punkte und spannende Highlights. Nach dem Prolog durch das Leinebergerland steht auf der nächsten Tour ein gewaltiger Brocken an………… Demnächst hier auf powerwalker,s blog…….
22. August 2024 – Spessart – Odenwald – Kraichgau – so die räumliche Abfolge dieser Mittelgebirgspassage die längs durch Deutschland führt und Teilstück des Deutschen Mittelgebirgs-Trails (DMT) ist. Jedoch – so einfach ist es nicht wirklich, denn in der granularen Betrachtung gestaltet sich die regionale Zuordnung deutlich komplexer. Vom Hochspessart geht es in den Bayrischen Odenwald, von dort aus in die Naturparks Neckar-Odenwald und Bergstraße-Odenwald, wobei in der weiteren Detailbetrachtung zunächst der östliche Odenwald, der als Madonnenländchen bezeichnet wird, gequert wird, um im Anschluss in das sogenannte Bauland im südlichen Odenwald zu wechseln, bevor man das Land der 1.000 Hügel, den Kraichgau erreicht, der als niedrigschwellige Mittelgebirgsbrücke die Verbindung zwischen dem kleinen Odenwald und den nördlichen Ausläufern des Schwarzwaldes darstellt. Klingt komplex und ist es auch. Partenstein – Dammbach/Heppe Knackig in vielfältiger Hinsicht fällt diese Passage durch den Hochspessart aus. Mit insgesamt 58 Leistungskilometern, die kernige 1.200 Höhenmeter im Anstieg und 1.000 Höhenmeter im Abstieg beinhalten, geht es vom Bahnhof in Partenstein auf den ersten sieben Kilometern stetig aufwärts. Sichtlich wenig begangen ist der schmale Pfad, der hinauf zur Weickertshöhe führt – einzig frische Spuren größerer Wildschweinrotten, die hier im Spessart in der Nachtschicht unterwegs waren, dokumentieren eindrucksvoll dass man hier als Zweibeiner nur Gast ist. Von der Weickertshaus führt der Wanderpfad abwärts zum Forsthaus Lohrer Straße, der zwischen den Weilern Rothenbuch und Rechtenbach zu verorten ist. Von hier aus geht es strukturell abwärts, hinab zu einem geschichtsträchtigen Ort, dem Gasthaus im Hochspessart. Hier bereicherte ein gewisser Kurt Tucholsky vor [read more…]
Ebernhahn, den 6. August 2016 – Siebzig Kilometer, die in einem Zeitfenster von 13 Stunden zu absolvieren sind, so die anspruchsvolle Vorgabe der Wanderfreunde Ebernhahn. Erleichternd ist jedoch der Umstand zu gewichten, dass als Startort das Dach des Westerwaldes, die 657 Meter hohe Fuchskaute gewählt wurde, und in toto der gesamte Trail abwärts gerichtet war, auch wenn in Summe mehr als 1.000 Höhenmeter zu absolvieren waren. Ebernhahn 04.00 Uhr morgens: Auch wenn zweieinhalb Stunden später die ersten Protagonisten zu den Kurzstrecken 42, 21, 12 und 6 Kilometer antreten, herrscht in der Rosenheckhalle schon emsiges Treiben. Während viele Unterstützer des 130 Köpfe umfassenden Organisationsteams schon seit einer Stunde auf den Beinen sind, trudeln nach und nach die 105 Wandertitanen, die sich für den Langstreckenmarsch angemeldet haben, ein. Die Kaffemaschine brodelt, belegte Brötchen für ein Early-Bird-Frühstück stehen bereit und die Festplatte des Anmeldungs-Notebooks rotiert bereits kräftig. Noch ist Zeit mit dem Ebernhahner Wanderpabst Ernst-Walter Diel zu plauschen. Stolz präsentiert er sein „Heiliges Buch“ eine aufwändige und mit viel Liebe gestaltete Dokumentation seiner nationalen- und internationalen Wander-Highlights der letzten Jahrzehnte. Bildhaft dokumentiert die Treffen mit Luis Trenker, Reinhold Messner, Fernsehauftritte, IVV-Olympiateilnahmen bis nach Japan und China, und und und…. Hätte man heute nichts vor, so könnte man den halben Tag in diesen Erinnerungen schwelgen. Etwas verwunderlich schon, zumindest für Ebernhahner Verhältnisse, dass sich lediglich 105 Langstreckenwanderer eingeschrieben haben. Augenfällig, dass diesmal viele internationale Wanderer aus den Niederlanden und Belgien nicht am Start sind. Ob dies dem Umstand geschuldet ist, dass vierzehn Tage zuvor die [read more…]
Harz, 06. Juli 2023 – Angeblich soll der Schriftsteller Heinrich Heine, der just vor 199 Jahren im Brockenhaus übernachtete, einst diese Worte in das Brockenbuch geschrieben haben. Hatte er aber nicht. Von wem auch immer diese Bemerkung stammte, man kann diese Aussage jedoch durchaus dem höchsten Berg Norddeutschlands anheften. So stellte der Deutsche Wanderdienst einmal fest, dass lediglich an 50 bis 60 Tagen im Jahr auf dem Brocken freie Sicht herrscht. Der zweite Abschnitt der Nord-Süd-Pionierwanderung auf dem von Frank Gerbert entwickelten “Deutscher Mittelgebirgs-Trail” führt quer durch den Harz. Gestartet wird in Seesen, der nächsten Bahnstation des letzten Endpunktes Bad Gandersheim der vorhergehenden Tour durch das Leinebergerland. Wie bereits der Streckenentwickler feststellte, kann man sich die agrarisch geprägte Passage zwischen den beiden Orten schenken um Zeit und Kilometer eher in eine Streckenalternative zu investieren. Seesen – Goslar Seesen, ein Ort, der in mehrfacher Hinsicht über seine Grenzen hinaus bekannt ist. Hier wurde 1886 der umtriebige Harzklub gegründet, der sich schon damals der Erschließung von Wanderwegen, dem Schutz der Natur und der Förderung des Fremdenverkehrs widmete. Weiterhin trug ein Harzer Tischlermeister, ein gewisser Heinrich Steinweg, der sich in Seesen 1825 ansiedelte, sich auf den Bau von Klavieren spezialisierte und 25 Jahre später nach New York auswanderte, die Harzer Instrumentenbauertradition unter dem Namen “Steinway” in die Welt hinaus. Heute legt man für den teuersten Flügel der Edelfirma 190.000 Euro hin. So folge ich zunächst dem Steinway-Trail der dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet ist, und von seinem Geburtsort Wolfshagen nach Seesen führt. [read more…]
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