Pilgerweg Hildegard von Bingen [Staudernheim-Braunweiler]

Staudernheim, den 21. Januar 2018 –

Eindrucksvoll und aussichtsreich– so das Resümee der dritten Etappe auf dem 137 Kilometer langen Pilgerpfad, wobei sich diese Wertung ausschließlich auf das Landschaftsbild dieser Teiletappe bezieht. Würde man das Ganze unter Pilgeraugen betrachten, so würde die Wertung „mangelhaft“ lauten. Wie auch bei den vorangegangenen Etappen steht man vor verschlossen Kirchenpforten und vermisst die avisierten Informationstafeln. So gilt es frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ die Landschaft des Naturparks Soonwald/Nahe bewusst aufzunehmen. Die Wegeführung des Pilgerweges folgt in weiten Teilen dem Nahehöhenweg und bietet exzellente Weitblicke über die Weinhügel der Nahelandschaft.

Gestartet wird am S-Bahnhof in Staudernheim. Nachdem bereits auf der letzten Passage das Kloster Disibodenberg hin- und ausreichend besichtigt wurde erreicht man nach drei Kilometern Odernheim am Glan, 1.700 Einwohner zählend, seit mehr als 650 Jahren die Stadtrechte inne habend und behaftet mit einer reichen Geschichte. Historisch betrachtet befindet man sich auf ehemaligen bayrischen Gebiet (von 1816 bis 1945). Zahlreiche hier errichtete Gebäude wurden aus Bruchsteinen, die vom ehemaligen Kloster Disibodenberg stammen, errichtet. Auch im Rathausturm  befindet sich eine Originalglocke die aus dem Kloster stammt. Eine unscheinbare Hildegardskulptur in der Ortsmitte ist der einzige Erinnerungsposten auf dieser Etappe, der sichtbar daran erinnert, dass man sich auf einem Pilgerpfad befindet.

45 Minuten vor Sonnenaufgang am Glan unterhalb der Anhöhe des Klosters Disibodenberg
Wo Wasser – da auch Mühlen….
Aufschlußreiche Wegweisung für einen Tageswanderer
Auch wenn die Uhr falsch geht – das Schlagwerk dieser Rathausuhr aus dem 18. Jahrhundert ist mit der uralten Glocke des Klosters Disibodenberg verbunden…..
..welches sich im oberen Glockenturm befindet
Bislang der einzige Erinnerungsposten auf der Strecke an Hildegard von Bingen

Der Wegekennzeichnung folgend geht es in nordöstlicher Richtung aufwärts den Humberg umrundend um in den Naturpark Soonwald/Nahe einzusteigen. Fantastische Rund- und Weitblicke in die Hunsrücker Landschaft machen diese Tour zu einem echten Wandererlebnis, auch wenn man überwiegend auf Asphalt läuft. Die Streckenführung ist jedoch abwechslungsreich und lebendig, da im Vier-Kilometer-Turnus immer wieder kleine Ortschaften auf der Strecke liegen.

Blick zurück auf Odernheim
Einige Stunden später wird die gegenüberliegende Flanke unweit des obigen Aussichtsturms erreicht sein
Von den Weinbergen hat man einen exzellenten Blick auf die Klosterruine Disibodenberg mit der vorgelagerten Hildegard-Kapelle
Richtung Westen baut sich ein bedrohliches Szenario auf….
Jedoch von Osten zieht das Himmelsgestirn hoch, welches sich in den letzten Wochen rar gemacht hat
Hier auf der Schlader Heide hat man 2.500 Jahre altes Keltengrab gefunden
Typisch für den heutigen Streckenverlauf – weitreichende Blicke
Mit Sonnenlicht ist die Januartristesse wie weggeblasen

 

Duchroth  so der Name des nächsten Dorfes entlang der Strecke. Der Tourismusverband Nahe  weis zu berichten, dass Duchroth bereits mehrfach als schönstes Dorf Deutschlands ausgezeichnet wurde. Für den „durchlaufenden Wanderer“ erschließt sich diese Adelung nicht zwingend. So fehlt beispielsweise die im Tourenguide avisierte Bäckerei die die Möglichkeit einer Pilger-Vesper anbietet, was zu Minuspunkten in der persönlichen Bewertungsskala führt.

Blick auf Duchroth -Deutschlands schönstes Dorf-
Seit 500 Jahren wird hier Weinanbau betrieben
Die Dorfstraße von Deutschlands schönstem Dorf – nicht zwingend spektakulär
Eher ein Schandfleck, das historische Rathaus des Dorfes
Da rettet auch die Pseudobeschilderung nichts
Im schönsten Dorf ist der Bierhahn schon lange ausgetrocknet
Die Alternative – als Haustrunk eine große Flasche aus Frankreich – und das im Weinland Nahe

So geht es weiter in nördlicher Richtung nach Oberhausen an der Nahe, welches man am Ortsrand streift um dann, wenn man die Nahe überquert hat, den Anstieg auf das weitläufige Weinbergareal anzugehen. Hinauf zum Steinberg geht es dann parallel der Nahe gen Westen folgend entlang des Weinwanderwegs Rhein-Nahe. Gerade im Herbst muss diese Passage ein wahrer Wandergenuß sein.

Prachtvoll die Großwetterlage beim Gang durch die Weinberge
Schöne Höhenwanderung durch die Weinberge der Naheregion
Das nächste Ziel vis a vis vor Augen
Hier bewegt man sich auf ehemaligen bayrischen Hoheitsgebiet
Ein Bilderbuchblick
Auch so kann man Weinflaschen stapeln
Tolle Region, erst annektierten die Bayern das Areal – anschließend kamen die Preußen
Wie im Reißbrett gezeichnet
Wandergenuß pur
Entlang der Weinberge türmen sich immer wieder Basaltkegel auf
Wein predigen und Wasser trinken…….

Nach einigen Kilometern, tendenziell immer aufwärts gehend,  erreicht man Schloßböckelheim, einem  geschichtsträchtigen Weiler . Im Jahre 1106 hatte hier Heinrich V. seinen eigenen Vater Kaiser Heinrich IV. für einige Tage auf Burg Böckelheim gefangen gehalten, um ihn zur Abdankung zu zwingen. Heute sind nur noch einige Steinfragmente der ehemaligen Burg sichtbar.

Einfach tolle Ausblicke in das Nahetal
Die traurigen Reste der Burg Böckelheim

Unpräzise sind jedoch die Angaben des Tourisverbandes Nahe bezüglich des Wegeverlaufes. Nach zwei Kilometern sollten nach deren Angaben Waldböckelheim erreicht sein, tatsächlich sind knapp fünf Kilometer zu absolvieren. Allemal beeindruckend ist die Lage der evangelischen Kirche, die auf dem Kirchberg gelegen eine besondere Omnipräsenz ausstrahlt.

Merkposten für IVV-Stempeljäger
Vorwitzig lugt der Kirchturm von Waldböckelheim hervor
Und immer wieder Ausblicke, Ausblicke, Ausblicke…
Gerade einmal 150 Jahre alt – die markante Kirche am Kirchberg
Blick zurück nach Waldböckelheim

Von Waldböckelheim führt eine kurze Waldpassage nach Burgsponheim. Mangels nicht vorhandener Informationsinfrastruktur kann man auf den Gang  zu den Burgfragmenten getrost verzichten um nach zehn Minuten das benachbarte Sponheim zu erreichen. Auch hier dominiert das auf einem Hügel gelegene mächtige Kloster das Erscheinungsbild der Kommune. Das Kloster Sponheim ist darüber hinaus der einzige komplett erhaltene sakrale Bau der aus Hildegards Lebenszeit stammt. Aber auch hier gilt der Leitsatz „Pilger im Januar unerwünscht“

Mächtig auch das Kloster in Sponheim
Premiere: Nach 103 zurückgelegten Kilometern auf dem Pilgerpfad, die erste geöffnete Kirche vorzufinden in Braunweiler – eigentlich eine traurige Erkenntnis

Der Empfehlung des Tourismusverbandes Naheland „ Für rüstige Pilgerwanderer geht der Weg jetzt weiter auf eine Wanderung durch den Wald ins ca. 3 Kilometer entfernte Braunweiler“ folgend erreicht man nach 4,5 Kilometer das Ortszentrum von Braunweiler. Von dort aus kann man via Bus/Bahn über Bad Kreuznach zurück zum Ausgangspunkt Staudernheim zurückkehren. Alles in allem eine abwechslungsreiche Passage mit 30 Kilometern und guten 850 Höhenmetern.

 

 

 

 

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