Limburg, den 13. November 2016 –
Gerade einmal neun Stunden, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ein schmales Zeitfenster für eine ausgedehnte Wanderexkursion Mitte November. Dazu noch einstellige Temperaturen, die nicht über fünf Plusgrade hinausgehen und ein mehr oder minder dauerhaft eingewölkter Himmel. Was dennoch lockt ist eine fantastische Streckenführung durch das westliche Lahntal. Die ersten Kilometer bis nach Diez sind unspektakulär. Abgehend vom Limburger Bahnhof geht es vorbei am St.Vincenz-Krankenhaus auf dem Schafsberg zwischen Lahn und Diersteiner Aue Richtung Schloß Oranienstein. Das ehemalige Herzogtum Nassau ist übrigens das Stammland des Königshauses der Niederlande. Wilhelm von Oranien, der »Vater des Vaterlandes«, wurde 1533 als Graf von Nassau im hessischen Dillenburg geboren. Sein Verhältnis zu Deutschland blieb stets eng. Von den insgesamt 43 Ehen der Mitglieder des Hauses Oranien-Nassau wurden nicht weniger als 30 mit Angehörigen des deutschen Adels geschlossen. Das 1681 auf den Ruinen eines Benediktinerinnenklosters errichtete Schloss ist eines von vier „Mutterhäusern“ des niederländischen Königshauses. Der Name bezieht sich dabei auf Wilhelm von Oranien. Seit 1962 ist das Areal im Besitz der Bundeswehr. Da der Wanderweg an der Ostseite des Schlosses vorbei führt, hat man keine Chance einen Blick auf das Areal zu erhaschen. Entlang der militärischen Umzäunung quert man den Waldabschnitt Hain und erreicht Diez, dessen Stadtbild vom hochmittelalterlichen Grafenschloss Diez beherrscht wird.
Selbst Architekturgelehrte sind sich nicht abschließend schlüssig über den Baustil der Burganlage, bedingt durch die zahlreichen Umgestaltungen im Laufe der Geschichte. Allemal ist die Höhenberg, in der heute eine Jugendherberge untergebracht ist, ein außergewöhnlich markantes Bauwerk. Von der Burg kommend erschließt man den historischen Kern mit seinen Fachwerkbauten und den Resten der mittelalterlichen Stadtmauer.
Die Lahn querend geht es auf der Gegenflanke zunächst aufwärts in westlicher Richtung, um dann den Geisberg abwärts gehend Fachingen zu erreichen, dort wo die Quelle des hydrogencarbonatreichen Heilwassers liegt. Ein knackiger Kurzanstieg führt hinauf zum Kohlberg und zum oben liegenden Franzosenley nach Balduinstein. Unterhalb der Burgruine Balduinstein geht es hinauf zum Saukopp, dort wo man eine schöne Aussicht auf die Lahnschleife und das unten liegende Balduinstein genießen kann.
Die folgenden 20 Kilometer Richtung Obernhof kann man getrost mit dem Prädikat “Spitzenklasse” klassifizieren. Traumhaft schöne naturbelassene Pfade mit aussichtsreichen Punkten führen oberhalb der beiden Lahnschleifen vorbei an Steinsberg Richtung Laurenburg. Historisch belegt wird Laurenburg als die Wiege Oraniens bezeichnet, da aus der Linie der Grafen von Laurenburg der römisch-deutsche König Adolf von Nassau entspross.
Die Lahn querend geht es wiederum aufwärts Richtung Dörnberg. Abkürzungsfetischisten hätten hier durchaus Gelegenheit den Lahnwanderweg um satte vier Kilometer und einige Höhenmeter abzukürzen. Hiervon wird jedoch dringend abgeraten. Gerade die Passage rund um Dörnberg, eröffnet herrliche Perspektiven. Alleine schon der markante Aussichtspunkt Wolfslei ist es Wert, diese Passage zu erwandern. Ein Wandererlebnis “par excellence” die Streckenführung über den Eichenauerberg. Das Ganze wird gekrönt am Goethepunkt, dort wo Goethe auf seiner Passage von Wetzlar nach Bad Ems die Bemerkung hat fallen lassen, dass dieser Ort zum Sterben schön sei. Am Goethepunkt gibt es zwei Möglichkeiten. Ein moderater Wanderweg, der Richtung Obernhof , oder eine drahtseilgesicherte Kammpassage, die steil abwärts durch eine herrliche Felspassage führt.
Der Rest – ein moderater Auslauf. Weinähr streifend geht es noch einmal aufwärts zum Quarzitbrocken Hohelei . Von hier oben hat man einen exponierten Blick zurück auf das Kloster Arnstein, südlich von Obernhof und westwärts nach Nassau, dem Tagesendziel. Nach weiteren drei Kilometern ist Nassau erreicht. Bausubstantiell ist zu bemerken, dass im Zweiten Weltkrieg 80% der Stadt zerstört wurde. Markante Relikte der Vergangenheit sind das 1609 errichtete Rathaus und das angrenzende Stein,sche Schloß.
Nach genau 40 Kilometern und stolzen 1.350 Höhenmetern geht es, die exzellente Bahnverbindung Koblenz-Limburg nutzend, zurück zur Domstadt an der Lahn. In der Rückschau eine bemerkenswerte Passage mit einer außergewöhnlichen Wanderwegstextur. Was bleibt ist das Finale von Nassau nach Lahnstein am Rhein, mit übersichtlichen 26 Kilometern. Fortsetzung folgt….
Hallo Martin,
wie immer super Bilder und interessante Texte.
Darf ich darauf aufmerksam machen, dass Deine Streckenkarte diesmal nicht funktioniert.
Beste Grüße aus Soest
Wilhard
Hallo Wilhard,
was täte ich ohne zeitnahe Schlußredaktion! Herzlichsten Dank – da habe ich irgendein Codex-Problem in der GPS-Datei gehabt – zum Glück gibt es eine Alternativlösung. Viele Grüße nach Soest -Martin-
Hallo Martin,
jetzt bist Du doch glatt “durch Limburg gesputet” ohne das wir uns gesehen haben. Aber meine letzten Wochenenden waren sowieso ausgebucht. Ich wünsche Dir noch viel Spaß auf den letzten Kilometern nach Lahnstein!
Beste Grüße aus Limburg,
Jörg
Hallo Jörg,
besten Dank. Allemal ist der Lahnwanderweg aussergewöhnlich und absolut empfehlenswert und um in Deinem Sprachgebrauch zu bleiben Lahntastisch!
Beste Grüße
Martin