Im Kitzinger Wein- und Wanderparadies

Kitzingen, der 10. November 2019 –

„Wo der Main sich an die Hänge schmiegt und die Sonne den Wein verwöhnt, spüren Sie es. Ruhe und Gelassenheit. Im Hier und Jetzt im Einklang mit der Natur. Das Kitzinger Land hat eine besondere Anziehungskraft. Es ist sinnlich, einladend, verführerisch. Geschwungene Weinberge, in denen Rebe an Rebe köstlicher Wein reift, malerische und einzigartige Weinorte in denen moderne Vinotheken, urige Gasthäuser und Heckenwirtschaften, die zu typisch fränkischer Küche in geselligem Beisammensein einladen“ so die wohlgefällige Formulierung des Dachmarketing Kitzinger Land. Obschon man im Allgemeinen derartige blumige Formulierungen der Marketingexperten mit einer gebührenden Grundskepsis begegnen sollte,  wird man, wenn man sich auf diesen Landstrich einlässt, im Nachgang zur Erkenntnis kommen, das man durchaus  diese markigen Darstellung unterschreiben kann.

Die dritte Exkursion im fränkischen Weinland führt durch den südlichen Zipfel des Maindreiecks, dort wo uralte Tore, Türme und Stadtmauern, Kirchen, Schlösser, historischen Rathäuser und Zehnthöfe, Zeugnis einer bewegten Geschichte ablegen.  Auch wenn sich die vom Wetteramt prognostizierten sechs Sonnenstunden dank Hoch- und Tiefnebel nicht entfalten konnten- die Fülle der Eindrücke auf dieser Passage kann durchaus erschlagen.

Vom Kitzinger Bahnhof geht es in südwestlicher Richtung, der Wegweisung „Traumrunde Kitzingen-Sulzfeld“  folgend in die Weinlagen des Cyriakusberges.  1266 fand hier die Cyriakus-Schlacht, eine der großen Ritterschlachten des Mittelalters, statt. Der Berg, benannt nach dem Weinpatron, den heiligen Cyriakus, weist dabei Hangneigungen von bis zu 55% auf.

Fünfzehn Traumrunden über insgesamt 160 Kilometer gibt es im Kitzinger Land – eine davon führt nach Sulzfeld
Apokalyptische Stimmung in den Weinbergen
Gelinde Lichtblicke auf dem Pfad Richtung Sulzfeld
860 Kilometer sind in Franken als Marienweg deklariert
Kandidaten für Eiswein
Ein klarer Hinweis für Auswärtige: Willkommen auf dem Cyriakusberg

Mangels wetterbedingter Aussicht, bleibt bei frischen 4 Grad die Erkenntnis, dass es allemal lohnenswert ist bei anderen Sichtverhältnisssen diese Passage nochmals unter die Füße zu nehmen. Nach einer knappen Stunde ist das benachbarte Sulzfeld erreicht. Das Weindorf ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Eine fast vollständig erhaltene Befestigungsanlage mit 21 Türmen, Geburtsstätte der Meterbratwurst (der Verzehrrekord liegt bei sechs Meter), 2010 als zweitschönstes Dorf Deutschlands prämiert und  eine Schankstube reiht sich an die Andere.  Bis 2014 glaubte man zudem dass der Ort 1.100 Jahre alt sei. Eine für 2015 geplante Feier musste man absagen, nachdem man eine Urkundenfälschung bemerkte und das Gründungsdatum um 93 Jahre abgesenkt werden musste. Dadurch hatte man auch eine Jahrtausendfeier im Jahre 2007 verpeilt.

Sulzfeld umringt von einer gut erhaltenen Festungsanlage
Das 1609 errichtete Rathaus nebst der im Jahre 1724 nach einem Gelübde errichteten Mariensäule
Eine historische Weinstube
Eine der renommiertesten fränkischen Betriebe
Sulzfeld ist bekannt für seine zahlreichen Hausfiguren
Schöne Idee -aber an einem Novembersonntag gegen 08.00 Uhr nicht wirklich zweckmäßig

Quer durch das historische Dorf, geht es, alte Hohlwege passierend, hinauf in die Weinlagen des Maustals hinauf zur „Weinhalla“ einem markanten Aussichtspunkt, der, wenn man Sicht hat, wie die Informationstafel verrät, zu den schönsten Aussichtspunkten der Region zählt.

Ein sehr informativer Weinlehrpfad – spannend die Erkenntnis woher der Name “Riesling” kommt
Beste Orientierungsmöglichkeit im Nebelfeld
“Der Blick ins Sulzfelder Maustal ist wohl einer der romantischsten Ausblicke in Franken”.. so auf dieser Tafel nachzulesen….
So bleibt es die angefrostete Pflanzenromantik zu studieren

Aussichts- aber nicht hoffnungslos geht es hinab in das am Main liegende Segnitz, welches zwar nicht mit der historischen Opulenz der Nachbargemeinden ausgestattet ist , jedoch ebenso bemerkenswert ist. National ist dabei Segnitz trotz vorhandener Weinlagen eher als Gärtnerstadt bekannt.

An der Segnitzer Kirchenburg
..und nebenan das historische Rathaus

Bei Segnitz quert man den Main um das gegenüberliegende Marktbreit, ein weiteres Highlight auf dieser Passage, zu besichtigen.  Auch wenn der Weinanbau in Marktbreit eine nur untergeordnete Rolle spielt, das Städtchen beeindruckt durch seine vielfältigen historischen Bauten. Ob Malereck, Maintor nebst integriertem Rathaus, Handelshäuser im Würzburger Barockstil, das Seinsheimer Schloß, der Alte Mainkran  und und und….  Marktbreit lohnt allemal entdeckt zu werden.

Durch das imposante Markttor geht es hinein nach Marktbreit
Der Malerwinkel in Marktbreit
..und in der Nähe das zweitälteste Wirtshaus in Bayern
Würzburger Barock vom Feinsten
Das Geburtshaus des Entdeckers dieser grausigen Krankheit
Marktbreit war einst ein bedeutendes Wein- und Kaffeehandelszentrum

Den Main querend geht es zurück nach Segnitz um den Pfad Richtung Frickenhausen aufzunehmen. Eingeplant war eine schöne Höhenwanderung oberhalb der Weinlagen. Jedoch unter dem Aspekt „Nebel frißt Weinberg“  folge ich dem Mainradweg um vier Kilometer später das schmucke Frickenhausen am Main zu erreichen. Barockbauten und zahlreiche Fachwerkhäuser prägen das Erscheinungsbild des Ortes, welches unter dem Domkapitel zu Würzburg, welches hier einst eine Weinkellereibetrieb, regelrecht aufblühte.

Normalerweise wäre hier vor der A7-Brücke der Gang hinauf in die Weinberge angesagt gewesen
Zumindest ein Farbtupfer in der Nebelsuppe
Stattlliche Bürgerhäuser prägen das Ortsbild von Frickenhausen
Teil der gewaltigen Mariensäule, die vor dem spätgotischen Rathaus steht
In der ehemaligen Kellerei des Würzburger Domkapitels kann man sich heute bestens niederlassen

Westwärts und mainaufwärts wandernd geht es in das benachbarte Ochsenfurt, welches ebenso unter dem Kuratel vom Würzburger Domkapitel stand. Geht man den Main entlang so erschließt sich zunächst nicht zwingend die Schönheit der fränkischen Stadt, da die vorgelagerten Industriezonen die Stadtsilhouette prägen (unter anderem ist hier Deutschlands drittgrößte Zuckerfabrik ansässig).  Jedoch, quert man eine der Mainbrücken, so lässt sich die Schönheit Ochsenfurts, die Stadt, die als einzige Bierstadt mit zwei Brauereien im Weinland Franken liegt, bestens erschließen.  Hier kann man auch vortrefflich in eine der zahlreichen Gastwirtschaften einkehren, um die regionaltypischen Spezereien zu genießen.

Vier Grad am Main – Grund genug zu frösteln
Der Herbst verabschiedet sich langsam
725 wurde Ochsenfurt erstmals urkundlich erwähnt
Das “neue” Rathaus mit der markanten Monduhr
Die gute Stube der Stadt
Eine typisch fränkische Traditionswirtschaft

Nach der Mittagspause geht es wieder den Main querend durch das benachbarte Kleinochsenfurt hinauf Richtung Panoramaweg, dort wo auf dem Weg in das benachbarte Sommerhausen ein geologischer Pfad eingerichtet wurde.  Hier oben befindet sich ein Quaderkalksteinbruch der offiziell zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns gehört.  Das hier gewonnene Gestein wurde weltweit exportiert, unter anderem für den  Bau der Grand Central Station in New York. Trotz Nebelsuppe, der Gang hinauf lohnt sich allemal.

Hinauf zum geologischen Panorama-Wanderweg
Alte Schienen und angerostete Förderwagen erinnern an den hier stillgelegten Teilbereich des Steinbruchs
Ein wohltuender Farbakzent
Einem steilen Pfad abwärts folgend geht es durch die Sommerhausener Weinberge

Vom Steinbruchareal geht es hinüber in die Weinlagen des  benachbarten Sommerhausen, welches auch aus Künstlerdorf bekannt ist.  Auf der gegenüberliegenden Mainseite liegt übrigens Winterhausen. Namensgebend waren dabei  die Kirchenpatrone der Kommunen. So hat der Sommerhäuser Kirchenpatron Bartholomäus seinen Gedenktag im Sommer (24. August), der Winterhäuser Kirchenpatron Nikolaus dagegen im Winter (6. Dezember). Wer „Franken pur“ erleben möchte, der ist in Sommerhausen gut aufgehoben. Wein, Kunst und Kultur prägen die Ortschaft  deren Ortskern vollständig in einer mittelalterlichen Anlage eingehaust ist. Der Gang durch die verwinkelten Gässchen – ein Genuß.   Auch hier gilt, wie bei den anderen Ortschaften die Erkenntnis, dass diese Ortschaften intensiver entdeckt werden wollen.

Eine angestaubte Gartenhütte an der Stadtmauer von Sommerhausen
Willkommen im 21. Jahrhundert – früher als Schießscharte genutzt – heute als Versorgungsdurchlass für Hybridfahrzeuge….
Allemal sehenswert ist die Sommerhauser Altstadt
Summerhausen ist auch als Künstlerstadt weit über die fränkischen Grenzen bekannt.

Eingeplant waren darüber hinaus weitere zehn Kilometer über den Lügensteinweg nach Eibelstadt und zum markanten Aussichtspunkt Sonnenstuhl bei Randersacker.  Unter den markant nebeligen Verhältnissen geht es jedoch den Main entlang zurück nach Ochsenfurt um von dort aus via Bahn zurück nach Kitzingen zu fahren. Alles in allem eine sehr beeindruckende  Tour über 37 Kilometer und knapp 500 Höhenmetern. Zweifelsohne ist hier noch eine Rechnung offen – bei besseren Wetterverhältnissen ist eine vertiefende und aussichtsreichere Erkundung angezeigt.

Nach 37 Kilometern – Endstation in Ochsenfurt

 

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