Hanau, den 29.4.2015
Drei Tage nach Erkundung des Grünen Rings in Hanau bot es sich an, die Reststrecke zu erwandern. Ausgangsort wiederum der Bahnhof Wilhelmsbad – wobei als Wegepassage die nördliche Route über den Park Wilhelmsbad gewählt wurde. Das Naherholungsgebiet wurde bereits im Beitrag “Auf Jakobswegen nach Frankfurt” vorgestellt. Vorbei am ehemaligen Kurhaus und der Grabpyramide des zwölfjährigen Prinz-Heinrichs, dessen Urne in den 80er Jahren gestohlen wurde, geht es das ehemalige Kurhaus umrundend direkt in das Habitat Hirzwald ohne den Bypass zum 1 Kilometer entfernten und 18 Meter hohen Bauwerk, den Bismarckkturm, der seinerseits als Feuersäule ohne Aussichtsfunktion errichtet wurde zu nehmen.
Vorbei geht es an einem römischen Hügelbrandgrab aus dem 2. Jahrhundert. Hochinteressant die zahlreichen Informationstafeln des Regionalparkes und der Hessischen Denkmalpflege. So sind auf einer Tafel, die die strategische Ansiedlung der Römer in diesem Areal darlegt mit der folgenden Besiedlungstaktik näher erläutert: »Wenn du ein Gut anzuschaffen gedenkst, verfolge deine Absicht so… Wenn möglich soll es am Fuße eine Berges, mit Blick nach Süden und in einer gesunden Gegend liegen, eine hinlängliche Zahl von Arbeitskräften und eine gute Wasserversorgung vorhanden sein, sich eine wirtschaftlich starke Stadt in der Nähe befinden, wenn aber nicht, entweder das Meer oder ein Strom auf dem Schiffe verkehren, oder eine gute und belebte Straße.« Marcus Porcius Cato (234 – 149 v. Chr.). Manch ein Städteplaner wäre gut beraten sich an diese altbewährten Normen wieder zu erinnern.
Vor Wachenbuchen entdeckt man an der Römerstraße zwischen Hanau und Friedberg eine Stelle wo einst die “Burg der von Buchen” (Bauherr Dammo von Buchen) stand als Namenspatron der in Sichtweite liegenden Kommune. Die Reste der verschleiften und nur noch als Bodendenkmal nachweisbare Burg sind von einer Feldholzinsel, die sowohl dem Bodendenkmal als auch verschiedenen Tierarten Schutz bietet, umgeben. Die Burg maß einst 150 auf 130 Meter, die Vorburg war von einem zehn Meter breiten Wasserhügel geschützt.
Wachenbuchen touschierend geht es auf einen Schulweg zur Nachbarkommune Mittelbuchen. Abweichend zur ausgeschilderten Grünen-Ring-Route wird Mittelbuchen mit Anziehungspunkt der von weitem sichtbaren mittelalterlichen Bonifatiuskirche durchquert. Vorbei an einem Bolzplatz, der in früheren Zeiten offensichtlich als Friedhof fungierte geht es durch das sehenswerte historische Obertor entlang Fachwerkhäuser im Kern der ehemals fränkischen Siedlung.
Auf ruhigen Pfaden geht es weiter durch den Hirzwald. Dieses Flora- und Fauna-Habitat ist ein geschlossenes Laubwaldgebiet, geprägt durch frische, feuchte bis staunasse Böden, die noch aus der nacheiszeitlichen Landschafts-Historie stammen: Vor 5-10 000 Jahren war das Gebiet von einem großen Binnen-Flußdelta des Main-Kinzig-Systems bedeckt. Der Hirzwald ist somit der heutige Überrest dieses Sumpfgebietes.
Vorbei am Mauerwerk welches den Golfplatz der Fasanerie begrenzt, geht es den Grünen Ring folgend in östlicher Richtung durch Hanauer Gewerbegebiet, zweimal die A66 querend vorbei am Unteren und Oberen Bruch Richtung Lamboywald um dann außerplanmäßig Hanau durchquerend wieder zum Ausgangsort, dem Fürstenbahnhof Wilhelmsbad zurückzukehren. Rational gesehen, könnte man auf die Industrieschleife verzichten, um Gestank und Lärm aus dem Wege zu gehen. Als Alternative ist es durchaus empfehlenswert bereits am Golfplatz einzuschwenken um den Biergarten des Fürstenbahnhofes aufzusuchen um dort nutzbringend über künftige Wanderprojekte nachzudenken. Alles in allem hat sich nach 24 Kilometern Restetappe der Ring geschlossen, was auch konsequent ist.
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