Messel, den 7. Juni 2015
Anläßlich des UNESCO-Welterbetages am 7. Juni war es angebracht, die 1995 als Deutschlands erste Weltnaturerbestätte ernannte Fossilstätte im benachbarten Messel zu besuchen. Angeboten wurden an diesem Tag Vortragsveranstaltungen und Führungen in die Grube.
Gestartet wurde im heimischen Münster, um durch die Dieburger Mark vorbei am Münsterer Freizeitzentrum entlang der kerzengeraden Tongrubenschneise in den Altheimer Forst einzutauchen. Zunächst folgte ein Abstecher in den “Urwald am Erlenbach“. Der Urwald am Erlenbach entwickelte sich schon vor mehr als 100 Jahren nach einem Kahlschlag im Jahr 1885. So wurzeln im zeitweise überfluteten Auenbereich Erlen im Alter von über 120 Jahren. Wie in einem Urwald können die Bäume ihr biologisches Höchstalter erreichen und dann langsam absterben und zerfallen, da das Areal dank Gemeindebeschluß von einem Nutzwald in ein Wald-Biotop umgewidmet wurde. Durch den nun natürlichen Lauf des Erlenbaches wird die Entwässerung des Waldes verhindert, es entstehen Staubereiche und Tümpel. Das ist ebenso gewollt wie die Vermehrung des sogenannten Totholzes, das seinerseits wieder Lebensraum für Pilze und Insekten bildet. Nach einer Stippvisite im Areal geht es auf Waldpfaden weiter zur Fossilienfundstätte Grube Messel.
Von Ost kommend, der Umzäunung folgend, erreicht man den Eingangsbereich der Grube. Vor 48 Millionen Jahren kam es hier zu einer gewaltigen Maarexplosion. Dabei drang 1200 ° C heiße Gesteinsschmelze hoch und weniger als 100 Meter unter der Erdoberfläche traf die Magma auf Grundwasser. Explosionsartig verdampfte das Wasser, zertrümmerte dabei das umliegende Gestein und bildete einen Explosionstrichter, wie man ihn aus den Eifelmaaren kennt. Nach Ende des Vulkanausbruchs füllte eindringendes Grundwasser das entstandene Loch, ein See war geboren. Auf dem sauerstoffarmen Seengrund lagerten sich über einen Zeitraum von 1,5 Millionen Jahre Pflanzen- Tierresten andere Sedimente ab. Dank dem hohen Engagement einer Messeler Bürgerinitiative wurde die Umnutzung der Grube in den 80er Jahren als Mülldeponie erfolgreich verhindert. Mittlerweile gehört das Areal zu den vier wichtigsten paläontologischen Grabungsstätten unseres Planeten.
Im Rahmen einer einstündigen Kurzführung wurde ein Überblick über die Weltnaturerbestätte vermittelt. Allemal ist es sehr zu empfehlen das Areal tiefgründiger zu erkunden. Dabei werden unter geologischer Leitung zweistündige Führungen durch den Tagebau angeboten und abgerundert mit einer umfangreichen Ausstellung in dem im Jahre 2010 eröffneten Besucherzentrum.
Rund um die Grube sind übrigens vier Qualitätswege des Odenwaldklubs (Urpferdchen-Weg, Ölschieferweg, Kranichsteiner Waldweg und Moersbacher Grund) angelegt, die auch locker zu einer Qualitätsmarathonrunde kombiniert werden können. Stoff für ein Wanderprojekt zur gegebenen Zeit.
Nach dem Grubenbesuch ist eine Einkehr im zehn Gehminuten entfernten Lokal Schnecken-Schröder mit großer Terrasse sehr empfehlen. Zurück geht es auf teilweise naturbelassenen Pfaden, zunächst dem Main-Stromberg-Weg folgend, auf dem naturbelassenen Hinterhecksweg vorbei an der mittlerweile stillgelegten US-Rifle-Range zum gewaltigen Syanitsteinbruch unterhalb des Mainzer Berges in Dieburg.
Nach einer kurzen Weißbierrast auf dem oberhalb gelegenen Morethaus geht es über den Herrnweg zum Jakobsborn, einem geschichtsträchtigen Ort. Als sprudelnde Quelle war er nicht nur Hirten und Waldarbeitern nützlich, sondern auch Wanderern und Pilgern. Hier hat der ansässige Odenwaldklub den Jakobsborn neu eingefasst und das Gesamtareal aufwändig gestaltet.
Über die Forstgartenschneise geht es auf NaBu-Wegen weiter via Birnbäumchenschneise entlang der Krautstraße, einer teilweise zugewuchteren historischen Verbindungsschneise zwischen Münster und Darmstadt. Eine Abschlußeinkehr am Münsterer Freizeitzentrum schließt die immerhin 33 Kilometer lange Naturwanderung ab.
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