Marbach, den 04. April 2020 – Die Stätte eines heimtükisches Mord wird im Zentrum dieser Exkursion stehen. Gestartet wird am Marbacher Stausee, der Wendepunkt der letzten Nibelungenringtour. Noch duckt sich die Morgensonne hinter den nordöstlichen Anhöhen des Odenwaldes. Vor einigen Jahren noch führt der Nibelungensteig über die steilen Anhöhen des Schnappgalgens zur Olfener Höhe. Mittlerweile hat man die Passage entlang des Marbach-Stausees nach Gütterbach via Hüttenthal geführt – und damit die Attraktivität dieses Abschnitts nochmals aufgewertet.
Der Nibelungensteig schraubt sich langsam in die Waldzone gen Hüttenthal hoch, die Ortschaft die überregional für Ihre hochwertigen Molkereiprodukte bekannt ist. Die Morgensonne im Rücken habend entfalten sich beste Lichtverhältnisse auf der Passage nach Güttersbach. Idylllisch bettet sich Güttersbach in den Ausläufer des Mossautals ein. In der 460-Seelen Gemeinde findet man einige Beherbergungsbetriebe. Wer in gediegener Atmosphäre abschalten möchte – hier ist man richtig aufgehoben.
Von Güttersbach aus geht es aufwärts zunächst in südlicher Richtung zum Olfener Bild. Der alte Bildstock mit leerer Nische steht am historischen Wallfahrtsweg nach Walldürn. Einen Kilometer weiter erreicht man ein außergewöhnliches Naturschutzgebiet, das “Rote Wasser“. Namensgeber ist eine Braunalge, die das hier befindliche Wasser bindet und sich als rostroter Belag absetzt. Gerade in der noch blätterlosen Jahreszeit entfaltet dieses Areal eine besondere Magie. Für Botaniker ist die Moorlandschaft ein Paradies, denn hier hat sich eine besondere Flora entwickelt.
Von der Moorlandschaft geht es weiter aufwärts, hinauf zum 548 Meter hohen Spesssartkopf, der auch im Nibelungenlied erwähnt wurde. Hier sollen einst die Burgunder ihre Vorräte gelagert haben. Unterhalb der Anhöhe findet man die sagenumwobene Stätte, dort wo Hagen heimtückisch Siegfried den Drachentöter ermorderte, obschon er drachenblutgetränkt fast unverwundbar war – bis auf eine kleine Stelle……. Noch heute streiten sich viele Gemeinden über den richtige Tatort, wo Siegfried gemeuchelt wurde, jedoch keine andere Gemeinde wie Grasellenbach hat es verstanden, die einzig wahre Stätte so geschickt zu vermarkten.
Von der Meuchelstättte geht es steil abwärts hinab nach Grasellenbach, dort wo Gaststätten- und Hotelbetriebe Siegfrieds Namen in klingende Münze umssetzen. Von Grasellenbach geht es leicht aufwärts Richtung Kahlbach. Zunächst passiert man einen alten Grenzstein aus dem Jahre 1575, der seit dieser Zeit die Grenze zwischen der Grafschaft Erbach und dem Amt Starkenburg markiert. Wenige hundert Meter weiter erreicht man einen der schönsten Aussichtspunkte des Nibelungensteiges, die Walburgis-Kapelle. Bereits die Kelten unterhielten hier eine Kultstätte und 795 wurde hier der Standort einer Kapelle erwähnt. Imposant und beeindruckend ist das Panorama vom Vorplatz der Kirche. Lindenfels, Krehberg, Felsberg Neunkirchner Höhe, Schloß Reichenberg, Otzberg in den Dieburger Landen und selbst das am Main befindliche Kraftwerk bei Hanau ist von hier oben zu erkennen. Würde man den Nibelungensteig zu Ende laufen, dann hätte man von hier aus noch exakt 40 Kilometer bis Zwingenberg an der Bergstraße zu wandern.
An der Walburgiskapelle ist der heute Wendepunkt dieser Nibelungenringwanderung erreicht. Von hier aus verlasse ich den Nibelungensteig um in östlicher Richtung in das Mossautal hinein einzuschwenken. So geht es zunächst rund um den Kahlberg zu einer markanten Wegekreuzung namens Wegscheide, dort wo eine Bundesstraße das Weschnitztal mit dem Mossautal verbindet. Der offzielle Name der Verbindungsstraße: Siegfriedstraße – was denn sonst. Von der Wegscheide aus folgt man am besten der Alten Poststraße hinauf zur Ihrighüttte, eine Station, wo die bekannten Odenwälder Lärmfeuer entfacht wurden. Lärmfeuer waren ein einfaches aber wirkungsvolles Benachrichtigungssystem. Meterhohe Holzstöße wurden entzündet, um die banachbarten Täler vor feindlichen Übergriffen zu warnen. Heute ist es eine Tradition einmal jährlich mit friedlichen Absichten die Lärmfeuer zu entzünden und das Ganze mit entsprechenden Events zu begleiten. Nach einer längeren Waldrunde ist Ober-Mossau erreicht, dort wo seit 1780 Odenwälder Bierspezialitäten gebraut werden.
Aus wanderästhetischen Gründen empfiehlt es sich zunächst den Alemannenweg zu folgen, um Ober-Mossau in nordöstlicher Richtung zu umrunden. Auf der Mossauer Höhe wird man mit Panoramesichten belohnt. Zurück geht es in südlicher Richtung. Hinter den östlichen Bergkuppen versteckt sich Michelstadt und Erbach im Odenwald. Die Weiler Roßbach und Elsbach akzentuieren die sanftgeschwungenen Täler. Auf der Höhe von Elsbach erreicht man die markante Tränkfeldeiche, die bereits seit mehr als 800 Jahren hier ihre Heimat gefunden hat. Hinter der Eiche stößt man wieder auf den Nibelungensteig. Hier verläuft eine Variante, die man vor einigen Jahren angefügt hat, da sich die Städte Michelstadt und Erbach vernachlässigt sahen. So geht es oberhalb des Mossautals vorbei an Unter-Mosssau und an Hüttenthal, um nach 41 Kilometern und 1.050 Höhenmetern wieder den Marbachstausee zu erreichen.
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