Lahnhof, den 30. Juli 2016 –
Wo Wandern die Seele streichelt. Wer sich darauf einlassen will, dem sei der Lahnwanderweg, seit 2013 als Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland” zertifiziert, empfohlen. Von der Quelle bis zur Mündung, vorbei an 24 Burgen und Schlösser, zwei Dome, schmucke Fachwerkhäuser, historische Alstadtensembles, idyllische Täler und waldige Höhen die man auf dem Trail durch drei Bundesländer durchwandert, das Ganze verbunden mit exzellenten Bahnverbindung. Sehr zu empfehlen ist als Vorbereitung der Pocketguide “Lahnwanderweg”, der kostenfrei vom Lahntal Tourismus Verband angefordert werden kann.
Gestartet wird an der Lahnquelle (628 m) im Südwesten des Rothaargebirges, in unmittelbarer Nachbarschaft, der Ederquelle, der Dillquelle und der Siegquelle. Einzig die Anfahrt zur Lahnquelle gestaltet sich aufwändig. Empfohlen wird das Auto am Bahnhof in Feudingen abzustellen, um sich von hier aus per Taxi zur Lahnquelle fahren zu lassen. Für die 11 Kilometer Fahrtstrecke berechnet Taxi-Roth stolze 29,40 Euro mit einer eigenmächtig festgesetzten Anfahrtsgebühr von EUR 5,– – das getraut man sich nicht einmal in Offenbach! Juristisch gesehen handelt es sich somit um eine vorweggenommene Trinkgeldvereinnahmung – jedoch das Investment wird sich lohnen.
Gestartet wird am Gasthof Forsthaus Lahnquelle, ein ehemals fürstliches Hofgut. Direkt hinter dem Biergarten entspringt die Lahn in einem zwischen einer Baumgruppe idyllisch gelegenen Quellteich. Von hier aus schlängelt die sich noch junge Lahn zunächst östlich hinab durch den Naturpark Lahn-Dill-Bergland, um nach insgesamt 242 Kilometern, 29 Schleusen und 90 Brücken in Lahnstein im Rhein zu entwässern.
Passend zum Lahnwanderwegeinstieg die Wetterlage. Nach einem sommerlichen Regentag ist das Rothaargebirge eingemantelt im morgendlichen Dunst der Wasserdampfmassen, die für eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgen. Frisch das Grün im Wald , aufdampfende Luftmassen, die noch den Sonneneintrag abschirmen, und für eine mystisch Stimmung auf dem urigen Wurzelpfad sorgen, der hier an der Quelle einsetzt und sich bis zum Ilsetal fortsetzt.
Im Ilsetal ist der Weg mit Holzdielen und Holzbrücken ausstaffiert, wobei an der Ilsequelle, die im Mittelalter zu den bekanntesten Heilbädern gehörte, wo nun Wanderliegen zu einer Rast einladen. Die Ilsequelle, der “Heilige Born”, war jahrhundertelang Ziel und Hoffnung vieler “Presshafter”, Heilung und Linderung Suchender, die Bevölkerung wusste das Wasser des “heiligen Born” zu schätzen. Die Besucher kamen von weit her, beispielsweise ergibt eine Aufstellung von 1622, dass innerhalb von 10 Wochen nach heutiger Währung 22.000 EURO eingenommen wurden. Dieses Geld, “Almosen” genannt, diente der Unterstützung der in Not geratenen Gemeinden und Kirchen sowie dem Unterhalt des Heilbades. Bis zum 30jährigen Krieg wurde die Quelle von Kranken aus weit enfernten Gegenden aufgesucht. Danach geriet die Heilwirkung in Vergessenheit. In den 1980er Jahren wurde die Quelle wissenschaftlich untersucht. Dabei stellte man fest , daß die Reaktionslinien des Wassers allesamt positiv rechtdrehend polarisiert sind. Diese Besonderheit findet man auch bei den Quellen in Lourdes und Sulzthal. Die Quelle ist mit dem Originalstein aus früheren Jahrhunderten eingefasst, indem sich eine kleine Öffnung für die Almosen befindet.
Der weitere Weg führt hinein nach Heiligenborn einem weltentrückter Flecken, und seinerseits das wirtschaftliche Zentrum der Heilquelle. Weiter Richtung Feudingen legte 2007 der skandinavische Orkan Kyrill große Waldabschnitt frei, die heuzutage weitreichende Blicke hinab nach Feudingen und Glashütte ermöglichen. Wie nicht anders zu erwarten steht man vor der Feudinger Ortskirche vor verschlossenen Türen. Allemal bietet sich in Feudingen jedoch die Gelegenheit dank Bäcker, Metzger eine Frühstücksrast einzulegen.
Nachdem die ersten 14 Kilometer von der Quelle nach Feudingen tendentiell bergab gingen, führt die zweite Teiletappe Richtung Bad Laasphe zunächst aufwärts Richtung Weidelbacher Weiher. Hier, im Naturschutzgebiet “Oberes Lahntal und Laaspher Rothaarkamm” begegnet man kleine Wiesentäler mit bodensauren Buchenwäldern und anmoorige Quellregionen in der Nassgrünlandschaft. Man merkt überall, daß man sich in einer wasserreichen Region befindet. Romantisch eingebettet ist der Weidelbacher Weihe mit seinem Seerosenteppich, der um diese Jahreszeit in voller Blüte steht.
Entlang eines Bachlaufs der durch das idyllische Ilsetal mäandert, wird der Lahnwanderweg entlang eines Traumpfades geführt. Weiter geht es hinauf zum „Großgemeindestein“ ein Gedenkstein, 1975 angebracht, der den geographischen Mittelpunkt Bad Laasphes mit all seinen Stadtteilen darstellt. Vorbei an der Wahlbachmühle, wird nach 28 Kilometern erstmals seit der Quelle die Lahn gequert. Der Trail ist bewusst nicht als Lahntalwanderweg, sondern als Lahnwanderweg benannt. Während der Lahntalradweg sich am Flußverlauf orientiert, bezieht die Wanderstrecke die Lahnhöhen mit ein, und gestaltet sich daher allemal abwechslungs- und aussichtsreicher.
Bei Saßmannshausen heißt es wieder “bergauf zum Schloß Wittgenstein. Das Wahrzeichen von Bad Laasphe, als imposantes Schloß klassifiziert, reduziert sich von Saßmannshausen kommend auf einen übersichtlichen Innenhoftrakt. Weitere Areale sind nicht zugänglich. Im Eingangsbereich ist ein Schloßcafe untergebracht, ansonsten wird das Schloß als Internat genutzt. Vorbei an einem historischen Friedhof geht es steil abwärts in das 1,6 Kilometer entfernte Bad Laasphe. Durch die historische Altstadt gehend kommt man an der evangelischen Kirche, mit dem bemerkenswerten Turm, der mit in einer kleinen Haube endenden Knickhelm ausgestattet ist, vorbei. Da die Kirche durch eine Hochzeitsgesellschaft annektiert ist, entfällt auch hier die Besichtigung.
Per Bus geht es zurück nach Feudingen. 35 spannende Kilometer, bei angenehmen 700 Höhenmetern Anstieg und gut gangbaren 1.000 Metern Abstieg. Eine ausgezeichnete Ouvertüre für den 290 Kilometer langen Lahnwanderweg. Auf die Fortsetzung kann man gespannt sein – jedoch eines gewiß: wo Qualitätswanderweg draufsteht – wird Qualitätswanderweg geliefert. Exzellent die Streckenführung, ausgezeichnet die Qualität der Beschilderung – alles in allem: Wanderspaß auf höchstem Niveau.
Bei der Überschrift musste ich erst einmal schmunzeln… dachte schon, es geht um meinen gleichnamigen Blog (Lahntastisch). Ich freue mich total über diesen Bericht und das Dir der Lahnwanderweg so gut gefällt. Bin selbst im Bereicht Wegemarkierung und Social Media für den Lahnwanderweg tätig und gerade dabei den Lahnwanderweg flußaufwärts zu erwandern. Wenn Du Deine Wanderungen fortsetzt, müssten wir uns theoretisch irgendwann entgegenkommen.
Herzliche Grüße aus Limburg an der Lahn!
Jörg
Zufälle gibt es Jörg, das ist schon phantastisch. Erst laufen wir uns bei den 24h an der Mosel über den Weg, dann kommen wir unabhängig voneinander auf Lahntastische Gedanken. Deine Lahntastisch.de-Seite finde ich übrigens Klasse -eine tolle Idee. Schaun wir mal ob sich unsere Wege kreuzen. Ich habe bis zur Mündung noch sieben Touren in den nächsten Wochen eingeplant Beste Grüße aus dem Odenwald an die Lahn -Martin-