Groß-Umstadt,den 31. Mai 2015
Ein Erlebnis der besonderen Art im wahrsten Sinne ist eine Wanderung mit einhergehendem Weingenuss, auch wenn grundsätzlich beim Wandern der Weg das Ziel sein sollte. Das sich Beides vortrefflichst kombinieren lässt, hat wiederum einmal mehr der Groß-Umstädter Odenwaldklub unter Beweis gestellt.
Die Rezeptur ist einfach. Man nehme die vorhandene Infrastruktur in Form der drei Groß-Umstädter Weinlagen, markiere bedürfnisgerecht vier unterschiedliche Wanderstrecken zwischen fünf und 14 Kilometern, flankiere das Ganze mit einer hin- und ausreichenden Anzahl an Ausschankstationen mit immerhin 15 verschiedenen Weinen, bestelle allerfeinstes Wanderwetter und wähle ein hervorragendes Ambiente, um nach erfolgreich absolvierter Wanderung bei Speis und Trank einen wunderbaren Wandertag ausklingen zu lassen.
Ehrensache, dass natürlich die längste im Angebot befindliche Strecke, aufwändig und ausgezeichnet mit einer roten Traube als Wegweisung gewählt wurde. Ehrensache natürlich auch, dass der Start im zehn Kilometer entfernten Münster erfolgte. Via Altheim, durch einen Lichtungsstreifen, der zwischen Altheim und Semd liegt, ist nach eineinhalb Stunden Groß-Umstadt erreicht. Bereits 15 Minuten vor dem offiziellen Start am Parkplatz Altstadt ist das Tagesticket gelöst. Eine 10er Karte wahlweise nutzbar für zehn 0,1 Weinschöppchen, Wasser oder Verpflegung können am Start gelöst werden. Als Dreingabe erhält der Wanderer dazu ein Winzerfestgläschen. Das Wanderwetter – perfekt bestellt und arrangiert. Nach einem herrlichen Sonnenaufgang, übernehmen Hochwolken das Regiment, so dass die direkte Sonneneinstrahlung abgemildert wird, was für die weinkonsumierenden Wanderer durchaus zweckdienlich ist.
Vom Parkplatz Altstadt geht es zunächst nördlich in den Kappesgärtenweg. Entlang des Richer Baches wird die Weinbergslage Stachelberg in Angriff genommen, mit Ziel Wendelinuskapelle. Die Aussicht von hier ist fantastisch und überrascht immer wieder auch die aus der Ferne angereisten Gäste. Von der Bergstraße, über den Taunus bis hin zur Wetterau und dem Spessart inklusive Skyline-Frankfurt Blick, einschließlich dem markanten EZB-Neubausolitär, hier an der Kleinen Bergstraße hat man einen Logenblick. Überrascht die rührigen Helfer des Odenwaldklubs, die letzte Hand an der Ausgestaltung des Weinstand Nr. 1 an der Kapelle anlegen. „So früh war noch keiner da“. So weihen wir nach bereits 13 zurückgelegten Kilometern, einschließlich Anlauf, den Weinstand mit einem hervorragenden Umstädter Riesling ein. Kurz danach trudeln die nächsten Mitwanderer ein. Eine Wanderin präferiert zunächst Wasser, trotz eindringlicher Hinweise, dass es sich hierbei nicht um eine Wasserlagenwanderung handelt.
Keine zehn Gehminuten entfernt ist bereits die zweite Station am Weinlagenhang Stachelberg, das Wingertshäuschen Weber erreicht. Der Rebsortenkontinuität folgend muss diesmal ein Schwarzer Riesling daran glauben. Aus der Rebsorte, die in der Champagne verbreitet ist, hat der Umstädter Winzer Collatz einen bodenständigen und bekömmlichen Schoppenwein kreiert. Eine nachfolgende Sächsen, die in Miltenberg beheimatet ist, lobt dagegen überschwänglich den Müller-Thurgau der am Stand ausgeschenkt wird. Hoch lebe die Geschmacksvielfalt.
Nach der Weinprobe und einem zweiten Kurzfrühstück geht es abwärts ins Tal und auf der Gegenseite durch offenes Gelände, an Obstwiesen vorbei, Richtung Ziegelwald. Ein Blick zurück offenbart die Schönheit des Landstriches. Sanfte Weinhügel, flankiert von im Hintergrund liegenden Waldzonen verdeutlichen einmal mehr, welch herrliche Region die Odenwälder Weininsel einrahmt. Durch den Ziegelwald hindurch erreichen wir die Weinbergslage Steingerück. Unterhalb des Ziegelwaldes breitet sich Groß-Umstadt aus – gegenüber der markante Vulkankegel Otzberg – spätestens hier zeigt sich dem Wanderer, wie schön diese Umgebung ist. Im Steingerück wird an zwei Wingertshäuschen (Krezmar und Weingut Brücke-Ohl) kräftig ausgeschenkt. Hier schneiden sich auch die Wege der anderen Kurzetappen – demgemäß stark auch der Andrang bei bester Wetterlage. So fällt es auch leicht etwas länger zu verweilen um das Umfeld zu genießen.
Weiter durch die Wingerte des Steingerücks geht es auf unbefestigten Pfaden hinab in das Raibacher Tal. Bergauf auf der gegenüberliegenden Seite ist bald der Weinstand Nr. 4 „Am Buschel“ erreicht. Der „Buschel“ ist Bestandteil des Biotopverbundes im Landschaftsplan der Stadt Groß-Umstadt und bekannt für seine Erlebnisobstwiese. Auch am Buschel mundet der trockene Riesling. Weiter aufwärts geht es zur „Hohen Straße“ um auf herrlichen Pfaden die dritte Umstädter Weinbergslage, den Herrnberg, zu erreichen. Exzellent die Aussichten am Wingertshäuschen Schröbel. Mittlerweile hat sich eine respektable Anzahl von Weinlagenwanderfreunden eingefunden, wobei man aber glücklicherweise nicht von einer Überfüllung sprechen kann.
Nach einer weinhaltigen Rast geht es auf dem oberen Panoramaweg zur letzten Weinlagenstation, dem Wingertshäuschen Petermann. Zum sechsten Mal wird die Weinkarte entwertet, ein Indiz dass es zum Tagesziel, dem Gruberhof nicht mehr weit sein kann. Vorbei am Alten Wasserwerk Groß-Umstadts geht es zur alten Hofreite, die seit 1987 als Museums- und Kulturzentrum genutzt wird. Eine hervorragende (neudeutsch) Lokation, die einen angemessenen Rahmen für einen würdigen Abschluss bildet. Sowohl im Innenhof als auch im Außenbereich sind ausreichende Sitzmöglichkeiten vorhanden. Mehr als ausreichend und vielfältig auch das Getränke- und Speiseangebot für die Wanderschar, die die feuchtfröhliche Wanderung in dem herrlichen Ambiente ausklingen lässt. Manch ein Teilnehmer hat bereits ein Glas Bier in der Hand um nach hin-und ausreichenden Weingenuss die Geschmacksknospen zu rekalibrieren.
Insgesamt haben mehr als 1.000 Wanderer die Veranstaltung besucht. Klein aber fein – so das Resumee des Veranstalters und kein Vergleich zu den Massenweinlagenwanderveranstaltungen an der Bergstraße oder im Rheingau, dort wo mehr als das Zehnfache unterwegs ist. Ein dickes Lob an den Ausrichter der Veranstaltung, der Ortsgruppe Groß-Umstadt des Odenwaldklubs. Exzellent die Organisation, perfekt die Logistik, ausgezeichnet die ausgesprochen freundliche Standbetreuung – ein Indiz dafür dass man verwurzelt ist mit der Region und sich mit Herz engagiert. Nicht zu vergessen, die hohe Qualität der hier produzierten Weine. In toto – allerbeste Werbung für den Standort Groß-Umstadt.
Selbstredend dass auch wiederum ein geordneter Rückzug per pedes nach Münster erfolgt, diesmal ohne Weinstation zwischendurch. Ungeachtet dessen, dass die „14 Kilometer-Strecke“ lediglich knapp 12 Kilometer betrug, blieb der Wandertacho letztendlich bei Kilometer 33 stehen – eine wahrhaft weite weinselige Weinlagenwanderung. Allemal ist eine Vormerkung für 2016 angezeigt. So heißt es wieder am 5.Juni 2016 „Willkommen zur Groß-Umstädter Weinlagenwanderung“.
Hallo Freunde vom OWK,
über Jahre bind ich schon, mit meinen Freunden aus Wuppertal vom SGV, mit Euch verbunden.
Einmal durch unseren lieben Wanderfreund Ludwig Mohr, der nun leider verstorben ist und mit seiner
lieben Frau Margret. Ansonsten aber auch mit vielen Freunden von div. Ortsgruppen vom OWK z.B.
mit meiner lieben Freundin Hedwig Mayer aus Darmstadt. Einigemal sind wir schon bei Eueren Weinlagenwanderungen mitgewandert – trotz der langen Anfahrt. Wir freuen uns schon wieder auf das nächste Jahr und auf ein Wiedersehen mit den Wanderfreunden.
Liebe Wandergrüße
Euer Manfred Budschun