Butzbach, den 24. Januar 2021 – Ende der Schonzeit. Waren die bisherigen Wanderungen entlang des Limes bis zum mittelhessischen Butzbach eher moderat so steigt man, wenn man den Obergermanisch-Raetischen Grenzwall in nordwestlicher Richtung folgt, in die durchaus anspruchsvollen Höhenzüge des Taunus ein. Gefühlt steigt die Kastelldichte, jedoch wenn man die historischen Karten studiert stellt man fest, dass dem nicht so ist. So mag es sein, dass fernab des urbanisierten Raumes der Erhaltungsgrad der römischen Bastionen einfach besser ist, sofern man sich auf die Spurensuche begibt. “Wälder bedecken das ganze Germanien und verbinden die Kälte mit dem Dunkel.” wusste ein römischer Schriftsteller zu berichten. So ist es durchaus anzunehmen, dass die Höhen des Taunus schon zu römischen Besatzungszeiten dicht bewaldet waren.
Vom Bahnhof Butzbach aus geht es westwärts hinauf zu den ersten Taunushügeln, durch den Butzbacher Ortsteil Hausen, um von dort in südlicher Richtung auf den aussichtsreichen westlichen Rand der Wetterau von Hoch-Weisel bis nach Langenhain-Ziegelberg zu wandern.
Vor Langenhain-Ziegelberg erreicht man ein eingezäuntes Areal – den ehemaligen Luftschutzbunkerbereich des Führerhauptquartiers Adlerhorst, welcher 1939 errichtet wurde. Teilweise wurden hier die Bunkerbereiche als Landhäuser kaschiert. Unterhalb von Schloss Ziegelberg quert man die Bundesstraße, sowie den Fluß Usa und steigt moderat aber stetig aufwärts zum Gaulskopf, dort wo ein riesiger Römerturm rekonstruiert wurde.
Vorbei am ehemaligen Standort des Kleinkastells Ockstadt erreicht man das Areal des Römerkastells Kapersburg, welches als größere Anlage das Kleinkastell im Ockstädter Wald ablöste. Dank archäologischer Puzzlearbeit konnte die Struktur des 200-Mann-Kastells sehr gut herausgearbeitet werden. Konservierte Torbauten, Ruinen eines Bades, Teile des Verwaltungstraktes und der Stabsgebäude legen heute noch Zeugnis ab von der Größe und der Bedeutung dieser römischen Heeresstation. Wandert man weiter entlang der Weltkulturerbestätte Limes muss man drei Kilometer weiter einen großen Bogen schlagen, denn hier liegr das zweitgrößte Munitionslager der Bundeswehr. Hinter dem 245 Hektar großen Depot nimmt man erkennbar wieder den Gang entlang de römischen Grenze auf und wandert hinab zur Saalburgsiedlung, dort wo der Freizeitpark Lochmühle eingebracht ist, und dort wo man an der Gegenflanke nach einem kräftigen 2,5 Kilometer langen Anstieg ein komplett rekonstruiertes römisches Kastell, die Saalburg erreicht. Hier kann man eindrucksvoll römische Geschichte studieren, allerdings nicht, wie an diesem Tag, montags, denn dann ist in der Wintersaison ein Besuch nicht möglich. Früher konnte man zumindest bei geschlossenen Pforten die Saalburg umrunden, mittlerweile hat man aus kommerziellen Gründen das ganze Kastell mit einem Zaun eingehaust. Man sollte durchaus eineinhalb Stunden für einen Besuch einplanen, einschließlich Einkehr in der dort eingebrachten römischen Taverne. Im Blogbeitrag “Eine hessische Zeitwanderung” kann man sich einen ersten Eindruck über die sehenswerte römische Militäranlage verschaffen.
Der kürzeste Weg zur nächsten Bahnstation wäre der Weg zurück und hinab zur Saalburgsiedlung. Da das Kastell geschlossen ist und noch genügend Tag übrig ist, bietet sich eine erweiterte Tour zum sechs Kilometer entfernten Friedrichsdorf an. So kann man auf dem Rückweg noch weite Blicke in den Frankfurter Einzugsbereich bis hin zum gegenüberliegenden Odenwald/Bergstraße genießen.
Rom wurde bekanntlich auf sieben Hügeln errichtet – sieben Hügel waren auf der dieser waldreichen Tour durch den Taunus zu absolvieren. Mit 41 Kilometern und knapp 1.000 Höhenmetern eine anspruchsvolle und aussichtsreiche Tagestour, bestückt mit zahlreichen steinernen Zeitzeugen der reichen Geschichte dieses Landstrichs. Dass man noch einige Höhenmeter zulegen kann, wird die nächste Tour der winterlichen Limes-Wanderreihe unter Beweis stellen.
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