Leidersbach, den 17. Februar 2024 – Clever sind sie schon die Unterfranken. Man muss erst einmal auf die Idee kommen drei Wanderschleifen rund um das Leidersbachtal als Exkursion durch das Sakko-Canyon zu deklarieren. Wobei – die Herleitung ist absolut nachvollziehbar. Das unterfränkische Leidersbach, eingesenkt in einem Seitental des Mains, gesegnet, oder je nach Sichtweise beladen, mit einer sieben Kilometer langen Hauptstraße, und nach eigenen Angaben als “Mekka der Brautmoden” betitelt, genießt von je her einen besonderen Status, in einer Region, dort wo die Weinlagen zweier Mittelgebirge aufeinandertreffen. Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich in Leidersbach das Schneiderhandwerk, anfänglich als Heimwerkerbastion für Aschaffenburger Kleiderfabriken. In der Folge entwickelten sich am Standort selbst entsprechende Produktionsstätten, wobei in der Zeitfolge die Produktion in das Ausland verlagert wurde, jedoch Design und Vertrieb nach wie vor vor Ort betrieben wird. So hatte sich im Volksmund im Laufe der Zeit der Begriff “Sakko-Canyon” etabliert.
Wandertechnisch hat man unter dem Schirm der Europäischen Kulturwege drei Rundtouren durch das Areal entwickelt, offiziell mit dem Titel” Drei Schleifen durch den Sakko-Canyon” versehen, die sich zudem bestens kombinieren lassen. Wer jemals die nicht endend wollende Hauptstraße von Leidersbach zu Fuß durchquert hat, wird positiv überrascht sein, die Gemeinde und das landschaftliche Umfeld in einem anderen Rahmen entdecken zu können.
Gestartet wird am Marienplatz in Leidersbach. Aus der Enge der Talsenke heraus geht es in westlicher Richtung aufwärts zu den Höhenzügen der Kleinheckenhöhe, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Obschon witterungsbedingt noch Nebelschwaden durch das Tal wabern, kann man bereits die Anhöhen des siebzig Kilometer entfernten Taunus erahnen.
Nach gerade einmal zwei Kilometern ist Flankenwechsel angesagt. Zunächst geht es wieder abwärts, den Gemeindeteil Ebersbach querend, um auf der Gegenseite die dortigen Höhenzüge zu erklimmen. Dem Gartenbergweg folgend wandert man auf der nordöstlichen Seite oberhalb von Leidersbach auf dem Panoramaweg zum Ortsende der Gemeinde, um im Anschluss dem gleichnamigen Fluß in östlicher Richtung zu folgen. Ob Räuberpfad, ob Spessartweg, ob lokale Rundwanderwege oder Nordic-Walking-Strecken, das Wanderangebot ist hier mehr als reichlich Nicht umsonst ist die Region als “Qualitätsregion Wanderbares Deutschland” seit acht Jahren zertifiziert.
Normalerweise wandert man, wenn man im Spessart unterwegs ist, stramm auf- und abwärts. Hinter Leidersbach jedoch geht es zwar stetig jedoch behutsam ansteigend in die Gemarkung des Gemeindeteils Volkersbrunn, welcher um 180 Grad umrundet wird. Am südlichen Ausläufer von Volkersbrunn erreicht man den schönsten Teil der Exkursion. Unterhalb vom Eichelsberg kann man auf dem dortigen Panoramaweg bei guten Sichtverhältnissen schöne Aussichten hinweg über die Frankfurter Skyline bis hin zum gegenüberliegenden Taunus genießen.
Vom Panoramafenster oberhalb von Volkersbrunn geht es strukturell nur noch abwärts. So wandert man unterhalb des Eichelsberges in einer ausgedehnten Schleife um den Weiler Roßbach herum, um hinter der Marienkapelle auf einem Höhenplateau gen Leidersbach zurückzuwandern.
Oberflächlich mag der Tagesbesucher Leidersbach als zweckdienliche Ansammlung von Bekleidungshäusern, die sich im Taltrog von Leidersbachtal aneinanderreihen, verbuchen. Jedoch wer sich oberhalb der Kleiderfabrikation auf die Socken macht, kann einmal mehr eintauchen in eine wunderbar wanderbare Region. Am langen Ende kann man diesen Flecken Erde auf überschaubaren 23 Kilometern, angereichert mit 550 Höhenmetern, aus einer anderen Perspektive kennen lernen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar