Neckarsteinach 15. November 2014
Die vierte Exkursion auf dem Main-Stromberg-Weg führt quer durch den Kleinen Odenwald, der geologisch zum Buntsandstein-Odenwald zählt, wobei der Neckar die nördliche Grenze bildet. Startpunkt ist der Zielort der letzten Exkursion, Neckarsteinach noch im Hessischen.
45 Minuten vor Sonnenaufgang liegt die Vierburgenstadt noch im Dämmerschlaf in der sich zu Ende neigenden Nacht. Einzig an der Neckarschleuse herrscht schon reger Betrieb. Die Schleuse querend geht es zunächst am Höllenberg hinauf zur gegenüberliegenden Kommune Dilsberg auf die Dilsburg. Mehrere kriegerische Auseinandersetzungen überstand diese Burgfeste. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage zum Abbruch freigegeben wurde und als Steinbruch mißbraucht. Zur Freude der Bauindustrie erfolgte im 20. Jahrhundert eine Instandsetzung. und ist mittlerweile ein geschätztes Ausflugsziel.
Bevor es entlang des Bannholzweges geht kann man einen Blick auf den “Kompass des Kraichgaus”, der bei Sinsheim gelegenen Burg Steinberg werfen. Weiter durch den Haberwald und Fronwald Richtung Lobenfeld nach Mönchzell. Durch schöne Waldpfade führt der Wanderweg vorbei am Golfplatz Lobbach-Lobenfeld. Man kann davon ausgehen, dass die ballschlagende Zunft wohlweislich die schönen Fleckchen kennt, wo es sich lohnt entsprechende Anlagen zu verbauen. Mönchzell am Ostrand querend geht es weiter nach Eschelbronn zur Streckenhalbzeit.
Nach einer gepflegten Frühstücksjause führt die Strecke weiter durch den Kraichgau Richtung Sinsheim. Dieser Name Kraich geht dabei auf das keltische Wort Creuch für Schlamm und Lehm zurück, während mit Gau ein offenes waldfreies Gebiet bezeichnet wird. Die sanfthügelige Landschaft ist eine gute Wanderdestination und bietet weitreichende Ausblicke in das Umland. Bemerkenswert auch die geringe Walddichte in diesem Areal. So freuen sich zwei Wanderinnen im vor Sinsheim gelegenen Waldabschnitt Saugrund/Stadtforlen über diesen herrlichen heimischen Waldabschnitt. Als waldverwöhnter Vorderer Odenwälder registriert man interessiert die Begeisterung über die selektiv vorhandene Baumgruppierung.
Sinsheim selbst ist durchaus eine Reise wert, nicht nur für Besucher des dortigen Technikmuseums und den Anhängern einer balltretenden Sportart. Schöne Fachwerkensemble sind in der Innenstadt zu bewundern. Unweit von hier fand man im Weiler Mauer übrigens den Homo heidelbergensis, der bereits vor über 600.000 Jahre durch den Kraichgau auf der Jagd nach Wollnasenbären zog – und das ohne Wegemarkierung und GPS-System. Anstelle Wollnasenbären jagend kann der Wanderer der Neuzeit noch im November bei sonnigen 13 Grad einen Capuccino in der Fußgängerzone genießen, dank der vorausschauenden eingeplanten Streckenführung des Hauptwanderweges Nummer 15.
Ein Wort zum Wetter. Mittlerweile katastrophal die Vorhersagequalität der Offenbacher Wetterexperten. 8 Stunden vor Wanderantritt prognostizierten die meteorologischen Wahrsager Perma-Nieselregen und Dauerbewölkung. Müßig zu erwähnen, dass während der Wanderung kein einziger Tropfen fiel und in den späten Vormittagsstunden die Sonne sich durchsetzte. Für eine verlässliche Wettervorhersage sind allemal die einschlägigen Agrardienste zu empfehlen, die bereits 24 Stunden vor Beginn der Wanderexkursionen eine korrekte Prognose erstellten, frei nach dem Motto: “Sei einfach schlauer, frag den Bauer…”
Weiter geht es in südlicher Richtung durch die A 6-Unterührung Richtung dem “Großen Wald“. Rechter Hand der markante Steinberg (s.o.) liegend, der bei dem nächsten Tourenprojekt (Hauptwanderweg No. 19 von Offenbach nach Eppingen Kennzeichnung blaues Quadrat) Teilziel jener Exkursion sein wird. Auf den nächsten vier Kilometern sind die beiden Wege identisch, bevor das rote Quadrat Richtung Westen verweist. Parallel zum Hauptwirtschaftsweg ist ein traumhaft schöner naturbelassener Wanderpfad ausgezeichnet. Wandern auf höchstem Niveau. Drei Kilometer vor Waldangelloch, dem Tagesendziel, eröffnet sich ein herrliches Panorama mit einem wunderbaren herbstlichen Farbenspiel. Moderate 34 Kilometer bei immerhin 731 Höhenmetern stehen zum Schluß auf dem Wandertacho. Die Rückfahrt via Bus nach Wiesloch und per S-Bahn in Heidelberg umsteigend nach Neckarsteinach mit einer Bewegungszeit von 90 Minuten. Nachdenklich stimmt die Busfahrerin in Waldangelloch, die noch niemals einen Fahrgast hatte, der von hier aus nach Neckarsteinach wollte, eine Ortschaft, die sie einerseits nicht kennt und über deren tatsächliche Existenz sie sich im Kursbuch zur Ermittlung der Fahrentgeltes erkundigt.
Bleibt noch die 28 Kilometer lange Schlußetappe nach Sternenfels, welches am Fuße des Strombergs liegt. Hierbei empfiehlt sich noch eine acht Kilometer lange Finaletappe zum UNESCO-Weltkultur-Kloster Maulbronn anzuhängen.
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