Groß-Umstadt, den 19. Mai 2019 –
Weinlagenwanderung mit Marathonqualität inklusive Anlauf und Auslauf. Bereits zum 25. Mal richtete der Odenwaldklub Groß-Umstadt in bekannt-bewährter Art und Weise eine Weinlagenwanderung in den Hanglagen der Odenwälder Weininsel Groß-Umstadt aus. Rot, blau, grün, gelb – so die ausgewiesene Farbskale der vier Wanderrouten, die zwischen fünf und 14 Kilometern dimensioniert waren.
So kann die weinselige Wanderfrau oder Wandermann je nach Kondition in den Beinen und Standfestigkeit an den aufgebauten Weinständen die geeignete Streckenlänge wählen. Idealerweise löst man am Startort, der am Parkplatz Altstadt gelegen ist, die Eintrittskarte in das Weinparadies in Form einer Weinprobenkarte im Wert von 16 Euro zum Preis von 15 Euro inklusive einem Probierglas. Der Vorteil: man erspart sich und den Standbetreibern das Kleingeldhandling. Selbstverständlich ist der Kauf einer Weinprobenkarte nicht verpflichtend und es bleibt jedem Wein- und Wanderfreund frei an den Ständen direkt Wein, Wasser oder Brötchen zu beziehen.
Aus Sicht eines Langstreckenwanderers bietet sich natürlich eine Erweiterungsrunde an. So wird am frühen Morgen im heimatlichen Münster gestartet um via Altheim durch den Dieburger Mittelforst die Odenwälder Weininsel zu erreichen. Nach einer zweiten Frühstückspause im ortsansässigen Cafe als gesunde Grundlage für die anstehende Weinlagenwanderung geht es nach Lösung der Weinprobenkarte auf den rot beschilderten Weinlagenwanderweg. Die Vorbereitung des Odenwaldklubs ist schlichtweg ausgezeichnet. Jeder Teilnehmer erhält eine ausführliche Streckenbeschreibung und kann sich bereits im Vorfeld darüber informieren, an welchen Weinständen welche Weinssorten ausgeschenkt werden. Unterwegs ist die die Streckenmarkierung selbsterklärend, so dass selbst nach dem Konsum einiger Weinpröbchen die Orientierung gewährleistet ist.
Vom Parkplatz Altstadt führt die Passage zunächst nach Nordosten Richtung Klein-Umstadt zur 32 Hektar umfassenden Weinlage Stachelberg. Leicht ansteigend führt der Trail durch unbefestigte Feldwege hinauf zur Wendelinuskapelle, dort wo der erste Weinstand eingerichtet ist. Hier sollte man sich durchaus die Zeit nehmen sich niederzulassen um die Blicke über den Vorderen Odenwald, den Taunus, das Frankfurter Einzugsgebiet und den Spessart schweifen zu lassen.
Kaum ist der letzte Nachhall des dort verkosteten Umstädter Steingerück Riesling Kabinett im Gaumen verhallt ist schon der zweite Weinprobierstand, das Wingertshäuschen Weber erreicht. Fast schon beschaulich ist hier der Ausblick über die sanfthügelige Agrarlandschaft. Die jungen Weintriebe entfalten sich langsam, die ersten Getreidehalme recken sich hoch, einzelne Rapsfelder akzentuieren das Landschaftsbild und frisch gepflügte Äcker setzen einen erdigen Farbtupfer. Unterlegt mit einem Schoppen Wein kommt man durchaus in das Grübeln ob man hier nicht schon toskanische Verhältnissse vorfindet.
Zunächst talabwärts dann ein gemäßigter Anstieg hinauf zum Ziegelwald, der nach Querung die Eintrittspforte zur kleinsten Umstädter Weinlage Steingerück darstellt. Von hier aus eröffnet sich ein neues Sichtfeld bis hin zur gegenüberliegenden Bergstraße. Gleich zwei Weinstände sind hier eingerichtet. Unter der Nummer 3 A hat das Wingertshäuschen von Krezmar und just nebenan das Weingut Brücke-Ohl unter 3B geöffnet. So gibt es wenig Gedränge, da just von linker Hand die Teilnehmer der acht Kilometer langen Grünen Route hier zuerst Station machen, während die “Rot-Wanderer” bereits einen Vorlauf von zwei Weinstationen haben.
Nach einer ordnungsgemäßen Verprobung geht es weiter, zunächst abwärts in das Raibacher Tal um auf der Gegenflanke das Streuobstwiesenareal “Am Buschel” zu erreichen, dort wo der nächste Weinstand aufgebaut ist. Der weitere Wegeverlauf eröffnet neue Blickachsen, Zurückblickend schweifen die Blicke über die bereits passierten Weinlagen Steingerück und Stachelberg Richtung Skyline Frankfurt. Rasch ist die “Hohe Straße” erreicht. Von hier aus schwenkt man ein in die Weinlage Herrenberg. Hier bestimmt der Otzberg das Landschaftsszenario. Wanderer aus dem Umland sind immer wieder begeistert über den Wegeverlauf der stillen Pfade die hier vorzufinden sind.
Die Wingertshäuschen Schröbel und das Häuschen Petermann verlocken zu einer ausgedehnten Rast und hinterlassen die Erkenntnis, dass bei der ausgedehnten 14-Kilometertour die gelöste Weinprobierkarte schneller als geglaubt abgezecht ist.
Wer sich noch etwas mit Weinkultur beschäftigen möchte kann dies entlang des informativen Weinlehrpfades tun. Via Geiersberg geht es hinab in das Raibacher Tal zum krönenden Abschluß im Gruberhof. Das Museum und Kulturzentrum ist schlichtweg ideal für eine Veranstaltung dieser Art. Hier haben die Weinwanderfreunde Gelegenheit bei deftigen Odenwälder Speisen alle Weine, die man unterwegs probieren konnte, intensiver zu ergründen. Mit einem passenden Rahmenprogramm setzt dabei der Odenwaldklub einen vorbildlichen weinlagenwanderadäquaten Akzent. Kein Vergleich zu der benachbarten Bergsträßer Weinlagenwanderung die traditionsgemäß am 1. Mai stattfindet und mittlerweile als Rummelveranstaltung abgedriftet ist.
So bleibt der geordnete Rückzug durch den Dieburger Wald zurück nach Münster, was durchaus Vorteile beinhaltet. Man baut die sedierende Wirkung der Weinpröbchen ab, genießt die Frische des Waldes und reaktiviert den Kreislauf durch einige zusätzliche Kilometer im sportlichen Tempo. Nach 40 Kilometern und überschaubaren 322 Höhenmetern ist eine angenehme 14 Kilometer lange Weinlagenwanderung mit An- und Auslauf zu Ende. Was bleibt ist die Vormerkung für den 17. Mai 2020, dann wieder mit Anlauf……..
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