Stadtsteinach, den 20. Mai 2023 – “1.000 Schilder sind es schon, die wir insgesamt angebracht haben.” Die Zahl, die der umtriebige Geschäftsführer des Frankenwald Tourismus Service Centers zuruft beeindruckt schon. Auch weitere Eckdaten beeindrucken. Dieses Jahr waren nach Öffnung des Anmeldeportals 3.600 Onlinemeldungen für die 600 Startplätze zu verzeichnen. Der Ticketservice kollabierte, und am langen Ende wurden neben den bereits verkauften Tickets 450 Tickets in einem geordneten Verfahren verlost. Die Rede ist vom 11. Frankenwald Wandermarathon, ein Wanderevent, welches bereits seit Jahren als Kultveranstaltung in der Wanderszene gilt, und das nicht nur in Deutschland.
Frankenwald Wandermarathon 2023 SPEZIAL – als “Spezial” deshalb tituliert, da es sich förmlich anbot zwei zur Veranstaltung passende Themenwanderungen anzudocken. So waren es am langen Ende 105 spannende Kilometer, die an drei Tagen unter die Wandersohle genommen wurden.
Der 11. Frankenwald Wandermarathon
20. Mai 2023 Stadtsteinach 06:15 Uhr. Es ist angerichtet. Techno-Beat-Bässe wummern über das Areal der Steinachtalhalle. Manch ein älteres Semester hält sich die Ohren zu, jüngere Highspeedwalker hingegen stimmen sich förmlich in einen tranceartigen Zustand ein. Wer sich die 4/4 Beat-Schlagzahl zu eigen machen sollte, könnte die anstehenden 43 Kilometer locker in sieben Stunden abspulen. Könnte man, muss und sollte man allerdings nicht. Denn das Programm ist hochattraktiv. Die ausgewählte Panoramastrecke steht für sich selbst. Aufgewertet wird die Strecke durch 23 Erlebnis- und insgesamt vierzehn Verpflegungsstationen.
Pünktlich um 07:00 starteten insgesamt 620 Wanderinnen und Wanderer auf die Strecke. Dem Flusstal der Unteren Steinach folgend ging es zunächst südwärts, dem Frankenwaldsteig folgend, gen Untersteinach und weiterführend zum südlichsten Streckenpunkt nach Neuenmarkt, dort wo als Attraktionspunkt eine Lokschuppenbrotzeit im Deutschen Dampflokomotiv-Museum auf die eintreffende Wanderschar wartet.
Bereits ab 05:00 Uhr konnten sich die Marathonwanderer an einem Frühstücksbuffet stärkenBereits am Eingang zur Halle eine erste Möglichkeit die Strecke abzugehenEin Vollblutwanderer…….Ob sportliche ambitionierte Superwalker der “4Daagse in Nijmegen”, ob Wanderfreunde aus der fränkischen Umgebung, dem gesamten Bundesgebiet, oder aus Österreich, Schweiz, Belgien, Niederlande, Tschechien, aber auch Großbritannien und der Ukraine – der Frankenwaldmarathon zieht mittlerweile weite Kreise07:00 Uhr: Start bei bester Wetterlage in Stadtsteinach….…..und ab durch die Fränkische Linie, einer geologischen Störung, deren Mittelgebirgsbildung einst durch die Entstehung der Alpen ausgelöst wurdeEin gewohntes Bild auf den ersten Kilometern. Schon zu Anbeginn entzerrt sich die Wanderschlange rasch. Hochgeschwindigkeitswalker ziehen bereits auf den ersten Metern davon, eine große Anzahl ist im Mittel mit 5 km/h unterwegs und Genusswanderer tauchen tiefenentspannt in die Landschaft ein. Motivation ist alles. Bereits nach knapp drei Kilometern erfolgt der erste Dynamisierungsschub: “Nur noch 40 Kilometer”Die Jahreszeit ist natürlich perfekt für das Auge und die SeeleSchön zu sehen: der Wandernachwuchs ist gesichert. Viele junge Teilnehmer lassen sich von diesem Wanderevent begeistern. Aber auch am anderen Ende des Lebensbaumes wurden schon hochaktive 80jährige beim Frankenwaldmarathon gesichtetUnterzuckert? Kein Problem – mit dem rollenden Fruchtgummiservice ist Erste-Hilfe-Einsatz angesagt….Und dieser Vierbeiner aus Untersteinach begutachtet kritisch die vorbeiziehende Völkerwanderung…Die ersten Kilometer waren mehr oder minder steigungslosLokschuppenbrotzeit im Dampflokmuseum in Neuenmarkt….Wie ein Dompteur in der Manege. Dem wachen Auge von Markus Franz, dem verantwortlichen Manager des Events, entgeht nichts. Und sichtlich freut er sich über den reibungslosen AblaufNach der Lokschuppenbrotzeit geht es langsam in den hügeligen Teil der gesamten EtappeBetreutes Wandern auf Höchstniveau: Bereits bei Kilometer 12 ist in Neuenmarkt die erste Shuttle-Station eingerichtet. Wer keine Lust hat wird zurückgebracht, wer zu langsam ist, wird zur nächsten Shuttle-Station gefahren. Fraglich blieb nur, ob im Falle einer akuten Unterhopfung auch ein Transfer in den nächsten Biergarten möglich gewesen wäre…….
Hinter Neuenmarkt, dem südlichsten Punkt der Strecke ändert sich auch die Textur des Weges. Es wird hügeliger, jedoch die Steigungen sind in toto moderat. Mit insgesamt knapp 900 Höhenmetern hat der Veranstalter zwar seine eigene Benchmark von mindestens 1.000 Höhenmetern unterschritten, jedoch die Teilnehmer sind nicht böse – im Gegenteil. Angenehme 20 Grad, ein laue aber erfrischende Ostwindbrise und ein gemäßigtes Auf und Ab – am langen Ende optimale Verhältnisse, gerade auch für Teilnehmer die erstmals Erfahrung über solch eine Distanz sammeln. Bei Wirsberg führt die Strecke über den Goldenen Falk-Weg, einen von insgesamt 31 naturnahen Steigla-Runden, die per se als schönste Wege im Frankenwald gelten. Bei den Steiglas handelt es sich ausnahmslos um attraktive Rundwege zwischen fünf und zwanzig Kilometern, die sich teilweise auch kombinieren lassen. (mehr dazu irgendwann auf diesem Blog). Zwei Highlights liegen auf dieser Strecke. Zum einen das Kaiserdenkmal mit Blick auf Wirsburg, und zum anderen die Ruine Heilingskirche, dort wo ein Mönch auf die Teilnehmer zum Fotoshooting wartet.
Bunt… nicht nur die Natur……Der “steilste Anstieg” der Gesamtstrecke…..jedoch angesichts der Verpflegungsdichte tut man gut daran einige Kalorien abzuwerfen…Oben angekommen ist für Energienachschub schon wieder gesorgtAnsonsten lohnt eine kurze Rast……mit Blick in die oberfränkische Landschaft Auf schönen Pfaden……führt der Frankenwald-Steigla…...hinauf zur Ruine Heilingskirche………dort wo ein Mönchshof-Mönch zum Fotoshooting verdonnert wurde. Hingewiesen sei an dieser Stelle auf einen Fauxpas. Der Bierkrug des Mönchs war leer!Gerade der Abschnitt zum Neufanger Flurkreuz bietet ein tolles landschaftliches Panorama…Ob ein Blick zurück nach Osten…...oder hinüber gen Süden…auch hier lohnt es Station zu machen, das Verpflegungsangebot zu nutzen und einzutauchen in diese weitläufige MittelgebirgsregionFränkische Schildbürgerstreiche: Rund 1.000 Schilder haben die Verantwortlichen entlang der Strecke angebracht. Der GPX-Track war am langen Ende überflüssig. Jeder Schneisenabzweig wurde berücksichtigt – bei Richtungsänderungen wurden nach den Empfehlungen des Deutschen Wanderverbandes Beruhigungskennzeichen angebracht. Der Aufwand enorm, das Ergebnis: schlichtweg perfekt. Am langen Ende unverlaufbar!
Vom Neufanger Kreuz aus, dort wo einmal mehr das wunderbare Panorama überzeugte, ging es gen Kupferberg, dort wo oberhalb der Kommune am Bergbaumuseum eine weitere Station eingerichtet war. Nach einem Blick in den Schacht, der an einen der ältesten Erwerbszweige im Frankenland erinnerte, war Mittagsrast in der Ortschaft angesagt, bevor nach weiteren drei Kilometern ein ausladendes Kuchenbuffet auf die eintreffenden Wanderer wartete. Zwischendurch immer wieder eingestreut lokale Erlebnisstationen, die mehr oder minder das Bewusstsein eintrübten, dass man sich hier auf einem Wandermarathon befindet. Hier verbirgt sich auch ein essentieller Baustein des Erfolgsrezeptes dieser Veranstaltungsreihe. Die Teilnehmer werden regelrecht geflutet mit Erlebnis- und Verpflegungsstationen. Unterlegt mit punktuellen Aussichtspunkten hat man am langen Ende keine Zeit darüber nachzudenken was man hier wirklich macht. So hatte man beispielsweise auf einer Steigungsstrecke an der Seerstraße hinter Untersteinach eine Rätselstraße eingerichtet – ein cleveres Ablenkungsmanöver.
Im Kern sind Wanderer Weicheier. Stiefel an und losgelaufen. Von Station zu Station, von Biergarten zu Biergarten, von Berghütte zu Berghütte. Die Kulmbacher Spartaner spielen in einer anderen Liga. Schlamm und Dreck, Wasser, Feuer, knackige Hügel, Sand und anspruchsvolle Strecken. Am Aktionsstand der Kulmbacher Standort konnte man, wenn man wollte Fässer heben. Wer nicht wollte, wie dieser alte weiße Mann, wurde dennoch freundlich empfangen…Ein Blick in den Schacht….…nebst Blick in das Schnapsglas vor dem Eingang – gemanagt von den Vereinsmitgliedern des BergbaumuseumsUnd wenn die Blicke noch nicht ganz eingetrübt waren, konnte man sogar das Kulmbacher Wahrzeichen, die Plassenburg, ausmachenVorbei an der Grube Kupferberg. Bereits im 9. Jahrhundert setzten hier erste Abbauversuche ein. 1940 war endgültig Schluss.Ab und an kann man auch in den kleinen Ortschaften historische Bauten entdecken, wie hier in Kupferberg wo seit mehr als 300 Jahren das Hospital St. Katharina stehtDie Sorge des Veranstalters ist groß, dass unterwegs irgend jemand verhungert….Just bei Kilometer stehen drei Suppengerichte zur Auswahl….und einen Kilometer später kann man beim Naturparkverein sein Wasser aufpimpenZwischendurch geht es durch einen idyllischen Waldabschnitt gen Guttenberg, dort…...wo nach weiteren zwei Kilometern ein ausladendes Kuchenbuffet auf die Teilnehmer wartet. Seriösen Berechnungen zufolge hätte man, wenn man alle vierzehn Verpflegungsstationen beansprucht hätte, mehr Kalorien aufgenommen, als in toto auf der Strecke gelassen
Nach der Verpflegungsstafette sorgt eine herrliche Streckenführung zu den höchsten Gipfeln der gesamten Tour für eine willkommene Abwechslung. Sehr moderat schraubt sich der Frankenwaldsteig aufwärts hinauf, zunächst zum Hainberg, einer ehemaligen historischen Opferstätte, und weiterführend zum Torkel, der mit 627 Meter als höchster Punkt des Tages eingepreist ist. Der ganze Abschnitt zudem garniert mit vier weiteren interessanten Erlebnisstationen.
Aber auch punktuell kann man entlang der Strecke dauerhaft bestehende “Erlebnispunkte” entdeckenDie Fürsorge des Veranstalters ist schon beachtlich…..der Sarkasmus ebenso…….Lehrstunde beim Bayernforst. Krabbelnde Borkenkäufer unter dem Schauglas – kein schöner Anblick. Und der Erkenntnisgewinn, dass eine weggeworfene Bierflasche erst nach 50.000! Jahre verrottet, dagegen ein Edelstahltopf bereits nach 10.000 Jahren verschwunden ist, gibt zu denken…Aber nicht nur Borkenkäfer sind hier gefährlich. Eine Bedrohung der besonderen Art erwartet die Wanderer am Hainberg – freilaufende Frankenwaldweiber…....unberechenbar und grundsätzlich bösartig gegenüber Fremdlingen eingestellt, die zunächst harsch attackiert und mit Alkohol sediert werden. Die Trommelfelle der Eindringlinge werden zudem mit zotigem Bänkelgesang traktiert – für bleibende Schäden wird keine Haftung übernommen. Mittlerweile hat der Trupp schon Legendenstatus. Bereits bei der 24-Stunden-von-Bayern-Veranstaltung in Bad Steben in 2011 hatten die Frankenwaldweiber einen bemerkenswerten Einstand und sind seitdem nicht mehr wegzudenken.Und vom Hainberg aus…...genießt man den spektakulärsten Ausblick auf Stadtsteinach und UmgebungNeben den Mitarbeitern der Frankenwald Tourismus, der Stadt Steinach und dem Landratsamt waren mehr als 100 ehrenamtliche Unterstützter von Vereinen, Verbänden, der Feuerwehr und dem Bayrischen Roten Kreuz auf Achse – ohne die solche eine Veranstaltung nicht durchgeführt werden könnteRational gesehen, müssten die Wanderer den Teilnehmerbeitrag von der Steuer als Fortbildungskosten geltend machen können. Am Sandsteinmarter veranschaulicht ein Experte was man aus dem Zunderschwamm, den schon jeder im Wald gesehen hat, herstellen kann. Ob Hüte mit einer korkähnlichen Anmutung, Pflegecreme oder antibakterielles Mundwasser…. man lernt eben nie aus…Wer bei den Frankenwaldweibern nicht zu tief in das Glas geschaut hatte, sollte an und für sich ohne zu torkeln den 627 Meter hohen Torkel erklimmen können.…so wie diese beide Wanderinnen….Und nach der Gipfelbesteigung wird ein Torkelschnaps kredenzt……was beim Abstieg durchaus problematisch sein kann…. (Jedoch die junge Mitwanderin geht schnapsfrei rückwärts abwärts, da die Beinmuskeln streikten…)
Vom Torkel geht es tendenziell nur noch abwärts. Nach weiteren zwei Zwischenstationen und einem kleinen Stadtrundgang durch Stadtsteinach steht nach 43 Kilometern der Zieleinlauf an, dort wo nochmals signifikante Schlussakzente gesetzt werden. Der Bürgermeister der Stadt begrüßt persönlich jeden Teilnehmer mit einem Finisher-Bier. Wer mag kann sich zudem massieren lassen oder saunieren, und wer ausgehungert zum Ziel kommt, hat die Qual der Wahl am Abendbuffet – und wer zur Beweissicherung für Angehörige ein Finisher-Foto benötigt, bekommt selbiges in die Hand gedrückt. Ein großes Finale für eine große Veranstaltung.
Zum Schluß führt die Strecke nochmals über ein Frankenwald-Steigla – diesmal über den ForstmeistersprungTee mit Honig nebst Honigbrot für die letzten Kilometer……..und kurz darauf ein hopfenhaltiger Schluck zum Zieleinlauf…..der, bevor es in die Halle zurück geht, über eine kleine Stadtschleife zum neuen Wassertretbecken führt, ..dort wo eine Begrüßung durch die Steintal-Nixe ansteht, bevor die Marathonis..mit einem kalten (!) Siegerbier begrüßt werden, welches der gut gelaunte Bürgermeister Roland Wolfrum jedem Finisher persönlich in die Hand drückt…und beim Einlauf allsamt strahlende Gesichter…… Geschafft!!!Während die Einen zählen ob noch alle Zehen dran sind…..ist dieser Wanderfreund nach 43 Kilometern, die er mit diesen Schlappen absolviert hat, absolut tiefenentspannt. Während nebenan Socken und Schuhe müffeln ist der Wander-Flip-Flop-Träger schmerz- und blasenfrei…..Klugerweise hat der Veranstalter die Frankenwaldweiber eingesammelt und in die Steinachtalhalle eingesperrt. Nur so ist sichergestellt, dass die ganze Wanderblase rechtzeitig das Areal räumt und wieder Ruhe und Frieden im beschaulichen Stadtsteinach herrscht….
Der Frankenwald-Wandermarathon. Auch in der 11. Auflage einmal mehr ein Wanderspektakel, welches seinesgleichen im Bundesgebiet sucht. Bereits mehr als 5.500 Teilnehmer hatten bislang Gelegenheit den Frankenwald auf immer wieder unterschiedlichen Strecken kennen zu lernen. Und jedes Jahr glänzt das Kreativlabor um Markus Franz mit neuen Ideen und Einfällen. So darf man mehr als gespannt sein, was in der Veranstalter im Köcher hat, wenn es wieder heißt: “Herzlich Willkommen zum Frankenwald-Marathon 2024”
Und wenn man schon nach Oberfranken anreist, und nicht zwingend auf der Flucht ist, dann bietet es sich förmlich an, auf zwei thematisch passenden Touren die Region noch intensiver zu entdecken.
Mit Volldampf durch Oberfranken
Stadtsteinach, den 19. Mai 2023 – 24 Stunden vor dem Wandermarathon – “Versorgungspunkt 5: Lokschuppenbrotzeit im Dampflokmuseum”, so die Angabe im Roadbook der anstehenden Wanderveranstaltung. Grund genug tiefer zu graben. Zugegeben als “Nichteisenbahner” war mir zuvor nicht geläufig, dass es 1.) in der Region ein Dampflokmuseum gibt 2.) Neuenmarkt eine bedeutende Eisenbahngemeinde war und just vor 175 Jahren hier eine spektakuläre Eisenbahnstrecke, die “Schiefe Ebene” im Jahre 1848 errichtet wurde.
Dreizehn Jahre zuvor fuhr die erste Eisenbahn Deutschlands auf ebener Strecke von Nürnberg nach Fürth. Mit Errichtung der “Fränkischen Linie” von Lindau nach Hof mussten hier, zwischen Neuenmarkt und Marktschorgast, 160 Höhenmeter ohne Hilfsmittel überwunden werden. Für bis zu 130 Tonnen schwere Dampflokomotiven kaum zu realisieren. Dennoch – es gelang und die errichtete “Schiefe Ebene” war in Europa ein Prototyp für die Gebirgsbahnen am Brenner und am Gotthard. Hier wurde also europäische Eisenbahngeschichte geschrieben. Eingerichtet wurde zudem 1991 ein Lehrpfad der diese technische Meisterleistung vor Ort eindrucksvoll veranschaulichte. 2014 wurde dieser Lehrpfad vom Museum überarbeitet und aufgewertet.
Regulär ist dieser Pfad zehn Kilometer lang. Die hier vorgestellte Tour beläuft sich auf dreißig Kilometer und setzt in Stadtsteinach ein. Zunächst geht südwärts entlang einer regulären Eisenbahnlinie nach Untersteinach und von dort aus zunächst nach Neuenmarkt. Offiziell wird zwar empfohlen vom Dampflokmuseum den Lehrpfad nach Marktschorgast hochzulaufen um selbst den Steigungsanspruch zu erwandern. Aus logistischen Gründen jedoch wurde eine Variante entlang bestehender Wanderwege genutzt, um von Neuenmarkt via Wirsberg und Pöllitz in Marktschorgast in den Lehrpfad einzusteigen.
Start an der Bahntrasse in Stadtsteinach. Allerdings verkehren hier noch Schotterzüge. Der nächste Bahnhof befindet sich in UntersteinachOberfränkische Spezialität: Der Frankenwaldsteig führt hier durch ein GehöftNatur pur: Ein feuchter Wald am HutweidbachNeuenmarkt – ein Eisenbahnerdorf durch und durch. Anfang des 19. Jahrhunderts wohnten hier 300 Einwohner. Mit dem Zuzug von mehr als 500 Eisenbahner wurde eine neue Ära eingeläutet1916 wurde hier ein erstes Gotteshaus errichtet, da die zugezogenen Eisenbahner zumeist katholisch warenEinmal mehr auf dem Frankenwaldsteig unterwegs…..ein 242 Kilometer langer Fern-Rundwanderweg…Raps ist im Gegensatz zu anderen Gebieten hier nicht häufig anzutreffenund der Mischwaldbestand ist zumindest im näheren Umfeld relativ jungStart am Bahnhof Marktschorgast – dem höchsten Punkt der Linie Schiefe EbeneDer Lehrpfad ist bestens ausgeschildertund mit umfangreichen Schautafeln bestückt. Wer seinen Bachelor im Bahningenieurwesen absolviert, denn sollte man hier pro Semester mindestens einmal rauf und runter jagen.Bis zu vierzehn Meter hohe Steindämme wurden hier errichtet. Schwerstarbeit zu damaligen ZeitenTonnenschwere Sandsteinblöcke wurden für Dammdurchlässe in hoher Präzision errichtetVerrückte Welt. Gewaltige Fallkörpersperren wurden noch bis 1983 hier errichtet, um sich im Bedarfsfall vor vorrückenden Panzern des Warschauer Paktes zu schützen. und oberhalb der Bahntrasse lässt es sich herrlich wandern…..ein Blick abwärts veranschaulicht die TrassenführungNach dem “amerikanischen System” konzipierte man Bögen die konstant mit 1:40 geneigt wurden. So konnten die gewaltigen Dampfrösser die Steigung absolvierenMan ist wirklich beeindruckt von den gewaltigen Dimensionen des BahnwallsHeute rauschen hier oberhalb Neigungstechnikzüge der Linien Hof-Bamberg und Hof-Nürnberg durchDie größte Bahnbrücke der Schiefen Ebene, mit einer gewaltigen Dammkrone von 32 Metern. Bereits 1848 wurde der gußeineiserne Kranz eingesetzt, der noch heute so gut wie kein Rost angesetzt hat. Zwischen Sandstein und Granitgewölbe liegen zu dem 22 armdicke handgeschmiedete Bolzen. Die Talbrücke Rahmede an der A45 bei Lüdenscheid hingegen…….Der Bahnhof Neuenmarkt – das ehemalige Drehkreuz und Verschiebebahnhof der dampfenden RiesenHeute ist hier ein Dampflokmuseum eingerichtetUnd im Rahmen einer Führung kann man sich hier umfassend…..über die Dampflokgeschichte informierenNicht umsonst waren in Oberfranken diese Schilder im EinsatzVoll unter Dampf steht auch Markus Franz, der Geschäftsführer der Frankenwald Tourismus, der fünfzehn Stunden vor Start die letzten Wegweiser anbringt….
Eisenbahngeschichte in Oberfranken, wer sich für dieses Thema begeistert und zudem gut zu Fuß unterwegs ist, kann sich hier in sämtlichen Dimensionen austoben.
Eine hopfige Rundwanderung
Stadtsteinach, den 21. Mai 2023 – 24 Stunden nach Start des Frankenwald Wandermarathons. In Oberfranken, so sagt man, kommt das Bier im Regelfall aus dem Wasserhahn. Bier ist dabei gepflegte und essentielle Lebenskultur. Alleine schon die Tatsache, dass in Kulmbach der “heimlichen Hauptstadt des Bieres” einst eine 3.000 Jahre alte keltische Bieramphore als ältester Beweis für hier praktizierte Braukunst gefunden wurde, legitimiert den Anspruch, dass generell gesehen das Bier beim Oberfranken genetisch verankert ist. So verwundert es auch nicht, dass bei den Frankenwald-Wandermarathonveranstaltungen die Pflege der Gerstensaftkultur intensiv und nachhaltig betrieben wird.
Grund genug also das Thema im Rahmen einer Wanderung aufzunehmen und auf Spurensuche zu gehen. So bietet es sich an, von Stadtsteinach aus zunächst die Fährte hinüber in das benachbarte Kulmbach aufzunehmen. Gerade einmal einen großer Hügel und runde zehn Kilometer entfernt liegt die “heimliche Hauptstadt” des Bieres. Sinnvollerweise haben natürlich auch die Macher des Frankenwaldsteiges den Weg dorthin durchgeschleift, alles andere wäre nach fränkischem Verständnis ein Sakrileg.
Start in Stadtsteinach – dort wo auch heute noch Bier gebraut wirdNoch ist es in der Ferne diesig, jedoch die Beschilderung veranschaulicht, dass man bei guter Sicht bis zum Döbraberg und Schneeberg schauen kannVorbei am Kulmbacher Flughafen. Ein Mitarbeiter des Verkehrslandeplatzes berichtet auf Nachfrage dass man tatsächlich schon in den 70er Jahren mit einem kleinmotorigen Flugzeug das legendäre EKU-Bier bis nach Afrika geflogen hat. Blick von Oberpurbach hinüber zur Plassenburg, dem Kulmbacher Wahrzeichen
In besten Zeiten waren in Kulmbach 56 Brauereien ansässig, die im Zeitverlauf auf vier Großbrauereien zusammenschmolzen. Heute sind die Brauereien in die Kulmbacher Brauerei AG eingemantelt, die sich wiederum im Mehrheitsbesitz der Paulaner Brauerei befindet, an der wiederum zu 30% die niederländische Heineken beteiligt ist. Und wenn man schon im Kulmbach ist und sich profund mit dem Thema auseinandersetzen möchte, so ist ein Besuch des Bayrischen Brauereimuseums im Mönchshof sehr zu empfehlen. Hier hat man Gelegenheit auf insgesamt 3.000 m² die Geschichte des flüssigen Goldes intensiv zu studieren.
Der Kulmbacher Mönchshof. Hier ist neben einem Biergarten das bayrische Brauereimuseum, das Bayrische Gewürzmuseum, sowie das Deutsche Gewürzmuseum eingebrachtBierkultur im Wandel der Zeit, Trinkgewohnheiten, Bier und Geselligkeit, außereuropäische Herstellungsverfahren, rechtliche, religiöse und wirtschaftliche Aspekte und .. und und… Ein Besuch ersetzt locker ein Semester an der Hochschule Weihenstephan..und zum Abschluß des Museumsbesuches gehört natürlich auch eine sensorische Prüfung
Neben dem Kulmbacher Biergiganten gibt es noch eine kleine aber sehr feine Adresse, in der noch Kulmbacher Braukunst auf einem hohen Niveau praktiziert wird. Die Rede ist von der Kommunbräu, einer Genossenschaftsbrauerei. So ist es mehr als anzuraten, nach dem Museumsbesuch dem Stammhaus dieser Lokalbrauerei einen Besuch abzustatten. Bereits vor 12 Uhr sind alle Plätze im Innenraum reserviert und die meisten Bänke im Biergarten reserviert oder belegt. Das Geschäft brummt, denn die Biere genießen einen ausgezeichneten Ruf in der Umgebung.
In Kulmbach wird grundsätzlich kein Hopfen angebaut, jedoch hat man hinter dem Mönchhof aus optischen Gründen eine kleine Hopfenstrasse angelegt.Die Kommunbräu – eine Topadresse für BierkennerHier wird noch mit Liebe Bier zubereitet und kredenztDie Lieblinge der Gäste: das Helle und das Bernstein-BierUnd saisonale Biere gibt es natürlich auchUnd starke Frauen und Männer am Glas genießen das Privileg Ihren Krug im Seidelschrank zu deponierenEin Blick in den Schankraum
Nach der Bierprobe ist vor der Bierprobe. Es geht aufwärts zur Plassenburg, eine der imposantesten und größten Renaissancebauwerke Deutschlands. Von der Plassenburg aus empfiehlt es sich wiederum den bewährten Frankenwaldsteig zu folgen. Schön die Wege die über Fölschnitz und See zurück nach Untersteinach führen, um nach weiteren fünf Kilometern und insgesamt 32 Kilometern den Ausgangsort Stadtsteinach wieder zu erreichen. Ursprünglich war hier ein Besuch der Schübelbräu in Stadtsteinach eingeplant. Jedoch das Brauhaus verfügt über keine eigene Braugaststätte. Dankenswerterweise ermöglichte Frankenwald-Touristik eine Besichtigung – eine gute Gelegenheit vor Ort in den Maschinenraum einer lokalen Stadtbrauerei zu blicken.
Durch die Kulmbacher Altstadt geht es aufwärts zur PlassenburgIm Vorhof der PlassenburgDer Weiße Main, der sich einige Kilometer weiter mit dem Roten Main vereint, um bei Mainz im größeren Rahmen in den Rhein zu entwässernNur selten trifft man in diesem Landsstrich solch gewaltige Baumboliden anAnkunft in StadtsteinachSeit 1872 wird hier Bier gebrautBraumeister Jürgen Münch, der in fünfter Generation mit Herzblut die Brauerei betreibt, schwört auf das Reinheitsgebot. Sein Credo: “Man hat mit den Grundzutaten, Wasser, Hopfen, Hefe und Malz immense Steuerungsmöglichkeiten um hervorragende Biere herzustellen. Mehr braucht es nicht.”2012 wurde die Brauerei mit einer Bronzemedaillie des European Beer Stars ausgezeichnet. Der absolute Renner ist jedoch Schübel – ä fränkisch (zweite Flasche von links) Eine Verprobung bestätigt den Status des Bieres: “Saulegger”, wie der Franke zu sagen pflegt.
Frankenwald Marathon Spezial. Ein gewaltiges Programm, welches noch lange nachhallen wird. Die Region vielschichtig und aus der Wanderbrille betrachtet zurecht als erste “Qualitätsregion Wanderbares Deutschlands” ausgezeichnet. Die Küche deftig-fränkisch-bodenständig, die Biere von feinster Qualität und der Oberfranke als solcher schlitzohrig und traditionsbewusst. Kurzum alles beste Gründe um diese Region intensiver zu entdecken. Und wenn der Frankenwald-Tourismus aufdreht, und die Frankenwaldweiber wieder freigelassen werden……….
Rote Linie: 43 KM Frankenwaldmarathon, Blaue Linie: 30 KM Schiefe Ebene, Grüne Linie: 32 KM Hopfige Rundwanderung
Mainz/Wiesbaden 19. Dezember 2015. 8 Stunden 8 Minuten – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verschärfte Bedingungen für eine Langstreckenwanderung bei gemischten Wetterverhältnissen. Startpunkt ist der Mainzer Bahnhof mit der Zielsetzung auf historischen römischen Pfaden diesseits des Rheins und auf neuzeitlichen Kulturpfaden jenseits des Rheins die Landeshauptstädte von Hessen und Rheinland-Pfalz zu erkunden. Zwei Städte, an der Wassergrenze namens Rhein liegend, die unterschiedlicher nicht sein können. Das lebensfrohe Mainz, die alte Römerstadt, die scheinbar 365 Tage von Fußball und Karneval regiert wird und das “Nizza des Nordens“, das mondäne Wiesbaden, ausgestattet mit heißen Quellen und Kasinobetrieb. Gepflegt wird eine gewachsene Städterivalität. Das Beste an Wiesbaden ist der Bus nach Mainz” wissen die Mainzer zu berichten. Verschärft der Ton nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Amerikaner ordneten die Mainzer Vororte rechts des Rheins Mainz-Kastel, Mainz-Kostheim und Mainz-Amöneburg dem Stadtkreis Wiesbaden zu. Übrigens behaupten die Wiesbadener auch umgekehrt, dass das Beste an Mainz der Bus nach Wiesbaden sei. Wie eine Stadt tickt, lässt sich am besten ergründen wenn man zeitig startet. Eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang geht es via Binger Straße zum bedeutensten neuzeitlichen Kulturdenkmal von Mainz, den Fastnachtsbrunnen am Schillerplatz. Normal ist dieser Brunnen nicht. Inmitten eines Wasserbeckens richtet sich ein knapp neun Meter hoher Turm auf, in dem über 200 bronzene Figuren und sinnbildliche Darstellungen miteinander verwoben sind. Die Stadtgöttin Moguntia, Vater Rhein mit Tochter Mosel, Till Eulenspiegel, der Narr Bajazz mit seiner Laterne, der Mann mit dem Brett vor dem Kopf, der Kater am Aschermittwoch, Hanswurst, Schwellköpp, Weck, Worscht un Woi und und und … So tront er [read more…]
Mespelbrunn, der 27. Juni 2015 „Spessart – ja der Spessart, vorher hob I nur die Autobahnraststätten an der A 3 kennt“ antwortet Bap Koller verschmitzt auf meine Frage, wie es ihm denn im Spessart gefällt. „Aber Wald gibt,s hier – Waaald – Eichen und Buchen mei wie scheee“ schiebt der fichtenwaldgeprägte Urbayer nach, der im Herbst mehr als 200 Kilometer Wanderwege im fränkischen Spessart erkundete, um als Eventmanager im Auftrag der Bayern Tourismus Marketing GmbH (by.TM) die siebte Ausgabe der 24 Stunden von Bayern erfolgreich auf die Piste zu bringen. Franken sind schon etwas Besonderes. Ein Franke ist zunächst ein Franke mit einem fränkischen Vadder und einer fränkischen Mudder, einem fränkischen Großvadder und einer fränkischen Großmudder und dann erst einmal gar nichts. So gehört das Wort Bayern auch nicht zwingend zu dem Erste-100-Worte-Schatz eines Frankenkindes – was übrigens auch in umgekehrter Reihenfolge gilt, je südlicher man in das herrliche Bayern kommt, und dort wo vereinzelt das nördliche Franken mit der nördlichsten Bastion „Aschebersch (Hochdeutsch Aschaffenburg) als Wurmfortsatz des bayrischen Hoheitsgebietes angesehen wird. Ungeachtet des gewachsenen Geplänkels ansässiger Volksstämme hat sich die Bayern Tourismus GmbH bewusst für die Bewerbung der unterfränkische Region entschieden, um Bayern und den Rest der Welt zu beweisen welch tolle Wanderregion das Räuberland eigentlich ist. Doch zunächst von vorne. Freitag 26.6. spätnachmittags am Wanderparkplatz in Mespelbrunn. Bap Koller nagelt noch die letzten Schilder fest -insgesamt sind 2.000 Markierungen angebracht worden. Aus dem In- und Ausland (man spricht von sechs Ländern) sind die ersten der insgesamt 444 Teilnehmer schon [read more…]
Bad Steben/Kulmbach, den 2. Juli 2022 – “Die Legende ist zurück. Wie aus zuverlässigen Quellen bekannt wurde, wird über eine Neuauflage der Kultveranstaltung “Die 24 Stunden von Bayern” nachgedacht. Gestartet werden soll in Bad Steben, dort wo bereits 2011 zu einem spektakulären 24-Stunden-Wanderevent eingeladen wurde. Ziel der Streckenwanderung ist die heimliche Hauptstadt des Bieres, Kulmbach, dort wo in 2018 die “24 Stunden von Bayern” letztmalig in einer außergewöhnlichen Veranstaltung durchgeführt wurde. Die 84 Kilometer lange Streckenführung orientiert sich dabei an attraktiven Prädikatswanderwegen, wie den Frankenweg, den Frankenwaldsteig und die Frankenwald-Steigla. Sportlich orientierte Wanderer können sich dabei auf herrliche Panoramahöhenwege und markante Aussichtspunkte im Zentrum des Frankenwalds freuen.“ Solch eine Mitteilung würde durchaus erhebliche Wellen in der bundesweiten Wandergemeinschaft schlagen. Nun soll man grundsätzlich keine Eulen nach Athen tragen oder einer bestens aufgestellten Wanderregion Ratschläge über mögliche Wanderveranstaltungen erteilen. Jedoch…… es gibt Konstellationen, die es durchaus Wert sind auf den Tisch gelegt zu werden. Diese Scout-Tour und Machbarkeitsstudie der besonderen Art startet unweit von Bad Steben an der Naturpark-Infostelle Blechschmidtenhammer, der Eingangspforte in das malerische Höllental. Ein Auftakt nach Maß. Die Selbitz fräst sich hier seit Jahrhunderten durch das Diabasgestein des Höllentals und gurgelt mit einer Masse von 80 Kubikmetern pro Sekunde in die Saale bei Blankenstein. Ob Röhrensteig, Felsenweg, Walderlebnispfad, Wasserrundweg oder Geopfad – alleine hier kann man sich wandertechnisch regelrecht austoben. Im Ortsteil Hölle, einem Stadtteil von Naila, ist das Ende des Höllentals erreicht. Der Frankenweg schlängelt sich entlang der Selbitz durch die Weiler Brand, Kleinschmieden und Maxgrün, bevor [read more…]
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