Blickachsen – sofern man sie sehen möchte – sind essentieller Bestandteil einer gepflegten Wanderung. So hat es sich regelrecht angeboten, die aktuelle Skulpturenbiennale die im zweijährigen Rhythmus im Bad Homburger Umfeld stattfindet, in eine gepflegte Marathonwanderung einzubetten. 42 Blickachsen auf 42 Kilometer, so der sportliche Auftrag dieser Exkursion.
Vom Startpunkt der KonstablerWache in Frankfurt geht es zunächst zum Campus der Johann-Wolfgang-Goethe-Universtiät, dort wo sechs der insgesamt 60 Gegenwartsskulpturen installiert sind. Jedoch auch ohne Ausstellung kann man auf dem Weg entlang der Kunstobjekte genügend Blickachsen entdecken. Frankfurt als Metropole, die sich ständig weiterentwickelt, bietet hierzu genügend Entdeckungsmöglichkeiten und insbesondere am frühen Morgen, dann wenn die Mainstadt noch regelrecht entvölkert ist, und man sich auf das Stadtbild konzentrieren kann.
Nach zweieinhalb Kilometern ist der Campus erreicht. Noch heute beeindruckt die scheinbar zeitlose Architektur des I.G.-Farben-Hauses. Von hier aus koordinierte der spätere US-Präsident Eisenhower den Wiederaufbau Westdeutschlands, heute ist hier eine Bildungsstätte von Weltruf untergebracht. Anläßlich der Kunstausstellung wurden auf dem Campusgelände insgesamt sechs Kunstobjekte installiert. Ohne fachliche Unterstützung ist es dabei schon eine Kunst zu verstehen was der Künstler mit seinem Werk an dem gewählten Standort ausdrücken möchte. Allemal Kunst polarisiert – in welche Richtung ist am langen Ende nicht maßgeblich und es bleibt dem Auge des Betrachters überlassen seine persönlichen Schlüsse daraus zu ziehen – frei nach der trivialen Erkenntnis: „Was wollte der Künstler uns damit sagen“
Nach den künstlerischen Blickachsen auf dem Hochschulgelände bietet es sich auf dem Gang Richtung Bad Vilbel, dort wo weitere Installationen aufgestellt sind, regelrecht an, eine besonders markante Frankfurter Blickachse, den Frankfurter Lohrberg, mitzunehmen. Vom Frankfurter Hausberg, dort wo der einzig verbliebene Weinberg im Stadtgebiet vorzufinden ist, eröffnet sich eine besonders spannende Blickachse auf die Skyline der Bankenmetropole.
Vom Lohrberg aus ist es ein regelrechter Katzensprung in das benachbarte BadVilbel. Die an der Nidda gelegene Stadt hatte sich insbesondere durch ihre zwanzig Heil- und Mineralquellen einen Namen gemacht. Mit insgesamt drei Skulpturen eines niederländischen Künstlers hat man dabei den eingefassten Bereich der Hassia-Quelle bereichert, ohne jedoch damit eine auffälligeInszenierung zu bewirken. So mag man es schon als Kunst anzusehen die Kunstobjekte unauffällig im Kulturraum zu platzieren.
Von Bad Vilbel aus geht es weiter westwärts Richtung Taunus. Zweifelsohne ist BadHomburg, wo insgesamt mehr als die Hälfte der insgesamt sechzig Kunstobjekte aufgestellt wurden, das Zentrum der Blickachsen-Veranstaltung. Letztendlich war der opulent gestaltete Kurpark des mondänen Bäderortes mit seinen gestalteten Blickachsen Namensgeber der nunmehr zwölften Blickachsenausstellung.
Spektakulär der Einstieg in Bad-Homburg. 200 gebrauchte Jacketts sind über der Brunnenallee im Bad Homburger Kurpark aufgereiht voluminös aber dennoch leer, so die Botschaft des finnischen Künstlers. So geht es weiter durch das 44 Hektar große Areal des Kurparks zu den dort installierten Objekten. Im veröffentlichten Ausstellungsplan sind die Standorte rudimentär hinterlegt, so dass durchaus die Vermutung nahe liegt dass man den Besucher bewußt auf Entdeckungsreise schickt. Letztendlich ein gutes Training um mit offenen Augen sein Umfeld zu entdecken.
Vom Kurpark geht es hinüber zum Schloßpark, dort wo weitere Exponate eingebracht wurden. Just an diesem Tag hat sich eine Hochzeitsgesellschaft als Blickachse der besonderen Art versammelt, die in Mitten des öffentlichen Raumes vor der Kulisse des Schlosses diesen Tag gebührend feiert. So wirken die Ausstellungsobjekte an diesem Platz mehr oder minder als unauffälliges Beiwerk. Verläßt man den Schloßpark in westlicher Richtung so beschließt die vielleicht prominenteste Gestaltung der Ausstellung den Rahmen. Keine geringere als die Konzeptkünstlerin Yoko Ono hat hier in Bad Homburg als Bestandteil der seit 1996 weltweit eingerichteten „Wish trees“ ein diesbezügliches Areal gestalten lassen.
Die Blickachsen zum benachbarten hessischen Feldberg im Auge habend geht es ein Stück entlang der Regionalparkroute zum Hofgut Kronenhof, dort wo ganzjährig Bierspezialitäten gebraut werden. In der Finalrunde führt die Passage in das benachbarte Oberursel, dort wo mit dem Alten Oberurseler Brauhaus, welches unter den 40 besten Bierlokalen Deutschlands gelistet ist, ein würdiger Abschlußpunkt der Blickachsentour vorzufinden ist.
42,3 Kilometer mit Kunstobjekten angereicherten 42 Blickachsen in Marathonqualität – eine Exkursion der außergewöhnlichen Art die einmal mehr zeigt, dass es immer wieder Anreize gibt um interessante Wanderungen zu konzipieren.
Frankfurt, den 4. Juni 2016 „Deutschlands schönster Metropolwanderweg 2014“, so die Auszeichnung des Wandermagazins, welches den Frankfurter GrünGürtel (offizielle Schreibweise) auf Platz 1 vor dem Berliner 66-Seen-Weg und dem Kölnpfad rund um die Karnevalsmetropole sah. Nach Einschätzung der Jury ist der rund 65 Kilometer lange GrünGürtel-Wanderweg ein Musterbeispiel für einen stadtnahen Wanderweg mit höchstem Unterhaltungswert. Obschon Frankfurt eine flächenmäßig kleine Metropolregion ist, und der Nutzungsdruck auf unbebaute Flächen unverändert hoch ist, verwundert es Besucher immer wieder, dass Frankfurt eine sehr grüne Stadt ist. Immerhin 8.000 Hektar Fläche , ein Drittel der Stadtfläche Frankfurts umfasst dabei der weitgehend geschlossene Grünring. Der 66 Kilometer lange Rundwanderweg (es gibt auch noch einem 63 Kilometer langen (ehemals 75 km) Radweg) ist offiziell in acht überschaubaren Etappen eingeteilt. Motivation genug um über einen Wanderlackmustest durchzuführen – unter dem Motto „Wandern soweit die Füße tragen“. Die Voraussetzungen für diese Exkursion waren nahezu ideal. Fronleichnamsfeiertag, mit knapp 15 Stunden Sonnenschein, Temperaturen oberhalb von 25 Grad und einen mäßigen Windeintrag aus südöstlicher Richtung. Gestartet wurde sinnigerweise an einer S-Bahn-Station in Frankfurt-Berkersheim, um alle Optionen offenzuhalten jederzeit zum Ausgangsort zurückzukehren. „Frankfurts schönsten Sonnenaufgang erlebt man am Lohrberg“, sagen Eingeweihte. Demgemäß war es nicht verboten, bereits gegen 04:00 Uhr, wo noch nicht einmal der bürgerliche Sonnenaufgang eingesetzt hat, sich bei lauen 13 Grad auf den Weg zum 6,5 Kilometer entfernten Hausberg der Frankfurter, dem Lohrberg zu machen, um 5.16 Uhr die ersten Sonnenstrahlen zu begrüßen. Rasch hat man Berkersheim in östlicher Richtung verlassen, um vorbei an noch im Dunkeln liegenden Baum- [read more…]
Frankfurt, den 1. Januar 2022 – Ungewöhnlich – aber spannend, so der diesjährige Start in das neue Wanderjahr 2022. 48 Stunden zuvor lag als Steilvorlage für diese Tour ein Zeitungsartikel über eine abendliche Lichtkunstveranstaltung im 22 Hektar großen Frankfurter Palmengarten auf dem Tisch. Der Rest – pure Fleißarbeit. Rasch war eine vorgeschaltete Wanderung durch die Mainmetropole Frankfurt zusammengestellt, der ein einziges Leitthema zugrunde lag: die Zahl 22 als Metapher für das neue Jahr und eine inspirierende Alternative um eine vertraute Umgebung unter einem neuen Blickwinkel aufzunehmen. Neujahrtag 07:45 Uhr. Die Finanzmetropole liegt noch im Koma. Regelrecht ausgestorben sind die Straßenzüge der Stadt. Autoverkehr: Fehlanzeige, Hundegänger und Jogger: Fehlanzeige. Selbst die städtischen Reinigungsfahrzeuge sind nicht auf der Piste da mangels Feuerwerksböllerei besondere Reinigungseinsätze nicht erforderlich sind. So geht es vom Startpunkt, dem Stadtteil Bockenheim, zunächst Richtung Norden auf die Jagd nach der magischen Zahl 22, die in spirituellen Kreisen auch als Engelszahl bekannt ist und nach Einschätzung von Experten höchste Schwingungsenergien besitzt. So geht es eben mit morgendlichen Schwung auf eine Entdeckungswanderung der besonderen Art. Über die Kleingärtenanlagen die im Schatten des Europaturms liegen, geht es die A66 unterquerend in südlicher Richtung stadteinwärts. Dabei geben die markanten Hochhausboliden im neuen Europaviertel, allen voran der prägnante Messeturm, die Marschrichtung vor. So ist es grundsätzlich relativ einfach sich in Frankfurt zu orientieren. “Fixer konsumieren ihre Drogen auf offener Strasse, Hotels werden zu Puffs, und Restaurants brauchen private Sicherheitsdienste” schrieb Mitte letzten Jahres die NZZ. Auch wenn das Bahnhofsviertel in den letzten Jahren durch [read more…]
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