Themenwanderung

Strecke 46

Rupboden , 22. April 2022 – Eine Wanderstrecke die es so nicht gibt und so nicht geben darf, zumindest nach Meinung der Jäger im Spessartwald. Eine Strecke, die es geben sollte aber vergessen wurde. Gebaute Fragmente, die als Zeugen einer gescheiterten Verkehrsplanung in den Wäldern der Nahtstelle Spessart/Rhön mittlerweile den verklärten Status von Lost Places innehaben. Eine Strecke die, wenn sie so realisiert worden wäre, die Art des Wanderns neu definiert hätte. Die Rede ist vom längsten Denkmal Bayerns, und von Deutschlands längster Autobahnruine, der Strecke 46 – die vergessene Autobahn, die mittlerweile, europaweit einmalig, als technisches Denkmal unter Denkmalschutz steht Man schrieb das Jahr 1937. Die Nationalsozialisten hatten sich zum Ziel gesetzt, dem Kraftfahrzeugführer ein Erleben und Genießen der “Schönheit der deutschen Landschaft” zu ermöglichen. Unter dem Planungsstitel “Strecke 46” wurde ein siebzig Kilometer langer Streckenabschnitt zwischen Bad Hersfeld und Würzburg eingeplant, die es auf einer, für Automobile abenteuerliche Strecke, ermöglichen sollte, die Aussichten auf die Höhenzüge von Spessart, die Schwarzen Berge der Rhön nebst Burgruine Homburg entspannt zu genießen und auf komfortablen Rastanlagen in ansprechender Umgebung länger zu verweilen. Der Begriff des “Autowanderns” war geboren. Die Autobahn sollte sich in die Landschaft einfügen. So war beispielsweise bei Gräfendorf eine 90-Grad-Spitzkehre eingeplant, so dass der Kraftfahrer auf 30 km/h hätte abbremsen müssen. Die Fraktion der Tempolimitbefürworter wurde natürlich heute in Jubelschreie dank solcher Möglichkeiten ausbrechen. Man braucht schon ein Entdecker-Gen um den Spuren der Geisterautobahn zu folgen, wobei es letztendlich dem rührigen Dieter Stockmann, ein Sachgebietsleiter für Naturschutz und [read more…]

Flußwanderung

Der Aarhöhenweg

Taunusstein, den 11. April 2022 – Zwischen dem Höhenrücken des Taunus und dem Tal der Lahn fräsen sich sieben Bäche durch ihre Täler.Eines davon ist das Aartal im hessisch/rheinlandpfälzischen Grenzgebiet, nicht zu verwechseln mit dem Ahrtal in der Eifel. Bereits 2003 hat man einen 64 Kilometer langen Wanderweg von der Quelle bei Taunusstein/Orlen bis zur Lahnmündung in Diez entwickelt. Wenn man von der Quelle im Taunus bis zur Flussmündung wandert, so bewegt man sich unter Langstreckendistanzaspekten tendenziell abwärts, auch wenn auf dem Papier die insgesamt 1.300 Höhenmeter etwas anders vermitteln. Zwei Tage genügen für die Gesamtstrecke, einzig die dünn gesäten Übernachtungsmöglichkeiten erschweren die Planung einer Spontanwanderung und erfordern einen erhöhten logistischen Aufwand. Ein optimaler Startpunkt ist der Wanderparkplatz Zugmantel bei Taunusstein/Orlen, denn dieser wird per Bus über die Achse Diez/Limburg direkt angedient. Bereits nach 700 Metern erreicht man die Aarquelle, die sechs Jahre zuvor noch aus einer Wiesenmulde mehr oder minder unbemerkt sickerte. Zwar hat man nun einige Bruchsteine als Quellmarkierung abgelegt, jedoch befinden sich im Gelände keine expliziten Hinweise auf den Quellpunkt, so dass das ungeübte Auge wenig Chancen hat, den offiziellen Startpunkt der Wanderung zu lokalisieren. 300 Meter hinter der Quelle sind drei Fischteiche angelegt, durch die das noch junge Gewässer verläuft. Während die Aar sich durch den Weiler Neuhof schlängelt, verzieht sich der Aarhöhenweg rechter Hand zwischen den Ortschaften Orlen und Neuhof zum Taunusstein-Stadtteil Wehen, dort wo der Wanderweg wieder auf das Flüsschen stößt. Bei Taunusstein empfiehlt es sich eine Kaffeepause einzulegen, denn weitere Einkehrmöglichkeiten sind auf [read more…]

Themenwanderung

WALK!

Frankfurt, den 03. April 2022 – Es wäre mehr als inkonsequent sich in das Auto zu setzen, sich durch die Frankfurter Innenstadt zu quälen und pro Stunde 2 Euro für das Parkhaus Dom/Römer abzudrücken, um kulturbeflissen die aktuelle Ausstellung WALK! der Frankfurter Kunsthalle Schirn zu besuchen, die sich mit diversen Aspekten der natürlichsten Fortbewegungsart des Menschen, dem Gehen, auseinanderzusetzt. Allemal spannender ist es den Besuch dieser sehr zu empfehlenden Ausstellung proaktiv in die Nutzung einer bestehenden und wanderbaren Infrastruktur einzubetten. Schützenhilfe hierzu lieferte ein Promenadologe, der in Frankfurt Talk-Walks installierte, sowie der vielleicht berühmtesten Sohn der Stadt, der zudem ein leistungsstarker Wanderer war und dem ein eigener Themenweg in der Mainmetropole gewidmet ist. Doch step by step……… Gestartet wird frühmorgens am vielleicht besten Aussichtspunkt der Stadt, dem wiedererrichteten Goetheturm im Frankfurter Stadtwald. Wer frühmorgens die 196 Stufen der 43,3 Meter hohen Holzkonstruktionen aufsteigt, kann mit der Sonne im Rücken einen exzellenten Blick auf Downtown Frankfurt einfangen. Runter vom Turm und rauf zum höchsten Punkt des Stadtwaldes (in Wirklichkeit ein größerer Maulhügel), zum ehemaligen Hexeneck, dort wo eine niedergelegte Steinsäule daran erinnern soll, dass sich hier Goethe gerne aufgehalten haben soll. Weiter geht es den Goetheweg folgend durch Oberrad zur Gerbermühle, dort wo sich einst der Meister gepflegter Sprachkultur mit seiner Muse Marianne Willmer traf. Vom Main geht es westwärts dem Mainufer folgend, und das markante Skylinepanorama vor Augen habend, gen Innenstadt. WALK! so das Leitthema dieses Blogbeitrages. Beschäftigt man sich mit dem Gehen im Allgemeinen so stellt sich oftmals die [read more…]

Marathon

Finale zum Wachturm No. 1

Bad Hönningen, den 25. März 2022 – Finale der winterlichen Limesexkursion in nördlicher Richtung. Zwei ausgedehnte Wanderungen führen von Bad Ems über eine Strecke von insgesamt 81 Kilometern und 2.100 Höhenmetern zum nassen Limes am Rhein, dort wo nach römischer Arithmetik Wachturm Nummer 1 von insgesamt 900 Wachtürmen steht, die allesamt entlang des Obergermanisch-Rätischen Limes vor 1.800 Jahren errichtet wurden. Gestartet wird in der altehrwürdigen Kurstadt an der Lahn, in Bad Ems. Just zum Sonnenaufgang ist die Kurpromenade wie ausgestorben. Man könnte sich mit eine der steilsten Standseilbahnen der Welt, mit der Kurwaldbahn, zur Bismarckhöhe hochliften lassen, jedoch ist es nicht verboten zur körperlichen Ertüchtigung die erste Bergwertung des Tages zu absolvieren, um stetig und partiell auch sehr steil hinauf zum benachbarten Weiler Kemmenau zu wandern. Offensichtlich handelt es sich hier um den bis dato steilsten Abschnitt der bisherigen Limesexkursionen. War die vorhergehende Limeswanderung nach Bad Ems mit tollen Panoramen bestückt, so ist auf dieser Tour Richtung Rhein gute Waldarbeit zu Fuß angesagt, was jedoch nicht unattraktiv ist. Oberhalb von Arzbach bietet sich eine Rast am Augstblick an. Hier kann man seine Blicke über den Westerwälder Teil des Naturparks Nassau schweifen lassen. Nicht umsonst sind hier auch zahlreiche Wandervereine aktiv, die sich in der IVV-Szene in der Vergangenheit mit attraktiven Sportwanderungen engagiert haben. Natürlich könnte man die Wegstrecke deutlich und mit geringeren Steigungen abkürzen, was jedoch nicht empfohlen wird. Denn der Verlauf des Limes-Wanderweges ermöglicht attraktive Ausblicke über die Talsenken, und Anhöhen, dort wo sich die Ortschaften Kadenbach, Eitelborn und [read more…]

bis 35 km

8-Hügel-Steig

Darmstadt, den 23. März 2022 – Man schrieb das Jahr 2008, als man im südhessischen Darmstadt den Sieben-Hügel-Steig offiziell eröffnete Seinerseits wurden sieben Anhöhen zwischen der Rosenhöhe und der Prinzenhöhe zu einer dreizehn Kilometer langen Streckenwanderung verbunden. Auch wenn die Zahl “7” durchaus klangvoll erscheint (Über sieben Hügel musst du gehen…) so hatte man jedoch bei der Streckenplan die bedeutendste Anhöhe von Darmstadt schlichtweg ignoriert. Spätestens mit der im Juli 2021 erfolgten Aufnahme der Mathildenhöhe in die Welterbeliste wäre eine Einbeziehung des Areals mehr als angebracht. Die hier vorgestellte 26 Kilometer lange Rundtour eröffnet neben der Einbeziehung der neuen Welterbestätte zudem die Möglichkeit zwei weitere Einkehrstationen in die Routenplanung zu integrieren. Wir starten an der östlichen Eintrittspforte Darmstadts, dem Steinbrücker Teich. Hier kosten die Parkplätze nichts und man kann, wenn man von der Wanderung zurückkehrt, im hier ansässigen Oberwaldhaus bei Bedarf zu einer Abschlussrast einkehren. Vom Oberwaldhaus wandert man zum sonnendurchfluteten Oberfeld einem beliebten Naherholungsgebiet vor den Toren Darmstadts, um nach knapp drei Kilometern den “Spanischen Turm” zu erreichen. Die Bezeichnung geht auf Prinz Carl zurück, der 1853 eine großherzogliche Aussichtsplattform errichten ließ und diese dramaturgisch als “Chateau d,Espagne” bezeichnete. Unmittelbar dahinter schließt sich der erste offizielle Hügel, die Darmstädter Rosenhöhe an. In der kleinen aber feinen Anlage kann man ein Rosarium, exotische Bäume, Skulpturen und großherzogliche Grabanlagen bewundern. Vom Rosengarten, der ein Stück Entschleunigung bietet, wandern wir hinüber zur ursprünglich verschmähten Mathildenhöhe (dem inoffiziellen achten Hügel) , die gerade einmal 900 Meter von der Rosenhöhe entfernt ist. Die Mathildenhöhe, [read more…]

Marathon

Panoramawanderung am Limes

Bad Ems, den 21. März 2022 – Wohl dem römischen Legionär der hier vor 1.800 Jahren Dienst schieben durfte. Er war schlichtweg begünstigt. Bei Holzhausen an der Haide, dem Startpunkt dieser Limestour, ist mittlerweile Rheinland-Pfalz erreicht. Die Anhöhen, die das Lahntal ausformen geben die Marschrichtung vor. Höhenzüge des Westerwaldes, Ausläufer des Taunuskamms und Berggipfel des Hunsrücks lugen zwischen den Senken hervor und komplettieren das für das Auge wohlgefällige Gesamtbild. Wer weite Panoramablick aufnehmen möchte ist hier genau richtig. Einmal mehr der ÖVP-Logistik geschuldet folgt man auf dieser Wanderung zunächst dem Limes-Wanderweg bis zur Kurstadt Bad-Ems, um auf einer abrundenden Flußwanderung der Lahn bis zum Busbahnhof in Nassau zu folgen. Neben dem römischen Kastell Holzhausen, welches im letzten Limesbericht vorgestellt wurde, punktet Holzhausen als Geburtsort des berühmtesten Sohnes der Stadt, einem gewissen Nicolaus August Otto, nachdem der Otto-Motor benannt wurde, wobei der Autodidakt, der niemals eine Hochschule besuchte, zunächst einen Gasverbrennungsmotor entwickelte. Mit besten Ausblicken wandert man entlang des ursprünglichen Limes vorbei an Obertiefenbach, um nach fünf Kilometern vor einem aufwändig rekonstruierten Holz-Erdwallkastell in Pohl zu stehen. Wie Perlenschnüre reihen sich die kleinen Weiler, die man entlang dieser Passage quert, aneinander. Hinter Pohl folgen Hunzel, Berg, die Käsmühle, die Weidenmühle und Dickmühle. Es geht vorbei an Geisig und Dornholzhausen. Waldpassagen wechseln sich mit aussichtsreichen Hochflächen, die oberhalb der Ausläufer des Lahnsteingebirges anzutreffen sind, ab. Kurzum eine abwechslungsreiche Passage im Hinterland, gerade einmal Luftlinie 25 Kilometer vom Rheinstädtchen Braubach entfernt. Über den 416 Meter hohen Wolfsbusch schwenkt man oberhalb von Becheln in [read more…]

Marathon

Vom Limes ins Wispertal

Holzhausen, den 09.März 2022 – Ein komplett neues Landschaftsbild eröffnet sich auf der achten Limes-Exkursion im westlichen Hintertaunus. Gestartet wird in Adolfseck, einem Ortsteil von Bad Schwalbach, einer Kreisstadt, die im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis gelegen ist. Frühsportgerecht geht es zunächst die ersten sechs Kilometer aufwärts Richtung Kemel. Ab Lindschied formt sich das Landschaftsbild in einer Art Hochplateau aus. Man kann durchaus nachzeichnen, dass die römischen Legionäre, die hier einst Dienst schieben durften, durchaus einen angenehmen Aufenthalt mit Wellnesscharakter genießen konnten. Weitreiche Blicke bis hinüber zum Taunuskamm, dort wo der Feldberg neben dem Altkönig trohnt, und Blickachsen bis zum 25 Kilometer entfernten Hunsrück auf der anderen Rheinseite vermitteln ein angenehmes Gefühl von Grenzenlosigkeit. Nicht umsonst hat auch ein gewisser Adolphus Busch, seines Zeichens der Gründer der größten Brauerei der Welt, hier oben Ende des 19. Jahrhunderts eine Sommerresidenz errichten lassen. Den vielleicht nachhaltigsten Standort eines römischen Wachturmreplikats kann man 1.800 Jahre nach Abzug der Römer im Naturenergiepark Heidenrod bestaunen. 25.000 qm Solarfläche, Windkraftanlagen und ein Biomassekraftwerk sind hier neben einem 1:10 Replikat eines römischen Wachturms gebündelt. Fürwahr ein Leuchtturmprojekt in der Region. Hinter Kemel, dort wo ein Aussichtsturm errichtet wurde, wechseln sich Wald und Wiesenlandschaften auf dem Gang zum ehemaligen römischen Kastell Holzhausen a.d. Heide ab. Das Kastell Holzhausen, heute mitten im Wald gelegen, gilt als eines der am besten erhaltenen Kastelle am gesamten Limes. Noch heute kann man dank der noch gut sichtbaren Wallanlagen die Dimension des Bodendenkmals ausmachen. 500 Soldaten sollen damals auf dem 1,4 Hektar großen Gelände untergebracht worden [read more…]

Walking Special

Halden-Hügel-Hopping Extrem

Gelsenkirchen im März 2022 – “Woanders is auch scheiße! – Woanders is auch scheiße, so sagt man bei uns im Ruhrpott” erklärt mir freimütig ein Gleitschirmflieger der gerade am Plateau der Halde Hochwald seinen Gleitschirm zusammenlegt. “Früher gab es die heilige Dreifaltigkeit des Ruhrpotts, nämlich Stahl, Kohle und Bier und das alles mit einer Zehnerpotenz ausgelegt. Für eine Tonne Stahl benötigte man zehn Tonnen Kohle und 100 Liter Bier für die Stahlkocher” erläuterte der ehemalige Dortmunder Bergbauingenieur, der noch bis 1988 unter Tage arbeitete und dann zur Berufsfeuerwehr wechselte. “Aber heute sind wir irgendwie stehengeblieben…….” Ein Statement, über das es noch nachzudenken gilt. Seit nunmehr sieben Jahren bietet der Regionalverband Ruhr Bergwandererlebnisse in Form eines Halden-Hügel-Hoppings an. Von den mehr als hundert künstlichen Bergen der Region, die einst aus Kohlereste, Bergematerial, Industrieschlacke, Hausmüll und Bauschutt angehäuft wurden, sind mittlerweile dreißig Halden für “Bergwanderer”, Industriegeschichtsentdecker, Spaziergänger und Radfahrer als attraktive Freizeitgestaltungsmöglichkeit entwickelt worden. Elf Themenwege mit einer Länge zwischen sechs bis sechszehn Kilometern bieten dabei die Möglichkeit für aussichtsreiche Entdeckungsreisen. Wer jedoch, wie ich, vom Ruhrpott keinerlei Vorstellung hat, dem sei diese vertiefende und raumübergreifende Entdeckungstour der besonderen Art empfohlen. Vier Tage, 170 Kilometer und 2.300 Höhenmeter, so die Koordinaten einer außergewöhnlichen Entdeckungsreise in die Herzkammer des ehemaligen Maschinenraums Deutschlands. Haldentour I: Zwischen Bochum und Recklinghausen Tief im Westen, im Bochumer Stadtteil Grumme, startet die erste Haldentour. Bereits nach wenigen hundert Metern passiert man, thematisch als Einstimmung passend, das Denkmal “Knochen-Karl” welches an die Todesopfer der einst hier angesiedelten Zeche Constantin [read more…]

Marathon

Rund um das Kastell Zugmantel

Taunusstein, den 28. Februar 2022 – 1.800 Jahre sind vergangen und nichts hat sich geändert – so die Erkenntnis der siebten Exkursion auf dem Limes-Wanderweg. War der Hinterhof der Taunusanhöhen schon zu römischen Zeiten ein strukturschwaches Gebiet, so dokumentiert der Umstand, dass man hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wirklich vorankommt und daher wieder einmal ein Rundkurs angesagt war, dass man sich nach wie vor in der Provinz bewegt. Gestartet wird in Eschenhahn, einem Stadtteil von Idstein, dort wo die letzte Limesexkursion beendet wurde. Von Eschenhahn führt der Limes gen Westen. Verlängert man gedanklich die Wanderachse, so würde man in Luftlinie 50 Kilometer am Rheinufer stehen und auf Oberwesel blicken. Da Luftlinie im Waldgebiet jedoch eine Luftnummer ist, folgt man dem noch heute sichtbaren Limesverlauf zum ehemaligen Standort eines der ältesten Limeskastelle, dem Kastell Zugmantel. Ein süßlicher Duft ummantelt den einstigen Standort des Kastells Zugmantel. Kein Wunder, denn vis a vis hat sich eine Waffelfabrik ausgebreitet. Vorbei am großen Werksgelände führt der Limeswanderweg erneut durch einen Waldabschnitt zu einer Anhöhe. Hier trifft man auf die Historische Eisenstraße, einem alten Fernweg, der von der Lahn bis nach Mainz führt. Hier eröffnen sich für den Betrachter weitreichende Blicke über den Taunuskamm. Natürlich war hier der Limesverlauf strategisch besonders günstig, denn weitreichende Blicke begünstigten für die römischen Besatzer die Geländeüberwachung. Oberhalb des Pohlbachtals wandert man mit sehr schönen Ausblicken abwärts gen Adolfseck, dort wo der Wendepunkt dieser Limesexkursion eingeplant wurde. Bei Adolfseck, dem heutigen Wendepunkt dieser Limestour verlasse ich den Limeswanderweg und wandere auf [read more…]

Walking Special

Eimol öm Kölle röm – Der Kölnpfad

Köln im Februar 2022 – Köln, oder Kölle, wie die Rheinländer zu sagen pflegen, ist, wie landläufig bekannt, eine außergewöhnliche Stadt mit einem besonderen Flair. Jedoch, die Stadt auf den Bereich zwischen Domplatte und Heumarkt zu reduzieren, dort wo unter einer köllschgeschwängerten Dunstglocke rheinländische Frohnaturen zu den Klängen von Bläck Fööss und Höhner mit einem lockeren Move durch die Innenstadt ziehen, ist zu kurz gedacht. So ist es mehr als empfehlenswert, wenn nicht gar dringend anzuraten, die Stadt, sofern man es will, in einer größeren Dimension zu entdecken. 2008 hatte der Kölner Eifelverein zunächst einen 158 Kilometer langen Rundweg entwickelt, der später mit einem Ausflug in die Höhenzüge des Bergischen Landes auf insgesamt 171 Kilometer erweitert wurde. Immerhin 86 Stadtteile zählen zu Köln und der konzipierte Rundweg bietet Gelegenheit den südöstlichen Teil der Kölner Bucht, die lagebedingt auch zu den wärmsten Regionen Deutschlands zählt, intensiv zu ergründen. Allerdings, mit einem Malus muss man leben: die Kölner Innenstadt wird auf dieser Passage regelrecht gemieden und weiträumig umrundet. Tour 1: Rodenkirchen-Bocklemünd Offiziell startet der Kölnpfad an der Rodenkirchener Brücke, just am Bootshaus “Alte Liebe”, dort wo sich die sogenannte kölsche Riveria befindet. Dem Rodenkirchener Leinpfad folgend geht es zunächst am Rheinufer entlang, vorbei an der neuen und alten Kirche St. Maternus, die auf den Namen des ersten Kölner Bischoffs geweiht wurden. Die Passage führt entlang der Rheinauen durch das schmucke Auenviertel, dort wo opulente Villen zwar in bester Premiumlage liegen, die jedoch immer mit einem drohenden Hochwasser-Damoklesschwert behaftet sind. Hinter einem Campingplatz [read more…]

Marathon

Limes extrem

Saalburg, den 05. Februar 2022 – Limes extrem – und das in mehrfacher Hinsicht. Dort wo der höchste Punkt des römischen Grenzwalls liegt, dort wo eine vom Borkenkäfer traktierte bizarre Landschaft entstanden ist, dort wo oberhalb von 700 Metern eine vereiste Schneedecke winterolympisches Feeling aufkommen lässt, dort wo ein eisiger Nordwestwind die gefühlte Temperatur deutlich unter den Nullgradkorridor drückt und dort wo eingeschlämmte Pfade Mensch und Material herausfordern. Dort ist man genau richtig, wenn man fernab der häuslichen Komfortzone ein ambitioniertes Wanderabenteuer erleben möchte. Gestartet wird am Bahnhof Saalburg/Lochmühle. Ein geeigneter Startpunkt, denn zum Aufwärmen geht es steil aufwärts zur knapp drei Kilometer entfernten Saalburg, einem nachgebauten Tor zur römischen Antike, über die bereits im letzten Blogbeitrag berichtet wurde. Auf den ersten elf Kilometern gibt es nur eine Losung: tendenziell aufwärts mit Zielrichtung Großer Feldberg, immer dem Verlauf des Limes folgend. Hinter der 600 Meter hoch gelegenen Richtfunkstation Roßkopf offenbart sich ein Desaster. Der Taunus ist waldwund. Trockenheit und Borkenkäfer haben den Limes nach Jahrhunderten erneut waldfrei gelegt. Der hier verlaufende Taunuskamm ist in diesem Areal regelrecht freigelegt. Rund um das Kleinkastell Heidenstock bietet sich ein Bild des Grauens. Der Wald ist zerstört. Gen Norden und gen Süden legen sich bislang nicht für möglich gehaltene Blickachsen frei. Wandert man durch diese Apokalypse fragt man sich zwangsläufig: “Wie hat die Gegend hier vor 2.000 Jahren ausgesehen und wie wird sie im Jahre 4022 aussehen? Nach zehn Kilometern ist der Knotenpunkt Sandplacken erreicht – eine Passhöhe zwischen Oberursel und Schmitten. Wer hier [read more…]

Marathon

Von Kastell zu Kastell

Butzbach, den 24. Januar 2021 – Ende der Schonzeit. Waren die bisherigen Wanderungen entlang des Limes bis zum mittelhessischen Butzbach eher moderat so steigt man, wenn man den Obergermanisch-Raetischen Grenzwall in nordwestlicher Richtung folgt, in die durchaus anspruchsvollen Höhenzüge des Taunus ein. Gefühlt steigt die Kastelldichte, jedoch wenn man die historischen Karten studiert stellt man fest, dass dem nicht so ist. So mag es sein, dass fernab des urbanisierten Raumes der Erhaltungsgrad der römischen Bastionen einfach besser ist, sofern man sich auf die Spurensuche begibt.  “Wälder bedecken das ganze Germanien und verbinden die Kälte mit dem Dunkel.” wusste ein römischer Schriftsteller zu berichten. So ist es durchaus anzunehmen, dass die Höhen des Taunus schon zu römischen Besatzungszeiten dicht bewaldet waren. Vom Bahnhof Butzbach aus geht es westwärts hinauf zu den ersten Taunushügeln, durch den Butzbacher Ortsteil Hausen, um von dort in südlicher Richtung auf den aussichtsreichen westlichen Rand der Wetterau von Hoch-Weisel bis nach Langenhain-Ziegelberg zu wandern. Vor Langenhain-Ziegelberg erreicht man ein eingezäuntes Areal – den ehemaligen Luftschutzbunkerbereich des Führerhauptquartiers Adlerhorst, welcher 1939 errichtet wurde. Teilweise wurden hier die Bunkerbereiche als Landhäuser kaschiert. Unterhalb von Schloss Ziegelberg quert man die Bundesstraße, sowie den Fluß Usa und steigt moderat aber stetig aufwärts zum Gaulskopf, dort wo ein riesiger Römerturm rekonstruiert wurde. Vorbei am ehemaligen Standort des Kleinkastells Ockstadt erreicht man das Areal des Römerkastells Kapersburg, welches als größere Anlage das Kleinkastell im Ockstädter Wald ablöste. Dank archäologischer Puzzlearbeit konnte die Struktur des 200-Mann-Kastells sehr gut herausgearbeitet werden. Konservierte Torbauten, Ruinen eines [read more…]