Heppenheim, den 23. April 2020 – Die zweite Tour der fünfteiligen Bergsträßer Burgen- und Blütenwegexkursion startet am Wendepunkt des vorhergehenden Trails in Bensheim-Auerbach, just am dortigen Fürstenlager. Einst sprudelten hier mineralhaltige Quellen, einst wandelte der Darmstädter Großherzog Ludwig mit seiner Entourage durch die stilvollen Parkanlagen und heutzutage hat man die Chance, ob Burgenweg, Blütenweg, Alemannenweg oder Nibelungensteig dieses herrliche Fleckchen in seine Wanderroute einzubauen.
Bereits zu früher Morgenstunde ziehen angeleite Vierbeiner ihre Frauchen bzw. Herrchen durch den Park und drehen Jogger ihre morgendliche Fitnessrunden. Man folgt dem ausgeschilderten Wegeverlauf des Burgensteigs, der zunächst auf die schönste Ausssichtsplattform der Bergstraße, dem Kirchberghäusl, führt. Zu früher Morgenstunde hat man auf dem Bensheimer Hausberg, die östlich aufgehende Sonne im Rücken habend, beste Aussichten auf die Höhenzüge der Bergstraße, auf Mannheim und Ludwigshafen, auf den Pfälzer Donnersberg nebst dahinterligenden Vogesen und auf die Anhöhen des Kraichgaus in der südlichen Achse.
Vom Kirchberghäuschen führt der Burgenweg hinab nach Bensheim, eine wunderschöne Stadt, für die man sich in regulären Zeiten hin-. und ausreichenden Zeit nehmen sollte. So gut wie jeder Bundesbürger hatte auch schon ein Bensheimer Produkt in seinem Munde, denn hier befindet sich Europas größte Eismanufaktur, die einst von einem Hamburger Keksfabrikbesitzer namens Viktor Emil Heinrich Langnese in Hamburg gegründet wurde. Bensheim querend führt der Burgenweg über die Weinlage Hemsberg, durch das Hambacher Tal. Blickt man zurück, so kann man die nördlich gelegenen Höhenzüge der Bergstraße, vom Felsberg, dort wo das Felsenmeer beheimatet ist bis zum Melibokus und dem davor liegenden Schloß Auerbach studieren. Prägnante Landmarken als Orientierungspunkte – ein großer Vorteil den auch Ortsunkundige sehr zu schätzen wissen. Der Wegeverlauf – ein Genuß für das Auge. Bald ist der Hemsberg erreicht, dort wo seit 1902 der vom “Baumeister der Bergstraße” Metzendorf, der für seine formvollendete jugendstilgeprägte Baukunst bekannt war, errichtete Bismarckturm steht.
Eine große Schleife führt durch die östlichen Gefilde der Heppenheimer Waldzonen zum “Wahrzeichen” der Region Starkenburg. Von der gegenüberliegenden Autobahn gesehen ,erhebt sich markant die Starkenburg, einst errichtet von den Klosterherren aus Lorsch, später unter dem Kuratel des Mainzer Bischofs und heuzutage mit einer Jugendherberge bestückt. Beeindruckend die Tiefenblicke auf die Geburtsstadt von Sebastian Vettel. Steil hinab geht es in die sehenswerte Altstadt von Heppenheim. Hier in Hessens südlichster Kreisstadt wurde übrigens auch die FDP gegründet.
Runter nach Heppenheim und rauf in die Weinberge – bewährt die Abfolge, die letztendlich den Reiz von Wanderexkursionen in dieser Region ausmacht. Per se bieten Weinregionen die formvollendet Möglichkeit sich in einer wandertechnischen Königsklasse zu bewegen. Man kann sich in den Höhenlagen der Weinberge regelrecht austoben, man hat die Möglichkeit phantastische Ausblicke zu genießen und bei passender Gelegenheit auf ausgezeichnete Rast- und Einkehrmöglichkeiten zurückzugreifen. Ob Mosel, Rhein, Pfalz oder eben die Bergstraße -Gelegenheiten gibt es zur Genüge. So geht es weinlagenlastig bis zum Weinort Laudenbach, den Wendepunkt der heutigen Exkursion.
Eine Etage tiefer geht es ab Laudenbach zurück – mehr oder minder durch die Weinhänge der Region. Bekanntermaßen ist der Kopf rund um seine Sichtweise ändern zu können. Die Bergsträßer Burgen- und Blütenwegsrunde bietet daher einen immensen Vorteil. Man kann die Region aus beiden Richtungen an jeder Ecke neu entdecken. So geht es zurück, zunächst nach Heppenheim, mit der Starkenburg von der südlichen Seite vor Augen habend, abermals die Altstadt querend. Bereits seit 2007 hat man zwischen Heppenheim und Bensheim einen sieben Kilometer langen Erlebnispfad “Wein- und Stein” eingerichtet, bestückt mit 70 Stationen, beplankt mit Pfirsich- Mandel- und Feigenbäumen. Gelebte Weinkultur auf hohem Niveau, die lohnenswert ist separat erkundet zu werden.
Wandert man den Blütenweg entlang, so hat man den Eindruck, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis Heppenheim und Bensheim städtebaulich zusammengewachsen sind, auch wenn es eine natürlich gewachsene Städterivalität durchaus gibt. Auf dem Rückweg wird der Hemsberg diesmal umrundet. Der Blütenweg selbst führt durch das schönste Stadtviertel der Bergstraße, das Metzendorfviertel. 130 landschaftsprägende opulente Villen und Landhäuser hatten hier um 1900 die Gebrüder Metzendorf geplant und errichten lassen. Angelegt wurde ein historischer Rundgang, um den Geist der jugendstilgeprägten Planungskunst einatmen zu können. Schnappatmung hingegen kann man bekommen, wenn man sich mit dem Preisniveau entsprechender Immobilien beschäftigt. Zur Freunde hier ansässiger Immobilienmakler werden hier durchweg siebenstellige Zahlen aufgerufen. Von Bensheim aus führt eine Schleife auf- und abwärts über den südlichen Rand des Fürstenlagers. Wer bis dahin schon an schweren Beine leiden sollte könnte alternativ über die Ludwigssstraße zurück zum Ausgangsort nach Bensheim-Auerbach wandern.
Die Erkenntnis dieser Tour: die Kombination ist herrlich. Morgens gute Höhenmeter über den Burgenweg, zur Mittagszeit zurück über die Aussichtsterasse der Bergstraße. Ein ausgefüllter Wandertag belegt mit 42 Kilometern und 1.250 Höhenmetern – viel Stoff für eine genußreiche Tagestour. Auch die nächste Passage, die Weinheimer Burgen- und Blütenwegrunde wird viel Stoff für eine aussichts- und abwechslungsreiche Wandertour bieten.
Danke für diesen sehr schönen Bilderbogen !