Wanderparadies Offenbach. So zumindest dass was die Stadt in 2012 anlässlich der 22 Kilometer langen Waldroute unter dem Signet “Die grüne Stadt” dem erholungssuchenden Stadtbewohner offeriert. “Beim Spaziergang die Seele baumeln lassen und Erholung finden von der Hektik des Alltags. Dafür bietet der Wald eine wunderbare Umgebung. Gerade in Offenbach, wo Wald ein Drittel des Stadtgebiets einnimmt. In Offenbach führen viele Wege in den Wald und sie sind selten lang”. so die kommunale Ankündigung.
Offizieller Startpunkt ist der OTC-Tennisplatz an der Helene-Mayer-Straße – Endpunkt die Laska-Brücke am Lämmerspiel Weg. Entlang der 22 Kilometer langen Strecke kann der Wanderer an insgesamt 25 markierten Haltepunkten naturkundliche und kulturhistorische Entdeckungen machen. Vier Offenbacher Besonderheiten sind jedoch dabei zu machen: 1.: Hinweistafeln sind lediglich am Start- und am Zielpunkt angebracht. Ohne Basisinformation (städtischer Flyer) tappt der Wanderer im wahrsten Sinne des Wortes mehr oder minder unwissend durch die Waldareale. 2.: Insgesamt wurden an 50 Stellen Markierungspfähle aus Robinienholz angebracht. Stehen jeweils drei Pfähle hintereinander, so geht der Weg gerade aus. Über Eck stehende Pfähle markieren eine Abbiegung. Problematisch nur, wenn an einigen Stellen entsprechende Pfahlweisungen fehlen und der ortsunkundige Wanderer sich auf eine zeichengeführte Wegweisung verlässt – dann ist er verlassen im wahrsten Sinne des Wortes.
3.: “Die Seele baumeln lassen und Erholung finden von der Hektik des Alltags” ist durchaus ein hehres Ziel, jedoch in dieser Form nicht zu realisieren. Das Wanderareal liegt im Nuklus der Anflugschneise des Frankfurter Flughafens. Im Minutentakt fliegen im Parallelanflug die Blechkraniche über die Köpfe des Erholungssuchenden ein. Im Areal des Frankfurter Stadtwalde,s auf Höhe des Buchrainweihers, dort, wo sich Lärmeinträge vom tosenden Verkehr auf der A 661 zu Boden und von den Flugzeugen oberhalb, zu einem Klangteppich verschmelzen, wurden Geräuschpegel von 75 dB gemessen. Für einen MP3-Playergeschädigten Gehörgang vielleicht eine wohlgefällige Abwechslung, für den der Hektik des Alltags Entfliehenden jedoch nicht zwingend eine Stätte der Ruhe.
Wer sich unter diesen Voraussetzung auf den Weg macht, und sich einlässt auf das naturkundliche und kulturhistorische Umfeld, hat die Chance das Offenbacher Areal aus einem anderen Fokus zu ergründen, sei es der Gang zum ältesten Baum Offenbachs, die 1590 gepflanzte August-Reiss-Eiche (Station 10), der idyllisch gelegene Buchrainweiher (Station 2), in dem 1979 eine römische Merkurstatuette gefunden wurde, die Feuchtwiesen am Erlensteg von Bieber (Station 15), oder der höchste Punkt Offenbachs, der Schneckenberg, (Station 24).
Positiv hervorzuheben sind die vielfältigen Einkehrmöglichkeiten. Ob Wildhof, AWO-Waldcafe, Käsmühle oder manch ein auf dem Weg liegendes Vereinsheim, verhungern oder verdursten muss niemand auf der Strecke, wobei es durchaus zu empfehlen ist, sich über die jeweiligen Öffnungszeiten zu informieren. Alles in allem eine nicht alltägliche Wanderung ohne nennenswerte Steigungen. Allemal anzuerkennen die Bestrebung der Stadt das (Naherholungs)gebiet strukturell zu bereichern.
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