Quer durch Korsika

Korsika, den 06. November 2020 – Am langen Ende ist alles nur eine Frage der Kreativität. Wanderziel Korsika, in Lock-down-Zeiten – durchaus machbar. Im Fokus stehen zunächst für die nächsten Wochen pandemiekonforme Tagestouren mit folgenden Vorgaben: 1. attraktive Wanderstrecken, 2. Rundtouren ohne Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und 3. Verzicht auf Einkehr und Übernachtung. Als Leitweg für die weitere Planung wurde dabei der Main-Stromberg-Weg herangezogen, der von Frankfurt am Main den Odenwald von Nord nach Süd bis in den Kraichgau hinein quert.

Gestartet wird im Überwald, der inmitten des Geoparks Bergstraße-Odenwald liegt, hart an der Grenze zu Baden-Württemberg. Wald – speziell Odenwald pur- kann man hier aufsaugen. Zwei Drittel der Fläche ist bewaldet und wir werden auf der ersten Hälfte der Strecke auf mehr als zwanzig Kilometern ausschließlich durch Mischwälder wandern, Kontakt mit menschlichen Artgenossen so gut wie ausgeschlossen.

Gestartet wird im Oberzenter Ortsteil Finkenbach, der in einer tiefen Talsenke von den Mittelgebirgshöhen des mittleren Odenwaldes eingebettet ist . Trotz morgendlicher Frosttemperaturen, auf den ersten fünf Kilometern fließen Schweißtropfen. Den Bergstraßen-Madonnenländchen-Weg folgend stehen kräftige und andauernde Anstiege auf dem Programm. Nach fünf Kilometern ist der Weiler Unter-Schönmattenwag erreicht, nach zwei weiteren Kilometern Korsika. Wie es zu der Namensgebung kam ist nicht wirklich geklärt. In einer Version geht man davon aus, dass eine scherzhafte Hochstapelei vorlag. So berichtete ein Heimatforscher daß beim Rückzug der französischen Truppen 1812 die Bevölkerung aus Spott und Geringschätzung die kleine Siedlung als “Korsika“ bezeichnete, um zu zeigen, wie weit der große Kaiser und Korse Napoleon gesunken sei. Wandertechnisch ist der 25 Häuser zählende Weiler rasch durchquert.

Auf dem Weg nach Korsika sind Treppen nicht immer eine Aufstiegshilfe
Von Finkenbach nach Unter-Schönmattenwag
Den Ulfenbach querend hat man Korsika erreicht

Hinter Korsika geht es wiederum steil aufwärts über den Rinke hinauf zum Kautzekopf. Von hier aus werden bis zu den nächsten menschlichen Behausungen in Hirschhorn am Neckar zwanzig Kilometer quer durch den Wald zu absolvieren sein. Zeitgenossen die gerne Waldbaden können hier ihr Kampfschwimmerabzeichen absolvieren. Unterwegs kommt man am Adlerstein vorbei, einer der historisch bedeutensten Grenzsteine des Odenwaldes. Hier verlief einst die Besitzgrenze der Kurpfälzer und der Mainzer. Im weiteren Verlauf markieren zahlreiche Grenzsteine das ehemalige Territorium der Hoheitsgebiete. Nach insgesamt 26 sauerstoff- und steigungsreichen Kilometern ab Finkenbach ist der südlichste Teil Hessens, Hirschhorn am Neckar, erreicht. Außerhalb der Pandemiezeiten lohnt ein Rundgang durch die historische Altstadt hinauf zur Burg Hirschhorn, die das städtebauliche Erscheinungsbild der Neckargemeinde prägt. Wir wählen diesmal zweckmäßigerweise den westlichen Direktaufstieg hinauf zur Burg um anschließend den nächsten Steilanstieg hinauf zum Stockberg in Angriff zu nehmen.

In der ersten Stunde gibt es nur eine Losung: immer bergauf
Blick auf Unterschönmattenwag – versteckt im Vordergrund liegt Korsika
Der Adlerstein – hier markierte der Kurpfälzer Adel seinen Besitztum
Die Richtschnur dieser Exkursion: ein rotes Quadrat auf weißem Spiegel – der Main-Stromberg-Weg
Offensichtlich hat hier ein verirrter Geist seine Duftmarke hinterlassen
Stattdessen gesichert sind diese historischen Wegekennzeichnungen
Man kann schon in Trance fallen – nach zwanzig Kilometer Wald pur
Eines von vielen Sühnekreuzen, die man in der Region findet, wie hier am Greiner Eck
Durch einen Hohlweg geht es abwärts zum Neckar
Hinab nach Hirschhorn, dort wo oberhalb die gleichnamige Burg trohnt
Die letzten Farbenspiele im herbstlichen Odenwald
Im Sommer ist eine Einkehr auf der Sonnenterasse des Burgrestaurants hochgradig zu empfehlen – Neckarblick inklusive
Zurück nach Finkenbach geht es über den attraktiven Hauptwanderweg HW 19

Knackig der Anstieg von Hirschhorn hinauf zum Hochplateau oberhalb von Kortelshütte. Hier ändert sich das Landschaftsbild. Auf der Rothenberger Hochebene kann man weitreichende Ausblicke und Fernblicke über den hügeligen mittleren Odenwald genießen. Linker und rechter Hand flankieren die ausgeprägten Höhenzüge den Wegeverlauf. Im Gegensatz zur sportlich ambitionierten Vormittagsstrecke sind hier durchaus Spaziergänger anzutreffen, die vom Wanderparkplatz in Rothenberg starten, um auf einem Höhenniveau das sonnige Hochplateau zu genießen. Am Waldesrand von Rothenberg verabschieden wir uns von der Höhenlage. Von nun an geht es steil abwärts – gefühlt unter Meeresspiegelniveau, bis wir nach 40 Kilometern und sportlichen 1.200 Höhenmetern das in der Talsenke befindliche Finkenbach wieder erreichen.

Von Burg Hirschhorn geht es wiederum auf einem herrlichen Pfad steil aufwärts zur Rothenberger Hochebene
Hessenweg, Hugenottenpfad, Kulturpfad Offenbach-Eppingen – Langstreckenwanderer kommen hier auf ihre Kosten
Auf der Rothenberger Hochebene
Auf naturbelassenen Pfaden geht es steil abwärts nach Finkenbach

Quer durch Korsika – eine knackige Tour. Wer in Coronazeiten eine unbeschwerte sportliche Herausforderungen garniert mit Frischluft und knackigen Steigungen sucht – hier ist man richtig unterwegs. Auf der nächsten Passage dieser Odenwaldringserie wird übrigens Straßburg auf der Wanderroute stehen. Der Odenwald birgt eben noch viele Geheimnisse.

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