Limesblicke

Osterburken, den 20. Februar 2023 – Stabswechsel ist angesagt. Zeichnete vom unterfränkischen Obernburg bis zur Nordpitze Baden-Württembergs der Odenwaldklub für die Kennzeichnung des Limes-Wanderweges verantwortlich, so übernimmt ab Osterburken der Schwäbische Albverein, und das äußerst akkurat. Gestartet wird in Osterburken. Wer tiefer in die Materie der alten Römer eintauchen möchte ist hier genau richtig. Einerseits wird hier ein aufwändig gestaltetes Römermuseum unterhalten, andererseits besteht Gelegenheit 300 Meter weiter das am besten erhaltene Annexkastell Baden-Württembergs zu besichtigen.

Start am Römermuseum in Osterburken
Ein 14 Meter hoher Stahlrahmen visualisiert eindrucksvoll das ehemalige Tor des Osterburkener Kohortenkastells. (Im Vordergrund ein Archaeoskop)
Blickt man durch das Archaeoskop dann bekommt man diesen Anblick visualisiert
Rundherum wurden die Grundmauern des ehemaligen Kastells freigelegt und ertüchtigt
Folgt man dem Limeswanderweg, so erreicht man nach einem weiteren Kilometer oberhalb von Osterburken einen wiedererrichteten Limesturm, der sich, wie könnte es anders sein, in exponierter Lage befindet
..und in aussichtsreicher Lage kann man, wie bereits die Römer 1.800 Jahre zuvor, einfach den Sonnenaufgang genießen

Geografisch liegt Osterburken auf der selben Höhe wie das westlich gelegene, 70 Kilometer entfernte, Mannheim und das 120 Kilometer entfernte Nürnberg in östlicher Richtung. Obschon man sich im “Ländle” bewegt ist kulturhistorisch der fränkische Einfluss unverkennbar. und sprachwissenschaftlich ordnet man diese Region sogar dem Südrheinfränkischen zu. Während der Limes seinerseits schnurgerade gen Süden gezogen wurde mäandert der heutige Limeswanderweg rund um den ehemaligen Befestigungsverlauf. Kleine Waldabschnitte wechseln sich ab mit weiten Agrarflächen die das Gesamtbild der durchaus hügeligen Landschaft prägen.

Deutlich erkennbar ist hier am “Welschen Buckel” auf einem Abschnitt von 400 Metern der zwei Meter hohe ehemalige Limeswall
Zwischen den Jahreszeiten: die Restanten des vergangenen Herbstes, die die Schleifspuren des Winters überdauerten, setzen im Lichte der Sonne erste Akzente für einen farbenfrohen Frühlingsstart der meteorologisch am 1. März einsetzt
Auch wenn man geteilter Meinung sein kann ob ein stählernes Kunstobjekt welches das Waldleben thematisiert mitten im Walde stehen muss – zumindest in dieser Jahreszeit entfaltet das Objekt an diesem Standort eine spannende Symbiose mit den noch kargen Bäumen im Umfeld
Drei Farben prägen das derzeitige Landschaftsbild
Da hat sich seit 1.800 Jahren nicht geändert: ohne Trinkbecher wären auch die Römer, die durchaus gut zu Fuß waren, aufgeschmissen gewesen

Die A81 querend, die Würzburg mit Stuttgart und dem Bodensee verbindet erreicht man zur Streckenhalbzeit, bei Kilometer 20 ab Osterburken Jagsthausen. Ein großer Sohn der Stadt, Götz von Berlichingen wurde hier im Jahre 1480 geboren. Ansonsten ist die 1.800 Seelen zählende Gemeinde mit den hier jährlich stattfindenden Burgfestspielen auch überregional bekannt.

Auch marketingtechnisch müssen die Römer noch heute herhalten
Hier begrüßen Baron und Baronin Götz von Berlichingen ihre Gäste
Goethe war es, der dem Mann, der seine rechte Hand durch einen schlecht gezielten Schuss aus der eigenen Artillerie verlor, und diese durch eine eiserne Prothese ersetzte, den Spruch ” Er kann mich im Arsche (und nicht am Arsche) lecken, anheftete.

Die Jagst, einen 190 Kilometer langen Nebenfluss der Neckar querend, wandert man südwärts gen Sindringen, dort wo man einen weiteren bedeutenden Nebenfluss der Neckar, den 170 Kilometer langen Kocher stößt. Steil aufwärts führt der Wanderweg hinauf zum Heiligenwald. Umgestürzte Bäume lassen diesen Limesabschnitt zu einer Abenteuerexkursion ausarten. Wer es bequemer haben möchte sollte alternativ der Kreisstraße 2330 aufwärts folgen, die bis nach Pfahlbach führt.

Auch einfache Landschaftsbilder können in der kargen Jahreszeit eine besondere Wirkung entfalten
Auf einem alten Pfad geht es abwärts gen Sindringen
Der Kocher, der zweitgrößte Nebenfluss des Neckars
Auf Spurensuche aufwärts zum Heiligenwald

In Pfahlbach angekommen signalisieren Wegweiser namens “Limesblicke“, dass man Gelegenheit hat auf den Spuren des Grenzwalls zu wandern. Eine Informationstafel weist darauf hin, dass im Wald von Pfahldöbel eine “der eindrucksvollsten Abschnitte des Obergermanisch-Raetischen Limes”, auf einer Länge von 500 Metern zu sehen ist. Ursprünglich war der Wall acht Meter breit und über zwei Meter hoch – heutzutage kann man auf deutlich reduziertem Niveau auf dem Grenzwall entlang wandern. Die restlichen acht Kilometer führen über die offene Landschaft hinab nach Öhringen, eine der bedeutendsten Truppenstandorte des Römischen Reiches in unseren Breitengraden. Einst wurden hier zwei Kastelle und eine große Zivilsiedlung unterhalten. Heute sind keine sichtbaren römischen Reste mehr vorhanden – sie wurden allsamt überbaut.

Wandern auf dem Limes
Seit 2005 steht der Limes auf der Welterbeliste
Demzufolge sind auch die Sitzgelegenheiten welterbegerecht ausgestattet
Anlässlich der Landesgartenschau in 2016 wurde hier in Öhringen weltweit einmalig ein Limestor rekonstruiert. Bunt trieben es die Römer schon damals – mit der Farbenpracht am Gehölz wollte man die Besatzungszonen beeindrucken

Dank den Römern kann man heute entlang des Limeswanderweges Regionen entdecken und in Landschaften eintauchen, die man ansonsten nicht wirklich auf dem Radarschirm hat. So zeigt einmal mehr dieser 40 Kilometer lange Abschnitt der mit 1.000 gut verteilten Höhenmetern unterlegt ist, jenseits des Mainstreams interessante Facetten einer Region, die zwischen den Regionalmetropolen eingebettet ist.

Es ist unmöglich den Limes entlang der Strecke zu ignorieren

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